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Gelesen: Der dunkle Thron (von Rebecca Gablé)
"Der dunkle Thron" führt die Warringham-Saga fort. Wie immer spielt der Roman einige Jahrzehnte nach dem letzten. Dadurch benötigt der Leser keine Vorkenntnisse aus den vorherigen Romanen. Diesmal liegen zwischen den Akteuren aus "Das Spiel der Könige" sogar zwei Generationen. Diesmal muss der junge Nick Warringham die Heruntergekommene Grafschaft Warringham übernehmen, als sein Vater im Auftrag Henry VIII. zu Tode gefoltert wird. Doch der unberechenbare König ist nicht Nicks einziges Problem. Das Gut bringt kaum noch Profite, die Zeit des Adels ist vorbei und seine Stiefmutter hat ein Anrecht darauf, in Warringham wohnen zu bleiben. Ihr Ziel ist es, Nick vom Gut zu verdrängen und ihren Bruder als neuen Herrscher einzusetzen. Als wären diese Probleme nicht bereits genug, ist Nick auch noch überzeugter Katholik. Das sorgt für einen weiteren Konflikt mit dem König und dafür, dass Nick dessen erstgeborene Tochter Marie unterstützt.
Rebecca Gablé beschreibt im Nachwort selbst, dass es für sie eine Herausforderung war, sich in das England der Rennaissance einzuarbeiten. Für den Leser ist es jedoch ein Gewinn, dass sie das gewagt hat und von ihrer Ankündigung, nach den Rosenkriegen könne sie die Geschichte nicht mehr weitererzählen, weil das Mittelalter zu Ende ist, abgewichen ist. Denn der Roman ist - wie alle ihre Romane - fesselnd geschrieben. Allerdings ist der Epochenwechsel auch für den Leser eine herbe Umstellung.
Gablés Romane handelten im Kern immer um unterlegene Ritter, die in der Geschichte ihren Platz suchten und sich dabei äußerst gut schlugen. Meist waren sie zudem moralisch integer und hatten im Laufe des Romans neben der Haupthandlung auch noch Probleme auf ihrem Gut zu lesen und eine Liebesbeziehung zu ordnen. All diese Zutaten gibt es auch im neuen Roman. Diesmal sind die Vorzeichen jedoch ganz anders.
Denn Ritter haben längst nichts mehr zu sagen. Wer braucht Schwerter, wenn er Schießpulver haben kann? Daher kommt es im Roman zu keiner einzigen beschreibenen Schlacht. Der Held, Nick, ist zwar kein Pazifist, glaubt aber bereits daran, dass es gerechte und ungerechte Kriege gibt. Und da in dem Roman kein gerechter Krieg vorkommt, nimmt er auch an keinem Krieg teil.
Die Ritter haben nicht nur ihre militärische, sondern auch ihre gesellschaftliche Stellung verloren. Längst ist es reichen Kaufleuten möglich, sich in den Adel einzukaufen. Der traditionelle Adel wiederum verarmt, da die Landwirtschaft kaum noch Profit abwirft. Der nahende Kapitalismus zeichnet sich durch das "Eingemeinden" von Weideflächen bereits ab. Nick ist einer der letzten Vertreter des "alten" Adels. Dadurch kann er sich manchmal retten, wirkt aber auch wie ein Unikat.
Nick ist jedoch bei weitem nicht so integer wie frühere Charaktere. Während die durchaus Probleme mit ihren Frauen hatten, erzeugt Nick das Problem in weiten Teilen selbst. Denn obwohl er humanistisch gebildet ist, behandelt er seine Mätresse außergewöhnlich schlecht. Durch eine Undercover-Mission ist er gezwungen, seine Mätresse Polly zu heiraten. Aber anstatt zu erkennen, dass dies seine eigene Schuld ist, verübelt er dies seiner Frau. Dabei ist es schade, dass Gablés Charaktere außerordentlich undifferenziert mit sich selbst umgehen. Schon immer stand die Geschichte im Vordergrund, die durch relativ starre Figuren getragen wurde. Hier wäre es schön, wenn Nick einen deutlicheren Lernprozess im Verlauf des Romans erleben wurde. Der Lernprozess beschränkt sich jedoch lediglich darauf, dass er den gemeinsamen Sohn anerkennt und nicht den Sohn mit seiner zweiten, adligen Frau als Erben einsetzt. Das ist etwas wenig.
Der Roman ist extrem brutal und dennoch sterben bedeutend weniger Personen als in vorherigen Romanen. Denn während früher hundertfach Bauern und Ritter auf dem Schlachtfeld anonym ihr Leben ließen, ist die häufigste Todesursache in "Der dunkle Thron" die Exekution. Während der übelsten Phasen von Henrys Herrschaft werden reihenweise Adlige exekutiert, während Nick alles aus dem Tower beobachten muss. Die Hinrichtungen werden im Verlauf des Romans jedoch zur Normalität, da die Grausamkeit nicht steigt. Das ist vermutlich gewollt. Denn zu Beginn ist es noch ein Skandal, dass eine Königin und Adlige zum Schaffot geführt werden. Zum Ende von Henrys Regentschaft ist das beinahe ein alltägliches Ereignis.
Sowieso schwingt immer wieder etwas Bedauern über den Verlust des "geordneten" Mittelalters wieder. Die Verhältnisse sind äußerst unübersichtlich und die "Sitten" verfallen zunehmend. Der König kann zunehmend das Gewaltmonopol für sich beanspruchen und hält somit mehr Macht in den Händen. Die Sicherheit, dass langfristig alles so bleibt wie es ist, wird durch zunehmende Unsicherheit in allen Bereichen ersetzt. Insofern ist "Der dunkle Thron" eine gelungene Beschreibung des damaligen "Zeitgeistes".
Der Roman hält sich natürlich wieder eng an historische Ereignisse, die durch die Warringhams ergänzt werden. Dadurch erfährt man durch die spannende Lektüre wieder viel über einen vermeintlich bekannten Teil der englischen Geschichte.
"Der dunkle Thron" ist anders als seine mittelalterlichen Vorgänger. Kämpfe spielen kaum noch eine Rolle, denn gegenüber der Macht des Königs ist jeder Widerstand zwecklos. Stattdessen ist jetzt Geschick, Bildung und Intrigenfähigkeit nötig, um in einer unsichereren Welt zu überleben. Dabei ist mit Nick Warringham endlich ein Charakter Held der Geschichte, der nicht herzensgut ist. Im Gegenteil, seine erste Frau behandelt er schlecht, für den Katholizismus ignoriert er auch mal seinen Moralkodex. Wenn die Charaktere des Romans jetzt noch größere Lernprozesse durchlaufen würden, wäre die Geschichte noch etwas besser. Das ist jedoch kaum nötig, denn "Der dunkle Thron" unterhält auch so bestens und ist eine spannende und gleichzeitig lehrreiche Lektüre.
Rebecca Gablé beschreibt im Nachwort selbst, dass es für sie eine Herausforderung war, sich in das England der Rennaissance einzuarbeiten. Für den Leser ist es jedoch ein Gewinn, dass sie das gewagt hat und von ihrer Ankündigung, nach den Rosenkriegen könne sie die Geschichte nicht mehr weitererzählen, weil das Mittelalter zu Ende ist, abgewichen ist. Denn der Roman ist - wie alle ihre Romane - fesselnd geschrieben. Allerdings ist der Epochenwechsel auch für den Leser eine herbe Umstellung.
Gablés Romane handelten im Kern immer um unterlegene Ritter, die in der Geschichte ihren Platz suchten und sich dabei äußerst gut schlugen. Meist waren sie zudem moralisch integer und hatten im Laufe des Romans neben der Haupthandlung auch noch Probleme auf ihrem Gut zu lesen und eine Liebesbeziehung zu ordnen. All diese Zutaten gibt es auch im neuen Roman. Diesmal sind die Vorzeichen jedoch ganz anders.
Denn Ritter haben längst nichts mehr zu sagen. Wer braucht Schwerter, wenn er Schießpulver haben kann? Daher kommt es im Roman zu keiner einzigen beschreibenen Schlacht. Der Held, Nick, ist zwar kein Pazifist, glaubt aber bereits daran, dass es gerechte und ungerechte Kriege gibt. Und da in dem Roman kein gerechter Krieg vorkommt, nimmt er auch an keinem Krieg teil.
Die Ritter haben nicht nur ihre militärische, sondern auch ihre gesellschaftliche Stellung verloren. Längst ist es reichen Kaufleuten möglich, sich in den Adel einzukaufen. Der traditionelle Adel wiederum verarmt, da die Landwirtschaft kaum noch Profit abwirft. Der nahende Kapitalismus zeichnet sich durch das "Eingemeinden" von Weideflächen bereits ab. Nick ist einer der letzten Vertreter des "alten" Adels. Dadurch kann er sich manchmal retten, wirkt aber auch wie ein Unikat.
Nick ist jedoch bei weitem nicht so integer wie frühere Charaktere. Während die durchaus Probleme mit ihren Frauen hatten, erzeugt Nick das Problem in weiten Teilen selbst. Denn obwohl er humanistisch gebildet ist, behandelt er seine Mätresse außergewöhnlich schlecht. Durch eine Undercover-Mission ist er gezwungen, seine Mätresse Polly zu heiraten. Aber anstatt zu erkennen, dass dies seine eigene Schuld ist, verübelt er dies seiner Frau. Dabei ist es schade, dass Gablés Charaktere außerordentlich undifferenziert mit sich selbst umgehen. Schon immer stand die Geschichte im Vordergrund, die durch relativ starre Figuren getragen wurde. Hier wäre es schön, wenn Nick einen deutlicheren Lernprozess im Verlauf des Romans erleben wurde. Der Lernprozess beschränkt sich jedoch lediglich darauf, dass er den gemeinsamen Sohn anerkennt und nicht den Sohn mit seiner zweiten, adligen Frau als Erben einsetzt. Das ist etwas wenig.
Der Roman ist extrem brutal und dennoch sterben bedeutend weniger Personen als in vorherigen Romanen. Denn während früher hundertfach Bauern und Ritter auf dem Schlachtfeld anonym ihr Leben ließen, ist die häufigste Todesursache in "Der dunkle Thron" die Exekution. Während der übelsten Phasen von Henrys Herrschaft werden reihenweise Adlige exekutiert, während Nick alles aus dem Tower beobachten muss. Die Hinrichtungen werden im Verlauf des Romans jedoch zur Normalität, da die Grausamkeit nicht steigt. Das ist vermutlich gewollt. Denn zu Beginn ist es noch ein Skandal, dass eine Königin und Adlige zum Schaffot geführt werden. Zum Ende von Henrys Regentschaft ist das beinahe ein alltägliches Ereignis.
Sowieso schwingt immer wieder etwas Bedauern über den Verlust des "geordneten" Mittelalters wieder. Die Verhältnisse sind äußerst unübersichtlich und die "Sitten" verfallen zunehmend. Der König kann zunehmend das Gewaltmonopol für sich beanspruchen und hält somit mehr Macht in den Händen. Die Sicherheit, dass langfristig alles so bleibt wie es ist, wird durch zunehmende Unsicherheit in allen Bereichen ersetzt. Insofern ist "Der dunkle Thron" eine gelungene Beschreibung des damaligen "Zeitgeistes".
Der Roman hält sich natürlich wieder eng an historische Ereignisse, die durch die Warringhams ergänzt werden. Dadurch erfährt man durch die spannende Lektüre wieder viel über einen vermeintlich bekannten Teil der englischen Geschichte.
"Der dunkle Thron" ist anders als seine mittelalterlichen Vorgänger. Kämpfe spielen kaum noch eine Rolle, denn gegenüber der Macht des Königs ist jeder Widerstand zwecklos. Stattdessen ist jetzt Geschick, Bildung und Intrigenfähigkeit nötig, um in einer unsichereren Welt zu überleben. Dabei ist mit Nick Warringham endlich ein Charakter Held der Geschichte, der nicht herzensgut ist. Im Gegenteil, seine erste Frau behandelt er schlecht, für den Katholizismus ignoriert er auch mal seinen Moralkodex. Wenn die Charaktere des Romans jetzt noch größere Lernprozesse durchlaufen würden, wäre die Geschichte noch etwas besser. Das ist jedoch kaum nötig, denn "Der dunkle Thron" unterhält auch so bestens und ist eine spannende und gleichzeitig lehrreiche Lektüre.
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