Gelesen: Rough Beasts Of Empire (von David R. George III)
"Rough Beasts Of The Empire" ist der dritte Teil, der leider nicht wirklich überzeugenden "Typhon Pact"-Reihe. Dass der Roman der dritte Teil ist, bemerkt man kaum. Denn er baut nicht auf den vorherigen zwei Teilen auf, das kann er auch gar nicht, da er zeitlich vor den beiden anderen spielt. Das wird aber in keiner Art und Weise angemerkt, der Leser muss sich das selbst erschließen.
Insgesamt ist der Roman recht enttäuschend. Denn man weiß nicht nur, dass David R. George III besseres leisten kann, sondern man merkt auch, dass er das bestmögliche aus der schwachen Handlung rausgeholt hat. So ist der Roman an sich eigentlich ganz gut (aber nicht wirklich gut), aber durch fehlende Zeitangaben, eine extrem dämliche Sisko-Handlung und eine merkwürdige Romulaner-Handlung stört man sich im Nachhinein an vielen Kleinigkeiten, was aus dem Roman höchstens ein durchschnittliches Buch macht.
Die gesamte Rezension kann man auf trekzone lesen:
Star Trek Typhon Pact: Rough Beasts Of Empire (von David R. George III)
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Gelesen: Das politische System Deutschlands (von Manfred G. Schmidt)
Dank der BpB werden gute Bücher ja gelegentlich zu erschwinglichen Preisen auf den Markt "geschmissen". Denn obwohl die Bundeszentrale die Preise auch immer weiter erhöht, sind deren Taschenbücher doch immer noch echte Schnäppchen.
Eines der derzeitigen Angebote ist "Das politische System Deutschlands" von Manfred G. Schmidt. Dieses Buch ist - wie der Titel unschwer erkennen lässt - als Einführung in das politische System der BRD gedacht.
Das Buch ist verständlich geschrieben und der Text ist auch nicht so aufgebaut, dass man ständig hängen bleibt. Stattdessen werden durch einige Beispiele die meisten Themen gut erklärt.
Allerdings betont Schmidt immer wieder, wieviele Vetospieler es im deutschen System doch gibt. Das macht er nicht nur in einigen Kapiteln, die das erklären deutlich, sondern wirft es immer wieder ein.
Außerdem geht er wenig bis überhaupt nicht auf die Gesetzgebungsprozesse und Institutionsaufbauten Deutschlands ein. Grundlagen wie zum Beispiel die Anzahl der Lesungen von Gesetzen, parlamentarische Beratungsprozesse und so weiter, werden vernachlässigt. Insofern ist das Buch als Einführung in die deutschen politischen Institutionen nicht unbedingt geeignet.
Dafür ist es gut, dass Schmidt regelmäßig theoretischen Konstrukten die Wirklichkeit gegenüberstellt. Vor allem bei Verfassungsthemen guckt er sich immer auch die "Verfassungswirklichkeit" an.
Gleich zu Beginn betont Schmidt, dass er sich auch auf Policyfelder konzentrieren möchte. Und so findet man im dritten Teil des Buches zum Beispiel Kapitel über die deutsche Umweltpolitik oder die deutsche Sozialpolitik. Auch das ist ungewöhnlich. Denn diese Kapitel haben nicht mehr direkt etwas mit dem System zu tun, sondern mit dem "Output".
Für eine Einleitung hätte man sich diese Passagen sparen können und stattdessen mehr über Akteure und Prozesse schreiben können.
Wenn man aber schon mit Vorwissen an das Buch herangeht, dann sind die Policyzusammenfassungen (und hier gerade die über die Geschichte der deutschen Umweltpolitik) ganz spannend. Außerdem ist das Buch dadurch interessant, dass Schmidt eine Mischung aus Theorie, Wirklichkeitsbetrachtung und Bewertung anstrebt, was man auch nicht oft in als "Standardwerken" gedachten Büchern findet. In Zwischenfaziten und einem abschließenden Fazit stellt sich Schmidt immer wieder die Frage, wie leistungsfähig das deutsche System eigentlich ist und kommt dabei - erwartungsgemäß - zu einem gemischten Urteil.
Eines der derzeitigen Angebote ist "Das politische System Deutschlands" von Manfred G. Schmidt. Dieses Buch ist - wie der Titel unschwer erkennen lässt - als Einführung in das politische System der BRD gedacht.
Das Buch ist verständlich geschrieben und der Text ist auch nicht so aufgebaut, dass man ständig hängen bleibt. Stattdessen werden durch einige Beispiele die meisten Themen gut erklärt.
Allerdings betont Schmidt immer wieder, wieviele Vetospieler es im deutschen System doch gibt. Das macht er nicht nur in einigen Kapiteln, die das erklären deutlich, sondern wirft es immer wieder ein.
Außerdem geht er wenig bis überhaupt nicht auf die Gesetzgebungsprozesse und Institutionsaufbauten Deutschlands ein. Grundlagen wie zum Beispiel die Anzahl der Lesungen von Gesetzen, parlamentarische Beratungsprozesse und so weiter, werden vernachlässigt. Insofern ist das Buch als Einführung in die deutschen politischen Institutionen nicht unbedingt geeignet.
Dafür ist es gut, dass Schmidt regelmäßig theoretischen Konstrukten die Wirklichkeit gegenüberstellt. Vor allem bei Verfassungsthemen guckt er sich immer auch die "Verfassungswirklichkeit" an.
Gleich zu Beginn betont Schmidt, dass er sich auch auf Policyfelder konzentrieren möchte. Und so findet man im dritten Teil des Buches zum Beispiel Kapitel über die deutsche Umweltpolitik oder die deutsche Sozialpolitik. Auch das ist ungewöhnlich. Denn diese Kapitel haben nicht mehr direkt etwas mit dem System zu tun, sondern mit dem "Output".
Für eine Einleitung hätte man sich diese Passagen sparen können und stattdessen mehr über Akteure und Prozesse schreiben können.
Wenn man aber schon mit Vorwissen an das Buch herangeht, dann sind die Policyzusammenfassungen (und hier gerade die über die Geschichte der deutschen Umweltpolitik) ganz spannend. Außerdem ist das Buch dadurch interessant, dass Schmidt eine Mischung aus Theorie, Wirklichkeitsbetrachtung und Bewertung anstrebt, was man auch nicht oft in als "Standardwerken" gedachten Büchern findet. In Zwischenfaziten und einem abschließenden Fazit stellt sich Schmidt immer wieder die Frage, wie leistungsfähig das deutsche System eigentlich ist und kommt dabei - erwartungsgemäß - zu einem gemischten Urteil.
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Gelesen: Der Maulwurf
"Der Maulwurf" ist ein "Stand Alone"-Heft, was bei Serien häufig in Füllromanen endet. Diesmal ist der Roman aber von Thomas Höhl, dem derzeitigen Redakteur von Sternenfaust geschrieben. Und wie schon sein letzer Roman, ist er sehr gut geworden.
Gruppenbildung, Mobbing und Tod - wieder werden Themen angesprochen, die normalerweise im Heftroman keinen Platz haben. Das das obendrein auch noch spannend ist und eine etwas andere Erzählweise verfolgt, sorgt für einen sehr, sehr guten Roman.
Die gesamte Rezension findet man wie immer auf sf-radio:
Sternenfaust Band 158 - Der Maulwurf (von Thomas Höhl)
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Gelesen: Belladonna (von Karin Slaughter)
Eine blinde Frau wird auf einer Toilette in einem Restaurant eines kleinen südamerikanischen Ortes nicht nur auf grausame Art und Weise ermordet, sondern auch noch vergewaltigt. Das Opfer ist die Schwester einer Polizeibeamtin in dem kleinen Ort Grant. Die Ermittlungen der örtlichen Polizei kommen nicht wirklich voran, da passiert auch schon der nächste Übergriff. Diesmal ist eine junge Studentin das Opfer...
Der Thriller lebt in erster Linie von den interessanten Polizisten. Linda, so heißt die Schwester des Opfers, muss mit einem großen Verlust fertig werden und wird im Laufe des Romans selbst zum Opfer. Interessanter ist aber das Verhältnis zwischen Chief Tolliver und Sarah Linton, der Leichenbeschauerin. Diese waren einst verheiratet und sind eigentlich immer noch ineinander verliebt. Mittlerweile steht aber zu viel zwischen ihnen. Die Dynamik zwischen diesen beiden Personen rettet das Buch über einige Hänger.
Die Story selbst ist nicht besonders vielschichtig. Ein Serientäter geht in dem Ort rum und er muss irgendetwas mit Sarah zu tun haben, sonst würde sie die Opfer nicht immer als Erste finden. Die brutale Vorgehensweise des Täters sorgt für viel Spannung.
Die Identität des Täters erfährt der Leser vor den ermittelnden Polizisten. Trotzdem entwickelt der Roman zum Schluss noch ein hohes Tempo. Es bleiben kaum Fragen ungeklärt. Lediglich die Art, wie der Täter "aus der Welt geschafft" wird, ist etwas unbefriedigend. Schließlich umgeht er durch den Tod seiner gerichtlichen Bestrafung. Leider bleibt dadurch unerwähnt, wie krank der Täter eigentlich war. Denn im vorherigen Gespräch leugnet er immer und immer wieder, Leute umgebracht zu haben, was auf ein krasses und falsches Verhältnis zu Verletzungen hindeutet.
Zwischendurch gibt es immer mal wieder Anspielungen auf verbreitete Vorurteile und Rassenhass. So wird sofort einer der wenigen "Neger" der Kleinstadt beschuldigt, die Taten begangen zu haben. Dieser Mensch wird von Chief Tolliver beschützt. Bei einem Angriff auf das Haus des Schwarzen wird Tolliver ins Bein geschossen. Der Täter bleibt ungeklärt, der Handlungsstrang wird einfach vergessen.
Insgesamt ist "Belladonna" weder ein besonders innovativer noch besonders intelligenter Thriller. Doch dafür wird durch die gelungene Figurenkonstellation und die lange Unkenntnis über den Täter, recht viel Spannung aufgebaut.
Der Thriller lebt in erster Linie von den interessanten Polizisten. Linda, so heißt die Schwester des Opfers, muss mit einem großen Verlust fertig werden und wird im Laufe des Romans selbst zum Opfer. Interessanter ist aber das Verhältnis zwischen Chief Tolliver und Sarah Linton, der Leichenbeschauerin. Diese waren einst verheiratet und sind eigentlich immer noch ineinander verliebt. Mittlerweile steht aber zu viel zwischen ihnen. Die Dynamik zwischen diesen beiden Personen rettet das Buch über einige Hänger.
Die Story selbst ist nicht besonders vielschichtig. Ein Serientäter geht in dem Ort rum und er muss irgendetwas mit Sarah zu tun haben, sonst würde sie die Opfer nicht immer als Erste finden. Die brutale Vorgehensweise des Täters sorgt für viel Spannung.
Die Identität des Täters erfährt der Leser vor den ermittelnden Polizisten. Trotzdem entwickelt der Roman zum Schluss noch ein hohes Tempo. Es bleiben kaum Fragen ungeklärt. Lediglich die Art, wie der Täter "aus der Welt geschafft" wird, ist etwas unbefriedigend. Schließlich umgeht er durch den Tod seiner gerichtlichen Bestrafung. Leider bleibt dadurch unerwähnt, wie krank der Täter eigentlich war. Denn im vorherigen Gespräch leugnet er immer und immer wieder, Leute umgebracht zu haben, was auf ein krasses und falsches Verhältnis zu Verletzungen hindeutet.
Zwischendurch gibt es immer mal wieder Anspielungen auf verbreitete Vorurteile und Rassenhass. So wird sofort einer der wenigen "Neger" der Kleinstadt beschuldigt, die Taten begangen zu haben. Dieser Mensch wird von Chief Tolliver beschützt. Bei einem Angriff auf das Haus des Schwarzen wird Tolliver ins Bein geschossen. Der Täter bleibt ungeklärt, der Handlungsstrang wird einfach vergessen.
Insgesamt ist "Belladonna" weder ein besonders innovativer noch besonders intelligenter Thriller. Doch dafür wird durch die gelungene Figurenkonstellation und die lange Unkenntnis über den Täter, recht viel Spannung aufgebaut.
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Gelesen: Der Kadett (von Lois McMaster Bujold)
"Der Kadett" ist chronologisch gesehen der dritte "Barrayar"-Roman von Lois McMaster Bujold.
Seit dem Vorgänger Barrayar 17 Jahre vergangen. Miles ist jetzt volljärig, sein Vater nicht mehr Regent, sondern "nur" noch Ministerpräsident. Doch noch immer leidet Miles unter den Folgen des Giftanschlags auf seine Mutter vor seiner Geburt. Bei dem kleinsten Druck brechen seine Knochen. Daher rechnet er sich auch wenig Chancen bei den physischen Testen für die Aufnahme in die Militärakademie aus. Und tatsächlich: Gleich bei der ersten Prüfung springt er von einer kleinen Mauer und bricht sich dabei beide Beine. Der Traum vom Militär ist erst einmal ausgeträumt.
Missmutig macht er Urlaub in der Heimat seiner Mutter, der Beta Colony. Dort trifft er einen Piloten, der kurz davor steht, sein Schiff zu verlieren. Miles tilgt dessen Schulden und beginnt eine Fracht in ein Kriegsgebiet zu übernehmen. Zusammen mit seinem Bodyguard, dessen Tochter und dem Piloten findet er sich kurz darauf in einem Krieg wieder...
Bei "Der Kadett" weiß man nie wirklich, wohin die Handlung als nächstes hintreibt. Der Roman beginnt gelungenerweise mit einer großen Niederlage für Miles. Das ist zu Beginn so eindrucksvoll, dass so ein wenig kaschiert wird, wie unrealistisch viele Siege Miles in dem Roman einfährt.
Durch einen Kommunikationsfehler sieht Miles sich gezwungen, ein feindliches Schiff zu übernehmen, dass ihn durch eine Blockade daran hindert, seine Ware abzuliefern. Er gibt sich daraufhin als Söldnerführer aus und überzeugt die Besiegten, mit ihm zusammenzuarbeiten. Das Problem ist dabei natürlich, dass Miles weder Führer einer Söldnerflotte ist noch Geld hat, um seine neuen Söldner zu bezahlen. Hinzu kommt noch, dass es barrayanischen Vors bei der Todesstrafe verboten ist, Söldner anzuheuern.
Der Roman ist ab dem Kapern des feindlichen Schiffes eine Aneinanderreihung riesiger Probleme für Miles. Ihm gelingt es aber immer wieder durch Tricks, unkonventionelle Methoden und einer Menge Glück, diese zu lösen. Das liest sich so gut, dass man dabei vergisst, wie unrealistisch es eigentlich ist, dass ein stark behinderter barrayanischer Jugendlicher das alles lösen kann. Außerdem ist man von den meisten Einfällen Miles viel zu angetan, als dass man über die Umsetzungswahrscheinlichkeit dreht.
Bujolds Romane sind dann auch meist nicht deswegen interessant und spannend, weil die Story besonders tiefsinnig werden. Stattdessen entsteht durch eine hohen Erzählfluss viel Dynamik, was wiederum für Spannung sorgt. Denn Bujold steht immer kurz davor, ihre Romane zu überfrachten. Wie in den beiden vorherigen Romanen, kratzt sie auch in "Der Kadett" an der Grenze der "Überladung", bricht sie aber nicht ganz, obwohl sie zum Schluss noch eine Verschwörung gegen Miles Vater mit in die Geschichte einbaut.
Trotz der eher trivialen Geschichten, die erzählt werden, bietet auch dieses "Barrayar"-Bücher wieder ein paar Aspekte, die recht interessant sind. In welchem Science-Fiction-Buch hat man sich schon mal eine komplett gehandicapte Person als Held erlesen können? Außerdem wird auch in diesem Roman wieder der Kontrast zwischen der sexuell sehr freizügigen Beta Colony und dem traditionalistischen, militärischen Barrayar aufgebaut, ohne dabei in ein komplettes schwarz-weiß-Schema zu verfallen.
Positiv ist auch, dass sich Bujold traut, bisher wichtige Personen sterben zu lassen. Es ist klar, dass in der "Miles Vorkosigan"-Saga, Miles nicht stirbt. Aber für alle anderen Charaktere - das macht Bujold in diesem Roman auch klar - gilt das nicht. Bedauerlich ist aber, dass sich die Trauer um den wichtigen Toten leider etwas zu schmal ausfällt.
"Der Kadett" ist Miles Aufstieg zum gewitzten Söldner-Admiral. Natürlich kann er diesen Titel nur für diesen Roman tragen. Dennoch ist die Lektüre des Buches durch die vielen Wendungen und irrwitzigen Einfälle wirklich unterhaltsam.
Seit dem Vorgänger Barrayar 17 Jahre vergangen. Miles ist jetzt volljärig, sein Vater nicht mehr Regent, sondern "nur" noch Ministerpräsident. Doch noch immer leidet Miles unter den Folgen des Giftanschlags auf seine Mutter vor seiner Geburt. Bei dem kleinsten Druck brechen seine Knochen. Daher rechnet er sich auch wenig Chancen bei den physischen Testen für die Aufnahme in die Militärakademie aus. Und tatsächlich: Gleich bei der ersten Prüfung springt er von einer kleinen Mauer und bricht sich dabei beide Beine. Der Traum vom Militär ist erst einmal ausgeträumt.
Missmutig macht er Urlaub in der Heimat seiner Mutter, der Beta Colony. Dort trifft er einen Piloten, der kurz davor steht, sein Schiff zu verlieren. Miles tilgt dessen Schulden und beginnt eine Fracht in ein Kriegsgebiet zu übernehmen. Zusammen mit seinem Bodyguard, dessen Tochter und dem Piloten findet er sich kurz darauf in einem Krieg wieder...
Bei "Der Kadett" weiß man nie wirklich, wohin die Handlung als nächstes hintreibt. Der Roman beginnt gelungenerweise mit einer großen Niederlage für Miles. Das ist zu Beginn so eindrucksvoll, dass so ein wenig kaschiert wird, wie unrealistisch viele Siege Miles in dem Roman einfährt.
Durch einen Kommunikationsfehler sieht Miles sich gezwungen, ein feindliches Schiff zu übernehmen, dass ihn durch eine Blockade daran hindert, seine Ware abzuliefern. Er gibt sich daraufhin als Söldnerführer aus und überzeugt die Besiegten, mit ihm zusammenzuarbeiten. Das Problem ist dabei natürlich, dass Miles weder Führer einer Söldnerflotte ist noch Geld hat, um seine neuen Söldner zu bezahlen. Hinzu kommt noch, dass es barrayanischen Vors bei der Todesstrafe verboten ist, Söldner anzuheuern.
Der Roman ist ab dem Kapern des feindlichen Schiffes eine Aneinanderreihung riesiger Probleme für Miles. Ihm gelingt es aber immer wieder durch Tricks, unkonventionelle Methoden und einer Menge Glück, diese zu lösen. Das liest sich so gut, dass man dabei vergisst, wie unrealistisch es eigentlich ist, dass ein stark behinderter barrayanischer Jugendlicher das alles lösen kann. Außerdem ist man von den meisten Einfällen Miles viel zu angetan, als dass man über die Umsetzungswahrscheinlichkeit dreht.
Bujolds Romane sind dann auch meist nicht deswegen interessant und spannend, weil die Story besonders tiefsinnig werden. Stattdessen entsteht durch eine hohen Erzählfluss viel Dynamik, was wiederum für Spannung sorgt. Denn Bujold steht immer kurz davor, ihre Romane zu überfrachten. Wie in den beiden vorherigen Romanen, kratzt sie auch in "Der Kadett" an der Grenze der "Überladung", bricht sie aber nicht ganz, obwohl sie zum Schluss noch eine Verschwörung gegen Miles Vater mit in die Geschichte einbaut.
Trotz der eher trivialen Geschichten, die erzählt werden, bietet auch dieses "Barrayar"-Bücher wieder ein paar Aspekte, die recht interessant sind. In welchem Science-Fiction-Buch hat man sich schon mal eine komplett gehandicapte Person als Held erlesen können? Außerdem wird auch in diesem Roman wieder der Kontrast zwischen der sexuell sehr freizügigen Beta Colony und dem traditionalistischen, militärischen Barrayar aufgebaut, ohne dabei in ein komplettes schwarz-weiß-Schema zu verfallen.
Positiv ist auch, dass sich Bujold traut, bisher wichtige Personen sterben zu lassen. Es ist klar, dass in der "Miles Vorkosigan"-Saga, Miles nicht stirbt. Aber für alle anderen Charaktere - das macht Bujold in diesem Roman auch klar - gilt das nicht. Bedauerlich ist aber, dass sich die Trauer um den wichtigen Toten leider etwas zu schmal ausfällt.
"Der Kadett" ist Miles Aufstieg zum gewitzten Söldner-Admiral. Natürlich kann er diesen Titel nur für diesen Roman tragen. Dennoch ist die Lektüre des Buches durch die vielen Wendungen und irrwitzigen Einfälle wirklich unterhaltsam.
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Gelesen: Barrayar (von Lois McMaster Bujold)
"Barrayar" ist chronologisch gesehen der zweite "Barrayar"-Roman und spielt nur wenige Monate nach dem chronologisch ersten Roman .
Cornelia Naismith, Captain der Beta-Kolonie, ist jetzt mit Aral Vorkosigan, einem barrayaranischen Count, verheiratet. Aral ist im letzten Roman zum Regenten Barrayars aufgestiegen und das sorgt für einige Probleme. Barrayar ist keine Demokratie, sondern hat einen Imperator. Dieser ernennt die Regenten und Ministerpräsidenten. Aral Vorkosigan ist so lange Regent bis Prinz Gregor alt genug ist, um den Imperatorposten auszuüben. In der barrayarnischen Logik ist es jetzt relativ einfach, Herrscher über den Planeten zu werden: Man muss lediglich Aral und Gregor töten.
Die erste Hälfte des Buches nutzt Bujold um dem Leser noch mehr von der barrayanischen Kultur zu zeigen. Barrayar war viele Jahrhunderte von den anderen Planeten der Galaxis abgeschnitten und ist in diesem Zeitraum wieder in eine feudale Agrarwirtschaft zurückgefallen. Erst seit 80 Jahren ist das Imperium wieder in Kontakt mit der Außenwelt und mittlerweile schon eine starke, außenpolitische Macht. Allerdings ist die Gesellschaft selbst noch recht rückständig und reagiert sehr sensibel auf Veränderungen. Und Cordelia und Aral sind eine sehr heftige Veränderung.
In dieser ersten Hälfte hängt über der jungen Familie permanent eine Bedrohung. Ständig werden Anschläge auf Aral verübt. In diesem Teil fragt man sich zwar noch, in welche Richtung der Roman eigentlich möchte, doch wie schon in Scherben der Ehre kann Bujold auch hier eine recht banale Geschichte in etwas lesenswertes verwandeln. Zumindest langweilt man sich nicht.
In der Mitte überschlagen sich dann die Ereignisse. Cordelias ungeborenes Baby wird durch einen Giftangriff stark beschädigt, kurz darauf kommt es zu einem Bürgerkrieg und Cordelia muss mit Aral Vorkosigan und seinen Truppen in die Berge fliehen. Bujold nimmt nie einen Perspektivwechsel vor. Die ganze Geschichte ist strikt aus der Sicht Cordelias geschrieben. Dadurch bekommt man verhältnismäßig wenig von den Schlachten des Bürgerkrieges mit.
Dennoch ist der Roman ab dem Ausbruch des Bürgerkrieges richtig spannend. Bujold gelingt es auch da noch, die Konflikte zwischen den Charakteren herauszustellen. Gerade mit Arals Vater hat Cordelia große Probleme, denn er lehnt die ganze Zeit ihr gengeschädigtes Baby ab. Dennoch riskiert sie viel, um Miles, wie sie ihr Baby genannt hat, aus den Händen der gegnerischen Partei zu befreien. Dabei wird Cordelia ungewollt zur Kriegsheldin.
Auf der "Befreiungsmission" vergisst Bujold auch all die nicht-adligen Nebencharaktere nicht und verpasst jedem mindestens eine gelungene Szene. Zum Schluss verdichtet sich die Handlung enorm und der Bürgerkrieg wird auf überraschend unorthodoxe Weise beendet.
"Barrayar" besticht durch bekannte Charaktere, die nicht mehr wie Protagonisten in einer Seifenoper wirken. Natürlich ist die Serie immer noch als "Space-Opera" angelegt und hat daher viele persönliche Elemente. Gerade dadurch ist "Barrayar" aber sehr gelungen. Denn hier stehen nicht die Schlachten im Mittelpunkt, sondern die Menschen die davon betroffen sind. Dadurch wird "Barrayar" zu einer spannenden und unterhaltsamen Lektüre, die einem die politischen Irren und Wirren einer extrem rückständigen Welt in weiter Zukunft aus den Augen einer fortschrittlichen Frau zeigt.
Cornelia Naismith, Captain der Beta-Kolonie, ist jetzt mit Aral Vorkosigan, einem barrayaranischen Count, verheiratet. Aral ist im letzten Roman zum Regenten Barrayars aufgestiegen und das sorgt für einige Probleme. Barrayar ist keine Demokratie, sondern hat einen Imperator. Dieser ernennt die Regenten und Ministerpräsidenten. Aral Vorkosigan ist so lange Regent bis Prinz Gregor alt genug ist, um den Imperatorposten auszuüben. In der barrayarnischen Logik ist es jetzt relativ einfach, Herrscher über den Planeten zu werden: Man muss lediglich Aral und Gregor töten.
Die erste Hälfte des Buches nutzt Bujold um dem Leser noch mehr von der barrayanischen Kultur zu zeigen. Barrayar war viele Jahrhunderte von den anderen Planeten der Galaxis abgeschnitten und ist in diesem Zeitraum wieder in eine feudale Agrarwirtschaft zurückgefallen. Erst seit 80 Jahren ist das Imperium wieder in Kontakt mit der Außenwelt und mittlerweile schon eine starke, außenpolitische Macht. Allerdings ist die Gesellschaft selbst noch recht rückständig und reagiert sehr sensibel auf Veränderungen. Und Cordelia und Aral sind eine sehr heftige Veränderung.
In dieser ersten Hälfte hängt über der jungen Familie permanent eine Bedrohung. Ständig werden Anschläge auf Aral verübt. In diesem Teil fragt man sich zwar noch, in welche Richtung der Roman eigentlich möchte, doch wie schon in Scherben der Ehre kann Bujold auch hier eine recht banale Geschichte in etwas lesenswertes verwandeln. Zumindest langweilt man sich nicht.
In der Mitte überschlagen sich dann die Ereignisse. Cordelias ungeborenes Baby wird durch einen Giftangriff stark beschädigt, kurz darauf kommt es zu einem Bürgerkrieg und Cordelia muss mit Aral Vorkosigan und seinen Truppen in die Berge fliehen. Bujold nimmt nie einen Perspektivwechsel vor. Die ganze Geschichte ist strikt aus der Sicht Cordelias geschrieben. Dadurch bekommt man verhältnismäßig wenig von den Schlachten des Bürgerkrieges mit.
Dennoch ist der Roman ab dem Ausbruch des Bürgerkrieges richtig spannend. Bujold gelingt es auch da noch, die Konflikte zwischen den Charakteren herauszustellen. Gerade mit Arals Vater hat Cordelia große Probleme, denn er lehnt die ganze Zeit ihr gengeschädigtes Baby ab. Dennoch riskiert sie viel, um Miles, wie sie ihr Baby genannt hat, aus den Händen der gegnerischen Partei zu befreien. Dabei wird Cordelia ungewollt zur Kriegsheldin.
Auf der "Befreiungsmission" vergisst Bujold auch all die nicht-adligen Nebencharaktere nicht und verpasst jedem mindestens eine gelungene Szene. Zum Schluss verdichtet sich die Handlung enorm und der Bürgerkrieg wird auf überraschend unorthodoxe Weise beendet.
"Barrayar" besticht durch bekannte Charaktere, die nicht mehr wie Protagonisten in einer Seifenoper wirken. Natürlich ist die Serie immer noch als "Space-Opera" angelegt und hat daher viele persönliche Elemente. Gerade dadurch ist "Barrayar" aber sehr gelungen. Denn hier stehen nicht die Schlachten im Mittelpunkt, sondern die Menschen die davon betroffen sind. Dadurch wird "Barrayar" zu einer spannenden und unterhaltsamen Lektüre, die einem die politischen Irren und Wirren einer extrem rückständigen Welt in weiter Zukunft aus den Augen einer fortschrittlichen Frau zeigt.
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Gelesen: Wofür stehst Du? (von Axel Hacke und Giovanni Di Lorenzo)
"Was in unserem Leben wichtig ist - eine Suche" ist der Untertitel zu dem kleinen Büchlein der beiden Journalisten Hacke und Di Lorenzo. Das Buch ist eine Sammlung verschiedener Gedanken, wobei sich die Gedanken von Hacke und Di Lorenzo durch verschiedene Schrifttypen unterscheiden. Jeder Abschnitt ist in ungefähr 20 kleine Gedankenabschnitte aufgeteilt. So wird der Leser dann durch die Ansichten der beiden Anfang-fünfziger zu den Themen Politik, Gerechtigkeit, Ängste, Heimat und Gesunheit geführt.
Das bietet Platz für viele Allgemeinplätze, gegen die man weder etwas sagen kann, noch sie wirklich gut finden kann. Beide Journalisten sind in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre geboren und haben eine recht politisch bewegte Jugend hitner sich. Was nicht bedeutet, dass beide agitatorisch auf die Straße gegangen sind, sondern einfach nur, dass sie sich Gedanken über Verhältnisse gemacht haben. Daher ist der Abschnitt auch der Interessanteste. Denn in dem Kapitel über Politik findet man viele Anekdoten aus der Familiengeschichte der zwei Autoren und eine gewisse Selbstverständlichkeit im Hinblick auf politische Diskussionen, die heutzutage an Schulen überhaupt nicht mehr herrscht.
Aber auch in diesem Abschnitt gilt, dass hier eigentlich ein Bild der Nachkriegsaufgearbeitetenmittelstandsgeneration gezeichnet wird. Einer Generation, die sich halt noch über Gott, den Kommunismus und das Ende der Welt Gedanken machen konnte, ohne dabei an Praktika, Assessment-Center oder das zwölfjährige Abitur denken zu müssen. Darauf gehen die Autoren aber nie ein. Müssen sie ja auch nicht, schließlich wollen sie ja in einer Art Zwiegespräch herausfinden, was für sie wichtig ist, welche Werte für sie verbindlich sind. Der Nutzwert dessen ist dann aber doch beschränkt.
So ist "Wofür stehst Du?" in wirklich guten Momenten ein (vielleicht in Teilen allgemeinverbindlicher) Einblick in die Lebens- und Denkweise der Jahrgänge 1955-1959, in guten Passagen erzälht das Buch interessante Anekdoten und in den restlichen Abschnitten wird der Leser mit Allgemeinplätzen bombadiert, über die man zwar mal nachdenken sollte, aber in der Regel auch schon eimal nachgedacht hat.
"Wofür stehst Du?" macht dabei eine Sache sehr richtig, es beschränkt sich nämlich auf gerade einmal 230 Seiten. Das ist dann auch der Umfang, wo das ganze Hin und Her von Geistesblitzen erträglich ist und man nicht von den Allgemeinplätzen überladen ist. Dadurch bleiben letztendlich doch die guten Anekdoten hängen.
Das bietet Platz für viele Allgemeinplätze, gegen die man weder etwas sagen kann, noch sie wirklich gut finden kann. Beide Journalisten sind in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre geboren und haben eine recht politisch bewegte Jugend hitner sich. Was nicht bedeutet, dass beide agitatorisch auf die Straße gegangen sind, sondern einfach nur, dass sie sich Gedanken über Verhältnisse gemacht haben. Daher ist der Abschnitt auch der Interessanteste. Denn in dem Kapitel über Politik findet man viele Anekdoten aus der Familiengeschichte der zwei Autoren und eine gewisse Selbstverständlichkeit im Hinblick auf politische Diskussionen, die heutzutage an Schulen überhaupt nicht mehr herrscht.
Aber auch in diesem Abschnitt gilt, dass hier eigentlich ein Bild der Nachkriegsaufgearbeitetenmittelstandsgeneration gezeichnet wird. Einer Generation, die sich halt noch über Gott, den Kommunismus und das Ende der Welt Gedanken machen konnte, ohne dabei an Praktika, Assessment-Center oder das zwölfjährige Abitur denken zu müssen. Darauf gehen die Autoren aber nie ein. Müssen sie ja auch nicht, schließlich wollen sie ja in einer Art Zwiegespräch herausfinden, was für sie wichtig ist, welche Werte für sie verbindlich sind. Der Nutzwert dessen ist dann aber doch beschränkt.
So ist "Wofür stehst Du?" in wirklich guten Momenten ein (vielleicht in Teilen allgemeinverbindlicher) Einblick in die Lebens- und Denkweise der Jahrgänge 1955-1959, in guten Passagen erzälht das Buch interessante Anekdoten und in den restlichen Abschnitten wird der Leser mit Allgemeinplätzen bombadiert, über die man zwar mal nachdenken sollte, aber in der Regel auch schon eimal nachgedacht hat.
"Wofür stehst Du?" macht dabei eine Sache sehr richtig, es beschränkt sich nämlich auf gerade einmal 230 Seiten. Das ist dann auch der Umfang, wo das ganze Hin und Her von Geistesblitzen erträglich ist und man nicht von den Allgemeinplätzen überladen ist. Dadurch bleiben letztendlich doch die guten Anekdoten hängen.
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Gelesen: Paths Of Disharmony (Dayton Ward)
"Paths Of Disharmony" ist der letzte Teil der "Typhon Pact"-Reihe und leider auch der Roman, der am wenigsten überzeugt. Nach 200 Seiten gepflegter Langeweile kommt zwar Spannung auf und der Autor denkt sich einige galaxisbewegende Ereignisse auch. Blöderweise wirken diese im Vergleich mit dem Rest der Reihe und angesichts der Tatsache, dass es sich hier um den Abschlussband handelt, völlig unbefriedigend.
Das ist sehr schade, denn die Schilderungen der Enterprise-Crew zeigen, dass hier immer noch viel Sympathie-Potential steckt. Leider treibt es Ward auch in diesem Punkt etwas zu weit, indem er in dem Roman insgesamt vier Beziehungen beschreibt. Das ist dann doch etwas zu viel.
Die gesamte Rezension kann man auf trekzone lesen:
Star Trek Typhon Pact: Paths Of Disharmony (von Dayton Ward)
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Gelesen: Staatsfeind Wikileaks (von Marcel Rosenbach und Holger Stark)
"Staatsfeind Wikileaks" erzählt die Geschichte der Internetplattform, die vor allem im letzten Jahr mit medienträchtigen Enthüllungen auf sich aufmerksam gemacht hat. Dabei konzentriert sich das Buch in erster Linie auf die Person Julian Assange. Das geben die Autoren zu Beginn auch offen zu, indem sie feststellen, dass sich Wikileaks nicht von der Person Assanges trennen lässt.
Insofern ist das Buch in erster Linie eine Nacherzählung der Wikileaks-Geschehnisse von zwei Journalisten. Und das ist das Problem, denn das die beiden Spiegel-Journalisten nun einmal einen typischen Journalistischen Ton und Stil einschlagen, hätte eigentlich nicht verwundern dürfen, stört aber trotzdem.
Wie für den Spiegel in den letzten Jahren typisch, konzentrieren sich die Autoren in erster Linie auf Beziehungen zwischen Personen, anstatt auf das Thema. Wenn man davon ausgeht, dass Wikileaks komplett mit einem der Gründer verschweist ist, sicherlich kein falscher Ansatz. Aber die ständigen Beschreibungen von Netzaktivisten, die ein Vorbild für Assange waren und von denen er dann zumeist enttäuscht wird, ist doch ermüdend.
Spannend und interessant wird das Buch bei der Beschreibung der "Quelle" für die Afghanistan-, Irak- und Diplomaten-"Leaks". Die wurde nämlich enttarnt. Die Enttarnung hat man in den Medien kaum mitbekommen, hier wird sie ausführlich geschildert.
Rosenbach und Stark bemühen sich darum, einen objektiven Eindruck zu vermitteln. Und das nervt. Nur in einem Nebensatz in einem späteren Kapitel weisen sie darauf hin, dass Unterstützer der gefangenen Quelle Assange beschuldigen, nicht genug für deren Verteidigung zu tun. Und in der Tat: In den Medien liest man nur etwas über Assange, nicht aber über die verhaftete Quelle, die in einem amerikanischen Militärgefängnis schmort. Wenn man schon versucht, Assange objektiv irgendwelche negativen Seiten durch "Zitate" von Bekannten anzuschreiben, sollte man dann doch auch einmal Stellung zu solchen Vorgängen nehmen.
Wirklich ätzend wird die Beschreibung in dem Moment, in dem der Spiegel selbst mit ins Spiel kommt. Diese Passage wirkt nicht nur wie Selbstbeweihräucherung, sondern ist auch relativ uninteressant. Schon vorher wird deutlich gemacht, dass Wikileaks das Material ohne journalistisches Zutun nicht hätte bearbeiten können. Die Zickenkriege zwischen den Zeitungen und die Patzer, die sich die Zeitungen erlauben, sind wirklich überflüssig.
Bedauerlich ist auch, dass es nur ein einordnendes Kapitel gibt, das Letzte. Darin schwadronieren die Autoren darüber, dass Wikileaks etwas einzigartiges ist, aber wie schon vorherige Entwicklungen nie den gedruckten Journalismus ersetzen wird. Obwohl dieses Kapitel das Beste des Buches ist, weil es sich auch mal mit den Auswirkungen Wikileaks beschäftigt, bleibt es doch wenig konkret und bleibt phrasenhaft.
Wikileaks kann auch deswegen kritisch gesehen werden, weil es dadurch bekannt geworden ist, dass Menschenrechtsverletzungen und Fehltritte in Demokratien angeprangert wurden und nicht in Entwicklungs- und Schwellenländer, wo so etwas viel heftiger auftritt. In der Zeit wurde mal erwähnt, dass das nur logisch sei, schließlich gäbe es in Demokratien viel mehr Möglichkeiten an "geheime" Dokumente zu kommen, als in repressiven Staaten.
Das Buch sagt - vermutlich zu recht - dass das so nicht stimmt und Wikileaks auch schon geheime Dokumente aus Entwicklungsländern veröffentlicht hat. Das Problem sei immer nur gewesen, dass die Medien sich dafür nicht interessiert hätten.
Und an dem Punkt hören sie auf zu argumentieren. Stattdessen hätte man sich da mal fragen können, warum die Medien Menschenrechtsverletzungen in Dritt-Welt-Ländern ignorieren, aber wenn Andrea Nahles beim amerikanischen Botschafter eine abfällige Bemerkung über Steinmeiers Eigenschaft als Kanzlerkandidat macht, das nicht nur eine große Überschrift bei Spiegel Online wert ist, sondern auch eine erneute Erwähnung in dem Buch. Hier wäre etwas Selbstkritik angebracht.
"Staatsfeind Wikileaks" ist nur eine empfehlenswerte Lektüre, wenn man das letzte Jahr die Wikileaks Berichterstattung ignoriert hat. Ansonsten liefert es ein paar Informationen über den Aufbau der Organisation, viel zu viel Assange-Gossip, die "spannende Story der heldenhaften Spiegel-Autoren" und ein passables letztes Kapitel. Das liest sich nett, wie eine Spiegel-Reportage: Viel konstruierter Beziehungskram, wenig Substanz.
Insofern ist das Buch in erster Linie eine Nacherzählung der Wikileaks-Geschehnisse von zwei Journalisten. Und das ist das Problem, denn das die beiden Spiegel-Journalisten nun einmal einen typischen Journalistischen Ton und Stil einschlagen, hätte eigentlich nicht verwundern dürfen, stört aber trotzdem.
Wie für den Spiegel in den letzten Jahren typisch, konzentrieren sich die Autoren in erster Linie auf Beziehungen zwischen Personen, anstatt auf das Thema. Wenn man davon ausgeht, dass Wikileaks komplett mit einem der Gründer verschweist ist, sicherlich kein falscher Ansatz. Aber die ständigen Beschreibungen von Netzaktivisten, die ein Vorbild für Assange waren und von denen er dann zumeist enttäuscht wird, ist doch ermüdend.
Spannend und interessant wird das Buch bei der Beschreibung der "Quelle" für die Afghanistan-, Irak- und Diplomaten-"Leaks". Die wurde nämlich enttarnt. Die Enttarnung hat man in den Medien kaum mitbekommen, hier wird sie ausführlich geschildert.
Rosenbach und Stark bemühen sich darum, einen objektiven Eindruck zu vermitteln. Und das nervt. Nur in einem Nebensatz in einem späteren Kapitel weisen sie darauf hin, dass Unterstützer der gefangenen Quelle Assange beschuldigen, nicht genug für deren Verteidigung zu tun. Und in der Tat: In den Medien liest man nur etwas über Assange, nicht aber über die verhaftete Quelle, die in einem amerikanischen Militärgefängnis schmort. Wenn man schon versucht, Assange objektiv irgendwelche negativen Seiten durch "Zitate" von Bekannten anzuschreiben, sollte man dann doch auch einmal Stellung zu solchen Vorgängen nehmen.
Wirklich ätzend wird die Beschreibung in dem Moment, in dem der Spiegel selbst mit ins Spiel kommt. Diese Passage wirkt nicht nur wie Selbstbeweihräucherung, sondern ist auch relativ uninteressant. Schon vorher wird deutlich gemacht, dass Wikileaks das Material ohne journalistisches Zutun nicht hätte bearbeiten können. Die Zickenkriege zwischen den Zeitungen und die Patzer, die sich die Zeitungen erlauben, sind wirklich überflüssig.
Bedauerlich ist auch, dass es nur ein einordnendes Kapitel gibt, das Letzte. Darin schwadronieren die Autoren darüber, dass Wikileaks etwas einzigartiges ist, aber wie schon vorherige Entwicklungen nie den gedruckten Journalismus ersetzen wird. Obwohl dieses Kapitel das Beste des Buches ist, weil es sich auch mal mit den Auswirkungen Wikileaks beschäftigt, bleibt es doch wenig konkret und bleibt phrasenhaft.
Wikileaks kann auch deswegen kritisch gesehen werden, weil es dadurch bekannt geworden ist, dass Menschenrechtsverletzungen und Fehltritte in Demokratien angeprangert wurden und nicht in Entwicklungs- und Schwellenländer, wo so etwas viel heftiger auftritt. In der Zeit wurde mal erwähnt, dass das nur logisch sei, schließlich gäbe es in Demokratien viel mehr Möglichkeiten an "geheime" Dokumente zu kommen, als in repressiven Staaten.
Das Buch sagt - vermutlich zu recht - dass das so nicht stimmt und Wikileaks auch schon geheime Dokumente aus Entwicklungsländern veröffentlicht hat. Das Problem sei immer nur gewesen, dass die Medien sich dafür nicht interessiert hätten.
Und an dem Punkt hören sie auf zu argumentieren. Stattdessen hätte man sich da mal fragen können, warum die Medien Menschenrechtsverletzungen in Dritt-Welt-Ländern ignorieren, aber wenn Andrea Nahles beim amerikanischen Botschafter eine abfällige Bemerkung über Steinmeiers Eigenschaft als Kanzlerkandidat macht, das nicht nur eine große Überschrift bei Spiegel Online wert ist, sondern auch eine erneute Erwähnung in dem Buch. Hier wäre etwas Selbstkritik angebracht.
"Staatsfeind Wikileaks" ist nur eine empfehlenswerte Lektüre, wenn man das letzte Jahr die Wikileaks Berichterstattung ignoriert hat. Ansonsten liefert es ein paar Informationen über den Aufbau der Organisation, viel zu viel Assange-Gossip, die "spannende Story der heldenhaften Spiegel-Autoren" und ein passables letztes Kapitel. Das liest sich nett, wie eine Spiegel-Reportage: Viel konstruierter Beziehungskram, wenig Substanz.
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Gelesen: Invasionsstufe Eins
Im vorherigen Heft tauchte ein zehnter Planet im Sonnensystem auf, der mit angeblichen Nachfahren der Erhabenen besiedelt war. Nun versuchen die Menschen natürlich, eine vernünftige Kommunikationsbasis mit diesen neuen Bewohnern des Sonnensystems aufzubauen. Der Titel des Romans verrät aber ja schon viel über die Absichten der Neuankömmlinge. Dadurch geht dem Roman leider viel Potential verloren.
Immerhin macht der Roman aber viele Andeutungen über einen weiteren, spannenden Handlungsverlauf, der nicht mehr durch selbst verursachte Spoiler und eine etwas dürre Handlung geschwächt wird. Die gesamte Rezension kann man wie immer auf sf-radio nachlesen:
Sternenfaust Band 157 - Invasionsstufe Eins (von Guido Seifert und Sascha Vennemann)
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