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Mittwoch, 14. April 2010
Gelesen: Der Sterne Tennisbälle (von Stephen Fry)
Ein „phantasiewütiges und urkomisches“ Buch soll „Der Sterne Tennisbälle“ laut dem Buchcover laut der Brigitte sein. Das verwundert. Denn eigentlich ist es eine Modernisierung des Klassikers „Der Graf von Monte Christo“. Das ist freilich kein Geheimnis und steht auch in der Beschreibung auf der ersten Seite. Nur auf dem Buchcover ist es eben nicht zu finden, denn „phantasiewütig“ ist das nicht unbedingt.

Sowieso ist der Buchrücken in diesem Fall besonders ärgerlich. Denn dort wird bereits beschrieben, dass Ned Maddstone durch einen Streich für 18 Jahre in einem Irrenhaus landet und danach Rache übt. Blöderweise fasst das die Handlung der ersten 270 (von 390) Seiten zusammen. Das ist ärgerlich und nimmt einen Großteil der Spannung.

Die Handlung ist dann wirklich niederschmetternd. Ned Maddstone wird als absolut gute Figur dargestellt. Er könnte sich in die Reihe aller Heiligen einreihen. Dennoch macht er sich (aus verschiedenen Gründe) drei Feinde. Durch den Buchrücken weiß man bereits was geschieht. Das macht die ersten Seiten wirklich zu einer Qual. Denn eigentlich gönnt man dem sympatischen, aber naiven Ned ein gutes Leben.

Der Autor gönnt ihm das aber nicht. Nach seiner Flucht von der Insel beginnt er sich pro Kapitel an einem seiner Übeltäter zu rächen. Das ist böse und gewalttätig, denn sie sterben alle auf grausame Art und Weise. Immerhin lässt Ned sie nicht lange zappeln, sondern ruiniert rasch ihr Leben, um sie dann meistens in den Selbstmord zu treiben. Was daran urkomisch ist, lässt sich nicht wirklich erahnen.

Das Ende ist dementsprechend ernüchternd. Obwohl er reich ist, verliert Ned alles. Denn das einzige was ihm noch bleibt, wäre seine Freundin aus der Zeit vor seiner Einweisung. Die aber ist zwischenzeitlich mit seinem Vetter verheiratet gewesen, den Ned in den Selbstmord getrieben hat. Verständlich, dass sie vor ihm flieht. Und so kommt es zu einem bitteren Ende, dass einen beinahe zu Tränen rühren könnte.

Und das ist irgendwie das Ärgerliche an dem Buch: Es bewegt einen. Man fiebert mit Ned mit und verflucht das Schicksal, dass ihm übel mitspielt .Seinen Rachefeldzug kann man nicht genießen, da bereits abzusehen ist, dass er für Ned ebenfalls böse endet. Dennoch fiebert man mit.
Aber trotz alledem ist das Buch irgendwie unnötig. Es gibt den Grafen von Monte Christo. „Der Sterne Tennisbälle“ erzählt nichts neues. Es ist eine bösere und gewalttätigere Adaption. Natürlich sind einige Dialoge schmißig und gar witzig. Durch den Verrat des Buchrücken kommt aber zu keinem Zeitpunkt Freude auf.

So ist „Der Sterne Tennisbälle“ ein belastendes Buch, das aber auch keine Antwort bringt. Ist Rache nun gut? Ned hatte keine Alternative und bereut es zum Schluss auch nicht. Gäbe es für ihn andere Wege? Jein. Er hätte einem seiner Übeltäter die Frau ausspannen können und vielleicht glücklich werden können. Das wäre aber keine Geschichte gewesen. Stattdessen musste der Rachefeldzug folgen. Befriedigt der den Leser (wie die Brigitte schreibt)? Eigentlich nicht, denn im Vergleich zu der Zeit im Irrenhaus ist er viel zu kurz.

Ja, „Der Sterne Tennisbälle“ bewegt.
Nein, es ist irgendwie keine runde Sache.

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