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Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn
Steven Spielberg und Peter Jackson verfilmen Tim und Struppi. Dabei nehmen sie klugerweise Abstand von einer Realverfilmung, sondern setzen auf moderne Animationstechnik. Als Vorlage wählen sie eine außergewöhnliche („Das Geheimnis der Einhorn“) und eine gute („Die Krabbe mit den goldenen Scheren“) Geschichte aus der Comic-Reihe, um sie zu einem Film zu verbinden. Das müsste für gute Kinounterhaltung sorgen, tut es jedoch nicht.
Spielberg und Jackson wollten wohl unbedingt die Geschichte der Einhorn erzählen und einen Anfang der Serie markieren. Dementsprechend kennt Tim Captain Haddock zu Beginn des Abenteuers noch nicht. Er stößt von allein auf die Modellschiffe der Einhorn und auf die Hinweise auf den Schatz des Schiffes. Die Verbrecher, die ebenfalls hinter dem Schatz her sind, entführen ihn auf ein Schiff. Dort lernt er Haddock kennen.
Bis dahin ist der Film noch erträglich. Zwar ist bereits klar, dass Schultze und Schulze nicht wirklich funktionieren und Struppi eher nervt als hilft, aber die Geschiche ist noch ordentlich. Auf dem Schiff verharren Haddock und Tim jedoch viel zu lange. Ewigkeiten schleichen sie sich durch Gänge und duellieren sich mit anderen Matrosen. Das wirkt teilweise wie in einem Computerspiel – allerdings nicht wie in einem unterhaltsamen Computerspiel.
Haddock kann zu Beginn für ein, zwei Lacher sorgen, nervt dann aber ebenfalls. Seine ewige Trinksucht wirkt hier zu weinerlich, seine Flüche nicht hart genug. Das fällt aber bei der schwachen folgenden Handlung gar nicht mehr auf. Denn danach folgt noch eine Durchquerung eines Sturms mit einem Wasserflugzeug ohne Strom, eine Schilderung der Schlacht um die Einhorn, eine Verfolgungsjagd in einer Wüstenstadt und ein Showdown in einem Hafen mit Ladekränen (!).
Die zweite Hälfte der Handlung entspringt somit fast ausschließlich der Phantasie der beiden Produzenten. Das merkt man leider. In Hergés Comics gibt es zwar ebenfalls viel Action, die ist jedoch nie so platt wie in diesem Film.
Neben Tim („Der Held ohne Eigenschaften") funktioniert kein Charakter. Struppi nervt, Haddock ist nicht bissig genug und Schultze und Schulze zünden einfach nicht. Zudem lässt der Film vieles aus „Der Schatz Rackam des Roten“ einfach weg. Es kommt nie zu einer Suche des Schiffwracks, womit Professor Bienlein auch nie das Spielfeld betrifft. Das bedauert man während des Films. Danach ist man jedoch eigentlich froh. Denn wahrscheinlich wäre auch Professor Bienlein nicht richtig getroffen.
Wenn man etwas Positives an dem Film finden möchte, dann sind es der Taschendieb aus „Das Geheimnis der Einhorn“ und der Butler Nestor. Nestor ist sehr gut getroffen und man kann ihn sich bereits in kommenden Filmen vorstellen. Der Taschendieb war in dem Comic auf den ersten Blick eine unscheinbare Nebenhandlung, die letztendlich jedoch entscheidend für die Jagd nach der Einhorn war. Dass die Handlung in den Film aufgenommen wurde, ist schön. Leider wurde sie so abgewandelt, dass sie einen weitaus unwichtigeren Beitrag zu der Story leistet.
Ein netter Ansatz ist, dass man versucht hat, bekannt Figuren aus dem „Tim und Struppi“-Universum zu integrieren. So tritt zum Beispiel die Opernsängerin Castafiore auf. Deren Funktion ist jedoch leicht zu durchschauen – ihre hohe Stimme soll ein Glas zertrümmern, wodurch der Schurke des Films an ein Einhornmodell gelangen soll – und ihre Erscheinung wirkt somit zu konstruiert.
Die großen „Action“-Szenen des Films sind, das muss man leider wiederholen, alle misslungen. Die Flucht vom Schiff ist – wie erwähnt – zu lang. Dasselbe gilt für die Flucht aus einer Wüstenstadt, bei der die Stadt zwar schön zerlegt wird, aber sonst nicht viel Notwendiges geschieht. Der letzte Kampf mit Ladekränen ist nur noch albern, unnötig und dämlich. Allerdings ist man da vom Film bereits so genervt, dass dieses Ende auch keinen Unterschied mehr macht.
„Tim und Struppi“ ist ein wunderbar animierter Film, der ein unglaublich schlechtes Drehbuch aufweist. Der Film startet solide, ohne dabei besonders witzig zu sein, und driftet spätestens ab der Mitte völlig ab. Hier wären Jackson und Spielberg gut beraten gewesen, wenn sie einfach den glorreichen Zweiteiler „Das Geheimnis der Einhorn“ und „Der Schatz Rackam des Roten“ verfilmt hätten.
Nach dem Film ist klar, eine einfache Adaption ohne großes Eigenwerk überzeugt mehr. Statt ins Kino zu gehen, sollte man sich lieber die etwas angestaubte, dafür aber kultige und werksgetreue Fernsehserie aus den 90ern zulegen:
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