Gelesen: Scherben der Ehre (von Lois McMaster Bujold)
"Scherben der Ehre" ist chronologisch gesehen der erste Roman des "Barrayar"-Zyklus. In dem Zyklus geht es in erster Linie um Miles Vorkosigan (weswegen das Ganze auf Englisch auch Vorkosigan-Series heißt). Nach vielen Jahren Pausen ist im vergangenen Jahr ein neuer Roman mit dem Namen "Cryoburn" erschienen. Der Clou an dem Roman war, dass ihm eine CD beigelegt wurde, auf der alle bisherigen Romane der Serie als Datei gespeichert sind. Da die Barrayar-Roman in Deutschland seit langem nicht mehr von Heyne neuaufgelegt wurden, mir das letzte Viertel der Romane somit fehlte und die letzte Lektüre mehrere Jahre her ist, habe ich mich entschieden, noch einmal von Vorne zu beginnen.
Cordelia ist ein Kapitän einer biologischen Mission der Beta Colony. Als sie einen bisher unbekannten Planeten erforscht, wird ihr Trupp von barrayanischen Soldaten angegriffen. Der Großteil der Gruppe kann zwar fliehen, doch Cordelia muss mit einem schwer verletzten Crewmitglied zurückbleiben und sich vor den barrayarnischen Soldaten verstecken. Nachdem die Barrayaner verschwunden sind, trifft sie auf deren Anführer und entdeckt, dass es sich bei dem Angriff um ein Komplott handelte, mit dem eine Gruppe Meuterer ihren Anführer durch einen "Unfall" sterben lassen wollte. Gemeinsam mit Aral Vorkosigan, der sie formell gefangen nimmt, versucht sie zurück in die Zivilisation zu gelangen. Dabei muss sie feststellen, dass Barrayaner zwar ganz anders und vor allem militärischer Denken als die Bewohner der Beta Colony, aber dass sie dadurch nicht weniger sympathisch sind...
"Scherben der Ehre" beginnt hektisch mit dem Angriff der Barrayaner auf das Camp und entwickelt sich auch sonst recht schnell weiter. Im Verlauf des Romans erlebt man den Rückkehr in die Zivilisation, das Ende der Meuterei, Cordelias Flucht vor den Barrayanern, den Krieg der Barrayaner gegen Escobar und die Beta Colony, Cordelias erneute Gefangennahme, die Entdeckung, dass der Krieg nur eine Farce ist, die erneute Rückkehr in die Beta Colony, die Flucht Cordelias von dort, die Rückkehr nach Barrayar und die Hochzeit mit Aral Vorkosigan. An diesem langen Satz merkt man, dass der Roman an Handlung nicht gerade geizt, zumal wenn man sich vor Augen führt, dass der Umfang des Buches gerade einmal 210 Seiten beträgt.
Der Handlungsreichtum ist auch die größte Stärke des Buches, denn er verhindert, dass dem Leser langweilig wird. Und in gewisser Weise täuschen die vielen Handlungswechsel auch über einige Schwächen hinweg.
Denn schon während der gemeinsamen Flucht auf dem unbewohnten Planeten ist klar, dass sich Vorkosigan und Cordelia ineinander verlieben. Vorkosigan macht ihr sogar einen Heiratsantrag. Dabei ist völlig schleierhaft, wieso Cordelia die Gefühle Arals erwidert. Denn er ist zwar ein Mann, der auf seine Ehre bedacht ist, doch seine Ansichten auf die Weltsind dennoch ganz anders als die Cordelias. Sowieso arbeitet Bujold sehr wenig an ihren Charakteren. Bis auf diese Wandlung zu Beginn passiert eigentlich nichts. Zumindest verändern die Charaktere nichts an ihren Einstellungen.
In dieser Hinsicht ist es gut, dass Bujold ein externes Argument für die Hochzeit zwischen Cordelia und Aral bemüht. Denn als Cordelia aus dem Krieg zurückkehrt und nur positiv über Aral Vorkosigan spricht, und sich der Propaganda-Maschine verweigert halten alle sie für eine barrayanische Spionin, die mental verändert wurde. So bemerkt sie, dass die Beta Colony gar nicht so viel besser ist als Barrayar.
Neben der Liebesgeschichte zwischen Cordelia und Aral wird allerdings noch ein abstruses politisches Komplott erzählt, in dessen Mitte Aral steht. Barrayar wird von einer Adelskaste beherrscht, deren Macht aber auf einer aufstrebenden bürokratischen Kaste basiert. Nach vielen Jahren des Bürgerkriegs hat der Imperator dafür gesorgt, dass wieder Stabilität auf Barrayar herrscht. Allerdings ist der Sohn des Imperators halb verrückt. Es stellt sich letztendlich heraus, dass der Krieg gegen Escobar nur geführt wurde, damit Aral dafür sorgen kann, dass der Prinz stirbt. Diese Komplottidee ist so irre und wahnsinnig, dass sie Aral Vorkosigan danach auch sehr mitnimmt.
Bujold gelingt es diese unglaubich unsinnige Idee vernünftig wirken zu lassen. Erst nach der Lektüre bemerkt man, was für einen Unsinn man da eigentlich gelesen hat.
Obwohl Bujold sehr viel Mühe aufbringt, die politischen Verhältnisse auf Barrayar zu erklären, bleibt ein Problem bestehen. Die Bewohner aller Welten scheinen Menschen zu sein, Alien - so wird in einer Passage erwähnt - wurden bisher nicht gefunden. Daher bleibt die Frage, woher die Menschen kommen - auch die Erde wird nämlich einmal erwähnt, es scheint sie noch zu geben.
Trotzdem muss man sagen, dass Bujold viel Gewicht auf das Erklären politische Vorgänge gibt, was bei einer Geschichte über ein politisches Komplott auch nötig ist. Zum Schluss hat man so eine gute Übersicht über die verwirrenden und gefährlichen politischen Zustände auf Barrayar. Da Vorkosigan zum Schluss vom Militär in die Politik wechselt, bietet das auch noch genügend Stoff für eine weitere Geschichte mit Aral Vorkosigan, die ja auch noch folgt, befor dann die eigentliche Handlung mit Miles losgeht.
"Scherben der Ehre" liest sich gut, weil es immer wieder zu überraschenden Handlungswechseln kommen. Die eigentlichen Haupthandlungsstränge, die Liebe zwischen Cordelia und Aral und das Komplott, mit dem der Prinz getötet werden soll, sind leider nicht wirklich gelungen. Es spricht aber schon viel für Bujold, dass sie eine stereotype und eine unsinnige Handlung gut leserlich und spannend verarbeitet. Trotzdem ist "Scherben der Ehre" eine eher schwache Vorgeschichte, die ganz nett zu lesen ist, aber halt auch nicht mehr.
Cordelia ist ein Kapitän einer biologischen Mission der Beta Colony. Als sie einen bisher unbekannten Planeten erforscht, wird ihr Trupp von barrayanischen Soldaten angegriffen. Der Großteil der Gruppe kann zwar fliehen, doch Cordelia muss mit einem schwer verletzten Crewmitglied zurückbleiben und sich vor den barrayarnischen Soldaten verstecken. Nachdem die Barrayaner verschwunden sind, trifft sie auf deren Anführer und entdeckt, dass es sich bei dem Angriff um ein Komplott handelte, mit dem eine Gruppe Meuterer ihren Anführer durch einen "Unfall" sterben lassen wollte. Gemeinsam mit Aral Vorkosigan, der sie formell gefangen nimmt, versucht sie zurück in die Zivilisation zu gelangen. Dabei muss sie feststellen, dass Barrayaner zwar ganz anders und vor allem militärischer Denken als die Bewohner der Beta Colony, aber dass sie dadurch nicht weniger sympathisch sind...
"Scherben der Ehre" beginnt hektisch mit dem Angriff der Barrayaner auf das Camp und entwickelt sich auch sonst recht schnell weiter. Im Verlauf des Romans erlebt man den Rückkehr in die Zivilisation, das Ende der Meuterei, Cordelias Flucht vor den Barrayanern, den Krieg der Barrayaner gegen Escobar und die Beta Colony, Cordelias erneute Gefangennahme, die Entdeckung, dass der Krieg nur eine Farce ist, die erneute Rückkehr in die Beta Colony, die Flucht Cordelias von dort, die Rückkehr nach Barrayar und die Hochzeit mit Aral Vorkosigan. An diesem langen Satz merkt man, dass der Roman an Handlung nicht gerade geizt, zumal wenn man sich vor Augen führt, dass der Umfang des Buches gerade einmal 210 Seiten beträgt.
Der Handlungsreichtum ist auch die größte Stärke des Buches, denn er verhindert, dass dem Leser langweilig wird. Und in gewisser Weise täuschen die vielen Handlungswechsel auch über einige Schwächen hinweg.
Denn schon während der gemeinsamen Flucht auf dem unbewohnten Planeten ist klar, dass sich Vorkosigan und Cordelia ineinander verlieben. Vorkosigan macht ihr sogar einen Heiratsantrag. Dabei ist völlig schleierhaft, wieso Cordelia die Gefühle Arals erwidert. Denn er ist zwar ein Mann, der auf seine Ehre bedacht ist, doch seine Ansichten auf die Weltsind dennoch ganz anders als die Cordelias. Sowieso arbeitet Bujold sehr wenig an ihren Charakteren. Bis auf diese Wandlung zu Beginn passiert eigentlich nichts. Zumindest verändern die Charaktere nichts an ihren Einstellungen.
In dieser Hinsicht ist es gut, dass Bujold ein externes Argument für die Hochzeit zwischen Cordelia und Aral bemüht. Denn als Cordelia aus dem Krieg zurückkehrt und nur positiv über Aral Vorkosigan spricht, und sich der Propaganda-Maschine verweigert halten alle sie für eine barrayanische Spionin, die mental verändert wurde. So bemerkt sie, dass die Beta Colony gar nicht so viel besser ist als Barrayar.
Neben der Liebesgeschichte zwischen Cordelia und Aral wird allerdings noch ein abstruses politisches Komplott erzählt, in dessen Mitte Aral steht. Barrayar wird von einer Adelskaste beherrscht, deren Macht aber auf einer aufstrebenden bürokratischen Kaste basiert. Nach vielen Jahren des Bürgerkriegs hat der Imperator dafür gesorgt, dass wieder Stabilität auf Barrayar herrscht. Allerdings ist der Sohn des Imperators halb verrückt. Es stellt sich letztendlich heraus, dass der Krieg gegen Escobar nur geführt wurde, damit Aral dafür sorgen kann, dass der Prinz stirbt. Diese Komplottidee ist so irre und wahnsinnig, dass sie Aral Vorkosigan danach auch sehr mitnimmt.
Bujold gelingt es diese unglaubich unsinnige Idee vernünftig wirken zu lassen. Erst nach der Lektüre bemerkt man, was für einen Unsinn man da eigentlich gelesen hat.
Obwohl Bujold sehr viel Mühe aufbringt, die politischen Verhältnisse auf Barrayar zu erklären, bleibt ein Problem bestehen. Die Bewohner aller Welten scheinen Menschen zu sein, Alien - so wird in einer Passage erwähnt - wurden bisher nicht gefunden. Daher bleibt die Frage, woher die Menschen kommen - auch die Erde wird nämlich einmal erwähnt, es scheint sie noch zu geben.
Trotzdem muss man sagen, dass Bujold viel Gewicht auf das Erklären politische Vorgänge gibt, was bei einer Geschichte über ein politisches Komplott auch nötig ist. Zum Schluss hat man so eine gute Übersicht über die verwirrenden und gefährlichen politischen Zustände auf Barrayar. Da Vorkosigan zum Schluss vom Militär in die Politik wechselt, bietet das auch noch genügend Stoff für eine weitere Geschichte mit Aral Vorkosigan, die ja auch noch folgt, befor dann die eigentliche Handlung mit Miles losgeht.
"Scherben der Ehre" liest sich gut, weil es immer wieder zu überraschenden Handlungswechseln kommen. Die eigentlichen Haupthandlungsstränge, die Liebe zwischen Cordelia und Aral und das Komplott, mit dem der Prinz getötet werden soll, sind leider nicht wirklich gelungen. Es spricht aber schon viel für Bujold, dass sie eine stereotype und eine unsinnige Handlung gut leserlich und spannend verarbeitet. Trotzdem ist "Scherben der Ehre" eine eher schwache Vorgeschichte, die ganz nett zu lesen ist, aber halt auch nicht mehr.
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Gelesen: Die letzte Flut (von Stephen Baxter)
2016. Spanien ist zerfallen und in einen muslimisch-christlichen Glaubenskrieg verwickelt. Die Air-Force-Pilotin wird nach vierjähriger Geiselhaft gerettet. Zusammen mit einer Gruppe Ex-Geiseln erkundet sie die Welt um sie herum und muss feststellen, dass der Meeresspiegel um über einen Meter gestiegen ist und immer weiter steigt...
Und der Meeresspiegel hört nicht auf zu steigen. Kurz darauf macht Lilly mit einer bekannten Klimaforscherin die Entdeckung, dass es unter den Weltmeeren noch ein zweites Meer gab, dass nun anfängt an die Oberfläche zu treten. Unaufhaltbar steigt der Meeresspiegel und reißt immer mehr bewohnbare Abschnitte mit sich. Der Leser verfolgt meistens Lilly, manchmal aber auch andere Geiseln bei ihrem Versuch, in der feindlich gewordenen Umwelt zu überleben.
Dabei sind die Hauptfiguren allesamt stereotyp, eine Charakterentwicklung findet überhaupt nicht statt. Die Moral ist das erste, dessen sich Baxter entledigt. Schon kurz nach der Überschwemmung Londons hört er auf, danach zu fragen, was mit armen Menschen passiert und was mit reichen. Die Antwort liegt nämlich auf der Hand.
Baxter versucht auch nicht Sympathie für die Toten aufzubauen. So sterben in dem Roman mal eben circa sechs Milliarden Menschen, ohne dass einem das wirklich bewusst wird, denn keine einzige Hauptfigur stirbt durch das Wasser, die meisten bringen sich in Kämpfen um. Sowieso schildert Baxter in dem ganzen Roman keinen einzigen Tod durch Ertrinken, was bei 750 Seiten Wasseranstieg schon eine Leistung ist.
Glücklicherweise werden Lilly und ihre Mitexgeiseln von dem reichsten Menschen der Welt beschützt und in "Project City" verfrachtet. Das ist eine Modell-Stadt, die der Super-Reiche in den Anden aufbaut. Nachdem sie überschwemmt ist, rettet man sich auf eine Arche und letztendlich fängt die Menschheit an, auf Flößen zu leben.
Obwohl keinerlei Charakterentwicklung geschieht, ist der Roman spannend geschrieben. Dank Baxters Schreibstil liest man ihn gerne und schnell bis zum Schluss durch. Und das ist ein kleines Wunder. Denn der Inhalt ist eigentlich eine Katastrophe.
Denn nach der Feststellung, dass sich der tiefergelegene Ozean geöffnet hat (wie das geschieht, wird nicht erklärt), hört der Roman auf in dieser Hinsicht Fragen zu stellen. Das Wasser steigt einfach. So ist die letzte Szene dann, dass ein paar vereinzelte Flöße um den Mount Everrist paddeln und ein paar, der sehr wenig verbliebenen Menschen beobachten, wie die letzte Stelle Land, langsam untergeht.
Zwischendurch gibt es einen Hinweis auf "die erste Arche", die allerdings wohl kein Schiff ist, sondern ein Raumschiff. Davon handelt die Fortsetzung und es gibt daher enttäuschend wenig Informationen über das Projekt. Sowieso fehlt dem Roman ein Höhepunkt am Ende. Die Arche des Superreichen geht unter, danach wird in Zeitraffer beschrieben, wie man ein paar Jahre auf Flößen lebt, zum Schluss geht der Mount Everrist unter und das Buch endet.
So bleibt die Frage, was Baxter einem mit dem Roman erzählen wollte. Wollte er einfach nur beschreiben, wie die Erde unter mehr als 8 000 Meter Wasser verschwindet? Wollte er zeigen, dass bei einer Katastrophe zunächst die armen Menschen dran glauben müssen? Hinzu kommt, dass die Floßgemeinschaften kaum erklärt werden. Es gibt zwar einen neuen Algenstoff, der sich furchtbar gut für Flöße eignet, aber wie so ein Floß mehrere hundert Meter hohe Wellen überstehen soll, die es nun ständig gibt, ist unklar.
"Die letzte Flut" ist - zugegeben - eine faszinierende Beschreibung einer untergehenden Welt. Das liegt aber allein an der spannenden Schreibweise des Autors, der einem "Nichts" ziemlich spannend verkaufen kann. Denn die Charaktere bleiben stereotyp und die Story ist, wenn denn vorhanden extrem dünn bis unsinnig. Moral und überraschenderweise auch der Tod werden meistens ausgeblendet. Nie hat ein Charakter wirklich Angst um sein Lebne. So ist "Die letzte Flut" eine kurzweilige Weltenzerstörung, die für die irre Idee, dass das Meer einfach immer weiter anschwillt, recht heiter daherkommt. Ob man dafür 750 Seiten lesen möchte oder gar dieses Buch kaufen will, ist wohl eher anzuzweifeln.
Und der Meeresspiegel hört nicht auf zu steigen. Kurz darauf macht Lilly mit einer bekannten Klimaforscherin die Entdeckung, dass es unter den Weltmeeren noch ein zweites Meer gab, dass nun anfängt an die Oberfläche zu treten. Unaufhaltbar steigt der Meeresspiegel und reißt immer mehr bewohnbare Abschnitte mit sich. Der Leser verfolgt meistens Lilly, manchmal aber auch andere Geiseln bei ihrem Versuch, in der feindlich gewordenen Umwelt zu überleben.
Dabei sind die Hauptfiguren allesamt stereotyp, eine Charakterentwicklung findet überhaupt nicht statt. Die Moral ist das erste, dessen sich Baxter entledigt. Schon kurz nach der Überschwemmung Londons hört er auf, danach zu fragen, was mit armen Menschen passiert und was mit reichen. Die Antwort liegt nämlich auf der Hand.
Baxter versucht auch nicht Sympathie für die Toten aufzubauen. So sterben in dem Roman mal eben circa sechs Milliarden Menschen, ohne dass einem das wirklich bewusst wird, denn keine einzige Hauptfigur stirbt durch das Wasser, die meisten bringen sich in Kämpfen um. Sowieso schildert Baxter in dem ganzen Roman keinen einzigen Tod durch Ertrinken, was bei 750 Seiten Wasseranstieg schon eine Leistung ist.
Glücklicherweise werden Lilly und ihre Mitexgeiseln von dem reichsten Menschen der Welt beschützt und in "Project City" verfrachtet. Das ist eine Modell-Stadt, die der Super-Reiche in den Anden aufbaut. Nachdem sie überschwemmt ist, rettet man sich auf eine Arche und letztendlich fängt die Menschheit an, auf Flößen zu leben.
Obwohl keinerlei Charakterentwicklung geschieht, ist der Roman spannend geschrieben. Dank Baxters Schreibstil liest man ihn gerne und schnell bis zum Schluss durch. Und das ist ein kleines Wunder. Denn der Inhalt ist eigentlich eine Katastrophe.
Denn nach der Feststellung, dass sich der tiefergelegene Ozean geöffnet hat (wie das geschieht, wird nicht erklärt), hört der Roman auf in dieser Hinsicht Fragen zu stellen. Das Wasser steigt einfach. So ist die letzte Szene dann, dass ein paar vereinzelte Flöße um den Mount Everrist paddeln und ein paar, der sehr wenig verbliebenen Menschen beobachten, wie die letzte Stelle Land, langsam untergeht.
Zwischendurch gibt es einen Hinweis auf "die erste Arche", die allerdings wohl kein Schiff ist, sondern ein Raumschiff. Davon handelt die Fortsetzung und es gibt daher enttäuschend wenig Informationen über das Projekt. Sowieso fehlt dem Roman ein Höhepunkt am Ende. Die Arche des Superreichen geht unter, danach wird in Zeitraffer beschrieben, wie man ein paar Jahre auf Flößen lebt, zum Schluss geht der Mount Everrist unter und das Buch endet.
So bleibt die Frage, was Baxter einem mit dem Roman erzählen wollte. Wollte er einfach nur beschreiben, wie die Erde unter mehr als 8 000 Meter Wasser verschwindet? Wollte er zeigen, dass bei einer Katastrophe zunächst die armen Menschen dran glauben müssen? Hinzu kommt, dass die Floßgemeinschaften kaum erklärt werden. Es gibt zwar einen neuen Algenstoff, der sich furchtbar gut für Flöße eignet, aber wie so ein Floß mehrere hundert Meter hohe Wellen überstehen soll, die es nun ständig gibt, ist unklar.
"Die letzte Flut" ist - zugegeben - eine faszinierende Beschreibung einer untergehenden Welt. Das liegt aber allein an der spannenden Schreibweise des Autors, der einem "Nichts" ziemlich spannend verkaufen kann. Denn die Charaktere bleiben stereotyp und die Story ist, wenn denn vorhanden extrem dünn bis unsinnig. Moral und überraschenderweise auch der Tod werden meistens ausgeblendet. Nie hat ein Charakter wirklich Angst um sein Lebne. So ist "Die letzte Flut" eine kurzweilige Weltenzerstörung, die für die irre Idee, dass das Meer einfach immer weiter anschwillt, recht heiter daherkommt. Ob man dafür 750 Seiten lesen möchte oder gar dieses Buch kaufen will, ist wohl eher anzuzweifeln.
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Gelesen: Zwielicht (von David R. George III)
Zum ersten Mal seit dem Dominion-Krieg macht sich die Föderation auf den Weg, den Gamma-Quadrant zu erforschen. Commander Vaughn macht sich mit der Defiant auf den Weg in den Gamma-Quadranten, während Captain Kira Bajor darauf vorbereitet, der Föderation beizutreten.
Die Beschreibung hört sich nach einer typischen, durchschnittlichen "Star Trek"-Forschungsmission an. Aber David R. George III macht daraus einen sehr guten, unterhaltsamen Roman, in dem zwar nicht besonders viel passiert, der aber durch die extrem gut dargestellten Charaktere einfach Spaß macht. Der Roman fühlt sich wie eine gelungene "Deep Space Nine"-Episode an. Dadurch gelingt es dem Autor eine schwache Haupthandlung, durch viele gelungene Nebenhandlungen auszugleichen.
Die komplette Rezension kann man wie immer auf Trekzone lesen:
Star Trek Deep Space Nine: Zwielicht (von David R. George III)
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Gelesen: Coma (von John Niven)
Gary Irvine ist ein außergewöhnlich schlechter Golspieler, dessen Frau fremd geht und dessen Leben kleinbürgerlich-spießig ist. Lee Irvine ist ein außergewöhnlich schlechter Gangster, dessen Frau zwar nicht fremd geht, aber dessen Leben absolut aus dem Ruder gelaufen ist. Eines Tages bekommt Gary einen Golfball an den Kopf geschmettert. Als er aus dem Koma wieder aufwache ist er nicht nur ein überaus talentierter Golfspieler, sondern leidet auch an dem Tourette-Syndrom und hat den Drang zur öffentlichen Masturbation. Gleichzeitig bekommt Lee den Auftrag, die Frau des Liebhabers von Garys Ehefrau umzulegen, damit die beiden endlich zusammenziehen können...
Das Buch ist in der Heyne "Hardcore"-Reihe erschienen und das merkt man ihm auch an. Deftige Sprache, viel Gewalt und relativ viel Sex. Das Ganze wird nur von der Golf-Sucht überschattet. Und das macht den Einstieg in den Roman relativ schwierig. Zwar skizziert Niven schon im ersten Kapitel das Leben Gary Irvines sehr gut (Erster Satz: "Soweit Gary Irvine sich erinnern konnte, hatte noch keiner seiner Geburtstage erniedrigender begonnen."), doch die darauffolgenden Beschreibungen des Golf-Spiels sind so verklärt, dass man sich erst einmal daran gewöhnen muss. Denn in der kleinen schottischen Stadt, in der extrem viel Armut herrscht, ist beinahe jeder vom Golfsport besessen. Der Sport ist hier nicht nur etwas für reiche Bonzen, sondern auch für jeden Willigen der Mittelklasse und so ist die ganze Schicht süchtig nach Golf.
Es dauert eine Weile, bis der Roman den Zustand erreicht hat, der auf dem Cover erwähnt wird. Bis dahin ist der Roman zudem also noch vorhersehbar. Ab dem zweiten Teil kann es dann aber richtig losgehen. Gary muss ständig fluchen (was das Tourette-Syndrom auslöst), muss permanent masturbieren und ist der beste Golfspieler der Welt. Daraus gelingt es Niven dann eine recht amüsante Geschichte zu erzählen.
Etwas überraschend ist das Ende. Nachdem Gary also so gedemütigter Mensch dargestellt wurde und sich häufig naiv seinem Schicksal ergab, ist das Happy-End zum Schluss doch überraschend. Niven gelingt es aber, dass Ende authentisch wirken zu lassen.
Insgesamt ist "Coma" eine ganz amüsante Lektüre, die vermutlich allerdings recht realitätsfern ist. Auch wenn es die "Gebrechen", an denen Gary leidet, wirklich gibt, ist es doch unwahrscheinlich, dass beides gleichzeitig auftaucht. Darum geht es hier aber auch gar nicht. Stattdessen wird ein authentisch wirkendes und dennoch irreales Bild einer schottischen Mittelstadt gezeichnet, in der hauptsächlich Golf und Verbrechen herrschen. Nachdem man sich erst einmal daran gewöhnt hat, unterhält das recht verstörend gut.
Das Buch ist in der Heyne "Hardcore"-Reihe erschienen und das merkt man ihm auch an. Deftige Sprache, viel Gewalt und relativ viel Sex. Das Ganze wird nur von der Golf-Sucht überschattet. Und das macht den Einstieg in den Roman relativ schwierig. Zwar skizziert Niven schon im ersten Kapitel das Leben Gary Irvines sehr gut (Erster Satz: "Soweit Gary Irvine sich erinnern konnte, hatte noch keiner seiner Geburtstage erniedrigender begonnen."), doch die darauffolgenden Beschreibungen des Golf-Spiels sind so verklärt, dass man sich erst einmal daran gewöhnen muss. Denn in der kleinen schottischen Stadt, in der extrem viel Armut herrscht, ist beinahe jeder vom Golfsport besessen. Der Sport ist hier nicht nur etwas für reiche Bonzen, sondern auch für jeden Willigen der Mittelklasse und so ist die ganze Schicht süchtig nach Golf.
Es dauert eine Weile, bis der Roman den Zustand erreicht hat, der auf dem Cover erwähnt wird. Bis dahin ist der Roman zudem also noch vorhersehbar. Ab dem zweiten Teil kann es dann aber richtig losgehen. Gary muss ständig fluchen (was das Tourette-Syndrom auslöst), muss permanent masturbieren und ist der beste Golfspieler der Welt. Daraus gelingt es Niven dann eine recht amüsante Geschichte zu erzählen.
Etwas überraschend ist das Ende. Nachdem Gary also so gedemütigter Mensch dargestellt wurde und sich häufig naiv seinem Schicksal ergab, ist das Happy-End zum Schluss doch überraschend. Niven gelingt es aber, dass Ende authentisch wirken zu lassen.
Insgesamt ist "Coma" eine ganz amüsante Lektüre, die vermutlich allerdings recht realitätsfern ist. Auch wenn es die "Gebrechen", an denen Gary leidet, wirklich gibt, ist es doch unwahrscheinlich, dass beides gleichzeitig auftaucht. Darum geht es hier aber auch gar nicht. Stattdessen wird ein authentisch wirkendes und dennoch irreales Bild einer schottischen Mittelstadt gezeichnet, in der hauptsächlich Golf und Verbrechen herrschen. Nachdem man sich erst einmal daran gewöhnt hat, unterhält das recht verstörend gut.
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Gelesen: Coma
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Gelesen: Sol X
Auf einer Parallelumlaufbahn zur Erde taucht ein neuer Planet auf. Das Star Corp und die Regierung der Solaren Welten sind in höchster Alarmbereitschaft, vor allem weil der Planet bewohnt zu sein scheint...
"Sol X" wirft viele Fragen auf, erzählt eine spannende Geschichte und schwächelt nur an wenigen Stellen. Die gesamte Rezension zu dem gelungenen Roman gibt es wie immer auf sf-radio:
Sternenfaust Band 156 - Sol X (von Guido Seifert)
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Gesehen: Das Urteil (Deep Space Nine Folge 98)
Inhalt: Odo leidet unter einer mysteriösen Krankheit, die ihn daran hindert, in seiner humanoiden Form zu bleiben. Schnell wird klar, dass nur sein Volk im Gamma-Quadranten eine Heilung für die Krankheit besitzen kann. Also macht sich die DS9-Crew mit der Defiant auf den Weg in das Herz des Dominion...
Kritik: Gleich zu Beginn der Episode zeigen die Autoren mal wieder, dass Odo bei weitem nicht alle „Rituale“ der Humanoiden versteht. Seine Krankheit ist zunächst nicht verständlich, der Ausbruch kommt überraschend.
Im Gamma-Quadrant wird die Ursache für die Krankheit schnell enthüllt. Odo hat einen Gründer getötet, was in seinem Volk noch nie vorgekommen ist. Nun soll er bestraft werden. Diese Idee ist relativ originell, allerdings verwundert es, dass die Gründer die Defiant zu ihrem Heimatplaneten lassen. Sie hätten das kleine Schiff auch einfach abschießen können und Odo vorher rausbeamen können. Die einzig logische Erklärung wäre, dass sie Odos Entscheidung, die Menschen als seine Freunde zu betrachten, respektieren.
Odos Bestrafung ist, dass er zum Mensch wird. Denkt man zunächst noch, dass dies die Dinge für Odo leichter machen wird, erkennt man schnell, dass er nun endgültig nicht mehr weiß, wer er ist. Er weiß, dass er kein Mensch ist, aber er befindet sich in einem menschlichen Körper. Keine einfache Situation.
Leider wird nicht erklärt, wie es den Gründern gelingen kann, Odo in einen menschlichen Körper zu transformieren. Sie können ihn ja nicht einfach in seiner festen Form gefangen nehmen, schließlich hat er auf einmal auch Organe. Hier wäre eine weitere Erklärung nötig gewesen.
Garaks Auftritte in dieser Episode sorgen wieder einmal für einiges Schmunzeln. Allerdings wird ihm ganz salopp von der Gründerin auch noch das Ende seiner Heimatwelt prophezeit. Man darf gespannt sein, ob sich diese Prophezeiung bewahrheitet und ob das Dominion oder die Klingonen das Ende Cardassias herbeiführen.
„Das Urteil“ ist das Finale der vierten Staffel, die mit dem Bruch des Friedensvertrag mit den Klingonen begann. In dieser Episode setzt das Imperium die Föderation weiter unter Druck. Ein Krieg mit den Klingonen scheint eigentlich unvermeidbar. Das Cliffhagnar ist, dass Odo erkennt, dass der klingonische Kanzler ein Gründer des Dominions ist. Dadurch werden die Ereignisse der Staffel erst wirklich verständlich. Es war zwar schon zu erahnen, als die Klingonen ohne Beweise die Cardassianer beschuldigten von Gründern unterlaufen worden zu sein, dennoch glaubte man nach 26 Episoden kaum noch daran, dass das Imperium wirklich von den Gründern unterlaufen ist. Stattdessen vermutete man, dass Gowron schlicht verrückt geworden ist.
„Das Urteil“ hat also Nachwirkungen auf persönlicher und interstellarer Ebene, die wohl in die fünfte Staffel reinwirken werden. Ein Krieg mit den Klingonen ist während der Dominion-Bedrohung eine ungünstige Angelegenheit. Obwohl die Episode einige logische Schwächen hat, unterhält sie über die ganzen 45 Minuten sehr gut und macht Lust auf die nächste Staffel. Das ist immer noch sehr gut. 4 von 5 Punkten.
Die Gedankenecke-Serienübersicht zu Deep Space Nine
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Gelesen: Die Ehre der Königin (von David Weber)
Das manticorianische Königreich fürchtet einen Krieg mit der Volksrepublik Haven. Um sich in eine günstige Stellung für einen Krieg zu bringen, wird Honor Harrington mit einem Geschwader zu dem Planeten Grayson geschickt. Dort erhoffen sich die Manticorianer einen neuen Verbündeten. Honor muss jedoch feststellen, dass die graysonianischen Menschen Abkömmlinge religiöser Fanatiker sind und eines absolut nicht akzeptieren können: Eine Frau in Uniform. Und dann gibt es da noch die Masadarianer, die ebenfalls von einem Kolonieschiff extremer Christen stammen. Nur haben die das neue Testament aus ihrer Bibel gestrichen, weil es zu tolerant ist und haben sich geschworen die "falschen" Gläubiger auf Grayson zu vernichten. Natürlich findet die Volksrepublik Haven die Idee, dass Manticors angehender Verbündeter vor jeder Vertragsunterzeichnung vernichtet wird, gar nicht so schlecht...
Auch der zweite Teil der "Honor Harrington"-Reihe bietet Spannung von Anfang bis Ende. Gelungene Raumschlachten paaren sich mit ausgefeilten Technik-Beschreibungen. Diese wiederholen sich zwar, da sie im ersten Band schon zur Genüge gebracht wurden. Doch das macht das Buch auf für Leser, die den ersten Band nicht kennen, einfach verständlich. Außerdem werden die Technik-Passagen wieder eher subtil eingebracht, so dass es nicht negativ auffällt.
Das Setting ist beinahe noch etwas interessanter als im ersten Teil. Man kann sich nach der Zeit deutlich mehr Vorgänger aus der Zeit der "Diaspora" zusammenreimen. Die Diaspora ist die Zeit, in der die Menschen technisch endlich so weit waren, die Erde zu verlassen und sich über die ganze Milchstraßenregion verteilt haben. Es wird in diesem Roman deutlich, dass das schon deutlich über 1000 Jahre her ist. Kein Wunder, dass sich so viele unterschiedliche menschliche Reiche bilden konnten.
Die Grayonianer haben die Erde sogar schon vor der Diaspora verlassen. Ihre Geschichte ist beinahe etwas unglaubwürdig. Denn sie haben es mit primitiver Technik geschafft, bis Grayson zu kommen. Der Planet ist extrem menschenfeindlich und strotzt nur so vor giftigen Metallen. Dadurch ist die Lebenserwartung der Graysonianer extrem gering. Ihr religiöses Ziel war, der "gottfeindlichen" Technik der Erde zu entkommen. Unglücklicherweise brauchen sie auf Grayson gerade Technik, um überhaupt zu überleben.
Das Schisma, dass sie mit den Masardianern haben, wirkt beinahe etwas stereotyp. Auch die Tatsache, dass sie die Masardianer von Grayson geschickt haben und ihnen den einzigen einfach bewohnbaren Planeten in der Nähe gegeben habe, wirkt etwas merkwürdig.
Dafür wird die Gesellschaft der Grayson überzeugend dargestellt. Natürlich kommen Honor und alle anderen weiblichen Soldaten Manticors mit der frauenfeindlichen Einstellung der Grayson in Konflikt. Weber nimmt sich aber Zeit, um zu zeigen, dass nicht alle Grayson gleich denken. Auch bei den "gemäßigten" Grayson gibt es also Hardliner. Und selbst die gemäßigten müssen sich erst einmal daran gewöhnen, mit einer Frau in Uniform zusammenzuarbeiten. Dieser Teil wirkt sehr authentisch.
Von den Masardianern kann man leider keine Schattierungen erwarten. Hier wirken alle Böse. Dafür gibt es die Havaniten, die durchaus von Gewissensbissen geplagt werden. Die Volksrepublik braucht allerdings Expansionskriege, um wirtschaftlich zu überleben. Mit diesem Argument werden die meisten Gewissensbisse gerechtfertigt. Leider ist dieser Teil lange Zeit recht vorhersehbar. Erst zum Ende hin kommt die Strategie der Haveniten so sehr ins Wanken, dass etwas unvorhersehbares geschieht.
Honor ist nach dem ersten Teil jetzt Kommandantin eines eigenen schweren Kreuzers und in diesem Roman Schwaderkommandantin. Trotz einer Schwäche zu Beginn des Romans stellt sie auch in "Die Ehre der Königin" ihr taktisches Talent zu Beweis. Diesmal strahlt der Stern Harrington aber sehr stark. Dadurch dass sie sich nicht das Vertrauen der Crew erwerben muss, da sie schon beinahe eine Legende ist, kommt es auch kaum zu Charakterisierungen anderer Manticorianischer. Dadurch herrscht ein etwas militärischer Einheitsbrei auf den manticorianischen Schiffen. Denn diesmal gibt es auch keine unfähigen, adligen Militärs, sondern nur den strahlenden Soldaten, der für die Ehre der Königin sofort in den Tod gehen würde - sehr amerikanisch. Immerhin wird dieses Bild während des letzten Raumgefechts noch einmal korrigiert, als nämlich auch ein paar Brückenoffiziere kalte Füße bekommen.
In diesem Roman wird auch deutlich, wie wenig Harrington und Weber für Zivilisten übrig zu haben scheinen. Der Diplomat, der alle Konflikte erst einmal dadurch lösen möchte, dass er Mächte in "wirtschaftliche Interdependenz" bringen möchte - eine sehr liberale Friedenstheorie - wird als Feigling und Sozialist dargestellt. Dabei haben seine Ansichten mit Sozialismus so wenig zu tun, wie die FDP mit demselben. Auch an die Kosten der Bewaffnung muss Honor diesmal nicht denken.
In "Die Ehre der Königin" bekommt man mehr Einblicke in Honors Gedankenwelt als zuvor. Die Frauenverachtung, die ihr entgegenschlägt, macht sie richtig wütend. Es ist merkwürdig, dass da nicht die versuchte Vergewaltigung an ihr auf der Akademie erwähnt wird. Ihre Wut könnte durchaus da herrühren. Außerdem wird die Beziehung zwsichen ihr und ihrem "Baumkater" deutlich ausgeweitet. Diese kluge Katzenart ihres Heimatplaneten hat sich über die Jahrtausende weiterentwickelt und sucht sich immer einen Menschen aus, mit dem sie dann eine empathische Verbindung teilt. Nimitz - Honors Baumkatze - folgt Honor überall hin - ein nettes Detail der Serie.
Der Roman legt ein hohes Tempo an den Tag und beschreibt wieder äußerst glaubwürdig, wie es Honor durch Taktik und extrem viel Glück gelingt, gegen einen übermächtigen Feind zu gewinnen und dabei gleichzeitig noch bei den Grayson Vorurteile über Frauen abzubauen. Das macht die Tatsache, dass das Militär in einem etwas zu guten Licht dargestellt wird, wieder deutlich wett.
Auch der zweite Teil der "Honor Harrington"-Reihe bietet Spannung von Anfang bis Ende. Gelungene Raumschlachten paaren sich mit ausgefeilten Technik-Beschreibungen. Diese wiederholen sich zwar, da sie im ersten Band schon zur Genüge gebracht wurden. Doch das macht das Buch auf für Leser, die den ersten Band nicht kennen, einfach verständlich. Außerdem werden die Technik-Passagen wieder eher subtil eingebracht, so dass es nicht negativ auffällt.
Das Setting ist beinahe noch etwas interessanter als im ersten Teil. Man kann sich nach der Zeit deutlich mehr Vorgänger aus der Zeit der "Diaspora" zusammenreimen. Die Diaspora ist die Zeit, in der die Menschen technisch endlich so weit waren, die Erde zu verlassen und sich über die ganze Milchstraßenregion verteilt haben. Es wird in diesem Roman deutlich, dass das schon deutlich über 1000 Jahre her ist. Kein Wunder, dass sich so viele unterschiedliche menschliche Reiche bilden konnten.
Die Grayonianer haben die Erde sogar schon vor der Diaspora verlassen. Ihre Geschichte ist beinahe etwas unglaubwürdig. Denn sie haben es mit primitiver Technik geschafft, bis Grayson zu kommen. Der Planet ist extrem menschenfeindlich und strotzt nur so vor giftigen Metallen. Dadurch ist die Lebenserwartung der Graysonianer extrem gering. Ihr religiöses Ziel war, der "gottfeindlichen" Technik der Erde zu entkommen. Unglücklicherweise brauchen sie auf Grayson gerade Technik, um überhaupt zu überleben.
Das Schisma, dass sie mit den Masardianern haben, wirkt beinahe etwas stereotyp. Auch die Tatsache, dass sie die Masardianer von Grayson geschickt haben und ihnen den einzigen einfach bewohnbaren Planeten in der Nähe gegeben habe, wirkt etwas merkwürdig.
Dafür wird die Gesellschaft der Grayson überzeugend dargestellt. Natürlich kommen Honor und alle anderen weiblichen Soldaten Manticors mit der frauenfeindlichen Einstellung der Grayson in Konflikt. Weber nimmt sich aber Zeit, um zu zeigen, dass nicht alle Grayson gleich denken. Auch bei den "gemäßigten" Grayson gibt es also Hardliner. Und selbst die gemäßigten müssen sich erst einmal daran gewöhnen, mit einer Frau in Uniform zusammenzuarbeiten. Dieser Teil wirkt sehr authentisch.
Von den Masardianern kann man leider keine Schattierungen erwarten. Hier wirken alle Böse. Dafür gibt es die Havaniten, die durchaus von Gewissensbissen geplagt werden. Die Volksrepublik braucht allerdings Expansionskriege, um wirtschaftlich zu überleben. Mit diesem Argument werden die meisten Gewissensbisse gerechtfertigt. Leider ist dieser Teil lange Zeit recht vorhersehbar. Erst zum Ende hin kommt die Strategie der Haveniten so sehr ins Wanken, dass etwas unvorhersehbares geschieht.
Honor ist nach dem ersten Teil jetzt Kommandantin eines eigenen schweren Kreuzers und in diesem Roman Schwaderkommandantin. Trotz einer Schwäche zu Beginn des Romans stellt sie auch in "Die Ehre der Königin" ihr taktisches Talent zu Beweis. Diesmal strahlt der Stern Harrington aber sehr stark. Dadurch dass sie sich nicht das Vertrauen der Crew erwerben muss, da sie schon beinahe eine Legende ist, kommt es auch kaum zu Charakterisierungen anderer Manticorianischer. Dadurch herrscht ein etwas militärischer Einheitsbrei auf den manticorianischen Schiffen. Denn diesmal gibt es auch keine unfähigen, adligen Militärs, sondern nur den strahlenden Soldaten, der für die Ehre der Königin sofort in den Tod gehen würde - sehr amerikanisch. Immerhin wird dieses Bild während des letzten Raumgefechts noch einmal korrigiert, als nämlich auch ein paar Brückenoffiziere kalte Füße bekommen.
In diesem Roman wird auch deutlich, wie wenig Harrington und Weber für Zivilisten übrig zu haben scheinen. Der Diplomat, der alle Konflikte erst einmal dadurch lösen möchte, dass er Mächte in "wirtschaftliche Interdependenz" bringen möchte - eine sehr liberale Friedenstheorie - wird als Feigling und Sozialist dargestellt. Dabei haben seine Ansichten mit Sozialismus so wenig zu tun, wie die FDP mit demselben. Auch an die Kosten der Bewaffnung muss Honor diesmal nicht denken.
In "Die Ehre der Königin" bekommt man mehr Einblicke in Honors Gedankenwelt als zuvor. Die Frauenverachtung, die ihr entgegenschlägt, macht sie richtig wütend. Es ist merkwürdig, dass da nicht die versuchte Vergewaltigung an ihr auf der Akademie erwähnt wird. Ihre Wut könnte durchaus da herrühren. Außerdem wird die Beziehung zwsichen ihr und ihrem "Baumkater" deutlich ausgeweitet. Diese kluge Katzenart ihres Heimatplaneten hat sich über die Jahrtausende weiterentwickelt und sucht sich immer einen Menschen aus, mit dem sie dann eine empathische Verbindung teilt. Nimitz - Honors Baumkatze - folgt Honor überall hin - ein nettes Detail der Serie.
Der Roman legt ein hohes Tempo an den Tag und beschreibt wieder äußerst glaubwürdig, wie es Honor durch Taktik und extrem viel Glück gelingt, gegen einen übermächtigen Feind zu gewinnen und dabei gleichzeitig noch bei den Grayson Vorurteile über Frauen abzubauen. Das macht die Tatsache, dass das Militär in einem etwas zu guten Licht dargestellt wird, wieder deutlich wett.
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Gelesen: Die Vergessenen
Nachdem der jetzige Ratsvorsitzende der Solaren Welten im vorherigen Zweiteiler mal eben ein mögliches Heilmittel für die Krankheit der Genetiker entdeckt hat, kehrt die Handlung nun auf die Sternenfaust zurück. "Die Vergessenen" ist ein spannender und unterhaltsamer Stand-Alone-Roman ohne große Schwächen, der wieder einmal zeigt, wie viel vertrauter und familiärer die Sternenfaust doch mit Dana Frost wirkt.
Die gesamte Rezension findet man wie immer auf sf-radio:
Sternenfaust Band 155 - Die Vergessenen (von Jana Paradigi)
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Gelesen: Seize The Fire (von Michael A. Martin)
Auch der zweite Teil der "Typhon Pact"-Reihe beschäftigt sich wieder genauer mit einem Volk aus dem Typhon Pact. Das ist gut, schließlich hat man auch über die Gorn bisher wenig erfahren.
Leider ähnelt die Grundstruktur der Gorn-Gesellschaft etwas zu sehr der Breen-Gesellschaft aus dem ersten Teil. Martin nimmt sich jedoch viel Zeit, um die Gorn zu beschreiben. So punktet der Roman vor allem in den Passagen, die aus Sicht der reptilischen Gorn geschrieben sind.
Leider hat der Roman eine sehr gemächliche Handlung, die von unnötigen Diskussionen gezeichnet ist. Außerdem bringt er für die galaktisch-politische Entwicklung keinen Fortschritt, obwohl so etwas möglich ist. Für den Fortgang der Reihe trägt er also nichts bei.
Dafür hat man nach dem Roman ein Bild über die Gorn und hat mal wieder eine typische Titan-Forschungsmission erlebt: Manchmal langweilig, immer gemächlich, aber in ein paar Teilen auch faszinierend.
Die komplette Rezension mit Erwähnung aller Stärken und der vielen Schwächen findet man wie immer auf Trekzone:
Star Trek - Typhon Pact 2: Seize The Fire (von Michael A. Martin)
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