Neue Homepage: Ich habe eine neue Homepage, die man unter www.gedankenecke.com erreicht. Zur Zeit werden Stück für Stück die mittlerweile über 1 000 Beiträge dieses Blogs von mir rüberkopiert (bin bei Oktober 2008 angekommen) und die neuen Artikel seit "Homepagegründung" sind da ebenfalls zu finden. Der größte Vorteil, den die neue Seite bietet ist, dass endlich jeder kommentieren kann und man sich nicht mehr registrieren braucht.
Gelesen: Limit (von Frank Schätzing)
„Limit“ spielt im Jahr 2025 auf der Erde, also in der nahen Zukunft. Es gibt zwei Haupthandlungen. Der exentrische Unternehmer Orley hat mit seiner Firma eine Reihe extrem innovativer Technologien entwickelt. Durch eine Kooperation mit der Nasa gelang es ihm, einen Fahrstuhl in den Weltraum zu bauen. Dadurch sind Weltraumreisen deutlich günstiger als zuvor. Dank seiner Firma gibt es eine komfortable Raumstation, eine Mondstation und man hat damit begonnen Helium-3 abzubauen, das die Energieprobleme der Erde endgültig lösen wird. Nun macht er sich mit einer Reihe eben so exentrischer Menschen, nämlich den reichsten Menschen der Welt, auf den Weg zum Mond, um sein Hotel dort einzuweihen und die Kooperation für einen zweiten Weltraumlift zu besprechen.
Auf seiner Raumstation haben alle großen Nationen eine eigene Abteilung. Nur China nicht, denn das Reich der Mitte hat ein eigenen Weltraumprogramm.
In China bekommt der Internetdetektiv Owen Jericho einen neuen Auftrag: Er soll ein Mädchen namens Yoyo suchen. Die Dissidentin ist untergetaucht und ihr Vater macht sich große Sorgen...

„Limit“ ist ein Buch am Limit. Mit beinahe 1400 Seiten ist es kaum noch angenehm zu halten. Dafür ist der Großteil der Handlung nett. Wobei „nett“ teilweise extrem nah an die vulgäre Formulierung „nett – der kleine Bruder von scheiße“ rankommt.

Denn die Orley-Handlung, die über hunderte Seiten beschreibt, wie die extentrische Gesellschaft auf den Mond reist, ist nett. Ausführlich werden die egoistischen Super-Reichen vorgestellt. Ausführlich wird der Aufbau des Fahrstuhls, der Raumstation und der Mondbasis beschrieben. Dabei geizt Schätzing nicht mit Anspielungen. Es gibt einen Schauspieler unter der Truppe, der für „Orley Entertainment“ die Rolle des Perry Rhodan in vielen Blockbustern übernimmt. Auf der Raumstation gibt es zwei Restaurants: Das Kirk und das Picard. All das ist nett.
Ab der Ankunft auf dem Mond wird es endgültig fantastisch. Das Hotel ist unglaublich, eine technologische Meisterleistung, die aber durchaus realistisch wirkt. Schätzing schreibt das gesamte Buch hauptsächlich mit Dialogen. Es gibt eigentlich wenig Szenenbeschreibungen. Sattdessen wird alles in langen Dialogen unter den Charakteren beschrieben. Das liest sich flüssig und ist - nett.

Die China-Handlung ist etwas ganz anderes. Sie beginnt spannend mit der Aushebelung eines Kinderpornorings. Dann dümpelt sie ein wenig vor sich her, bis sie in eine spannender Verfolgungsjagd übergeht, die aber nicht wie im Innenteaser beschrieben um den Globus geht, sondern lediglich von China über Berlin nach London. Spannend ist dieser Handlungsstrang trotzdem. Außerdem baut Schätzing ein interessantes China-Bild auf. Dieses muss nicht unbedingt vom Leser geteilt werden, regt aber sogar ein wenig zum Nachdenken an und zeigt, dass sich der Autor mit der Thematik ausführlich beschäftigt hat.

Der Orley-Handlungsstang zieht zum Ende auch an. Auf den Mond wird ein Attentat verübt, das Jericho auf der Erde parallel aufklärt und entdeckt. Doch auf dem Mond wird die schöne, aufgebaute Landschaft relativ hart zerstört und die Reisetruppe wird extrem dezimiert. Dabei zeigt sich, dass man kaum Sympathien für die Super-Reichen aufgebaut hat, denn die vielen Tote berühren einen beim Lesen kaum.

Zum Schluss gibt es noch eine überraschende Wendung, die – das muss man zugeben – nicht wirklich vorherzusehen war.

Auf den 1400 Seiten findet kaum Charakterentwicklung statt. Lediglich Owen Jericho legt seine Probleme mit Frauen ein wenig ab, ohne aber die Frau, die scheinbar gewillt ist, etwas mit ihm anzufangen, zu bekommen. Bei Orley wiederum wird eine Charakterentwicklung auf der vorletzten Seite angedeutet, was wohl kaum als Entwicklung zählen kann. Das ist für so einen langen Roman etwas wenig.

„Limit“ liest sich über 1400 Seiten flüssig. Das ist eine Leistung. Allerdings besteht beinahe der ganze Roman aus Dialogen. Außerdem bringt einem der Roman keine wirklich neue Erkenntnis. Die Story ist bei weitem nicht so innovativ wie in dem genialen „Schwarm. Zwar zeigt der Roman eine realistische, fein ausgearbeitete Welt in 15 Jahren, aber er verknüpft dies weder mit einer besonderen Botschaft noch mit einer besonders innovativen Handlung. Somit ist der Roman einfach nett zu lesen, ohne wirklich etwas zu bieten.. Ob das ausreicht, um sich 1400 Seiten vorzunehmen, muss jeder für sich selbst entscheiden.

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