Neue Homepage: Ich habe eine neue Homepage, die man unter www.gedankenecke.com erreicht. Zur Zeit werden Stück für Stück die mittlerweile über 1 000 Beiträge dieses Blogs von mir rüberkopiert (bin bei Oktober 2008 angekommen) und die neuen Artikel seit "Homepagegründung" sind da ebenfalls zu finden. Der größte Vorteil, den die neue Seite bietet ist, dass endlich jeder kommentieren kann und man sich nicht mehr registrieren braucht.
Gehört: Ein klarer Fall (ARD-Radiotatort)
Die Bremer Polizei arbeitet seit neuestem mit einer privaten Sicherheitsfirma zusammen und hat das Projekt "Security DNA" entwickelt. Dabei handelt es sich um Alarmanlagen, die im Notfall DNA-Spritzer auf den Dieb schießen. Die Polizei benötigt nur noch eine Taschenlampe, die die DNA sichtbar macht. Der erste Verbrecher ist damit schnell gefangen: Der Polizei Assitent Claas Berding schnappt einen Spielbankeinbrecher. Kommissarin Evernich macht also beruhigt Urlaub, während sich die politische Leitung mit dem raschen Fahndungserfolg schmückt. Kaum ist die Kommissarin bei ihrem sterbenden Vater, wachsen bei Staatsanwalt Gröninger und bei ihrem Assistenten Berding Zweifel, ob der Verdächtige tatsächlich schuldig ist, bloß weil er die "Security DNA" an seiner Jacke hatte. Bevor sie ihn interviewen können, begeht der Verdächtige jedoch Selbstmord.

"Ein klarer Fall" ist natürlich nicht klar. Stattdessen verdeutlicht der Radiotatort aus Bremen auf eindrucksvolle Weise, dass Technik keineswegs Polizeiarbeit ersetzt. Zu Beginn wird ständig von dem Täter gesprochen. Erst mit den ersten Zweifeln gelangt langsam das Wort "Verdächtiger" in den Tatort. Das macht klar, "im Zweifel für den Angeklagten" gilt in Zeiten von "Security DNA" nicht mehr. Hat jemand die richtige DNA, ist er schuldig. In diesem Fall nützt das vor allem dem wahren Täter.

Doch der Tatort ist nicht allein ein Lehrstück auf die moderne Fahndungstechnik. In einer Kurzschlussreaktion lässt sich Berding in ein Gefängnis einschleusen und Staatsanwalt Gröninger muss feststellen, dass es schwierig ist, gegen eine politisch gewollte Ermittlungsmethode vorzugehen. Das ist spannend und unterhaltsam.

In einer Nebenhandlung erfährt Kommissarin Everning, warum ihr Vatr ihre Berufswahl immer ablehnte. Er wurde als überzeugter, linker Pfarrer einst in der Strafvollzugsseelsorge entführt. Er teilte die Forderungen der Entführer, musste aber mit ansehen, wie die Verbrecher erschossen wurden. Das nimmt er der Polizei bis heute übel und gibt sich gleichzeitig eine Mitschuld an der Tragödie. Denn er ließ die Polizei in dem Glauben, die Entführer besäßen tatsächlich Waffen. Damit wollte er deren Verhandlungsposition stärken, verursachte im Endeffekt aber eine übertrieben Polizeiaktion. Everning erfährt das nicht direkt von ihrem Vater, zu einer Aussprache kommt es nicht, da sie Gröninger und Berding dabei helfen muss, den "Security DNA"-Fall aufzulösen.

Die spannende und erschreckend realistisch wirkende Handlung um eine unsinnige und gefährliche neue Ermittlungsmethode wird somit durch ein persönliches Schicksal abgerundet. Leider ahnt man von Anfang an, dass es zu der Aussprache zwischen Vater und Tochter nicht mehr kommen wird. Das hätte man zwar besser lösen können, es ist aber der einzige Kritikpunkt an einem außerordentlich gelungenen Radiotatort.

Die Folge kann noch bis zum 19. Juni auf der Homepage der Serie heruntergeladen werden.

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