
Die Inszenierung ist an vielen Stellen komisch. Die Schauspieler sprühen vor Witz, an vielen Stellen lacht das komplette Publikum. Das Stück ist hinreichend absurd, um Vorlagen zu bieten. Die tolle Musik von Hans Eisler rundet das Ganze ab. Schweyk besitzt auch in dieser Inszenierung einen unerschüttlichen Optimismus, mit dem es ihm gelingt, die wiedrigsten Situationen zu überleben.
Brecht stellte mit dem Stück eine tragische Situation komisch dar. Die Handlung spielt in Prag, meistens in einer Kneipe. Niemand darf das sagen, was gedacht wird, schließlich lauern an allen Ecken Gestapo- und SS-Spitzel. Trotz der amüsanten Stimmung des Stückes wird dieser Aspekt an vielen Stellen erschreckend deutlich. Abgeschwächt wird das lediglich dadurch, dass die Nazis allesamt wie Karrikaturen wirken. Das ist zwar erschreckend, aber immer lustig.
Schweyks Freund ist kurz davor, zur Armee zu gehen, da ihm sonst nichts bleibt. Das wird mit einem sehr gelungenen Lied kommentiert. Darin wird beschrieben, wie ein deutscher Soldat von den verschiedensten europäischen Städten während des zweiten Weltkriegs Dinge nach Hause schickt. Nur aus Russland schickt er den Witwenschein. Wie in "Mutter Courage" wirkt der Krieg zunächst als ein Bereicherungsfeld für den "kleinen" Mann. In diesem Stück wird gleich zu Beginn festgestellt, dass an diesem Krieg niemand etwas gewinnen kann, außer der sicheren Führung. Nachdenklich stimmt, dass heute noch Jugendliche in der Armee eine Chance sehen, aus ihrem bisherigen, kärglichen Leben zu entfliehen. Eine Gesellschaft sollte vermeiden, dass junge Menschen in eine Lage kommen, in der das Militär der einzige Ausweg ist.
Dem Wahnsinn und der Grausamkeit der Nazi-Behörden wird zum Schluss das Leid der deutschen Soldaten gegenübergestellt. Freimütig berichten sie von ihren Raubzügen, nur um festzustellen, wie schlecht es ihnen in Russland geht. Dabei wird, deutlich, dass sie ausschließlich auf ihre Führung gehört haben und nun am Sterben sind. Das und eine Parodie des Horst-Wessel-Marsches sind zwei weitere gelungene, ernste Szenen des Stückes.
Die "Schweyk"-Inszenierung ist sehr lustig, unterhaltsam und führt - im Sinne des epischen Theaters - sowohl zum Nachdenken als auch zu einer kriegskritischen Haltung führt.
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren


Die komplette Rezension zu dem kurzweiligen Roman mit unbefriedigendem Ende ist auf SF-Radio nachzulesen:
Vampira Band 26 - Lilith x 2 = ? (von Manfred Veit)
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren

Zunächst ist man von dem Roman etwas irritiert. Schließlich erwartet man von dem Titel, dass man gleich nach der Bombe einsteigt. Stattdessen schildert Dick erst einmal Alltagssituationen aus Amerika, bevor er die Welt in einem Bombenhagel untergehen lässt.
Besonders irritierend ist, Dicks diskriminierende Darstellungsweise. Während Stuart McConchie aufgrund seiner Hautfarbe bedrängt wird, keilt er gleichzeitig gegen den behinderten, aber technisch äußerst versierten Hoppy aus. Die Betonung dieser Ungerechtigkeiten der amerikanischen Gesellschaft (der Roman entstand 1965) benötigt Dick, um zu zeigen, dass eine Nachkriegsgesellschaft diese selbstverständlich übernehmen wird.
In einem Nachwort kann man lesen, dass dies eines von Dicks optimistischen Werken ist. Das wirkt zunächst sehr irritierend. Denn ein Großteil der Menschheit stirbt und die bisher bekannte Zivilisation bricht zusammen. Andererseits bedeutet das nicht das Ende der Menschheit. Stattdessen entsteht eine sehr ländliche geprägte Selbstversorgergesellschaft, die alte Vorurteile und Rituale übernimmt, aber dennoch weiter existieren kann. Für die 60er Jahren, in denen in einem möglichen dritten Weltkrieg auch das Ende der Menschheit gesehen wurde, ist das tatsächlich eine relativ optimistische Vision.
Dick schildert die Nachkriegsgesellschaft anhand der Gemeinschaft in West Main County. Dort lebt es sich relativ gut. Zwar ist man von einem Großteil der Technik abgeschnitten, doch der Zigarettenfabrikant Gill hat sich dort niedergelassen und beschert der Stadt einen relativen Reichtum. Auch Hoppy hat es dorthin verschlagen. Er hat durch die radioaktive Strahlung jedoch enorme mentale Kräfte erhalten. Das Mädchen Edie Keller wurde am Tag des Bombenfalls gezeugt. Sie hat einen Zwillingsbruder, der in ihr wohnt und mit dem sie kommunizieren kann. Außerdem scheint Dr. Bluthgeld die Fähigkeit zu besitzen, jederzeit wieder Atomexplosionen auslösen zu können. Dazu kommt, dass ein Großteil der Tiere in der Gegend mutiert sind.
Dick erzählt das Leben der Menschen, das ständig bedroht ist und in deren Mitte sich die drei mächtigen aber gefährlichen Wesen aufhalten, kurzweilig. Es ist vergnüglich mitzuerleben, wie das Leben seinen Gang geht, Mängel behoben werden und vor allem getratscht wird. Dazu kommt, dass ein einziger bemannter Satellit noch funktioniert, über den ein Radio organisiert wird, was den gesellschaftlichen Mittelpunkt aller Menschen der Welt zu bilden scheint. Abends versammeln sich alle um das Radio.
Daher ist es vor allem für Hoppy eine Machtfrage, das Radio unter seine Kontrolle zu bekommen. Er versucht den bisherigen Sprecher zu ersetzen. Mit diesem Machtdrang beginnt der Konflikt zwischen den drei mächtigsten Menschen des Dorfes und der Rest der Bevölkerung merkt zunächst gar nicht, dass überhaupt ein Konflikt in Gange ist. Diese zweite Hälfte des Romans ist ebenfalls sehr gelungen. Denn natürlich wirken die Bluthgeld, Hoppy und das Mädchen Keller alle für sich überhaupt nicht gefährlich. Stattdessen erscheinen ihre Taten eher absurd komisch, was sich natürlich in dem Moment ändert, als man merkt, dass die Radioaktivität ihnen tatsächlich die Fähigkeiten, die sie behaupten gegeben hat.
"Nach der Bombe" ist ein kurzweiliger Roman, der das Bild einer Nachatomkriegsgesellschaft zweichnet. Obwohl sich in ihm viele verrückte Mutationen tummeln, wirkt der Roman vor allem wegen der menschlichen Handlungsweisen aller Charaktere sehr realistisch. Das ist jedoch zu keinem Zeitpunkt wirklich beklemmend. Denn der Roman vermittelt vor allem eine Aussage: Auch nach dem dritten Weltkrieg wird die Menschheit weiter existieren, mit ihren guten, aber auch mit ihren vielen schlechten Seiten.
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren


Der Roman enttäuscht ein wenig damit, dass schon zu Beginn des Zyklus ein bekanntes Volk auftreten muss. Diese kleine Schwäche macht der Roman jedoch mit einer gelungenen Handlung und viel Spannung locker wett.
Die komplette Rezension ist auf SF-Radio nachzulesen:
Sternenfaust Band 188 - Der dunkle Herrscher (von Andreas Suchanek)
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren
Die Folge ist im Stil der amerikanischen Serie "I shouldn't be Alive" gehalten. Darin werden Überlebende von besonders gefährlichen Unfällen interviewt und die dramatischsten Szenen werden nachgespielt. In der Regel handelt es sich im Original um Schiffbrüche oder Flugzeugabstürze. In dieser Episode geht es darum, dass die Jungen einen besonders langweiligen Tag haben. Ein besonders langweiliger Tag müsste eigentlich zu einer besonders langweiligen Folge führen. Hier greifen die "dramatischen" Tricks aus dem zu parodierenden Original. Mit hektischer Musik, rasch geschnittenen Szenen und einem überzogenen Sprecher kann viel Dramatik erzeugt werden.
Die Folge ist so kurzweilig. Besonders putzig wird sie, als auf einmal Szenen nachgespielt werden. Dabei werden die Zeichentrickfiguren erstmals mit echten Menschen ersetzt. Das wirkt zwar schlecht geschaupielert (was wohl gewollt ist), sorgt aber für eine herrliche Schlusspointe. Denn als die Folge wieder in die Zeichentrickeinstellung wechselt, wird eingeblendet: Orignalbilder von der Rettung. Es steht natürlich außer Frage, dass die Jungen von einem Scheißehaufen gerettet werden. Wer soll einen denn sonst von einem besonders langweiligen Tag retten?
Die Story selbst, man merkt es wohl, ist absolut unterirdisch. Die Botschaft dahinter ist hingegen wichtig. Das Fernsehen macht aus banalen Dingen mit wenigen, immer gleichen Tricks angeblich daramatische Ereignisse, die einen zum dauerhaften Weitergucken verleiten. Die skurrilen Wendungen dieser Episode (die Jungs satteln noch auf Pferde und Schiffe um, die allesamt gleich langweilig sind) werden jedes Mal mit der typischen Werbeansage begleitet, die Spannung suggeriert, bei der dann doch nur Langeweile herauskommt. Die Tricks der Dokumentationsmacher sind hier gut satirisch dagestellt.
Außerdem gehen die wahren Probleme, Kennys Krankheit, bei Cartmans ungesunder Ernährungsweise völlig unter. Denn die Doku konzentriert sich ausschließlich auf Cartmans Probleme. Das wiederum macht deutlich: die wahren Probleme werden meist gar nicht thematisiert. Stattdessen kümmern sich Fernsehdokumentationen eher um die nebensächlicheren, aber spektakulärer wirkenden Themen. Das sollte man im Hinterkopf haben, wenn man sich das nächste Mal die N24-Werbung antut, weil angekündigt wurde, dass danach Hitlers manische Depression aufgeklärt wird.
"I Should Have Never Gone Ziplining" ist keine besonders lustige Episode. Die Lacher sind eher rar gesäht. Doch die Episode verdeutlicht auf einzigartige Weise, wie unsinnig die meisten TV-Dokumentationen (vor allem die von Privatfernsehsendern) geworden sind. Allein dafür lohnt es sich die Folge anzusehen. Wie alle "South Park"-Folgen ist "I Should Have Never Gone Ziplining" auf der deutschen Seite der Serie kostenlos ansehbar.
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren

Johannes Wachholder entscheidet sich, eine Chronik der Sperlingsgasse in Berlin zu verfassen. Das Buch ist somit nicht in Kapitel eingeteilt, sondern in Chronikblätter, die mit dem jeweils aktuellen Datum versehen sind. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Ereignisse des genannten Tages zusammengefasst werden. Stattdessen blickt Wachholder in die Vergangenheit zurück, berichet von einer Geschichtenrunde in der Sperlingsgasse, in der über Vergangenes berichtet wird, oder lässt aktuelle Bewohner der Sperlingsgasse zu Wort kommen.
In erster Linie berichtet der fiktive Wachholder über Alltagssituationen. Ein roter Faden ist die Ziehtochter Elise. Sie ging aus der Bezeihung zu Wachholders Jugendfreund Franz Ralff und Wachholders Jugendliebe Marie hervor. Beide Bekannte Wachholders starben sehr jung, sodass er sich um ihre Tochter kümmert.
Die Szenen lesen sich teils vergnüglich, teils etwas langatmig. Immer wieder bringt Raabe jedoch Kritik an den herrschenden Verhältnissen unter. So wird ein Freund Wachholders der Stadt verwiesen, da er sich politisch falsch geäußert hat. An anderer Stelle werden durch die Erzählung einer alten Frau die Befreiungskriege gegen Napoleon kommentiert. Das kann man jedoch auch überlesen. Darauf geht das sehr gelungene Nachwort ausführlich ein: Denn während Raabe wohl durchaus politische Absichten mit dem Werk hatte, wurde es von einem Publikum nicht nur verspätet aufgenommen, sondern vor allem als reine Unterhaltungslektüre betrachtet.
Als Unterhaltungslektüre taugt das Werk wenig. Die kleinen Geschichten zwischendurch können eben so wenig fesseln wie das Aufwachsen Elises und ihre abschließende Hochzeit. Der zwischen düster, resignierend und lebensfroh, optimistisch schwankende Ton Wachholders trägt ebenfalls nicht dazu bei, dass die Chronik unterhaltsamer wirkt.
Betrachtet man jedoch die politischen Aspekte des Werkes sowie Raabes abschließenden Aufruf an Dichter, wirkt der Text deutlich interessanter. Die interessanteste Seite ist die Kritik an der bürgerlichen Resignation zum Beispiel im während der Vergangenheitserzählung der Chronik vorherrschenden Biedermeiers. Der Doktor, der aus Berlin verwiesen wird, zieht nach München, beendet dort seine politische Betätigung, heiratet, resigniert und verfettet. Dieser Resignationsprozess wird zwar mit einem Augenzwinkern beschrieben, erscheint allerdings nicht als ein erstrebenswerter Lebenslauf. Zum Schluss ermahnt Wachholder Dichter, nicht zu schreiben, was "euer Volk entmutigen" könnte. Er ergänzt, dass Dichter alles von schelten bis spotten schreiben können. Nur Resignation dürften sie damit nicht auslösen. Das sollten sich auch heute noch einige Autoren in Deutschland zu Herzen nehmen.
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren

Das Stück eignet sich prima für die heutige Zeit. Mauler verdient im Verlauf des Stückes unter anderem damit, dass Lebensmittel vernichtet werden, damit der Preis höher wird. Was in den 30er Jahren angesichts hungernder Arbeiter zynisch wirkt, ist heute ebenso zynisch angesichts des Hungers in der Welt und wird dennoch betrieben. Die Inszenierung bezieht sich häufig auf die Gegenwart. So wird die Anzahl der Hungertoten während der Aufführung eben so eingeblendet, wie starke Kursverfälle an der Börse.
Die Inszenierung ist sehr gelungen und ausgefeilt. Das beginnt mit der Bühne. Die dargestellten Szenen werden auf einer Leinwand mit Filmen begleitet. Zunächst wirkt es so, als sei extra ein Film gedreht worden. Im Lauf des Stückes stellt sich heraus, dass der Film während der Aufführung gedreht wird. Auf einem Tisch ist ein Miniaturchicago aufgebaut, das live gefilmt wird. Insgesamt kann man alle Bühnenfunktionen während des Stückes live miterleben. Dadurch wird immer wieder deutlich gemacht, dass es sich um eine künstlich geschaffene Welt handelt.
Dazu tragen auch die Schauspieler bei, die immer wieder aus ihrer Rolle fallen. Zunächst identifizieren sie sich kaum mit ihrer Rolle, sondern spulen ihren Text gelangweilt ab. Die Darstellerin von Johanna scheint rasch in ihre Rolle zu finden. Die drei anderen Schauspieler wiederum streiten sich lange darum, wer Mauler sein darf. Leider tun sie das etwas zu lang. Das ist jedoch auch der einzige Manko an dem Stück. Die fünfte Schauspielerin, eine arme Arbeitergattin, bleibt die ganze Zeit in ihrer Rolle.
Begleitet werden die fünf von einem Chor, der geschickt eingesetzt wird und für viel Atmosphäre sorgt. Einige instrumentale Stücke eurden extra für diese Inszenierung komponiert. Das alles trägt zu einer stimmungsvollen Kulisse bei.
Johannas Wandlung ist sehr gut dargestellt. Am Anfang arbeitet sie mit Mauler zusammen. Sie glaubt fest daran, dass man nur vernünftig mit der Kapitalseite sprechen muss, um zum Ziel zu gelangen. Erst durch Maulers Spekulationstricks merkt sie, dass dies nicht reicht. Als sie endlich bereit ist, offen zu aktivem Widerstand aufzurufen, ist es bereits zu spät. Ein erster Streik wurde blutig niedergeschossen. Außerdem wird sie heilig gesprochen und so mit Lob überschüttet, dass ihre Kritik gar nicht mehr bei den richtigen ankommt. Der Aufruf zu Gewalt zum Schluss ist zwar heute eine ungünstiger Schluss für ein Stück, ist von Brecht allerdings vorgegeben.
Insgesamt ist die Johanna-Inszenierung am Deutschen Theater eine mitreißende und nachdenkliche Aufführung, die dem Zuschauer zwar einen bewegenden und unterhaltsamen Abend beschert, ihn jedoch auch mit der Botschaft entlässt, dass es keine Gerechtigkeit gibt, solange das System noch Bestand hat.
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren

Zwölf Akoluthoren muss Dana Frost mit der Crew der Sternenfaust III in der Andromeda-Galaxis sammeln, um den kosmischen Appell auszulösen. Dann kann die Milchstraße eventuell vor der Großen Leere bewahrt werden. Bisher wurden in drei Romanen drei Akoluthoren aufgetrieben. Das macht bereits deutlich: Der Zyklus hat einen starken roten Faden, der auf ein Ziel ausgerichtet ist. Denn für die zwölf Amulette stehen lediglich fünfzehn Romane zur Verfügung. Gleichzeitig steht die Sternenfaust in der Andromeda-Galaxis mehr im Mittelpunkt, denn bisher gibt es keine Orte für alternative Handlungen.
Um diese beiden Themen dreht sich die aktuelle Sternenfaust-Kolumne auf dem Zauberspiegel, die den Titel "Die Suche nach den Akoluthoren" trägt.
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren


In der zweiten Staffel der Serie ist es einfach zu absehbar, dass die Handlugnsstränge zwanghaft auf Band 16, den Abschluss der Staffel ausgerichtet sind. Das wirkt an den besten Stellen bemüht, an den schlimmsten fühlt man sich einfach auf den Arm genommen. Daraus macht Bernd das Bestmögliche.
Die komplette Rezension ist auf SF-Radio nachzulesen:
Perry Rhodan Neo 15 - Schritt in die Zukunft (von Bernd Perplies)
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren

Allans Erlebnisse nach seinem 100. Geburtstag sind komisch. Er bestiehlt nicht nur ein kleines Drogenkartell, sondern bringt nacheinander alle seine Verfolger um. Dabei scharrt er Kleinkriminelle, erfolglose Imbissbudenbetreiber und Elefantendiebe (!) um sich. Die Geschichte wird dabei nicht nur aus Allans Perspektive erzählt, sondern auch aus der Sicht des Kommissars, der den Fall des verschwundenen Hundertjährigen aufklären soll. Das bringt eine zusätzliche absurde Perspektive in die Geschichte.
Zwischendurch erzählt Jonasson immer wieder chronologisch korrekt Episoden aus Allans Leben. Allans Vater fiel der Russischen Revolution zum Opfer. Allan selbst wurde in seiner Jugend in Schweden als verrückt angesehen, in eine Anstalt eingewiesen und zwangssterilisiert. Nach seiner Entlassung war Allan jedoch bei fast jedem wichtigen Ereignis des 20. Jahrhunderts anwesend. Er kämpfte im Spanischen Bürgerkrieg, erfand die Atombombe und das ist lediglich der Beginn der Geschichte, die Allan noch nach China, den Himmalaya, Iran, Russland, Korea, Indonesien und schließlich Frankreich führt. Dabei trifft Allan auf einen Großteil der Führer und Diktatoren des 20. Jahrhunderts.
Allan ist ein sehr naiver Mensch. Seine Grundhaltung ist, sich aus allem Politischen herauszuhalten. Das misslingt ihm zwar regelmäßig, er nimmt es jedoch nicht war. Es scheint ihm zudem unmöglich zu sein, Dinge in einen größeren Kontext einzuordnen. Stattdessen sieht er immer nur das aktuelle Ereignis und lässt zudem jedwede Ehrfurcht vor "Persönlichkeiten" vermissen. Das ist unglaublich sympathisch. Interessanterweise ist es ihm am Ende seines schwedischen Abenteuers möglich, die Verbrechen, die er mit Freunden begeht, auf hochkomplexe Weise einem Staatsanwalt als friedvolle Tat zu verkaufen. Das lässt vermuten, dass er vielleicht doch immer mehr verstanden hat, als es den Anschein hat.
Faszinierend ist, dass die vielen absurden Szenen nie aufgesetzt wirken. Stattdessen hat man immer den Eindruck, so etwas hätte wirklich passieren können. Dabei ist der Großteil der Szenen aus Allans Leben theoretisch völlig unmöglich.
Allans Flucht vor der Schwester Alice endet äußerst harmonisch. Zum Schluss können alle sympathischen Menschen, die Allan auf seiner Reise getroffen hat, ein neues Leben beginnen. Der äußerst komische, absurde und zu keinem Zeitpunkt langweilige Roman endet mit einem angemessenen Ende: Allans Hochzeit.
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren
Butters wird zum dritten Mal in Folge von einem Mobber um sein Lunch-Paket gebracht. Alle finden das in Ordnung, nur Stan stört sich daran. Er gibt eine anonyme Beschwerde ab und kurz darauf erscheint ein Vertreter einer Anti-Mobbing-Initiative. Der Plan: Die Schüler sollen ein Video gegen Mobbing drehen (zu sehen in dem Clip oben) und sich auf diese Weise mit dem Thema auseinandersetzen. Niemand hat darauf Lust, also meldet Stan sich freiwillig. Unbewusst dreht er ein Video, dass die Mobbingstrukturen zementiert. Als dann ein wichtiges Filmunternehmen Interesse an dem Clip anmeldet, startet eine Bully-Kette.
Die Folge nähert sich auf amüsante Art und Weise einem ernsten Thema an. Als Stan ein Problem meldet, erscheint sofort eine Anti-Bully-Organisation. Selbstverständlich benutzt diese Organisation Bully-Methoden, um ihre Ziele durchzusetzen. So muss zunächst der Schulpsychologe so eingeschüchtert werden, dass er die Veranstaltung auch zulässt. In diesem Sinn geht die Folge weiter: Alle Charaktere erreichen ihre Ziele nur durch Bullying. Das findet meist auf dem Klo statt und gegen Ende gibt es eine nicht enden wollende Kette von Bully-Versuchen auf der Schultoilette. Bei der Ausrichtung der Serie ist es kein Wunder, dass auch Jesus zuletzt kräftig mitmischt.
Gut ist aber auch Stans Videokonzeption. Er benutzt Butters, um ein Mobbingopfer darzustellen. Damit stellt er Butters in den Mittelpunkt und offenbart vor allen dessen Schwächen. Das ist aber überhaupt nicht in Butters Sinn. In gewisser Weise setzt Stan das Mobbing somit fort, obwohl er ja eigentlich hehre Ziele verfolgt. Hier wird der schwierige Aspekt aufgegriffen, dass es immer schwierig ist, Mobbingopfer als Beispiele zu verwenden. Dabei besteht immer die Gefahr, diese weiter zu demütigen.
Alles in allem machen weder die Anti-Bully-Organisation noch Stan ein wirklich gutes Bild. Während Stan das am Ende aber immerhin wahrnimmt, bleibt die Organisation bei ihrer Verhaltensweise. An vielen Stellen wird zudem deutlich, dass Anti-Bully-Maßnahmen nicht das Hauptziel der Organisation sind. Viel wichtiger scheint es den Mitgliedern, den Status einer "nationalen" Organisation zu erlangen und nicht mehr nur die Organisation eines Bundesstaates zu sein. Diesem Ziel müssen sich andere unterordnen. Hier wird kritisiert, dass viele Hilfsorganisationen in erster Linie für sich selbst arbeiten und erst danach ihrer wahren Bestimmung nachgehen.
Sehr gelungen ist, dass der Zuschauer die ganze Zeit mitbekommt, wer Butters wahrer Mobber ist: Seine Großmutter. Das ist sehr absurd und sehr lustig. Dieser Handlungsstrang sorgt aber nicht nur für Amüsement, sondern bietet zum Schluss gar eine Lösung für das Problem an. Denn Butters wehrt sich mit den Methoden seiner Bedrängerin gegenüber einem audringlichen Fernsehmoderator, der ihn bezüglich seiner Rolle in Stans Film befragt. Dabei erkennt er, dass er sich mit Gewalt nicht wohlfühlt. Daraus leitet er ab, was für Gefühle seine Großmutter permanent empfinden muss und bemitleidet sie ein wenig. Bevor die Episode jedoch in Kitsch abgleiten kann, kommt Butters beste Erkenntnis: Nichts ist auf Dauer, irgendwann sind die Starken nicht mehr stark. Und in seinem Fall heißt das, seine Großmutter wird deutlich vor ihm sterben und dann wird er an ihrem Grab triumphieren.
Die Aussage, die Mobber sind die wahren Schwachen, kann natürlich nicht die Lösung sein. In dieser von Organisationswahnsinn geprägten, sehr amüsanten Folge erscheint es jedoch als die einzige Lösung. "Butterballs" ist eine gelungene Episode, die nicht nur unterhält, sondern auch ein ernstes, schwer zu lösendes Thema anspricht.
Die komplette Folge kann auf der deutschen Seite der Serie angesehen werden.
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren

Gelegentlich wird darüber spekuliert, ob die Menschheit in Zukunft nicht ohne Männer auskommen kann. Schließlich seien die für die Fortpflanzung nicht direkt erforderlich. Künstliche Befruchtung tut es auch. McMaster Bujold dreht diese Idee um. Was wäre, wenn in einer Gesellschaft Frauen nicht mehr benötigt würden, da da es künstliche Fortpflanzungsmaschinen gibt?
Auf Athos leben ausschließlich Männer. Sie entstammen den Gründervätern, einer Sekte, die in den Frauen das Unglück der Galaxis sehen. Frauen ist der Zutritt zu der Welt sogar verboten. Die Gesellschaft funktioniert wie ein riesiges Kloster, Fortpflanzung läuft über die bereits erwähnten Maschinen ab. Damit der Genpool nicht verkümmert, bedarf es regelmäßig Biolieferungen von anderen Planeten. Der Schock ist groß, als eine Lieferung tierische Organe enthält. Da Athos nur über wenig Geld verfügt, wird der Arzt und Fortpflanzungsspezialist Ethan in die gefährliche Galaxis ausgesandt. Dort soll er günstig an den Genpool erweiternden Stoff kommen. Doch auf der Kline Station ist er sich nicht nur den gefährlichen Frauen ausgesetzt, sondern findet sich auch in einem Spionageabenteuer wieder.
Die Idee des von Männern bevölkerten Planeten Athos ist gut und sorgt für einen kurzweiligen Start in den Roman. Sie reicht jedoch nicht für eine ganze Geschichte. Daher spielt nur ein Bruchteil des Romans auf Athos selbst. Das Spionageabenteuer nimmt den größten Teil der Handlung ein. Das ist gut, denn dadurch bleib die Faszination Athos erhalten und Ethan gerät in viele brenzlige Situationen, die Spannung erzeugen und meist witzig sind.
Das Abenteuer bringt zwei interessante Aspekte mit sich. Ethan muss, um zu überleben, mit der weiblichen Dendarii-Offizierin Quinn zusammenarbeiten. So wird sein Frauenbild regelmäßig mit einer ganz anderen Realität konfrontiert. Auch Ethans überhöhtes Männerbild erhält starke Risse. Außerdem stellt sich heraus, dass Cetaganda Gen-Experimente durchgeführt hat, um Telepathen zu erzeugen. Die Moralvorstellungen der künstlich erzeugten Telepathen waren jedoch zu hoch, sodass sie dem Cetaganda-Reich die Zustimmung verweigerten und flohen. Bis auf einen Telepathen wurden alle ermordet. Dieser versuchte mit einer Gen-Lieferung Athos mit dem Telepathen-Gen zu kontaminieren. Dieses ist rezessiv und hätte sich erst nach einigen Generationen ausgebreitet. Da Athos von der galaktischen Öffentlichkeit nicht beachtet wird, hätte das niemand bemerkt.
In dem Roman geht es natürlich darum, die nachgewiesen bösen Catagandaer daran zu hindern, wieder an das Telepathen-Gen zu gelangen. Zum Schluss wird Athos dann tatsächlich infiziert. Das ist zwar eine nette Idee, aber ungenügend. Denn eine kritische Diskussion dieses Genexperimentes bleibt aus. Stattdessen stimmt Ethan dem einfach zu, weil er sich in den letzten Telepathen verliebt hat. Hier bleibt der Roman hinter der sonst kurzweiligen Geschichte und dem gelungenen Athos-Einfall zurück.
"Ethan von Athos" ist ein kurzweiliger und aufgrund der Athos-Thematik und Ethans vielen neuen Erfahrungen durchaus kluger Roman. Lediglich die fehlende Diskussion über die Rechtmäßigkeit von Gen-Experimenten an einem ganzen Volk, das sich dessen nicht einmal bewusst ist, trübt das Bild über den Roman.
Permalink (0 Kommentare) Kommentieren