Neue Homepage: Ich habe eine neue Homepage, die man unter www.gedankenecke.com erreicht. Zur Zeit werden Stück für Stück die mittlerweile über 1 000 Beiträge dieses Blogs von mir rüberkopiert (bin bei Oktober 2008 angekommen) und die neuen Artikel seit "Homepagegründung" sind da ebenfalls zu finden. Der größte Vorteil, den die neue Seite bietet ist, dass endlich jeder kommentieren kann und man sich nicht mehr registrieren braucht.
Dienstag, 20. März 2012
Gelesen: Das erloschene Reich


Der Roman erzählt die Geschichte des Jungen Taro, der in der Andromeda-Galaxis das Recht erkämpfen möchte, das Mädchen, das er liebt zu heiraten. Um die Standesgrenzen zu überwinden, muss er in einem Ritual einen Heros-Eponden erobern. Er schafft das, doch seine Heimat wird gleich darauf überfallen und er findet sich in einem Wettstreit großer Mächte wieder.

"Das erloschene Reich" ist ein ruhiger Zyklusstart, der viele fantastische Handlung aufweist, aber mit einer spannenden Handlung und einer angenehm ausführlichen Einführung in die fremde Gesellschaft überzeugen kann.

Die komplette Rezension findet man auf SF-Radio:
Sternenfaust Band 185 - Das erloschene Reich (von Manfred Weinland)

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Samstag, 25. Februar 2012
Gelesen: The Rings Of Time (von Greg Cox)


Die erste Saturn-Mission im Jahr 2020 stößt auf eine merkwürdige Sonde in der Nähe des Saturns. Die Enterprise unter Captain Kirk findet bei einer Rettungsmission die selbe Sohne ein paar hundert Jahre später. Commander Christopher berührt die Sonde und findet sich in Kirks Körper wieder. Mit Kirk geschieht dasselbe, nur umgekehrt.

"The Rings Of Time" erzählt letzlich von einem Spiel einer unbekannten Macht, die mit auseinanderfallenden Ringsystemen arbeitet. Das Positivste an dem Roman ist, dass es zum ersten Mal seit langem nur um ein merkwürdiges Phänomen geht. Zwar stellt sich zum Schluss heraus, dass fremde Wesen ihre Hände mit im Spiel hatten, das ändert jedoch nichts daran, dass es die meiste Zeit darum geht, eine wissenschaftliche Lösung für die Probleme des Romans zu finden. Und derlei gibt es einige: die vertauschten Befehlshaber zweier Weltraummissionen sowie eine Kolonie der Menschen, die durch ein sich ebenfalls zersetzendes Ringsystem bedroht wird.

Die komplette Rezension findet man auf Trekzone:

Star Trek: The Rings Of Time (von Greg Cox)

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Freitag, 24. Februar 2012
Extrem laut und unglaublich nah (von Jonathan Safran Foer)
Oskar hat eine sehr innige Beziehung zu seinem Vater. Dieser fällt den Anschlägen des 11. September 2001 zum Opfer. Oskar weiß und versteht nicht, warum sein Vater sich an diesem Tag im World Trade Center befand. Außerdem hört er auf dem Anrufbeantworter einige Nachrichten, die sein Vater wenige Momente vor seinem dort hinterlassen hat. Er versteckt sie vor allen anderen und durchsucht die Sachen seines Vaters nach einem Grund für den Aufenthalt im World Trade Center. Oskar zerstört dabei versehentlich eine Vase, in der sich ein Schlüssel und der Hinweis "Black" befinden. Oskar sucht von nun an nach dem Schloss für den Schlüssel. In New York ist das keine einfache Aufgabe.

"Extrem laut und unglaublich nah" erzählt die Geschichte einer ziemlich verstörten Familie. Oskar und seine Mutter leiden unter dem Verlust des Vaters. Dabei gelingt es Oskar über lange Zeit nicht, seiner Mutter offen gegenüber zu treten. Stattdessen nimmt er es ihr übel, dass sie überlebt hat und das lässt er sie an einigen Stellen deutlich spüren. Die Großmutter hat ihren Sohn verloren. Im Lauf des Romans stellt sich jedoch heraus, dass ihr Leben schon immer schwierig war. Oskars Großvater verließ die Familie noch vor der Geburt seines Sohnes. Bei ihm handelt es sich um eine sehr verletzte und dadurch sehr verstörte Person. In Deutschland war er in die Schwester von Oskars Großmutter verliebt, die bei dem Bombenangriff auf Dresden umkam. Seitdem redet er nicht mehr. Stumm lernte er Oskars Großmutter kennen und führt mit ihr eine äußerst merkwürdige Beziehung.

Diese Zusammenhänge in der Familie bekommt man erst im Verlauf des Romans mit. Dabei werden die Kapitel aus Oskars Perspektive erzählt. Zwischendurch gibt es jedoch immer wieder Briefe des stummen Großvaters und der Großmutter, die zusammen vermutlich die Hälfte des Romans ausmachen. Aus diesen drei Perspektiven kann man sich im Lauf des Romans einen Großteil der etwas traurigen Familiengeschichte konstruieren.

Oskars Suche ist dennoch das Spannendste an dem Roman. Die Geschichte der Großeltern um Krieg und unausgesprochene Gefühle bleibt zu fantastisch, als dass sie wirklich mitreißen würde. Die ständigen Besuch Oskars bei fremden Leuten, denen er mit seinen kindlichen Gedanken gegenübertritt, sind hingegen sehr gelungen. Seine Perspektive ist sehr gut dargestellt und es ist häufig amüsant, wie er die Gespräche mit fremden Menschen führt.

Der Roman ist sehr interessant gestaltet Foer spielt mit vielen Fotos, farblichen und textlichen Elementen. Das lockert die Lektüre auf und hilft über die teilweise anstrengenden Stellen der schweigsamen, artikulationsarmen Großeltern hinweg. Doch obwohl die Deutschland-Geschichte der Großeltern etwas übertrieben wirkt, sind die Gefühle vor allem der Großmutter sehr überzeugend dargestellt. Die Beziehung zwischen ihr und Oskar ist sehr gelungen.

Foer bietet mit "Extrem laut und unglaublich nah" einen berührenden Roman, der einen kreativen Jungen bei der Verarbeitung seiner Trauer zeigt. Der Roman kann kein Happy End aufweisen, weil sowohl der Tod Oskars Vater als auch die Stille zwischen den Großeltern nicht rückgängig zu machen sind. Stattdessen müssen sowohl Oskar als auch seine Großeltern damit Leben lernen, wie die Dinge gelaufen sind. Auch das kann selbstverständlich nicht zur Gänze gelingen, es kann nur ertragen werden. Dies schildert Foer auf unterhaltsame und lesbare Art und Weise.

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Donnerstag, 23. Februar 2012
Gelesen: Tschick (von Wolfgang Herrndorf)
Maik Klingenberg ist 14 und in der Schule eher unauffällig. Er wohnt mit seinen Eltern in Ostberlin, sein Vater scheint sich gerade auf dem Immobilienmarkt verspekuliert zu haben. Seine Mutter ist Alkoholikerin und muss deswegen regelmäßig Therapien besuchen. Die Beziehung zwischen den Eltern scheint recht zerrüttet. Da Maik mit der Sucht seiner Mutter relativ offen umgeht, erhält er von seinen Mitschülern den Spitznamen "Psycho". Er schwärmt, ohne sie richtig zu kennen, von seiner Mitschülerin Tajana. Für sie ändert er seinen Musikgeschmack und bereitet sich mit einem aufwendigen Geschenk auf ihre Feier vor. Um so größer ist daher die Enttäuschung als er nicht eingeladen wird. In seiner Klasse befindet sich ein Mitschüler, der aus Russland gekommen ist. Er wird von allen Tschick genannt. In den Ferien klaut Tschick ein Auto und fordert Maik auf, mit ihm mitzufahren. Maik, der wegen der nicht erfolgten Einladung und der Abwesenheit seiner Eltern sehr frustriert ist, folgt Tschick und gemeinsam wollen sie in die Walachei fahren.

Herrndorf trifft den Ton seines Ich-Erzählers sehr gut. Man hat tatsächlich das Gefühl, die Welt aus den Augen eines nicht sonderlich hellen 14-jährigen zu erleben. Dabei ist Maik in vielen Dingen verrückt genug, um tatsächlich mit einem geklauten Auto durch Ostdeutschland zu fahren, Benzin zu klauen und sich bei fremden Leuten durchzuschnorren. Auch seine Einstellung gegenüber seinen Eltern und den Menschen, denen sich begegnen, wirkt sehr glaubwürdig und ist eine große Stärke des Romans.

Auf ihrer Reise begegnen Tschick und Maik eine Reihe skurriler Gestalten. Die kurzen Kapitel sorgen dafür, dass die Begegnungen immer kurzweilig bleiben und bis zum Schluss unterhaltsam bleiben. Dabei erstaunt der Einfallsreichtum, der teilweise etwas ungeschickt agierenden Jungen. Auch die Hilfsbereitschaft vieler Menschen überrascht ein wenig. Der Buchrücken verspricht, dass man ein unbekanntes Deutschland kennenlernt. Das ist leider eines der Versprechen, die für einen Roman völlig unangebracht ist. Denn da er nichts dokumentarisches hat, bleibt es eine Phantasie. Die mag an reale Begebenheiten angelehnt sein, es ist jedoch nicht so, dass man nach dem Roman mehr über die durchfahrene Gegend weiß. Stattdessen wirkt es eher befremdlich, mit welcher Selbstverständlichkeit die beiden 14(!)-jährigen durch verlassene Dörfer fahren können, ohne bemerkt zu werden.

Das ist dann jedoch wieder das sympathisch anarchische, was dem Roman anheftet. Was gerade notwendig ist, tun die Jungen, ansonsten machen sie sich nicht viele Gedanken. Es ist schön herausgearbeitet, wie Maiks Selbstbewusstsein mit der Fahrt zu nimmt. Bei Tschick erlebt er zum ersten Mal, dass ein Mensch ihn nicht für langweilig und feige hält - ein Bild, das Maik von sich selbst hat. Die letzten Szenen machen deutlich, dass Maik dadurch an Stärke gewinnt und sich besser gegen die Welt und vor allem seine ihn nicht verstehenden Mitschüler behaupten kann. Gerade diese Entwicklung ist sehr schön dargestellt und wirkt länger an, als die teilweise etwas bemüht witzigen Szenen. Ob

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Mittwoch, 22. Februar 2012
Gelesen: Opfergang


Das Finale des "Gemini"-Zyklus weist leider etwas zu viele "Opfergänge" auf, wodurch die Spannung etwas leidet. Dafür wird der Leser aber ausreichend mit einer Überraschung entschädigt, die die Serie wohl eine ganze Weile in Atem halten wird: Die Serie verlässt die heimatliche Galaxie und bricht zu neuen Ufern auf.

Die komplette Rezension findet man auf SF-Radio:

Sternenfaust Band 184 - Opfergang (von Andreas Suchanek)

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Montag, 20. Februar 2012
Gelesen: Eine andere Welt (von Philip K. Dick)
Jason Taverner hat eine erfolgreiche Fernsehshow in einem Polizeistaat. Außerdem ist er ein genau so erfolgreicher Sänger und wird von den Frauen geliebt. Eine Frau, die er ausnutzt, rächt sich jedoch an ihm und verletzt ihn. Anstatt im Krankenhaus wacht er in einem heruntergekommenen Hotel auf. Dort muss er feststellen, dass seine Ausweispapiere verschwunden sind. Das bedeutet in dem Staat automatisch eine Einweisung in ein Zwangsarbeitslager. Doch Taverners Akte ist ebenfalls verschollen. Somit dürfte er in der autoritären Bürokratie gar nicht existieren.

Philip K. Dick macht an vielen Stellen deutlich, dass die Geschichte in den USA spielt. Der Polizeistaat sei zwar weltumspannend, doch sein Ausgangspunkt waren die Vereinigten Staaten. Der Klappentext verkündet, dass der Roman eine Reaktion auf die Machenschaften der Nixon-Regierung waren und dass das FBI Dick sogar wegen des Manuskripts beschattete. Dafür birgt der Text relativ wenig Sprengkraft. Denn das Regime ist zwar glaubwürdig geschildert, aber doch so ausgefeilt, dass viel geschehen muss, damit so etwas geschieht.

Der Roman ist, wie die meisten Kurzgeschichten Dicks auch, spannend und gut zu lesen. Von der ersten bis zur letzten Seite fiebert man mit Taverner mit, der sich durch einen Dschungel aus Überwachung, Korruption und skurrilen Gestalten kämpfen muss. Obwohl der Roman auf den ersten Blick leicht und etwas oberflächlich wirkt, beweist er an vielen Punkten Vielschichtigkeit.

Noch heute aktuell ist die Frage, was ein Mensch ohne Papiere eigentlich wert ist. Geschichten Staatenloser Menschen, die von einem Land ins andere abgeschoben werden, gibt es noch heute. Das Entsenden in ein Zwangsarbeitslager wirkt zwar brutal, ähnelt in gewisser Weise aber dem Umgang, den auch die BRD mit Immigranten ohne gültige Papiere betreibt. Interessant ist, dass das Regime bewusst anti intellektuel eingestellt ist. Studenten und Dozenten werden in den Universitäten quasi eingesperrt. Der Umgang mit ihnen ist allen anderen verboten. Daher hat jeder Angst vor diesen Menschen. Unklar ist jedoch, wie die Universitäten so lange überleben konnten, wenn sie doch von der Außenwelt abgeschnitten sind. Wahrscheinlich sind die Forschungsergebnisse für den Staat trotz allem wichtig, er will nur verhindern, dass die freie Atmosphäre, die für Forschungen notwendig ist, auf den Rest des Landes überschwappt.

Der Roman ist auch deswegen interessant, weil er gar nicht erst die Überlegung anstellt, dass das System verändert werden könnte. Nach einem Bürgerkrieg erlangte die Polizei so viel Macht, dass sie de Kontrolle übernahm. Mithilfe von Daten erfassenden Computern kontrolliert sie das ganze Land und jedes Individuum. Jason Taverner ist ein sehr egozentrischer Mensch, dem es in erster Linie darum geht, seine frühere Bekanntheit wieder herzustellen und zu seinen Frauen zurückzukehren. Er verschwendet daher nie einen Gedanken daran, dass das System nicht in Ordnung ist. Diese Überlegungen wurden der Bevölkerung scheinbar erfolgreich ausgetrieben, da sie die derzeitige Ordnung als völlig normal und richtig ansehen. "Eine andere Welt" setzt also dort an, wo das Regime in "1984" erst noch hin wollte.

Stattdessen entpuppt sich zum Schluss die Drogeneinnahme als wichtiges Thema des Buches. Hier sind genetische und biologische Experimente so weit, dass Drogen ganze Alternativwelten erschaffen können, die nicht nur den Einnehmer der Droge mitreißen, sondern auch sein gesamtes Umfeld. Dieser Handlungsstrang wirkt gering, ist aber letztendlich die Erklärung für die fantastischen Vorgänge um den Verlust Taverners Existenz. Es dauert eine Weile, bis man realisiert, einem Drogenrausch beigewohnt zu haben.

Zusätzlich gibt es noch eine Reihe versteckter Nebenhandlungen. So werden am Rande genetische Experimente, deren Produkt Taverner ist, genau so erwähnt, wie die Art, wie in der "anderen Welt" gewirtschaftet wird.

Wirklich gelungen ist das Ende. Denn es ist eigentlich - für Dick völlig untypisch - gut für Jason Taverner. Es kommt dorthin zurück, wo er begonnen hat. Er hat sein Ziel also erreicht. Ein Epilog beschreibt jedoch das weitere Schicksal der Charaktere und dadurch wird deutlich: In dem System kann niemand glücklich werden. Lediglich eine Ausnahme bestätigt diese Regelung. So präsentiert Dick einen spannenden und ausgefeilten Roman, der eindringlich davor warnt, die bürgerlichen Freiheiten zu achten und zu bewahren.

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Samstag, 18. Februar 2012
Gelesen: Schlacht um Ferrol

"Schlacht um Ferrol" lässt den Leser die Ereignisse nach Perry Rhodans Absturz über Ferrol erleben. Dabei geschieht eigentlich gar nichts, außer, dass Rhodan die Hauptstadt erreicht und ein paar Menschen von Topsidern gefangen genommen werden. Stattdessen darf man sich über einen eitlen, überheblichen und doch irgendwie unfähigen Rhodan ärgern. Eine Nebenhandlung auf der Erde ist ganz gelungen, bringt in der Fantan-Geschichte jedoch ebenfalls keine Fortschritte. Immerhin zeigt dieser Handlungsstrang, dass die Menschheit noch für nichts bereits ist, was Rhodan für sie plant.

Die komplette Rezension findet man auf SF-Radio:
Perry Rhodan Neo 11 - Schlacht um Ferrol (von Michael Marcus Thurner)

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Donnerstag, 16. Februar 2012
In Zeiten des abnehmenden Lichts (von Eugen Ruge)
2001 stielt Alexander kurz nach seiner Krebsdiagnose seinem pflegebedürftigem Vater eine Menge Geld und fliegt nach Mexiko. Der Leser darf währenddessen die Geschichte Alexanders Familie erleben. Die Großeltern kehren aus dem mexikanischen Exil in den 50er Jahren in die DDR zurück. Alexanders Eltern kehren aus Russland, wo sein Vater interniert war, kurz darauf ebenfalls in die DDR zurück, wo Alexander aufwächst. Zwischen den einzelnen Episoden taucht immer wieder der 1. Oktober 1989 auf. Dies ist Willhelms 90. Geburtstag. Willhelm ist der Stiefgroßvater Alexanders. Dieser Tag wird aus der Sicht verschiedener Familienmitglieder gleich mehrfach geschildert.

"In Zeiten des abnehmenden Lichts" ist ein großartiger, vielschichter Familienroman. Die einzelnen Szenen liegen häufig mehrere Jahre auseinander. Dadurch bleiben viele Lücken zurück, die der Leser sich selbst erschließen muss. Jede Szene wird strikt aus der Sicht eines einzelnen Charakters erzählt. Doch obwohl die Ereignisse nicht linear geschildert werden, fühlt man sich jedem Familienmitglied nach wenigen Zeilen sehr nah.

Der Roman erweckt dabei den Eindruck, ein "normales" Bild der DDR zu schildern. Das ist natürlich schwierig zu beurteilen, wenn man den DDR-Alltag nicht selbst erlebt hat. Da der Autor jedoch selbst in der DDR aufwuchs und wie Alexander kurz vor der Wende floh, dürften einige authentische Merkmale in dem Roman enthalten sein. Außerdem erweckt der Roman einen differenzierten Eindruck, da er sowohl glühende Regimeanhänger (Willhelm), Mitläufer mit stummer kritischer Einstellung (Alexanders Vater) als auch Kritiker (Alexander) darstellt.

Dabei werden ernste und in der Öffentlichkeit noch immer unbekannte Themen in beeindruckender Einfachheit erzählt. Die Familie besteht nämlich nicht nur aus starken männlichen Persönlichkeiten, sondern auch aus eben so starken weiblichen Familienmitgliedern. In allen Fällen ist es jedoch so, dass die Männer die Anerkennung und die Karriere machen, während die Frauen zurückbleiben. Gleichzeitig müssen sie die ganze Zeit das Lob über die ach so emanzipierte DDR über sich ergehen lassen. Dabei ist sich vor allem die Großmutter Charlotte dieser widersprüchlichen Dialektik bewusst. Sie ist auch die einzige, die zwar eine steile Karriere im Wissenschaftsbetrieb macht, aber dennoch immer hinter ihrem im Berfusleben versagenden Mann zurückstecken muss, der als Parteifunktionär viel mehr Anerkennung findet als sie, die doppelte Arbeit (Wissenschaft und Haushalt) leisten muss. Sie ist darüber sehr verbittert, würde es jedoch nie laut äußern, da sie von der kommunistischen Ideologie sehr eingenommen ist. Dennoch wird im Laufe des Romans deutlich, dass sie zunehmend verbittert. Dass jedes männliche Familienmitglied notorisch untreu zu sein scheint, ist der einzige Punkt, der in dem Roman etwas übertrieben wirkt. Er unterstreicht die Ungerechtigkeit, die den Frauen geschieht jedoch noch.

Alle Charaktere erleben die Sinnlosigkeit des DDR-Staates an bestimmten Punkten. Und zum Schluss erkennen dies auch alle, selbst wenn sie es nach außen nicht wahrhaben wollen. Lediglich der Großvater Willhelm, ein großer Egozentriker, hetzt noch wenige Momente vor seinem Tod gegen angebliche Verräter am Sozialismus.

Obwohl der Roman an vielen Stellen amüsant ist, weil er zum Beispiel im DDR-Alltag oder in Familienbegegnungen skurile Situationen herausarbeitet, bleibt er doch eine Familientragödie. Denn glücklich ist in der Familie niemand. Untereinander gelingt es den Familien nicht, ein verständnisvolles Verhältnis zueinander aufzubauen, was in erster Linie daran liegt, dass die Lebenserfahrungen enorm unterschiedlich sind. Die stärksten und berührendsten Szenen des Romans sind daher auch die, an denen der gerade "erzählte" Charakter ein anderes Familienmitglied einfach nicht verstehen kann, sich jedoch nicht in der Lage sieht, mit diesem darüber zu reden.

"In Zeiten des abnehmenden Lichts" ist die Geschichte einer Familie, die sich mit jeder Generation weiter von einer Ideologie entfernt, nie zusammenfindet und in der letztendlich jeder alleine unglücklich ist. Das ist auf berührende, teils skurrile aber immer authentisch wirkende Art erzählt und fesselt daher von Anfang bis Ende.

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Dienstag, 14. Februar 2012
Gelesen: Dreh dich nicht um (von Karin Slaughter)
Auf dem Campus der Universität von Grand County wird die Leiche eines Studenten gefunden. Alles deutet darauf hin, dass er sich von einer Brücke gestürzt hat. Als Gerichtsmedizinerin Sarah Linton eintrifft, wird jedoch ihre schwangere Schwester Tesse auf dem Weg zur Toilette von einem Unbekannten schwer verletzt. In den Tagen darauf mehren sich die Selbstmorde an der Universität. Jeffrey Tolliver, der Polizeichef, will bald nicht mehr an Zufälle glauben und geht von Mord aus.

"Dreh Dich nicht um" weist einen schwachen Plot auf. Studenten werden umgebracht, sie alle gehören irgendwie zusammen. Der Leser weiß rasch, dass es sich nicht um Zufälle handeln kann. Daher ist es keine Überraschung, als auch Beweise dafür auftauchen. Die vermeintlichen Selbstmorde sind skurril und gruselig. Hier setzt Karin Slaughter auf das bewährte Konzept, das ihren Nachnamen zum Programm macht.

Wie die vorherigen Bände wird auch diese Handlung durch die gelungenen Charaktere getragen und gerettet. Die ehemalige Polizistin Lena Adams arbeitet nun bei der Campuspolizei. Seit schweren Verwundungen und der Ermordung ihrer Schwester im ersten Roman der Reihe hat sie ernsthafte psychische Probleme. Dieser Roman konzentriert sich stark auf Lena. Deren irrationales und häufig selbstschädigendes Verhalten, ärgert häufig beim Lesen, wirkt im Rahmen dessen, was Lena durchgemacht hat, jedoch sehr glaubwürdig.

Auch die Beziehung zwischen Jeffrey und Sarah bleibt weiter spannend. Slaughter gelingt es, in mitten des Ganzen Wahnsinns noch Platz für Normalität zwischen den beiden zu schaffen. Die Versuche von Jeffrey und Sarah, so etwas wie Alltag zwischen den schrecklichen Ereignissen zu erleben, sind sehr gut zu lesen. Auch der Zorn, der in Sarahs Familie über Tessas Verletzung und den damit verbundenen Verlust des Kindes ausbricht, ist sehr überzeugend geschrieben.

Neben den drei wichtigsten Figuren, nimmt sich Slaughter auch die Zeit, sich mit den Nebenfiguren Grant Counties auseinanderzusetzen. In diesem Roman geht es dabei vor allem um häusliche Gewalt und wie damit umzugehen ist. Gerade die Schilderungen einer Psychologin, die sich selbst zu Hause dem Einfluss eines gewalttätigen, männlichen Arschloches nicht erwehren kann, sind dabei besonders eindringlich. Neben Sarah, Jeffrey und Lena wird der Roman also um die Schicksale vieler Bewohner und Kleinkrimineller des Counties angeheizt.

"Dreh dich nicht um" kann nicht mit einem klugen Fall überzeugen. Es ist zwar ein ordentliches Maß an Spannung vorhanden, doch die Idee kommt nicht an die vorherigen Romane heran. Überzeugende und sympathische Charaktere, ein Geflecht aus Nebencharakteren und eine intensiv geschilderte Behandlung des Themas häusliche Gewalt machen den Roman dennoch zu einer spannenden und erschreckenden Lektüre.

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Sonntag, 12. Februar 2012
Gelesen: Tatoo

"Tatoo" spielt mit einem bekannten Bösewicht, dessen Chancen jedoch überhaupt nicht ausgenutzt werden. Das ist schade. Ansonsten werden eine Reihe von Nebenhandlungen fortgeführt, während die interessanteste jedoch ausgelassen wird. Lilith zeigt sich mal wieder als unempathisches, egoistisches und in vielen Punkten naiv-dämliches Wesen.

Die komplette Rezension findet man auf SF-Radio:

Vampira Band 21 - Tatoo (von Adrian Doyle)

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