Gelesen: Auf verlorenem Posten (von David Weber)
Honor Harrington ist eine Nicht-Adlige Bürgerin des manticorianischen Sternenreiches, die trotz ihrer bürgerlichen Herkunft Commander eines leichten Kreuzers wird. Doch die Freude hält nur kurz an, denn die HMS Fearless wird waffentechnisch gerade ausgeweidet. Statt der herkömmlichen Bewaffnung wird eine in der Praxis unnütze Gravolanze eingebaut. Erwartungsgemäß versagt die Fearless bei den anstehenden Flottenmanövern. Die Admiralin, die den Umbau befohlen hat, ist tief beschämt und verbannt Honor an den entferntesten Außenposten des Sternenreiches, das Basilisk-System. Doch Honor entdeckt viele Chancen, sich zu bewähren...
"Auf verlorenem Posten" ist der erste Band der mittlerweile über 20 Bände umfassenden "Honor Harrington"-Reihe David Webers. Der Auftakt der Serie überzeugt in vielen Dingen.
Schon im ersten Band nutzt David Weber viele Kapitel, um die Umstände der Serie zu erklären. Ein aufgefeiltes Waffensystem hat da eben so seinen Platz, wie die politische Situation in den verschiedenen Sternenreichen und die zivile Struktur der Polizei auf dem einzigen bewohnbaren Planeten im Basilisk-System. Dabei kommen die "Erläuterungskapitel" nicht als solche daher. Stattdessen fügen sie sich bestens in die Handlung ein.
Die Handlung ist ein weiterer Trumpf des Bandes. Das Basilisk-System bietet Honor tatsächlich viele Möglichkeiten zur Bewährung. Die Flotte hat das System sehr vernachlässigt. Daher kann Honor durch wenig Aufwand und pfiffige Ideen punkten. Durch die Niederlage während der Manöver ist ihre Mannschaft sehr demotiviert und respektiert sie nicht wirklich. Die erste Hälfte des Romans beschäftigt sich daher damit, wie Honor das Vertrauen ihrer Mannschaft durch gute Führung zurück erobert und sich Freunde im Basilisk-System schafft. Allein dieser Teil ist so überzeugend geschildert, dass er für ein gutes Lesevergnügen schon ausreicht.
Weber fügt aber noch eine Verschwörung eines fremden Sternenreiches der Handlung hinzu. Obwohl der Leser weiß, wer der Aggressor ist, sind auch ihm die einzelnen Puzzle-Teile der Verschwörung nicht klar. Zusammen mit Honor werden die Mosaik-Steinchen enthüllt, das Ganze endet in einer extrem blutigen und dadurch furchtbar realistischen Raumschlacht.
Sowieso legt Weber sehr viel Wert auf Realismus. Gleich im ersten Band muss Honor sich mit Wirtschaftskartellen, politischen Intrigen an der Heimatfront, den Zivilbehörden, Drogenschmuggel und vielem mehr auseinandersetzen. Ein simples "da ist der Feind, da schießen wir drauf" anderer Science-Fiction-Romane gibt es nicht. Stattdessen muss sich Honor bei jeder Rakete über das Budget des Kreuzers machen, dass bei weitem nicht unendlich ist, wie es in anderen SF-Romanen immer wirkt. Die Menge an Details macht den Roman um so lesenswerter.
Leider hört dieser Realismus-Anspruch beim Verschwörungsobjekt auf. Warum baut das Manitcorianische Sternenreich eine Präsenz auf einem Planeten auf, dessen Bevölkerung noch in der Bronze-Zeit lebt? Obwohl die Manticorianer nicht mit den Wesen handeln (sondern das anderen Völkern überlassen), um die Entwicklung der Bevölkerung nicht zu behindern, wäre es klüger gewesen, einfach eine Station in das System zu setzen. Denn es ist doch klar, dass die Bevölkerung beeinflusst wird, wenn Aliens auf dem Planeten sind. Glücklicherweise widmet sich Weber auch der Erklärung dieses Zustand und führt ihn auf eine Patt-Situation im Manticorianischen Parlament zurück. Das wirkt zwar nicht gänzlich überzeugend, aber andere Autoren hätten den Umstand wahrscheinlich einfach ignoriert.
Obwohl Weber nicht viel Zeit für die Charakterisierung der Personen aufwendet, sprechen die Taten, die er beschreibt für sich. Im Laufe des Romans wächst einem die Crew der Fearless wirklich ans Herz. Umso erstaunlicher ist es dann, dass Weber einen Großteil der Crew im folgenden Kampf draufgehen lässt. Aber auch das spricht eigentlich für die Reihe, denn die Fearless hätte den Kampf theoretisch gar nicht gewinnen können. Der Sieg ist nur einem Bluff Honors zu verdanken gewesen und musste teuer erkauft werden. Alles andere hätte unrealistisch gewirkt.
"Auf verlorenem Posten" ist ein spannender und überzeugender Roman, der sich um viele Details sorgt und eine lebendige und realistische Zukunftswelt erschafft. Nach der Lektüre des Romans freut man sich auf die über 20 weiteren Romane der Serie.
"Auf verlorenem Posten" ist der erste Band der mittlerweile über 20 Bände umfassenden "Honor Harrington"-Reihe David Webers. Der Auftakt der Serie überzeugt in vielen Dingen.
Schon im ersten Band nutzt David Weber viele Kapitel, um die Umstände der Serie zu erklären. Ein aufgefeiltes Waffensystem hat da eben so seinen Platz, wie die politische Situation in den verschiedenen Sternenreichen und die zivile Struktur der Polizei auf dem einzigen bewohnbaren Planeten im Basilisk-System. Dabei kommen die "Erläuterungskapitel" nicht als solche daher. Stattdessen fügen sie sich bestens in die Handlung ein.
Die Handlung ist ein weiterer Trumpf des Bandes. Das Basilisk-System bietet Honor tatsächlich viele Möglichkeiten zur Bewährung. Die Flotte hat das System sehr vernachlässigt. Daher kann Honor durch wenig Aufwand und pfiffige Ideen punkten. Durch die Niederlage während der Manöver ist ihre Mannschaft sehr demotiviert und respektiert sie nicht wirklich. Die erste Hälfte des Romans beschäftigt sich daher damit, wie Honor das Vertrauen ihrer Mannschaft durch gute Führung zurück erobert und sich Freunde im Basilisk-System schafft. Allein dieser Teil ist so überzeugend geschildert, dass er für ein gutes Lesevergnügen schon ausreicht.
Weber fügt aber noch eine Verschwörung eines fremden Sternenreiches der Handlung hinzu. Obwohl der Leser weiß, wer der Aggressor ist, sind auch ihm die einzelnen Puzzle-Teile der Verschwörung nicht klar. Zusammen mit Honor werden die Mosaik-Steinchen enthüllt, das Ganze endet in einer extrem blutigen und dadurch furchtbar realistischen Raumschlacht.
Sowieso legt Weber sehr viel Wert auf Realismus. Gleich im ersten Band muss Honor sich mit Wirtschaftskartellen, politischen Intrigen an der Heimatfront, den Zivilbehörden, Drogenschmuggel und vielem mehr auseinandersetzen. Ein simples "da ist der Feind, da schießen wir drauf" anderer Science-Fiction-Romane gibt es nicht. Stattdessen muss sich Honor bei jeder Rakete über das Budget des Kreuzers machen, dass bei weitem nicht unendlich ist, wie es in anderen SF-Romanen immer wirkt. Die Menge an Details macht den Roman um so lesenswerter.
Leider hört dieser Realismus-Anspruch beim Verschwörungsobjekt auf. Warum baut das Manitcorianische Sternenreich eine Präsenz auf einem Planeten auf, dessen Bevölkerung noch in der Bronze-Zeit lebt? Obwohl die Manticorianer nicht mit den Wesen handeln (sondern das anderen Völkern überlassen), um die Entwicklung der Bevölkerung nicht zu behindern, wäre es klüger gewesen, einfach eine Station in das System zu setzen. Denn es ist doch klar, dass die Bevölkerung beeinflusst wird, wenn Aliens auf dem Planeten sind. Glücklicherweise widmet sich Weber auch der Erklärung dieses Zustand und führt ihn auf eine Patt-Situation im Manticorianischen Parlament zurück. Das wirkt zwar nicht gänzlich überzeugend, aber andere Autoren hätten den Umstand wahrscheinlich einfach ignoriert.
Obwohl Weber nicht viel Zeit für die Charakterisierung der Personen aufwendet, sprechen die Taten, die er beschreibt für sich. Im Laufe des Romans wächst einem die Crew der Fearless wirklich ans Herz. Umso erstaunlicher ist es dann, dass Weber einen Großteil der Crew im folgenden Kampf draufgehen lässt. Aber auch das spricht eigentlich für die Reihe, denn die Fearless hätte den Kampf theoretisch gar nicht gewinnen können. Der Sieg ist nur einem Bluff Honors zu verdanken gewesen und musste teuer erkauft werden. Alles andere hätte unrealistisch gewirkt.
"Auf verlorenem Posten" ist ein spannender und überzeugender Roman, der sich um viele Details sorgt und eine lebendige und realistische Zukunftswelt erschafft. Nach der Lektüre des Romans freut man sich auf die über 20 weiteren Romane der Serie.
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Gelesen: Welt der Naniten
Der zweite Teil des Doppelbandes weist weniger wunderliche Details auf. Schließlich hatte Taglieri schon vorher keine Leibwächter, nun hat er selbstverständlich auch keine. Außerdem wird in dem Heft deutlich, dass das Gefängnisschiff auf dem die Truppe um Taglieri gefangen ist, gar nicht den Starr gehört. Auch das ist sinnig, schließlich hätte es ein enormes diplomatisches Durcheinander geben müssen, wenn die Starr einfach den Ratsvorsitzenden der Solaren Welten gefangen genommen hätten.
"Welt der Naniten" weist zudem eine enorm fantastische, von Menschen bewohnte Welt auf. Das kommt an einigen Stellen der Unglaubwürdigkeit schon recht nahe, trotzdem ist der Roman spannend und unterhaltsam.
Die komplette Rezension findet man wie immer auf sf-radio:
Sternenfaust Band 154 - Welt der Naniten (von Stan Hamilton)
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Gelesen: Das vergessene 20. Jahrhundert - die Rückkehr des politischen Intellektuellen (von Tony Judt)
"Das vergessene 20. Jahrhundert" ist eine Aufsatzsammlung des kürzlich verstorbenen Historikers Tony Judt. Die Bpb hat das eigentlich nur als Hardcover erschienene Buch vor kurzem in eine "Bpb-Schriftenreihe" verwandelt und für 5€ über http://www.bpb.de vertrieben. Das Buch tritt mit dem Ansatz, die vergessenen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts und ihre Lehren zu beschreiben an. Leider kann das Versprechen nicht eingehalten werden.
Denn die Aufsatzsammlung fügt sich nicht zu einem so homogenen Werk zusammen. Das Buch beginnt noch ambitioniert mit Aufsätzen über Juden, die den Holocaus miterlebt haben und diesen verarbeitet haben. Dabei sind durchaus Namen, die einem nicht wirklich geläufig sind.
Danach geht es mit "engagierten", meist kommunistischen Autoren weiter. Hier wird das erste Mal richtig deutlich, dass die Aufsätze allesamt Rezensionen zu Büchern sind. Klar wird das in dem Beitrag "Louis Althusser und sein eigenwilliger "Marxismus"". Judt erklärt hier nichts über den - mir völlig unbekannten - Althusser, sondern zerreißt dessen komplettes Lebenswerk und infolge auch die erschienene Biographie.
Ab dem dritten (von vier) Teilen beschäftigen sich die Aufsätze kaum noch mit Personen, sondern mit historischen Ereignissen, zu denen zum Zeitpunkt des Aufsatzes ein Buch erschien. Hier häufen sich die Aufsätze, in denen Judt eine Arbeit oder eine Darstellung eines anderen Autors zerlegt. Das liest sich zwar gut, vermittelt aber wenig Wissen über die Ereignisse und ist natürlich etwas einseitig.
Denn die Bpb fügt dem Buch keinen weiteren Hinweis zu, der es dem Leser ermöglicht, Judt einzuordnen. Das lässt sich zwar googeln, aber eigentlich wäre es ganz schön, wenn die Bpb bei einer ihrer Publikationen so etwas deutlich machen würde.
Der Ansatz, die vergessenen Ideen des 20. Jahrhunderts wieder aufzugreifen, wird also kaum verfolgt und nicht umgesetzt.
Dafür gibt es ein paar interessante Aufsätze, wie zum Beispiel Judts Klage über den "Tod des liberalen Amerikas" und den sehr gelungen Epilog über die "Aktualität der sozialen Frage" und die Probleme der Linken. Gerade in diesem Epilog, skizziert Judt in schönen, klaren Sätzen die Probleme und Sünden des Neoliberalismus.
Dazwischen befinden sich aber immer wieder Rezensionen von Biografien, historischen Darstellungen und Aufsätzen, mit denen man kaum etwas anfangen kann. Vor allem, wenn man sich gewünscht hat, durch das Buch etwas über vergessene Intellektuelle zu erfahren (deren im Unteritel angedeutete Rückkehr nicht einmal erwähnt wird).
Denn die Aufsatzsammlung fügt sich nicht zu einem so homogenen Werk zusammen. Das Buch beginnt noch ambitioniert mit Aufsätzen über Juden, die den Holocaus miterlebt haben und diesen verarbeitet haben. Dabei sind durchaus Namen, die einem nicht wirklich geläufig sind.
Danach geht es mit "engagierten", meist kommunistischen Autoren weiter. Hier wird das erste Mal richtig deutlich, dass die Aufsätze allesamt Rezensionen zu Büchern sind. Klar wird das in dem Beitrag "Louis Althusser und sein eigenwilliger "Marxismus"". Judt erklärt hier nichts über den - mir völlig unbekannten - Althusser, sondern zerreißt dessen komplettes Lebenswerk und infolge auch die erschienene Biographie.
Ab dem dritten (von vier) Teilen beschäftigen sich die Aufsätze kaum noch mit Personen, sondern mit historischen Ereignissen, zu denen zum Zeitpunkt des Aufsatzes ein Buch erschien. Hier häufen sich die Aufsätze, in denen Judt eine Arbeit oder eine Darstellung eines anderen Autors zerlegt. Das liest sich zwar gut, vermittelt aber wenig Wissen über die Ereignisse und ist natürlich etwas einseitig.
Denn die Bpb fügt dem Buch keinen weiteren Hinweis zu, der es dem Leser ermöglicht, Judt einzuordnen. Das lässt sich zwar googeln, aber eigentlich wäre es ganz schön, wenn die Bpb bei einer ihrer Publikationen so etwas deutlich machen würde.
Der Ansatz, die vergessenen Ideen des 20. Jahrhunderts wieder aufzugreifen, wird also kaum verfolgt und nicht umgesetzt.
Dafür gibt es ein paar interessante Aufsätze, wie zum Beispiel Judts Klage über den "Tod des liberalen Amerikas" und den sehr gelungen Epilog über die "Aktualität der sozialen Frage" und die Probleme der Linken. Gerade in diesem Epilog, skizziert Judt in schönen, klaren Sätzen die Probleme und Sünden des Neoliberalismus.
Dazwischen befinden sich aber immer wieder Rezensionen von Biografien, historischen Darstellungen und Aufsätzen, mit denen man kaum etwas anfangen kann. Vor allem, wenn man sich gewünscht hat, durch das Buch etwas über vergessene Intellektuelle zu erfahren (deren im Unteritel angedeutete Rückkehr nicht einmal erwähnt wird).
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Gelesen: Die Stadt der träumenden Bücher (von Walter Moers)
"Die Stadt der träumenden Bücher" schildert die Abenteuer des zamonischen Schriftstellers Hildegunst von Mythenmetz in den Katakomben der zamonischen Literatur-Stadt Buchhein. Der Text wurde von Walter Moers aus dem zamonischen ins Deutsche übersetzt und mit vielen Illustrationen versehen. Mythenmetz verlässt im Verlauf der Geschichte zum ersten Mal seine Heimat, die Lindwurmfeste, erreicht Buchhein, wird dort von einem Gefährlichen Buch vergiftet, erwacht in den Katakomben. Buchhein war früher in diesen Katakomben untergebracht, bevor man sich entschied, die Stadt an die Oberfläche zu verlegen. Dadurch sind aber die Katakomben mit Büchern überfüllt. Der eher unbedarfte Mythenmetz muss sich im Verlauf mit Bücherjägern, Lebenden Büchern, Zyklopen und dem Schattenkönig auseinandersetzen.
Wie schon bei Rumo oder die Wunder im Dunkeln und Die 13,5 Leben des Käpt'n Blaubär lebt "Die Stadt der träumenden Bücher" von der irren Fantasie Walter Moers. Diesmal dreht sich alles um das Thema "Buch". Hildegunst von Mythenmetz wurde in den beiden oben genannten Romanen bereits erwähnt, nun erlebt man seine ersten Gehversuche, nachdem er die Lindwurmfeste verlassen hat.
Buchhein ist dabei ein faszinierender Ort. Alles lebt von dem Literaturbetrieb. Doch bevor man mit Mythenmetz den Ort wirklich erfassen kann, wird Mythenmetz schon in die Katakomben verbannt. Die bieten zunächst auch eine faszinierende Szenerie, denn Mythenmetz trifft dort auf viele faszinierende Wesen und Ungeheuer.
Besonders gelungen ist dabei die Darstellung der Bücher und der Buchzyklopen. Es wirkt beinahe normal wie selbstverständlich Mythenmetz die unsinnigsten Titel und Autoren der zamonischen Literaturgeschichte rauf und runter beten kann. Außerdem muss Mythenmetz im Verlauf sein Literaturverständnis revidieren. So erlebt er in den Katakomben seinen - in seinen Augen langweiligen - Dichtpaten von der Lindwurmfeste auf einmal in einem ganz anderen Licht. Die Buchzyklopen wiederum sind ganz kleine, völlig harmlose Zyklopen, die das Werk eines bestimmten Autoren auswendig lernen. Bei dieser knuddeligen Spezies verweilt Mythenmetz eine ganze Weile und dies ist neben dem Anfang in Buchhein auch die unterhaltsamste Passage des Buches.
Walter Moers Bücher platzen beinahe vor Ironie und Witzen. Alles ist überzeichnet, sodass der Irsinn zum Schluss des Buches auf den Leser normal wirkt. Bei den vorherigen Büchern Moers wurde das immer noch dadurch abgeschwächt, dass es häufig Handlungs- und vor allem Ortswechsel gibt. Das ist bei "Die Stadt der träumenden Bücher" anders. Beinahe das gesamte Buch spielt in den Katakomben unter Buchhein. Und auch die Begegnungen mit bestimmten Personen oder mit Orten in den Katakomben sind diesmal länger. So geht der Witz des irrsinnig neuen recht schnell verloren. Zurück bleibt immer noch eine wunderbar überzeichnete, literaturverliebte Welt, die jedoch mit dem Fortschreiten der Lektüre immer normaler und dadurch auch langweiliger wirkt.
Wie schon bei Rumo oder die Wunder im Dunkeln und Die 13,5 Leben des Käpt'n Blaubär lebt "Die Stadt der träumenden Bücher" von der irren Fantasie Walter Moers. Diesmal dreht sich alles um das Thema "Buch". Hildegunst von Mythenmetz wurde in den beiden oben genannten Romanen bereits erwähnt, nun erlebt man seine ersten Gehversuche, nachdem er die Lindwurmfeste verlassen hat.
Buchhein ist dabei ein faszinierender Ort. Alles lebt von dem Literaturbetrieb. Doch bevor man mit Mythenmetz den Ort wirklich erfassen kann, wird Mythenmetz schon in die Katakomben verbannt. Die bieten zunächst auch eine faszinierende Szenerie, denn Mythenmetz trifft dort auf viele faszinierende Wesen und Ungeheuer.
Besonders gelungen ist dabei die Darstellung der Bücher und der Buchzyklopen. Es wirkt beinahe normal wie selbstverständlich Mythenmetz die unsinnigsten Titel und Autoren der zamonischen Literaturgeschichte rauf und runter beten kann. Außerdem muss Mythenmetz im Verlauf sein Literaturverständnis revidieren. So erlebt er in den Katakomben seinen - in seinen Augen langweiligen - Dichtpaten von der Lindwurmfeste auf einmal in einem ganz anderen Licht. Die Buchzyklopen wiederum sind ganz kleine, völlig harmlose Zyklopen, die das Werk eines bestimmten Autoren auswendig lernen. Bei dieser knuddeligen Spezies verweilt Mythenmetz eine ganze Weile und dies ist neben dem Anfang in Buchhein auch die unterhaltsamste Passage des Buches.
Walter Moers Bücher platzen beinahe vor Ironie und Witzen. Alles ist überzeichnet, sodass der Irsinn zum Schluss des Buches auf den Leser normal wirkt. Bei den vorherigen Büchern Moers wurde das immer noch dadurch abgeschwächt, dass es häufig Handlungs- und vor allem Ortswechsel gibt. Das ist bei "Die Stadt der träumenden Bücher" anders. Beinahe das gesamte Buch spielt in den Katakomben unter Buchhein. Und auch die Begegnungen mit bestimmten Personen oder mit Orten in den Katakomben sind diesmal länger. So geht der Witz des irrsinnig neuen recht schnell verloren. Zurück bleibt immer noch eine wunderbar überzeichnete, literaturverliebte Welt, die jedoch mit dem Fortschreiten der Lektüre immer normaler und dadurch auch langweiliger wirkt.
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Gelesen: Der Zorn der Königin
"Der Zorn der Königin" schildert die Rachetour Victoria Windsors. Abgesehen von viel Zerstörung kommt dabei leider nicht viel raus. Obwohl der Roman aus Victorias Perspektive geschrieben ist und sie zu den ehemaligen Versteinerten gehört, erfährt man nichts über die Nachwirkungen der Versteinerungen. Der Roman ist daher auch weitestgehend uninteressant.
Die gesamte Rezension findet man wie immer auf sf-radio:
Maddrax Band 283 - Der Zorn der Königin (von Mia Zorn)
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Gelesen: Anschlag auf den Konsensdom
"Sternenfaust" geht in einen neuen Zweiteiler. "Anschlag auf den Konsensdom" ist ein typischer erster Teil, der den zweiten vorbereitet und ordentlich Spannung aufbaut. Das macht er relativ gut und kann vor allem mit einem interessanten und überzeugenden Handlungsumschwung zum Ende hin auftrumpfen. Leider gibt es auf dem Weg dorthin einige Ungereimtheiten.
Die gesamte Rezension findet man wie immer bei sf-radio:
Sternenfaust Band 153 - Anschlag auf den Konsensdom (von Stan Hamilton)
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Gelesen: Dämonen der Luft und Finsternis (von
"Dämonen der Luft und Finsternis" ist der vierte Band der achten "Deep Space Nine"-Staffel. Allerdings erzählt er eine abgeschlossene Geschichte und ist auch allein recht gut verständlich.
Die mysteriösen Iconianer tauchen auf und bieten ihre jahrtausende alten Portale an. Das sorgt in allen Quadranten der Galaxie für viel Aufruhr.
Die komplette Rezension findet man wie immer bei trekzone:
Star Trek - Deep Space Nine: Dämonen aus Luft und Finsternis (von Keith R.A DeCandido)
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Gelesen: Am Scheideweg
"Am Scheideweg" setzt die Handlung des Vorgängers beinahe nahtlos fort. Zwar hat dieses Heft einige inhaltliche Schwächen, die aber durch ein hohes Erzähltempo und einigen guten Einzelszenen ausgebügelt werden, sodass man es mit einem spannenden Roman zu tun hat.
Auch der aktuelle Zyklus scheint das Konzept, abgeschlossener Zweiteiler, die sich zu einem großen Ganzen zusammenschließen, fortzuführen. Das ist sehr gut, sorgt das Prinzip doch für viel Handlung in jedem Roman - wie "Am Scheideweg" zeigt.
Die ganze Rezension gibt es wie immer auf sf-radio:
Sternenfaust Band 152 - Am Scheideweg (von Simon Borner)
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Gelesen: Artikel der Föderation (von Keith R.A. DeCandido)
Politik im "Star Trek"-Universum - die Föderation ist wohl eines der idealistischsten und fantastischsten politischen System, die man sich vorstellen kann. Wie diese große Demokratie mit vielen verschiedenen Völkern zusammengehalten wird und wie Interessenspolitik in der Föderation gemacht wird, das erfährt man in dem häufig als "Politikthriller" bezeichneten Werk von Keith R.A. DeCandido.
Das Buch lehnt sich dabei an die - auch hier auf dem Blog - besprochene Fernsehserie "The West Wing" an und versucht durch sympathische Charaktere und gute Dialoge die politische Welt interessant zu gestalten. Wer Politik langweilig findet (und leider zeigt sich bei den Rezensionen zu dem Buch, dass es auch "Star Trek"-Fans gibt, die nichts mit Politik anfangen können) wird mit dem Buch nicht glücklich werden. Für alle anderen ist "Die Artikel der Föderation" ein wirklich Highlight.
Die komplette Rezension findet man wie immer auf trekzone:
Die Artikel der Föderation
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Gelesen: The Corrections (von Jonathan Franzen)
Die Lamberts sind eine Familie, deren Wurzeln im mittleren Westen der USA liegen.
Alfred Lambert war jahrelang bei einer Eisenbahngesellschaft angestellt, hat kurz vor dem Pensionsalter gekündigt und mittlerweile arge Parkinson- und Alzheimer-Beschwerden.
Enid Lambert ist mit ihrem Leben überhaupt nicht zufrieden. Sie fühlt sich von ihrem Mann Alfred eingeengt und ihrer Möglichkeiten beraubt. Sie hat das Gefühl alle ihre Freunde im kleinen Städtchen St. Jude haben - gerade im Zuge des dotcom-Booms ein Vermögen gemacht und nur sie ist arm, weil Alfred "konservativ" anlegt.
Chip Lambert, der jüngere Sohn der Lamberts, hat gerade seinen Job als Dozent an einer Universität verloren, da er mit einer Frau geschlafen hat und steht vor dem nichts.
Denise Lambert, die einzige Tochter, führt ein erfolgreiches Restaurant, arbeitet sich aber täglich 15 Stunden lang zu Tode.
Gary Lambert ist das einzige Kind, das dem Vorbild der Eltern gefolgt ist und schnell einen "soliden" Job angenommen und eine "richtige" Familie gegründet hat.
"The Corrections" ist ein Buch, das sich nur um die Charaktere dreht und einzig und allein von ihnen lebt. Franzen gelingt es auf den über 600 Seiten allerdings auch, die Charaktere auf wunderbare Art und Weise zum leben zu erwecken.
Alfred glaubt, er stirbt bald und Enid möchte, dass die gesamte Familie noch einmal zu Weihnachten zusammen kommt. Das gestaltet sich als sehr schwierig, denn jedes der Familienmitglieder scheitert gerade an seinem Lebensentwurf.
Der Aufbau des Romans ist daher schnell vorhersehbar. Nachdem sich die Einleitung auf Chip konzentriert, geht die Handlung dann auf Gary, die Eltern, Denise und letztendlich wieder auf Chip ein. Erst zum Schluss führen dann die Handlungsstränge der einzelnen Familienmitglieder zusammen.
Dabei könnte jeder Teil für sich einen kleinen Roman bilden. Denn mit jedem Charakter ist eine kleine Tragödie verbunden, die in der familiären Struktur und den Wertvorstellungen der Lamberts liegt.
Besonders eindrucksvoll sind die Teile mit Gary und Enid. In beiden Teil hat man das Gefühl, die Gefühlswelt eines klinisch depressiven Menschen und die Gefühlswelt einer gerade medikamentensüchtig werdenden Frau nicht nur zu erleben, sondern auch nachvollziehen zu können. Gerade die Beschreibungen, in denen Gary das Gefühl hat, sich in seinem eigenen Haus von Feinden umgeben zu fühlen, sind besonders gelungen.
Der wirklich gut beginnende Chip-Teil ist der einzige, der zum Schluss etwas wirr ist. Franzen nutzt diesen Part, um etwas Absurdität in den Roman zu bringen. Denn Chip entscheidet sich im Dot-Com-Wahn nach Litauen zu gehen, um dort für einen angehenden Gangsterboss über das Internet amerikanische Investoren für nicht existierende Projekte anzulocken. Diese Geschichte ist zwar spannend, aber beinahe etwas zu viel des Guten.
Erst zum Ende werden "die Korrekturen" des Titels dann Programm. Die meisten Familienmitglieder lösen sich von alten, konservativen amerikanischen Wertvorstellungen oder von den Erwartungen der Familie. Außerdem kristallisieren sich im Laufe des Romans viele Missverständnisse zwischen den Lamberts heraus. Dieser "Korrekturen"-Part zum Schluss kann zwar nicht erreicht werden, ohne dass ein Mitglied stirbt, stellt aber zugleich auch ein respektables Happy-End dafür da, dass zuvor in erster Linie Fehltritte dargestellt wurden.
Besonders ist an dem Buch auch das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern. Während großer Strecken des Buches ist man in einer Zwickmühle. Die Gedankenwelt Enid Lamberts ist in sich durchaus schlüssig, sodass man ihr ihre Wünsche durchaus gönnt. Aber aus der Sicht der Kinder weiß man genau, dass die Frau eigentlich unerträglich ist. Daher ist es zum Schluss schön mitanzusehen, wie sich das Verhältnis zwischen den Generationen ohne große Dialoge, lediglich durch subtile Gesten verbessert.
Auf dem Blog von dem ich das Bild des Buches habe, schreibt 'matthew', dass die Charaktere so gut ausgearbeitet sind, dass er sich auch drei Jahre nach der Lektüre noch gut an die Charaktere und vor allem deren Hoffnungen und Fehltritte erinnern kann. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es dank der einfühlsamen, realistischen Darstellungsweise vielen Lesern so geht.
Alfred Lambert war jahrelang bei einer Eisenbahngesellschaft angestellt, hat kurz vor dem Pensionsalter gekündigt und mittlerweile arge Parkinson- und Alzheimer-Beschwerden.
Enid Lambert ist mit ihrem Leben überhaupt nicht zufrieden. Sie fühlt sich von ihrem Mann Alfred eingeengt und ihrer Möglichkeiten beraubt. Sie hat das Gefühl alle ihre Freunde im kleinen Städtchen St. Jude haben - gerade im Zuge des dotcom-Booms ein Vermögen gemacht und nur sie ist arm, weil Alfred "konservativ" anlegt.
Chip Lambert, der jüngere Sohn der Lamberts, hat gerade seinen Job als Dozent an einer Universität verloren, da er mit einer Frau geschlafen hat und steht vor dem nichts.
Denise Lambert, die einzige Tochter, führt ein erfolgreiches Restaurant, arbeitet sich aber täglich 15 Stunden lang zu Tode.
Gary Lambert ist das einzige Kind, das dem Vorbild der Eltern gefolgt ist und schnell einen "soliden" Job angenommen und eine "richtige" Familie gegründet hat.
"The Corrections" ist ein Buch, das sich nur um die Charaktere dreht und einzig und allein von ihnen lebt. Franzen gelingt es auf den über 600 Seiten allerdings auch, die Charaktere auf wunderbare Art und Weise zum leben zu erwecken.
Alfred glaubt, er stirbt bald und Enid möchte, dass die gesamte Familie noch einmal zu Weihnachten zusammen kommt. Das gestaltet sich als sehr schwierig, denn jedes der Familienmitglieder scheitert gerade an seinem Lebensentwurf.
Der Aufbau des Romans ist daher schnell vorhersehbar. Nachdem sich die Einleitung auf Chip konzentriert, geht die Handlung dann auf Gary, die Eltern, Denise und letztendlich wieder auf Chip ein. Erst zum Schluss führen dann die Handlungsstränge der einzelnen Familienmitglieder zusammen.
Dabei könnte jeder Teil für sich einen kleinen Roman bilden. Denn mit jedem Charakter ist eine kleine Tragödie verbunden, die in der familiären Struktur und den Wertvorstellungen der Lamberts liegt.
Besonders eindrucksvoll sind die Teile mit Gary und Enid. In beiden Teil hat man das Gefühl, die Gefühlswelt eines klinisch depressiven Menschen und die Gefühlswelt einer gerade medikamentensüchtig werdenden Frau nicht nur zu erleben, sondern auch nachvollziehen zu können. Gerade die Beschreibungen, in denen Gary das Gefühl hat, sich in seinem eigenen Haus von Feinden umgeben zu fühlen, sind besonders gelungen.
Der wirklich gut beginnende Chip-Teil ist der einzige, der zum Schluss etwas wirr ist. Franzen nutzt diesen Part, um etwas Absurdität in den Roman zu bringen. Denn Chip entscheidet sich im Dot-Com-Wahn nach Litauen zu gehen, um dort für einen angehenden Gangsterboss über das Internet amerikanische Investoren für nicht existierende Projekte anzulocken. Diese Geschichte ist zwar spannend, aber beinahe etwas zu viel des Guten.
Erst zum Ende werden "die Korrekturen" des Titels dann Programm. Die meisten Familienmitglieder lösen sich von alten, konservativen amerikanischen Wertvorstellungen oder von den Erwartungen der Familie. Außerdem kristallisieren sich im Laufe des Romans viele Missverständnisse zwischen den Lamberts heraus. Dieser "Korrekturen"-Part zum Schluss kann zwar nicht erreicht werden, ohne dass ein Mitglied stirbt, stellt aber zugleich auch ein respektables Happy-End dafür da, dass zuvor in erster Linie Fehltritte dargestellt wurden.
Besonders ist an dem Buch auch das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern. Während großer Strecken des Buches ist man in einer Zwickmühle. Die Gedankenwelt Enid Lamberts ist in sich durchaus schlüssig, sodass man ihr ihre Wünsche durchaus gönnt. Aber aus der Sicht der Kinder weiß man genau, dass die Frau eigentlich unerträglich ist. Daher ist es zum Schluss schön mitanzusehen, wie sich das Verhältnis zwischen den Generationen ohne große Dialoge, lediglich durch subtile Gesten verbessert.
Auf dem Blog von dem ich das Bild des Buches habe, schreibt 'matthew', dass die Charaktere so gut ausgearbeitet sind, dass er sich auch drei Jahre nach der Lektüre noch gut an die Charaktere und vor allem deren Hoffnungen und Fehltritte erinnern kann. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es dank der einfühlsamen, realistischen Darstellungsweise vielen Lesern so geht.
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