Gehört: Abschaum (ARD-Radiotatort)

„Abschaum“ ist einer der gelungensten Radiotatorte, die ich bisher gehört habe. Leider gilt das nicht für die Auflösung, die den sehr gelungenen Fall beinahe ruiniert.
Der Schmerz des Kommissars wirkt sehr authentisch. Zwar wird in dieser Folge zum wiederholten Mahl damit gearbeitet, dass man die Vorfälle zu der aktuellen Situation nicht kennt, doch hier ist diese Methode am Besten inszeniert. Die Auflösung dieser Frage ist dann auch tragisch und nicht übertrieben konstruiert.
Die Ermittlung ist besonders gelungen, weil sie durch permanente Sprüche aus dem Off begleitet wird, obwohl der Kommissar eigentlich gar keine Sprüche machen möchte. Das wird nie wirklich komisch, sondern sorgt für eine äußerst gelungene Atmosphäre, die durch die Hörkulisse entsteht.
Dabei gelingt es "Abschaum" über lange Zeit Spannung aufzubauen und gleichzeitig den Hörer vollkommen im Unwissen über die wahren Täter zu lassen. Dabei werden verschiedenen Nebenschauplätze aufgebaut. Es stellt sich nämlich heraus, dass die beiden Kinder des Inzest-Paares in Familien gebracht wurden, deren männliche Mitglieder bekannte Pädophile sind.
Die Auflösung zum Schluss ist absurd. Die Managermotivationsgruppe hält sich selbst für die besseren Menschen, die die Aufgabe haben, "Abschaum" zu beseitigen. Daher haben sie das Paar einfach umgebracht. Dieses Motiv ist krank, allerdings auch etwas unglaubwürdig. Denn man muss wirklich schon sehr verrückt sein, um sich zu so einer Tat verleiten zu lassen. Daher müssten alle Mitglieder des Teams nicht nur einer menschenverachtenden Effizienz-Logik angehören, sondern auch verrückt sein. Das wirkt äußerst seltsam.
"Abschaum" ist ein intensives und spannendes Krimi-Erlebnis und einer der besseren "Radiotatorte". Lediglich die Auflösung stört und wirkt unglaubwürdig.
Die Folge kann man noch bis zum 14. November auf der Homepage der Serie herunterladen.