Gelesen: Die Nacht von Lissabon (von Erich Maria Remarque)
Lissabon 1942 ein namensloser Ich-Erzähler hat gerade im Casino all sein Geld verloren. Er wollte genügend gewinnen, um sich ein Ticket nach Amerika kaufen zu können. Nun läuft das Visum von ihm und seiner Frau ab, ihm droht die Abschiebung in das von Nazis besetzte Frankreich. Da trifft er am Hafen einen Fremden, der ihm zwei Tickets nach Amerika anbietet. Als Gegenleistung muss er sich dessen Geschichte anhören. So zieht er mit einem anderen Emmigranten eine Nacht durch die Bars von Lissabon und erfährt die Geschichte des Mannes.
Die Szenen in Lissabon sind ruhig und gemächlich geschrieben. Für diese Nacht ist man in relativer Sicherheit, in jedem Lokal wird etwas gegessen und getrunken. Diese Abschnitte wirken beinahe heimelig, obwohl klar ist, dass der Fremde ohne seine beiden Tickets verloren ist.
Daher ist dem Leser auch klar, dass es einen Grund geben muss, warum der Exilant seine Tickets nicht mehr haben möchte. Die Antwort wird rasch offensichtlich: Er hat seine Frau verloren. Wie das geschieht, schildert er dem Ich-Erzähler.
Der Exilant nennt sich Schwarz, dieser Name steht auf dem Pass, den er einem verstorbenen Exilanten abgenommen hat. Schwarz wurde gleich zu Beginn der Machtübernahme in ein KZ eingesperrt, im gelang jedoch die Flucht. Aus Frankreich heraus schmiedete er den Plan, seine Frau wiederzusehen. Unter dem Einsatz seines Lebens gelingt es ihm, seine Frau in Osnabrück zu besuchen. Diese ist zunächst abweisend, fasst dann aber den Entschluss mit ihm ins Exil zu gehen. So verbringen sie viel Zeit auf der Flucht, bis Schwarz erfährt, dass seine Frau die ganze Zeit wusste, dass sei totkrank ist. Die Frau stirbt, Schwarz verlässt der Lebensmut.
Das Buch schildert also ein Flüchtlingsdrama, das besonders bitter ist. Mehrmals scheint die Flucht zu misslingen. Doch zum Schluss scheitern die Eheleute nicht an den Nazis oder den französischen Behörden sondern an einer unheilbaren Krankheit. Bei dieser tragischen Geschichte kennt der Leser den Ausgang bereits.
Nichtsdestotrotz ist die Geschichte gelungen und beklemmend erzählt. Die sich wiederholende Verzweiflung, wenn ein Visum ausläuft oder die Behörden einmal mehr willkürlich handeln, ist gut eingefangen.
In erster Linie geht es Schwarz darum, dass seine Erlebnisse nicht vergessen werden. Er hat bereits selbst das Gefühl, sich nicht mehr objektiv erinnern zu können. Daher schildert er - so stellt sich zum Schluss heraus - noch am Abend nach dem Tod seiner Frau seine Geschichte. Dabei wirkt es zunächst erstaunlich, wie ruhig Schwarz doch bleibt. Allerdings bringt ihn der Ich-Erzähler regelmäßig aus dem Konzept. Denn mit jedem Restaurant-Wechsel lässt der Erzähler einen kurzen und gut gemeinten Kommentar fallen. Doch Schwarz bekommt ihn regelmäßig in den falschen Hals, versteht etwas anderes als das, was der Erzähler meinte, oder reagiert einfach nur sehr sensibel. In diesen Momenten merkt man besonders, wie verletzt Schwarz eigentlich noch ist.
Über den Ich-Erzähler erfährt man kaum etwas. Erst das Ende bringt Informationen über sein weiteres Schicksal. Die Beziehung des Erzählers geht kurz nach der Flucht in die Brüche. Im Gegensatz zu Schwarz, der sich mit der Weitergabe seiner Geschichte und seines Passes auch von seiner bisherigen Geschichte zu lösen scheint, übernimmt der Erzähler jedoch einige Eigenschaften des originalen Schwarz. So beginnt er sich für Kunst, insbesondere Malerei zu interessieren. Auch die Geschichte bekommt er nie aus dem Kopf. Insofern ist der Plan des Exilanten zum Schluss aufgegangen, die Geschichte seiner Frau wurde nicht vergessen.
"Die Nacht von Lissabon" vermittelt eine authentische und tragische Geschichte einer Flucht aus der Einflusssphäre der Nazis im Jahr 1942. Die Tragödie bedeutet jedoch die Rettung für ein anderes Paar, das durch die Rettung jedoch nicht glücklich wird. Der Roman ist erst 1960 erschienen. Insofern geht es wahrscheinlich nicht nur Schwarz darum, dass seine Geschichte nicht vergessen ist. Remarque, der ebenfalls vor den Nazis flüchtete, ist nie nach Deutschland zurückgekehrt. Das Buch endet damit, dass eine weitere Flüchtlingswelle losgetreten wird: Diesmal von Ost nach West. "Die Nacht von Lissabon" ist insofern auch ein Plädoyer dafür, die Flüchtlingsschicksale des 20. Jahrhundert nicht zu vergessen, sondern aus ihnen zu lernen.
Die Szenen in Lissabon sind ruhig und gemächlich geschrieben. Für diese Nacht ist man in relativer Sicherheit, in jedem Lokal wird etwas gegessen und getrunken. Diese Abschnitte wirken beinahe heimelig, obwohl klar ist, dass der Fremde ohne seine beiden Tickets verloren ist.
Daher ist dem Leser auch klar, dass es einen Grund geben muss, warum der Exilant seine Tickets nicht mehr haben möchte. Die Antwort wird rasch offensichtlich: Er hat seine Frau verloren. Wie das geschieht, schildert er dem Ich-Erzähler.
Der Exilant nennt sich Schwarz, dieser Name steht auf dem Pass, den er einem verstorbenen Exilanten abgenommen hat. Schwarz wurde gleich zu Beginn der Machtübernahme in ein KZ eingesperrt, im gelang jedoch die Flucht. Aus Frankreich heraus schmiedete er den Plan, seine Frau wiederzusehen. Unter dem Einsatz seines Lebens gelingt es ihm, seine Frau in Osnabrück zu besuchen. Diese ist zunächst abweisend, fasst dann aber den Entschluss mit ihm ins Exil zu gehen. So verbringen sie viel Zeit auf der Flucht, bis Schwarz erfährt, dass seine Frau die ganze Zeit wusste, dass sei totkrank ist. Die Frau stirbt, Schwarz verlässt der Lebensmut.
Das Buch schildert also ein Flüchtlingsdrama, das besonders bitter ist. Mehrmals scheint die Flucht zu misslingen. Doch zum Schluss scheitern die Eheleute nicht an den Nazis oder den französischen Behörden sondern an einer unheilbaren Krankheit. Bei dieser tragischen Geschichte kennt der Leser den Ausgang bereits.
Nichtsdestotrotz ist die Geschichte gelungen und beklemmend erzählt. Die sich wiederholende Verzweiflung, wenn ein Visum ausläuft oder die Behörden einmal mehr willkürlich handeln, ist gut eingefangen.
In erster Linie geht es Schwarz darum, dass seine Erlebnisse nicht vergessen werden. Er hat bereits selbst das Gefühl, sich nicht mehr objektiv erinnern zu können. Daher schildert er - so stellt sich zum Schluss heraus - noch am Abend nach dem Tod seiner Frau seine Geschichte. Dabei wirkt es zunächst erstaunlich, wie ruhig Schwarz doch bleibt. Allerdings bringt ihn der Ich-Erzähler regelmäßig aus dem Konzept. Denn mit jedem Restaurant-Wechsel lässt der Erzähler einen kurzen und gut gemeinten Kommentar fallen. Doch Schwarz bekommt ihn regelmäßig in den falschen Hals, versteht etwas anderes als das, was der Erzähler meinte, oder reagiert einfach nur sehr sensibel. In diesen Momenten merkt man besonders, wie verletzt Schwarz eigentlich noch ist.
Über den Ich-Erzähler erfährt man kaum etwas. Erst das Ende bringt Informationen über sein weiteres Schicksal. Die Beziehung des Erzählers geht kurz nach der Flucht in die Brüche. Im Gegensatz zu Schwarz, der sich mit der Weitergabe seiner Geschichte und seines Passes auch von seiner bisherigen Geschichte zu lösen scheint, übernimmt der Erzähler jedoch einige Eigenschaften des originalen Schwarz. So beginnt er sich für Kunst, insbesondere Malerei zu interessieren. Auch die Geschichte bekommt er nie aus dem Kopf. Insofern ist der Plan des Exilanten zum Schluss aufgegangen, die Geschichte seiner Frau wurde nicht vergessen.
"Die Nacht von Lissabon" vermittelt eine authentische und tragische Geschichte einer Flucht aus der Einflusssphäre der Nazis im Jahr 1942. Die Tragödie bedeutet jedoch die Rettung für ein anderes Paar, das durch die Rettung jedoch nicht glücklich wird. Der Roman ist erst 1960 erschienen. Insofern geht es wahrscheinlich nicht nur Schwarz darum, dass seine Geschichte nicht vergessen ist. Remarque, der ebenfalls vor den Nazis flüchtete, ist nie nach Deutschland zurückgekehrt. Das Buch endet damit, dass eine weitere Flüchtlingswelle losgetreten wird: Diesmal von Ost nach West. "Die Nacht von Lissabon" ist insofern auch ein Plädoyer dafür, die Flüchtlingsschicksale des 20. Jahrhundert nicht zu vergessen, sondern aus ihnen zu lernen.