Gelesen: Die Weimarer Republik (von Detlef Lehnert)
Das Reclam-Sachbuch mit dem schlichten Titel „Die Weimarer Republik“ versucht eine möglichst neutrale Darstellung der 15 Jahre der Weimarer Republik. Der Text wurde für die Veröffentlichung in der Reclam-Sachbuchreihe wohl deutlich gestrafft, er konzentriert sich auf jeden Fall auf das Wesentliche.
Dadurch ist das Buch nicht besonders umfangreich geraten und informiert knapp und gut über wesentliche Merkmale der Weimarer Republik. Wiederholt versucht der Autor die These zu entkräften, dass die Weimarer Republik eine überforderte Republik gewesen sei. Stattdessen widerlegt er regelmäßig Stereotypen der Weimarer Republik.
Das geschieht meistens dadurch, dass Lehnert eine Reihe von Fakten aufzählt. Das ist zwar beeindruckend, fördert teilweise aber nicht unbedingt das Lesevergnügen. Darum sollte es bei einem Sachbuch aber auch gar nicht gehen.
Lehnert zeigt in seinem Text, dass die Weimarer Republik durchaus gelungene Momente hatte und durchaus eine Reihe von Verteidigern. Er konzentriert sich meist auf die politischen Parteien, ihre Entwicklung und ihre Positionen. Dabei wird deutlich, dass sich alle bürgerlichen und konservativen Parteien in der Regierung eigentlich abgearbeitet haben. Jede „rechte“ Partei, die an der Regierung war hat bei der nächsten Wahl schlagartig an Zustimmung verloren. Die Erdrutschsiege der NSDAP lassen sich zum Teil wohl daher erklären, dass alle anderen rechten Parteien schon abgewirtschaftet hatten, kaum Verankerungen in der Gesellschaft aufbauen konnte und die NSDAP sich konsequent geweigert hat, an der Regierung mitzuarbeiten.
„Die Weimarer Republik“ ist ein knappes Übersichtwerk, das versucht mit möglichst ausgewogenem und neutralem Blickwinkel gängige Vorurteile gegenüber Weimar zu zerstören, während es andere durchaus bestätigt. Durch die Konzentration auf das Geschehen im Reichstag und in einigen Landesregierungen bringt es zudem noch Informationen über Debatten der Weimarer Republik, die über das gängige Schulwissen hinausgehen.