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Freitag, 6. August 2010
Gelesen: Lord Of The Flies (von William Golding)
Eine Gruppe sechs bis zwölf jähriger Kinder stürzt mit einem Flugzeug ab. Die Kinder können sich auf eine Insel retten, kein Erwachsener überlebt. Schnell organisieren sich die Kinder und wählen einen von ihnen, Ralph, zu ihrem Anführer. Es muss ein Feuer aufrecht erhalten werden, damit Schiffe sie sehen können, es müssen Unterkünfte gebaut werden und es muss gejagt werden.
Die Ordnung zerbricht rasch, die Regeln werden immer seltener befolgt und der Anführer der Jäger, Jack, hat Probleme damit, sich ph unterzuordnen...

Man merkt schnell wie die „Zivilisation“ der Kinder immer mehr auseinanderfällt. Durch die Furcht vor einer vermeintlichen Bestie werden die kleinen Kinder immer ängstlicher. Werte wie Mut und Stärke gewinnen immer mehr an Gewicht. Schwächere Kinder, wie der dicke Junge, der immer nur „Piggy“ genannt wird, verlieren mehr und mehr an Einfluß. Zum Schluss wird der einzige Überlebende der „rationalen“ Fraktion, Ralph, wie ein Schwein über die Insel gejagt und soll getötet werden. Just in dem Moment als die Jäger in finden, kommt die Rettung der britischen Flotte.

Das Ende wirkt daher ein wenig konstruiert. Bis dahin gibt es auch einige Passagen, die etwas langatmig erscheinen.
Die meiste Zeit über ist die Lektüre aber relativ spannend. Zunächst, weil nicht geklärt ist, ob es wirklich gefährliche Tiere auf der Insel gibt. Später, weil klar ist, dass der Zusammenhalt der Gruppe nicht lange hält. Zum Schluss, weil es ungewiss ist, was für eine Lösung es für die vertrackte Situation gibt.

Es sterben drei Kinder in dem Roman.
Der erste ist ein kleiner Junge, der gleich zu Beginn von einem Feuer, dass die Gruppe im Übermut entfacht hat, verzehrt wird. Seinen Tod bekommt niemand mit und die Existenz dieses Jungen, der zum ersten Mal das „Biest“ ins Spiel bringt, wird geleugnet.
Der zweite Tote ist ein älterer Junge, der viel in der Natur wandert. In einem rituellen Tanz, den die Jäger aufführen, rennt er hinein und schreit, er habe die Bestie gesehen. Daraufhin halten die Kinder ihn in Trance für die Bestie und schlachten ihn ab. Auch dieses Ereignis wird im Nachhinein geleugnet, diejenigen die den Tod erkannt haben, weisen die Schuld dem Jungen zu.
Der dritte Tod ist offensichtlich. Piggy wird von einem Felsen erschlagen, den ein andere Junge auf ihn wirft. Ab da ist unverkennbar, dass sich die Kinder endgültig zu „wilden“ entwickelt haben und dass Vernunft kaum noch eine Rolle spielt. Das einzige was in der Gesellschaft zählt ist das Recht des Stärkeren.
Interessant ist, dass sich für den Tod des Jungen kaum jemand der „Jäger“ interessiert. Der Tod und das Morden ist da schon so normal geworden, dass es für die Jungen scheinbar keinen Unterschied macht, ob ein Schwein oder ein Mensch getötet wird. Zumal der Mensch, der gestorben ist, dick war und aufgrund seines Asthmas kaum etwas zur Gesellschaft beitragen konnte.

Golding soll seinen Roman einmal selbst als Fabel beschrieben haben. Es sprechen hier zwar keine Tiere, aber es ist gut möglich, dass er tatsächlich Fabel-Elemente hat. Das würde bedeuten, dass Menschen sich in so einer Situation höchstwahrscheinlich so verhalten wie die Kinder in dem Roman. Das ist durchaus glaubwürdig. Denn könnte unsere Demokratie funktionieren, wenn bei uns so viel Elend herrschen würde wie in einem afrikanischen Entwicklungsland?
Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
Bei Golding siegt das „vielleicht aber auch nicht“.

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