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Gelesen: Vergebung (von Stieg Larsson)
Der letzte Teil der Millenium-Trilogie schließt direkt an de Vorgänger an. Wer denkt, dass die Ereignisse dort geklärt sind, irrt sich gewaltig. Hinter dem Kinderprostitutionring stecken nämlich Leute, die vor einiger Zeit von einer Spezialeinheit des schwedischen Geheimdienstes gedeckt wurden. Diese spezielle Sektion, von der nicht einmal die Regierung etwas weiß, tut nun natürlich alles, um zu verhindern, dass Hintergründe ans Licht kommen. Dabei steht besonders Lisbeth Sander im Weg.

„Vergebung“ ist sogar noch umfangreicher geworden als der erste Teil der Reihe. Im Gegensatz zu dem Beginn der Serie ist er jedoch weitaus vorhersehbarer. Der Roman folgt ein wenig der „Columbo“-Methode. Das heißt, der Leser weiß von Anfang an, wer die Bösen sind und was sie vorhaben, während die Protagonisten noch im Dunkeln tappen. Allerdings legt „Vergebung“ weitaus mehr Tempo an den Tag als die Fernsehserie mit dem genialen Detektiv.

Larsson gelingt es trotz der Vorhersehbarkeit der Gesamthandlung die Spannung aufrechtzuerhalten. Das erreicht er vor allem dadurch, dass die unmittelbaren Schritte nicht leicht zu erahnen sind und es immer noch knifflig ist, Sanders von den Morden freizusprechen, derer sie im Vorgängern angeklagt wurde. Die Verschwörung, die im schwedischen Geheimdienst vor sich geht, ist zudem extrem sauber ausgearbeitet und erscheint erschreckend realistisch. Beinahe wirkt es, als müsse jeder Geheimdienst so eine Sektion haben, was kein angenehmer Gedanke ist.

Larsson baut auch ein paar nette Nebenhandlungen auf. Erika Berger wechselt zum Beispiel zu einer großen Zeitschrift und trifft dort auf überraschend viel Widerstand. Dieser Teil baut sich zu einer gelungenen Medienkritik auf und ist zudem spannend, weil überhaupt nicht vorhersehbar. Mikael Blomkvist, der männliche Held der Reihe, darf sich zudem ein wenig verlieben, was der Beziehung zu Sanders zum Schluss eine extrem „freundschaftliche“ Note verleiht, da seine Liebe überhaupt nicht mehr erwähnt wird.

Leider ist der Umfang des Werkes auch eine kleine Schwäche. Zu schnell ist klar, dass die Verschwörer im Geheimdienst nicht gewinnen können. Es bildet sich eine Gruppe im Geheimdienst, die gegen die Sektion vorgeht. Diese wird vom schwedischen Ministerpräsidenten geschützt. Danach kann die Sektion eigentlich nicht mehr gewinnen.

Die bisher ein wenig starren Charaktere machen dafür eine kleine Wandlung durch. Sie waren von Anfang an originell, haben sich in den letzten beiden Bänden aber kaum weiterentwickelt. Nun hat sich Blomkvist verliebt und Salander ist zumindest ein wenig in der Lage Vertrauen zu verschenken. Auch diese Mini-Entwicklung sorgt für einen versöhnlichen Abschluss

Obwohl die Spannung auf den letzten 200 Seiten raus ist, liest sich der Roman immer noch flüssig. Die Gerichtsverhandlung um Sanders wird solide dargestellt und der Autor nimmt sich genügend Zeit, um die Charaktere von dem Adrenalin der vorherigen 600 Seiten zu befreien. Das wirkt teilweise ein wenig langatmig, ist aber nett zu lesen, schließlich ist „Vergebung“ aufgrund des frühen Todes des Autors der unfreiwillige letzte Teil der Reihe.

Insgesamt ist „Vergebung“ ein flüssiger Verschwörungsthriller, der immer noch von der innovativen und cleveren Kombination des Enthüllungsjournalisten Blomkvist und der Hackerin Salander profitieren kann. Er ist aber bei weitem nicht so eine Rätselei wie der erste Teil, vermisst die Brutalität und Lebensgefährlichkeit des zweiten Teil und ist dadurch weniger spannend, verpackt seine unglaubliche Geschichte dafür aber um so realistischer.

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