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Montag, 15. August 2011
Armer von Boetticher, skandalöse Nord-CDU?
Als Sozialdemokrat könnte man sich in Schleswig-Holstein gerade sehr freuen. Der Spitzenkandidat Christian von Boetticher muss abtreten. Das wirft einen schwarzen Schatten auf die CDU und der Nachfolger ist noch sogar noch blasser als der blasse von Boetticher. Doch nach der fast schon demütigen Ansprache von Boettichers muss man eigentlich denken, dass der Skandal an ganz anderer Stelle liegt. Eigentlich handelt es sich nämlich um zwei Skandale: Der erste ist von Boettichers Bereitschaft alles der Macht zu opfern und das andere ist der Umgang der CDU mit ihrem Spitzenkandidaten.

Christian von Boetticher hatte ein Verhältnis (noch ist nicht bewiesen, dass es eine Affäre war) mit einer Minerjährigen. Gut, das ist rechtlich legal und wenn es sich tatsächlich um Liebe handelte moralisch eigentlich auch legitim. Von Boetticher und auch seine damalige Geliebte sprechen nun davon, dass es sich "einfach" nur um Liebe handelte. Aber wenn es sich wirklich um Liebe handelte, ist der eigentliche Skandal, dass von Boetticher das Verhältnis zugunsten der Macht geopfert hat, nennt das Verhältnis sogar einen "politischen Fehler". Möchte man wirklich Politiker haben, denen die Macht wichtiger ist als die Liebe ist? Eigentlich nicht, aber von Boetticher scheint genau so ein Typ gewesen zu sein.

Wirklich heftig ist aber der Umgang der CDU mit ihrem Spitzenkandidat. Möchte man wirklich glauben, dass man von Boetticher nur "geschasst" hat, weil er ein Verhältnis mit einer 16-jährigen gehabt hat? Andere Politiker haben da noch ganz andere Sachen überlebt. Zumal es doch darum gehen sollte, welche Politik von Boetticher macht. Da war er bisher blasse, wurde von der CDU aber immer in höchsten Tönen gelobt. Und auch heute überschlagen sich die Christdemokraten noch mit Lob für die politische Arbeit von Boettichers. Dennoch lässt man ihn "bloß" wegen der Affäre wie eine heiße Kartoffel fallen. Das ist verdammt schlechter Stil.

Es zeigt auch, dass die Nord-CDU bei weitem nicht so liberal ist, wie sie sich manchmal geben möchte. Hier regieren noch abstrakte "Werte", die gerne dazu genutzt werden, politische Konkurrenten auszustechen. Aufstieg scheint zudem hauptsächlich durch Patronage machbar. Denn während Ministerpräsident Carstensen Boetticher heftig unterstützte, scheint der Rest der Partei ihn eigentlich gar nicht gewollt zu haben.

Letztendlich ist es sehr bedauerlich, wie sehr das Privatleben eines Politikers jetzt in die Öffentlichkeit gezerrt wurde. Eigentlich hätte man von Boetticher wegen Ideenlosigkeit von dem Amt des Spitzenkandidaten der CDU entfernen sollen. Die CDU in Schleswig-Holstein hat jetzt gezeigt, dass ihr politische Positionen egal sind. Sie setzt eher auf eine "Amerikanisierung" der Politik, in dem sie das Private in den Mittelpunkt rückt und ihren (nun ehemaligen) Spitzenkandidaten zu einer demütigen Rücktrittsszene zwingt.

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Gelesen: A Game Of Thrones (von George R.R. Martin)
Eddard Stark ist der Lord des nördlichen Teil der sieben Königreiche. Sein Gebiet grenzt nördlich an einen kilometerlangen Wall, der das "zivilisierte" Königreich vor den Gefahren des Norden schützen soll.

Vor Jahren hat Stark mitgeholfen den grausamen König abzusetzen und einen anderen einzusetzen. Dieser König Robert reist nun zu seiner Burg nach Winterfell. Er möchte, dass Stark seine erste Hand wird und mit ihm in den Süden zieht. Eddard ist geneigt abzulehnen, denn er sieht seinen Platz im Norden. Doch die Witwe der vorherigen Hand sendet ihm eine Nachricht, aus der hervorgeht, dass Eddards Vorgänger ermordet wurde. Denn die Familie von Roberts Frau, die Lannisters, haben ihre eigenen Pläne mit dem Thron. Eddard zieht also in den Süden als erste Hand des Königs und begibt sich somit in einen Sumpf aus Intrigen und Verrat.

Derweil sind auf der anderen Seite der großen See die letzten Nachkommen des vorherigen Königs dabei, eine Rückeroberung der sieben Königreiche zu planen.

Und der Wall nach Norden ist mit viel zu wenig Männern besetzt, die zudem alle nicht auf der Höhe ihrer Kräfte sind.

"A Game Of Thrones" ist der erste Teil der Serie "Das Lied von Eis und Feuer". Auf Deutsch erschien der Roman in zwei Teilen mit den Titeln "Die Herren von Winterfell" und "Das Erbe von Winterfell".

Der Roman überrascht zunächst mit einem gleichsam realistischen und fantastischen Rahmen. Denn die Welt erinnert stark an des Mittelalter. Burgen, Ritterkodex und Waffen haben nichts fantastisches an sich. Die Ärzte sind zwar Magier, verwenden aber Kräuter und keine Zaubersprüche. Als das wirkt sehr realistisch. Auf der anderen Seite gibt es einen kilometerlangen Wall, der vor 8 000 Jahren gebaut wurde. Wie viele Fantasy-Welten scheint es also auch in dieser kaum Fortschritt zu geben. Außerdem wird immer wieder von magischen und gefährlichen Wesen hinter dem Wall geredet, von denen das Intro zu dem Buch einen kleinen Vorgeschmack gibt. Handfeste Beweise dafür erhält man jedoch nie. Daher ist das fantastische als Schatten immer vorhanden, wird aber in diesem Roman noch nicht greifbar.

Jedes Kapitel wird immer aus der Sicht eines Charakters geschrieben. Und davon gibt es viele. Das ist auch der einzig negative Punkt an diesem Buch, dass Martin es mit der Charakteranzahl beinahe ein wenig übertrieben hat. Denn während die Charaktere am Anfang noch alle in Winterfell sind und somit die selbe Geschichte erzählen, verstreuen sie sich im Laufe des Romans über das gesamte Königreich und erzählen eine Vielzahl von Handlungssträngen. Davon sind die meisten sehr gelungen, sodass man sehr unwillig ist, das Kapitel zu wechseln. Auf sonderbare Weise hemmt das teilweise den Lesefluss.

Außerdem merkt man dem Roman an, dass er der Auftakt zu einer Serie ist. Denn er kommt sehr langsam in Fahrt. Das ist nicht besonders schlimm, denn Martin kann dadurch zum Schluss Ereignisse vor einer sehr gut aufgebauten Kulisse erzählen. Doch im Mittelteil des Romans gibt es eine Entführungsgeschichte, in der ausnahmsweise mal die Guten einen Bösen entführen. Diese zieht sich etwas in die Länge und überzeugt nicht ganz.

Ansonsten ist der Roman aber hervorragend. Die Intrige ist klug aufgebaut, zumal es sich nicht nur um eine handelt. Denn es stellt sich heraus, dass viele Seiten ein Interesse am Thron haben. So gibt es am Ende des Romans drei Könige, eine Königin und einen rechtmäßigen Königskandidaten. Angereizt wird das "Spiel der Throne" noch durch ein paar Inzestgeschichten und dadurch, dass offensichtlich die Lannisters selbst nicht den ganzen Überblick haben.

Denn einige Kapitel werden auch aus der Perspektive des schwächsten Lannistermitglieds erzählt. Dadurch wird zum Ende deutlich, dass sie auch nicht mehr alle Machtverhältnisse überblicken können. "A Game Of Thrones" erzählt also, wie eine Intrige dazu führt, dass viel mehr davon geschmiedet werden und ein Königreich in viele kleine zerfällt. Ein Bürgerkrieg in den folgenden Bänden ist vorprogrammiert.

Neben den bisher klug gesponnenen Intrigen überzeugen aber auch die Charaktere und der Ton des Romanes. Die Charaktere erscheinen zunächst wie die typischen Typen aus Fantasy-Roman. Es gibt den edlen Lord, es gibt den verschlagenen, klugen Lord und es gibt den trunksüchtigen König. Doch im Gegensatz zu vielen anderen solcher Romane bemüht sich Martin darum, seinen Charakteren noch ein paar Schattierungen zu verleiehen. So sind die Lannister nicht komplett böse und die Starks treffen auch die eine oder andere ungerechte oder leichtfertige Entscheidung. Das macht den Roman spannender, weil die Charaktere nicht immer berechenbar agieren.

Die Stimmung ist recht düster. Obwohl es keinen großen, gefährlichen Gegner wie zum Beispiel im "Herrn der Ringe" gibt, ist die Stimmung permanent gedrückt. Das beginnt mit der winterlichen Stimmung im Norden und wird mit in den Süden getragen. Martin nimmt auch wenig Rücksicht auf seine Charaktere. So stirbt in diesem Roman zum Beispiel die vermeintliche Hauptperson Eddard Stark auf tragische Weise. Stark ist der typisierteste der Charaktere, weil er permanent an seiner Ehre festhält und sich immer nur korrekt verhält. Das einzige Fehlverhalten von ihm ist die Entsendung seines Bastards in den Norden. Aber auch das ist innerhalb seines Ehrenkodex fast eine Heldentat. Er wird des Verrats bezichtigt und gefangen genommen. Er ist aber natürlich im Recht. Ihm wird jedoch angedroht, dass nicht nur ihm, sondern auch seiner Tochter etwas angetan wird, wenn er seinen Verrat nicht zugibt. Gibt er ihn jedoch zu, würden sie beide verschont werden. Nach heftigem Ringen wendet er sich zum ersten Mal von seinem Konzept der Ehre ab und lügt. Daraufhin wird er dennoch hingerichtet. Das alles beschreibt Martin in einem knappen Kapitel, was die Stimmung natürlich noch einmal dunkeler werden lässt.

In diesem Jahr lief auch eine US-Fernsehserie mit demselben Titel. Daher gibt es zur Zeit die ersten vier Bände der Reihe auf Englisch in einem Schuber für gerade einmal 18€. Nach der Lektüre des ersten Romans scheint das ein gutes Angebot zu sein. Denn "A Game Of Thrones" ist zwar manchmal anstrengend zu lesen. Das liegt jedoch lediglich daran, dass Martin eine Vielzahl guter Charaktere verwendet und sich Mühe bei dem Aufbau "seiner" Welt, der sieben Königreiche, gibt. Gerade die Fülle an Charakteren nützt der zweiten Hälfte des Romans jedoch ungemein. Dabei wird auf 800 Seiten insgesamt eine sehr realistische, mittelalterliche und spannende Geschichte um Verrat, Intrige und Ehre erzählt, die zudem noch zwei zukünftig bedeutenden Nebenhandlungen (im Norden und auf der anderen Seite der See) verspricht.

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