Gelesen: Rumo und die Wunder im Dunkeln
Rumo ist ein Wolpertinger. Die Kinder dieser mächtigen Hunderasse werden immer kurz nach der Geburt ausgesetzt. Erst während des Aufwachsens stellt sich heraus, ob es sich um intelligente oder tierische Wolpertinger handelt. Auf jeden Fall wissen sie zunächst nichts über sich selbst, sondern müssen - falls sie den intelligent sind - den Weg zu ihrer Bestimmung finden. Rumos Weg ist dabei ganz besonders kompliziert...
Wie schon die 13,5 Leben des Kapitän Blaubärs ist Rumo herrlich abstrus. Moers zündet eine ironische Idee nach der anderen. Bei 680 Seiten ermüdet das leider ein wenig. Die Ideen werden keinesfalls schlechter, im Gegenteil, sie steigern sich sogar noch. Aber nach so viel Moerschen Humor auf einmal, ist man doch ein wenig abgestumpft.
Das hat zwei Gründe.
Rumo ändert nicht so häufig den Ort wie Kapitän Blaubärs Biographie das tat. Hier hat man teils beinahe hundertseitige Kapitel. Das führt dazu, dass man sich sehr lange mit einer Handlungsebene beschäftigt und der Witz nach einer Weile einfach nicht mehr komisch ist.
Rumo lernt ein wenig zu schnell. Zunächst erinnert die Geschichte stark an den Anfang des "Abenteuerlichen Simplicissimus". Rumo beschreibt seine Welt aus seiner Sicht und der Leser erkennt darin eine furchtbar naive Sicht. Das ändert sich aber spätestens nach dem erste Kapitel. Danach zieht das "Rumo der unerfahrene"-Argument kaum noch. Trotzdem tapst Rumo immer wieder in merkwürdige Situationen.
Moers hat in diesem Roman vermutlich alle Gewaltphantasien, die er je hatte, ausgelebt. Denn über viele Passagen ist Rumo eine einzige Metzel-Orgie. Denkt man schon zu Beginn, dass sich der Roman an Grausamkeit eigentlich nicht mehr überbieten kann, wird man zum Schluss noch einmal heftig eines Besseren belehrt.
Immerhin gelingt es Moers im ersten Teil wirklich zu überraschen. Bis zur Ankunft in Wolperting sind die Ereignisse nicht vorhersehbar und auch das Ende des "Wolperting"-Aufenthalts ist plötzlich und anders als man es sich gedacht hat.
Der zweite Teil, der in der Unterwelt spielt, ist dann vorhersehbarer. Hier sind es die raffinierten Ideen, die Moers in "seine" Unterwelt einbaut, die die Spannung aufrecht erhalten.
Wunderbar sind die Zeichnungen Moers. Zum Ende werden sie leider spärlicher. Aber jede von ihnen sorgt für ein kleines Schmunzeln.
So ist "Rumo und die Wunder im Dunkeln" eine unterhaltsame Lektüre, die neben Wolpertingern noch Blutschinken, unvorhandene Winzlinge, Storch den Schnitter, Dämonen in Küchenmessern und viele weitere, an Abstrusität kaum zu überbietende Wesen und Ereignisse bietet. Man sollte das Buch aber häufiger mal aus der Hand legen und ein anderes Buch lesen. Denn knapp 700 Seiten Moers am Stück sind leider so ermüdend, dass man kaum noch lacht (was aber auch gut ist, sonst würde man ja einen Lippenmuskelkater bekommen).
Wie schon die 13,5 Leben des Kapitän Blaubärs ist Rumo herrlich abstrus. Moers zündet eine ironische Idee nach der anderen. Bei 680 Seiten ermüdet das leider ein wenig. Die Ideen werden keinesfalls schlechter, im Gegenteil, sie steigern sich sogar noch. Aber nach so viel Moerschen Humor auf einmal, ist man doch ein wenig abgestumpft.
Das hat zwei Gründe.
Rumo ändert nicht so häufig den Ort wie Kapitän Blaubärs Biographie das tat. Hier hat man teils beinahe hundertseitige Kapitel. Das führt dazu, dass man sich sehr lange mit einer Handlungsebene beschäftigt und der Witz nach einer Weile einfach nicht mehr komisch ist.
Rumo lernt ein wenig zu schnell. Zunächst erinnert die Geschichte stark an den Anfang des "Abenteuerlichen Simplicissimus". Rumo beschreibt seine Welt aus seiner Sicht und der Leser erkennt darin eine furchtbar naive Sicht. Das ändert sich aber spätestens nach dem erste Kapitel. Danach zieht das "Rumo der unerfahrene"-Argument kaum noch. Trotzdem tapst Rumo immer wieder in merkwürdige Situationen.
Moers hat in diesem Roman vermutlich alle Gewaltphantasien, die er je hatte, ausgelebt. Denn über viele Passagen ist Rumo eine einzige Metzel-Orgie. Denkt man schon zu Beginn, dass sich der Roman an Grausamkeit eigentlich nicht mehr überbieten kann, wird man zum Schluss noch einmal heftig eines Besseren belehrt.
Immerhin gelingt es Moers im ersten Teil wirklich zu überraschen. Bis zur Ankunft in Wolperting sind die Ereignisse nicht vorhersehbar und auch das Ende des "Wolperting"-Aufenthalts ist plötzlich und anders als man es sich gedacht hat.
Der zweite Teil, der in der Unterwelt spielt, ist dann vorhersehbarer. Hier sind es die raffinierten Ideen, die Moers in "seine" Unterwelt einbaut, die die Spannung aufrecht erhalten.
Wunderbar sind die Zeichnungen Moers. Zum Ende werden sie leider spärlicher. Aber jede von ihnen sorgt für ein kleines Schmunzeln.
So ist "Rumo und die Wunder im Dunkeln" eine unterhaltsame Lektüre, die neben Wolpertingern noch Blutschinken, unvorhandene Winzlinge, Storch den Schnitter, Dämonen in Küchenmessern und viele weitere, an Abstrusität kaum zu überbietende Wesen und Ereignisse bietet. Man sollte das Buch aber häufiger mal aus der Hand legen und ein anderes Buch lesen. Denn knapp 700 Seiten Moers am Stück sind leider so ermüdend, dass man kaum noch lacht (was aber auch gut ist, sonst würde man ja einen Lippenmuskelkater bekommen).
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Gelesen: Herrscher der Orphanen
Der Weg zum Finale des Zyklus läuft anders als man denkt. Das ist gut, denn so werden gewohnte Heftroman-Wege verlassen. Leider wird das größte Mysterium, das Sternenfaust über die Jahre aufgebaut hat, dabei in einer in Langatmigkeit an langweilige Rhodan-Lebensgeschichten ähnelnde Geschichte abgehackt und entmystifiziert. Das ist vielleicht nötig, aber vor allem schade.
Wie sich das gesamte Heft mit seinen überraschenden Informationen liest, erfährt man - wie immer - auf sf-radio:
Sternenfaust Band 148 - Herrscher der Orphanen (von Sascha Vennemann und Guido Seifert)
Wie sich das gesamte Heft mit seinen überraschenden Informationen liest, erfährt man - wie immer - auf sf-radio:
Sternenfaust Band 148 - Herrscher der Orphanen (von Sascha Vennemann und Guido Seifert)
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Gelesen: Der Fluch von Leeds
Matt ist auf der Suche nach seiner Tochter. Dabei wird er - zum wiederholten Male - von Babaren gefangen genommen. Seine Tochter wiederum gerät aus Versehen in die Geschehnisse um einen wahnsinnigen Bunkerkommandanten. Das beides sind bewährte Zutaten, die hier aufgebrüht werden und nicht wirklich wirken. Zum Schluss wird Rulfan in die Rechnung mit aufgenommen, was zwar zu einer Intensivierung der Geschehnisse führt, aber durch eine kalte Darstellung Rulfans nicht wirklich zu überzeugen weiß.
Die ganze Rezension findet man - wie immer - auf sf-radio:
Maddrax Band 279 - Der Fluch von Leeds (von Mia Zorn)
Die ganze Rezension findet man - wie immer - auf sf-radio:
Maddrax Band 279 - Der Fluch von Leeds (von Mia Zorn)
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Gelesen: Die Kathedrale des Meeres (von Ildefonso Falcones)
Der Bauer Bernat Estanyol flieht mit seinem frisch geborenen Sohn in die Stadt Barcelona. Dort muss er sich ein Jahr und einen Tag lang aufhalten, um das Bürgerrecht zu erlangen. Während einer Hungersnot führt Bernat in Barcelona einen Aufstand an und wird hingerichtet. Arnau muss sich von da an alleine herumschlagen...
"Die Kathedrale des Meeres" unterscheidet sich von anderen historischen Romanen in erster Linie dadurch, dass der Hauptcharakter so viel erreichen kann. Im Laufe des Romans ist Arnau Steineschlepper, Soldat, Geldwechsler, Händler, Seekonsul, Kriegsheld, Baron und Gefangener der Inqusition. Bei anderen historischen Romanen bleiben die Charaktere meist in einem Stand haften, während es Arnau in Falcones Werk gelingt, zwischen den Ständen hin- und herzuspringen, dass einem schwindlig wird.
Ildefonso Falcones ist Jurist und hat sich wohl ausführlicher mit der Rechtsgeschichte Kataloniens und vor allem Barcelonas beschäftigt. Das merkt man dem Roman durchaus an. Denn an vielen Stellen wird viel wert darauf gelegt, dass Rechtsvorschriften erklärt werden. Da der Autor als Jurist ausgegeben wird, haben diese wohl auch Hand und Fuß. Das macht das Buch zu einer Abwechslung zu "gewöhnlichen" historischen Romanen, da hier doch überraschende Rechtsgrundsätze an den Tag kommen.
Die Charaktere bleiben aber leider ziemlich farblos. Es gibt entweder extrem gute Charaktere (Arnau, Juden, Steinträger und einfaches Volk) oder extrem böse Charaktere (Inquisition, Adlige, machthungrige Händler). Die einzige Schattierung bringt Arnaus Adoptivbruder Joan in den Roman, das war es aber auch. Selbstverständlich kann man sich mit Arnau trotz seiner wenigen Fehlentscheidungen ganz gut identifizieren, aber im Verlauf des Romanes fällt noch stärker als bei den mitreißenden Gablé-Romanen auf, wie einseitig viele Charaktere sind.
Dazu kommt noch, dass der Roman nur wenig Spannung aufbaut. Er lässt sich gut lesen und ein vernünftiger Lesefluss ist vorhanden. Aber man ist nie wirklich besorgt um die Charaktere. Das liegt daran, dass Arnau von Anfang an zu viele Freunde und Unterstützer hat und vor allem daran dass brenzlige Situationen viel zu schnell entschärft werden. So kommt es auf den 600 Seiten zu sehr vielen brenzligen Situationen und das zieht nach einer Weile einfach nicht mehr richtig. Daher kann man sich bei dem "dramatischen Höhepunkt" des Romans auch relativ schnell erschließen, wie Arnau aus dieser Situation herauskommt.
Der Titel des Romans bezieht sich auf den Bau einer Marienkirche in Barcelona. Auf sie wird immer wieder zurückgegriffen, aber sie spielt bei weitem keine so große Rolle wie die Kathedrale in "Die Säulen der Erde".
"Die Kathedrale des Meeres" schafft ein lebendiges Barcelona, mit guten und bösen Menschen und stellt die damalige Rechtssituation unterhaltsam dar. Dafür mangelt es an realistischen Charakteren und an Spannung.
"Die Kathedrale des Meeres" unterscheidet sich von anderen historischen Romanen in erster Linie dadurch, dass der Hauptcharakter so viel erreichen kann. Im Laufe des Romans ist Arnau Steineschlepper, Soldat, Geldwechsler, Händler, Seekonsul, Kriegsheld, Baron und Gefangener der Inqusition. Bei anderen historischen Romanen bleiben die Charaktere meist in einem Stand haften, während es Arnau in Falcones Werk gelingt, zwischen den Ständen hin- und herzuspringen, dass einem schwindlig wird.
Ildefonso Falcones ist Jurist und hat sich wohl ausführlicher mit der Rechtsgeschichte Kataloniens und vor allem Barcelonas beschäftigt. Das merkt man dem Roman durchaus an. Denn an vielen Stellen wird viel wert darauf gelegt, dass Rechtsvorschriften erklärt werden. Da der Autor als Jurist ausgegeben wird, haben diese wohl auch Hand und Fuß. Das macht das Buch zu einer Abwechslung zu "gewöhnlichen" historischen Romanen, da hier doch überraschende Rechtsgrundsätze an den Tag kommen.
Die Charaktere bleiben aber leider ziemlich farblos. Es gibt entweder extrem gute Charaktere (Arnau, Juden, Steinträger und einfaches Volk) oder extrem böse Charaktere (Inquisition, Adlige, machthungrige Händler). Die einzige Schattierung bringt Arnaus Adoptivbruder Joan in den Roman, das war es aber auch. Selbstverständlich kann man sich mit Arnau trotz seiner wenigen Fehlentscheidungen ganz gut identifizieren, aber im Verlauf des Romanes fällt noch stärker als bei den mitreißenden Gablé-Romanen auf, wie einseitig viele Charaktere sind.
Dazu kommt noch, dass der Roman nur wenig Spannung aufbaut. Er lässt sich gut lesen und ein vernünftiger Lesefluss ist vorhanden. Aber man ist nie wirklich besorgt um die Charaktere. Das liegt daran, dass Arnau von Anfang an zu viele Freunde und Unterstützer hat und vor allem daran dass brenzlige Situationen viel zu schnell entschärft werden. So kommt es auf den 600 Seiten zu sehr vielen brenzligen Situationen und das zieht nach einer Weile einfach nicht mehr richtig. Daher kann man sich bei dem "dramatischen Höhepunkt" des Romans auch relativ schnell erschließen, wie Arnau aus dieser Situation herauskommt.
Der Titel des Romans bezieht sich auf den Bau einer Marienkirche in Barcelona. Auf sie wird immer wieder zurückgegriffen, aber sie spielt bei weitem keine so große Rolle wie die Kathedrale in "Die Säulen der Erde".
"Die Kathedrale des Meeres" schafft ein lebendiges Barcelona, mit guten und bösen Menschen und stellt die damalige Rechtssituation unterhaltsam dar. Dafür mangelt es an realistischen Charakteren und an Spannung.
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Gelesen: Blinder Hass
Das Zyklusende naht und diesmal verdichtet sich die Handlung zum Ende hin auf ein äußerst ansehnliches Niveau. Leider wird durch die Erzählreihenfolge wieder etwas Spannung verschenkt. Dafür trumpft das Heft mit viel Dynamik, einem sympathischen Taglieri und einer ironischen Wendung auf.
Die gesamte Rezension zum ersten Teil des letzten Zweiteilers vor dem Zyklusfinale kann man wie immer auf sf-radio lesen:
Sternenfaust Band 147 - Blinder Hass (von Sascha Vennemann & Guido Seifert)
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Gelesen: Der Gott der Mar'osianer
Matts Befürchtungen bewahrheiten sich, ein Mar'osianer ergattert den "Versteinerungs-Stein". Doch das ist erst der Anfang einer Kette von Ereignissen, die sowohl Mar'osianer als auch Hydriten in Aufruhr verschreckt.
"Der Gott der Mar'osianer" klärt die zukünftigen Fronten zwischen Mar'osianer und Hydriten für den Leser, aber nicht für die Akteure. Warum das nicht gnaz überzeugt liest man wie immer auf sf-radio:
Maddrax Band 278 - Der Gott der Mar'osianer (von Michelle Stern)
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Gelesen: The White Tiger (von Aravind Adiga)
Balram Halwai schreibt an den chinesischen Premierminister, der demnächst Indien besucht. Halwai stellt sich als "Geschäftsmann" vor, der dem Kommunisten das Geschäfte machen erklären möchte.
Halwai beginnt bei seiner Jugend. Denn eigentlich war er "lediglich" ein armer Junge vom Dorf...
"The White Tiger" lebt zum größten Teil von der Erzählform. Das Buch ist ein einziger Brief, der mehrmals unterbrochen wird. Dabei ist es für den Leser zunächst sehr amüsant, Halwais Sicht auf die Welt mitzuerleben. Leider bleibt dieser Blickwinkel nicht lange unterhaltsam, da man sich zu schnell daran gewöhnt.
So ist bald die einzige interessante Frage, was für einem Geschäft Halwai eigentlich nachgeht. Denn selbst kurz vorm Ende des Buches ist er immer noch ein Einfacher Fahrer für den Sohn eines Landlords.
Die Handlung ist recht vorhersehbar. Denn schon im zweiten Kapitel kündigt, Halwai an, dass er seinen Chef umbringen wird. Unklar sind dann nur noch die Umstände. Das ist leider auf Dauer langweilig, zumal die Ankündigung des Todes des eigentlich recht gutmütigen Chefs regelmäßig wiederholt wird.
Die Ansichten Halwais auch Indien und auch die Beschreibungen des Verhalten der Fahrer untereinander sind gut gelungen. Aber das alleine trägt keinen Roman. Immer mal wieder versucht der Autor witzige Geschichten einzubauen, sie täuschen jedoch nicht darüber hinweg, dass dem Roman ein wenig die Substanz fehlt.
So bleibt zum Schluss nur die Aussage im Raum stehen, dass man in Indien nur etwas werden kann, wenn man sich unmoralisch verhält beziehungsweise im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht. Diese Erkenntnis hätte facettenreicher ausfallen können.
Halwai beginnt bei seiner Jugend. Denn eigentlich war er "lediglich" ein armer Junge vom Dorf...
"The White Tiger" lebt zum größten Teil von der Erzählform. Das Buch ist ein einziger Brief, der mehrmals unterbrochen wird. Dabei ist es für den Leser zunächst sehr amüsant, Halwais Sicht auf die Welt mitzuerleben. Leider bleibt dieser Blickwinkel nicht lange unterhaltsam, da man sich zu schnell daran gewöhnt.
So ist bald die einzige interessante Frage, was für einem Geschäft Halwai eigentlich nachgeht. Denn selbst kurz vorm Ende des Buches ist er immer noch ein Einfacher Fahrer für den Sohn eines Landlords.
Die Handlung ist recht vorhersehbar. Denn schon im zweiten Kapitel kündigt, Halwai an, dass er seinen Chef umbringen wird. Unklar sind dann nur noch die Umstände. Das ist leider auf Dauer langweilig, zumal die Ankündigung des Todes des eigentlich recht gutmütigen Chefs regelmäßig wiederholt wird.
Die Ansichten Halwais auch Indien und auch die Beschreibungen des Verhalten der Fahrer untereinander sind gut gelungen. Aber das alleine trägt keinen Roman. Immer mal wieder versucht der Autor witzige Geschichten einzubauen, sie täuschen jedoch nicht darüber hinweg, dass dem Roman ein wenig die Substanz fehlt.
So bleibt zum Schluss nur die Aussage im Raum stehen, dass man in Indien nur etwas werden kann, wenn man sich unmoralisch verhält beziehungsweise im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht. Diese Erkenntnis hätte facettenreicher ausfallen können.
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Gelesen: Das Kapital (von Reinhard Marx)
Ein katholischer Bischof kritisiert die Wirtschaftsordnung. So klingt der Klappentext und der Titel des Buches. Theoretisch wäre das überfällig. Schließlich wird gerade im Namen des Christentums von pseudo-christlichen Parteien wilde Ausbeutung betrieben.
In der Tat wendet sich das "Plädoyer für den Menschen" gegen den ungezügelten Kapitalismus. Viele Allgemeinplätze werden dafür bemüht. Immer wieder erläutert Reinhard Marx, was soziale Gerechtigkeit für ihn und die katholische Soziallehre eigentlich bedeuetet und was sie alles leisten sollte.
Dabei liest sich der Text sehr flüssig und die Themen, die er anspricht sind wichtig und meist auch richtig. Wenn Marx über die Aufgaben des Staates redet, über die Aufgaben der Entwicklungspolitik oder aber über die Verpflichtung armen Menschen gegenüber, kann man ihm eigentlich nur zustimmen.
Allerdings bemüht er sich in jedem Kapitel zu zeigen, dass die katholische Kirche sich schon seit Karl Marx Zeiten um diese Probleme kümmert. Immer wieder bemüht er Schriften des Papstes oder katholischer Theologen. Dabei fällt kein einziges kritisches Wort über die Kirche.
Im Gegenteil, der Papst um 1930 wird sogar gelobt für seine scharfe Analyse der Folgen der Weltwirtschaftskrise. Und warum ist man dann nicht konsequent gegen den Nationalsozialismus vorgegangen?
Nach 300 Seiten ist kaum zu übersehen, dass Theorie und Wirklichkeit der katholischen Soziallehre weit auseinander klaffen. Schließlich sind die Parteien, die sich eben dieser Soziallehre verschrieben haben, gerade dabei das Gegenteil zu tun. Doch Marx geht darauf in keinem Satz ein.
Auch dass viele Probleme zum Beispiel in der Entwicklungshilfe gar nicht da wären, wenn die katholische Kirche in der Vergangenheit nicht existiert hätte, wird nicht erwähnt. Das wirft einen großen Schatten auf das Buch und sein eigentliches Ziel. Etwas Selbstkritik sollte bei aller Kritik möglich sein.
Außerdem gibt Reinhard Marx keine konkreten Reformvorschläge. Alles was er an Zielen formuliert ist zwar richtig und wichtig, aber eben aus einem doch eher einseitigen Blickwinkel und vor allem ohne konkrete Perspektive. So hat man das Gefühl sich durch ein nettes, angenehmes Manifest zu arbeitenden, dass die richtigen Punkte benennt, aber Teile der Wirklichkeit einfach ausblendet.
In der Tat wendet sich das "Plädoyer für den Menschen" gegen den ungezügelten Kapitalismus. Viele Allgemeinplätze werden dafür bemüht. Immer wieder erläutert Reinhard Marx, was soziale Gerechtigkeit für ihn und die katholische Soziallehre eigentlich bedeuetet und was sie alles leisten sollte.
Dabei liest sich der Text sehr flüssig und die Themen, die er anspricht sind wichtig und meist auch richtig. Wenn Marx über die Aufgaben des Staates redet, über die Aufgaben der Entwicklungspolitik oder aber über die Verpflichtung armen Menschen gegenüber, kann man ihm eigentlich nur zustimmen.
Allerdings bemüht er sich in jedem Kapitel zu zeigen, dass die katholische Kirche sich schon seit Karl Marx Zeiten um diese Probleme kümmert. Immer wieder bemüht er Schriften des Papstes oder katholischer Theologen. Dabei fällt kein einziges kritisches Wort über die Kirche.
Im Gegenteil, der Papst um 1930 wird sogar gelobt für seine scharfe Analyse der Folgen der Weltwirtschaftskrise. Und warum ist man dann nicht konsequent gegen den Nationalsozialismus vorgegangen?
Nach 300 Seiten ist kaum zu übersehen, dass Theorie und Wirklichkeit der katholischen Soziallehre weit auseinander klaffen. Schließlich sind die Parteien, die sich eben dieser Soziallehre verschrieben haben, gerade dabei das Gegenteil zu tun. Doch Marx geht darauf in keinem Satz ein.
Auch dass viele Probleme zum Beispiel in der Entwicklungshilfe gar nicht da wären, wenn die katholische Kirche in der Vergangenheit nicht existiert hätte, wird nicht erwähnt. Das wirft einen großen Schatten auf das Buch und sein eigentliches Ziel. Etwas Selbstkritik sollte bei aller Kritik möglich sein.
Außerdem gibt Reinhard Marx keine konkreten Reformvorschläge. Alles was er an Zielen formuliert ist zwar richtig und wichtig, aber eben aus einem doch eher einseitigen Blickwinkel und vor allem ohne konkrete Perspektive. So hat man das Gefühl sich durch ein nettes, angenehmes Manifest zu arbeitenden, dass die richtigen Punkte benennt, aber Teile der Wirklichkeit einfach ausblendet.
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Gelesen: Die Jungfrau von Orleans (von Friedrich Schiller)
Schiller dramatisiert in „Die Jungfrau von Orléans“ die Ereignisse um Jeanne d'Arc. Dabei ignoriert er konsequent einen Großteil der Geschichte. Er lässt Johanna Frieden mit Burgund schließen, lässt die Franzosen sie schon als Hexe verbannen und sie direkt in die Gefangenschaft der Engländer geraten. Außerdem sind Personen an ihrer Seite, die erst viel später existierten, während andere früher sterben als sie eigentlich gestorben sind.
Das alles ist ja durchaus legitim, wenn man dadurch ein bestimmtes Ziel verfolgt. In Schillers Werk wird aber nicht wirklich deutlich, warum diese Änderungen sein mussten.
Schiller untertitelt das Drama als „romantische Tragödie“, was wohl auf das „Wunder“ Johannas zurückzuführen ist und auf die Tatsache, dass sie überirdische Hilfe erhält. Leider ist der Höhepunkt, dass sich Johanna in einen Engländer verliebt. Im vierten Akt wird sie dann von ihrem eigenen Vater als Hexe angeklagt und wehrt sich mit keinem Wort, obwohl sie es könnte. Später erklärt sie ihrem Jugendverehrer, warum sie das getan hat. Ersichtlich wird die Tat dadurch nicht. Selbst für eine Tragödie ist dieser „tragische Fall“ doch zu selbstverschuldet, um sinnig zu wirken.
Allerdings liest sich der Dramentext recht gut. Die Geschichte bewegt und führt zum Weiterlesen. Laut Wikipedia ist „Johanna von Orléans“ das Drama Schillers, was zu seinen Lebzeiten am häufigsten aufgeführt wurde. Das ist durchaus vorstellbar, denn die Geschichte ist sicher auch auf der Bühne spannend.
Auf dem Reclam-Rücken steht, dass Schiller die Geschichte des Bauernmädchens aus den „Grenzen des bloßen Geschichtsdramas“ herausreißt. Ob das unbedingt notwendig war und ob es unbedingt notwendig war, Johannas Fall durch ihr eigenes, selbstverschuldetes Schweigen einzuleiten, ist fraglich. Dadurch wirkt Johanna, die ja schweigt, weil sie ihren Vater respektiert und genug von der Rolle an Hof hat, natürlich um so edeler. Und Schiller hat ja gerne edle Hauptfiguren, die er dann umbringt...
Das alles ist ja durchaus legitim, wenn man dadurch ein bestimmtes Ziel verfolgt. In Schillers Werk wird aber nicht wirklich deutlich, warum diese Änderungen sein mussten.
Schiller untertitelt das Drama als „romantische Tragödie“, was wohl auf das „Wunder“ Johannas zurückzuführen ist und auf die Tatsache, dass sie überirdische Hilfe erhält. Leider ist der Höhepunkt, dass sich Johanna in einen Engländer verliebt. Im vierten Akt wird sie dann von ihrem eigenen Vater als Hexe angeklagt und wehrt sich mit keinem Wort, obwohl sie es könnte. Später erklärt sie ihrem Jugendverehrer, warum sie das getan hat. Ersichtlich wird die Tat dadurch nicht. Selbst für eine Tragödie ist dieser „tragische Fall“ doch zu selbstverschuldet, um sinnig zu wirken.
Allerdings liest sich der Dramentext recht gut. Die Geschichte bewegt und führt zum Weiterlesen. Laut Wikipedia ist „Johanna von Orléans“ das Drama Schillers, was zu seinen Lebzeiten am häufigsten aufgeführt wurde. Das ist durchaus vorstellbar, denn die Geschichte ist sicher auch auf der Bühne spannend.
Auf dem Reclam-Rücken steht, dass Schiller die Geschichte des Bauernmädchens aus den „Grenzen des bloßen Geschichtsdramas“ herausreißt. Ob das unbedingt notwendig war und ob es unbedingt notwendig war, Johannas Fall durch ihr eigenes, selbstverschuldetes Schweigen einzuleiten, ist fraglich. Dadurch wirkt Johanna, die ja schweigt, weil sie ihren Vater respektiert und genug von der Rolle an Hof hat, natürlich um so edeler. Und Schiller hat ja gerne edle Hauptfiguren, die er dann umbringt...
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Gesehen: Free Rainer
Rainer ist ein Arschloch. Er produziert das, was man manchmal auch "Unterschichten-Fernsehen" nennt und macht damit einen enormen Reibach. Nach einem Autounfall erkennt er, dass das was er tut, gefährlich für die Gesellschaft ist...
Diese Platte Handlungszusammenfassung ist die Grundlage für einen witzigen Film mit einem ernsten Thema. Sympathische Charaktere, die zwar manchmal etwas zu sehr auf der "guten Seite der Macht" stehen und witzige Arschlöcher, die unsere Gesellschaft zerstören, machen diesen Film zu guter Unterhaltung.
Das ernste Thema sorgt dafür, dass man sich danach einige Fragen stellt und interessanterweise feststellen muss, dass der Film in diesen Punkten gar nicht lügt.
Wird die Quote, die bestimmt, was im Fernsehen läuft, wirklich nur von 5 500 Geräten gemacht?
Sind Arbeitslose, Ausländer und Studenten tatsächlich von der Quotenermittlung ausgeschlossen?
Interessiert es die Werbewirtschaft tatsächlich nicht, dass das Quotenverfahren enorme Lücken hat?
Was hat es mit einem Ort namens Haßloch auf sich?
Gerade die letzte Frage sollte man unbedingt mal bei Wikipedia nachgucken und den gesamten Eintrag dort lesen.
"Free Rainer" regt zum Nachdenken an und unterhält dabei auf angenehme Weise. Er ist einer der Filme, nachdem man sich denkt, "wenn alle diesen Film gucken würden, ginge es uns so viel besser".
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