Gelesen: Im Licht der Wega
"Perry Rhodan Neo" stößt endlich in den Weltraum vor. Doch anstatt einem interessanten Weltraumabenteuer (das sowieso mit fadenscheinigen Argumenten begründet wurde) erlebt der Leser eine sinnlose Baller-Orgie. Als Ausgleich wird eine langweilige Erdhandlung angeboten, bei der außerirdische Sammler von Bull beobachtet werden. Sinnlos und langweilig ergibt keinerlei Handlungsfortschritte und viel verlorene Zeit. Das muss besser werden.
Die komplette Rezension findet man auf SF-Radio:
Perry Rhodan Neo 10 - Im Licht der Wega (von Christian Montillon)
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Gelesen: Das zweite Leben
"Das zweite Leben" ist ein nett zu lesendes Zwischenspiel, in dem Lilith damit umgehen muss, dass der tote Duncan Luther zurückgekehrt ist. Der Leser erfährt zudem Kleinigkeiten aus Landrus derzeitigem Plan, Lilith zu töten und den Lilienkelch zurückzuerlangen. Wirklich schlauer ist man dadurch jedoch nicht. Das Ganze wird noch mit einem ganz normalen, stümperhaften Vampir-Plan garniert. Es wird wirklich Zeit, dass die Kerle ihren Kelch und damit auch ihr Hirn zurückbekommen.
Die ganze Rezension findet man auf SF-Radio:
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Gelesen: Duell der Orphanen
"Duell der Orphanen" schließt nahtlos an den vorherigen Roman an. Die Orphanen sind im Sol-System aufgetaucht und sowohl die Gemini als auch die Solaren Welten versuchen verzweifelt, den neuen Feind zu besiegen. Das gestaltet sich aber erwartungsgemäß schwieriger als man sich gedacht hat. Der Roman bringt dabei wieder einmal einige schrecklicher und unvorhersehbare Ereignisse mit sich. Das ist spannend, reißt aber irgendwie nicht mit. Das ist schade, denn besonders Doktor Tregardes Tod hätte einen eigentlich sehr mitnehmen müssen.
Die komplette Rezension zu dem Roman findet man wie immer auf SF-Radio:
Sternenfaust Band 183 - Duell der Orphanen (von Guido Seifert)
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Gelesen: Handlanger der Gemini
Die Gemini haben das Sol-System besetzt. Sie töten Menschen, die sie als unwürdig betrachten und klonen diejenigen, die sie weiter nutzen können. Lediglich drei Wissenschaftler klonen sie nicht. Denn geklont würden die drei ihre Kreativität verlieren. Für Dr. Tregarde, Walter Gregorovitch und Professor von Schlichten ist dies die Möglichkeit die Kriegsbemühungen der Gemini zu sabbotieren. Im Gegensatz zu den Lesern wissen sie jedoch nicht, dass sie damit Dinge in Gang bringen, die das Ende des Universums bedeuten können...
"Handlanger der Gemini" weist nur eine dünne, nicht besonders spannende Handlung auf. Dafür nimmt sich der Roman kurz vor dem Zyklusfinale Zeit, Atmosphäre aufzubauen. Die Gemini-Gesellschaft wird wieder einmal in ihrer ganzen Grausamkeit gezeigt. Außerdem wird die "Wertigkeit" von Klonen thematisiert, was für eine Heftromanserie eine sehr gute Sache ist.
Die komplette Rezension findet man auf SF-Radio:
Sternenfaust Band 182 - Handlanger der Gemini (von Guido Seifert)
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Gelesen: Rhodans Hoffnung
Der Staffelauftakt bringt wenig Neues: Perry Rhodan klaut ein Raumschiff, während Bull in Terrania Probleme mit der Heterogenität hat. Als alles gelöst zu sein scheint, fliegt Rhodan mit dem schrottreifen, geklauten Kahn zur Wega, um in einen Krieg einzugreifen. Das ist natürlich gänzlich unsinnig, da die Erde von Bürgerkriegen geplagt ist und er mit seinem kleinen Beibott eh nichts ausrichten kann. Kaum ist er weg, kommen feindliche Aliens auf die Erde - wer denn sonst.
"Rhodans Hoffnung" endet also in einer sinnfreien Flucht von der Erde und den überfälligen, außerirdischen Invasoren. Die komplette Rezension zu dem Roman findet man auf SF-Radio:
Perry Rhodan Neo 9 - Rhodans Hoffnung (von Frank Borsch)
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Gelesen: Die Terraner
"Die Terraner" markiert das Ende der ersten "Perry Rhodan Neo"-Staffel und enttäuscht auf ganzer Linie. Zwar werden eigentlich alle offenen Handlungsstränge zu einem Abschluss gebracht, doch der achte Roman der Serie macht deutlich, wie wenig auf den vergangenen 1200 Seiten eigentlich geschehen ist. Denn eigentlich hat Rhodan gar nichts erreicht, außer sich äußerst dumm anzustellen. Das ist für eine Serie, die den Erben des Universums modernisieren soll, einfach zu wenig.
Die komplette Rezension zu dem enttäuschenden Staffelabschluss findet man auf SF-Radio:
Perry Rhodan Neo 8 - Die Terraner (von Hubert Haensel)
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Gelesen: Wolfmond
Lilith sucht in der Wüste Sahara nach dem tot geglaubten Duncan Luther. Wieder einmal geht sie ohne Plan vor und stößt in eine Oase voller Werwölfe. Doch glücklicherweise will Landru, dass Lilith Duncan findet, denn alles ist Teil eines großen Plans.
Lilith verhält sich dumm und trifft auf ähnlich dämliche Werwölfe. Glücklicherweise hat der - bisher ebenfalls nicht besonders kluge - Landru jedoch einen pfiffigen Plan, der klugerweise Lilith mit dem Leben davon kommen lässt. Es ist ja nicht so, als hätte Landru heftelang versucht, Lilith zu töten.
Die komplette Rezension zu dem Roman findet man auf SF-Radio:
Vampira Band 19 - Wolfsmond (von Adrian Doyle)
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Gelesen: Flucht von der Erde
Die Gemini greifen die Erde an, doch die Menschheit weiß davon nichts. Während Daniel Stein bei Nachforschungen über den Verbleib seiner Freundin auf die Gemini-Flotte stößt, versucht Dana mit ihrer Erinnerung an die "alte" Zeitlinie, Cody Mulcahy daran zu hindern, seinen Vater umzubringen. Die mysteriösen Ritter der GRAFSCHAFT haben jedoch ebenfalls dieses Wissen und nutzen den Moment, um Dana zu treffen und sich ihr zu enthüllen. Auf diese Weise erfährt Dana, was in der "alten" Zeitlinie geschehen ist.
Der Roman bringt die Handlung einen großen Schritt nach vorne, was gut ist. Allerdings wirkt das treffen zwischen Dana und den Rittern etwas konstruiert. Das muss wahrscheinlich so sein, schließlich hat Dana viel zu erfahren. Wirklich spannend ist dieser Teil jedoch nicht.
Die komplette Rezension findet man auf SF-Radio:
Sternenfaust Band 181 - Flucht von der Erde (von Thomas Höhl)
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Gelesen: War Horse (von Michael Morpurgo)
Das junge Pferd Joey wird von einem trunksüchtigen Bauern gekauft, der mit dem Erwerb lediglich einem anderen Bauern eins auswischen möchte. Der Sohn des Bauern, Albert, findet jedoch schnell gefallen an dem Tier und sorgt dafür, dass es ein zufriedenes Zugpferd wird. Dann bricht jedoch der erste Weltkrieg aus und Alberts verbitterter Vater verkauft Joey an die britische Armee. Für das Pferd beginnt eine Odyssee durch Schützengraben, Artilleriestellungen und das Niemandsland.
Der britische Jugendroman ist komplett aus Joeys Perspektive erzählt. Joey spricht von sich selbst in der ersten Person und versteht, was Menschen um ihn herum sagen. Dabei ist es egal, in welcher Sprache mit ihm geredet wird. Die Perspektive ist ein guter Einfall. Denn oft versteht Joey zwar, was gesagt wurde, aber nicht unbedingt, was das bedeutet. In erster Linie versteht er nämlich nur Stimmungen, die auf ihn abfärben. Dies deutet daraufhin, dass er häufig nur die Wörter wiedergibt, aus denen der Leser dann einen Sinn ziehen kann.
Die Perspektive lässt die Sinnlosigkeit des ersten Weltkrieges jedoch noch stärker zutage treten. Joey bekommt häufig Gespräche von Soldaten mit, die sich fragen, wofür sie eigentlich kämpfen. Das bieten andere Romane jedoch auch. An einigen Stellen versucht Joey die Geschehnisse jedoch einzuordnen, was aus seiner Sicht auch misslingt. Der Krieg aus den Augen eines Pferdes wirkt dabei noch dämlicher als aus der Perspektive eines Soldaten. Joey wechselt zudem mehrmals die Seiten. Wenn bei unsinnigen Kavallerieattacken Joeys Reiter verletzt werden, gerät er in die Hand der jeweils anderen Seite. Für Joey macht das überhaupt gar keinen Unterschied, denn auf beiden Seiten werden Pferde und Soldaten schlecht behandelt und auf beiden Seiten gibt es sowohl Männer, die mit Pferden gut, als auch Männer, die mit Pferden schlecht umgehen können. Diese Seitenwechsel macht erzählerisch deutlich, dass es zwischen den Kämpfenden keinen Unterschied gab.
Der Roman fokussiert das Schicksal der Pferde. Das Nachwort weist darauf hin, dass vor allem die britische Armee zu Beginn des Krieges noch sehr auf traditionelle Kriegsführung setzte. Das änderte sich zwar mit der Zeit, doch bis dahin waren schon deutlich mehr als eine Million Pferde im Einsatz, die nach dem Krieg meist so geschwächt waren, dass sie an Schlachter verkauft wurden.
Joey bleibt im Roman nie lange bei einer Bezugsperson. Lediglich ein Pferd begleitet ihn eine ganze Weile. Ansonsten illustrieren die vielen und oft berührenden Episoden des Romans aus der Sicht eines Pferdes deutlich und teils drastisch die Sinnlosigkeit des ersten Weltkriegs. Der Roman kommt nun unter der Regie von Steven Spielberg mit dem deutschen Titel "Gefährten" ins Kino. Nach der Lektüre des Buches und dem zweifelhaften "Genuß" Spielbergs letzten Films würde ich jedoch - ganz subjektiv - empfehlen, das Buch zu lesen und danach zu überlegen, ob man die schöne Geschichte unbedingt als Hollywood Streifen sehen muss.
Der britische Jugendroman ist komplett aus Joeys Perspektive erzählt. Joey spricht von sich selbst in der ersten Person und versteht, was Menschen um ihn herum sagen. Dabei ist es egal, in welcher Sprache mit ihm geredet wird. Die Perspektive ist ein guter Einfall. Denn oft versteht Joey zwar, was gesagt wurde, aber nicht unbedingt, was das bedeutet. In erster Linie versteht er nämlich nur Stimmungen, die auf ihn abfärben. Dies deutet daraufhin, dass er häufig nur die Wörter wiedergibt, aus denen der Leser dann einen Sinn ziehen kann.
Die Perspektive lässt die Sinnlosigkeit des ersten Weltkrieges jedoch noch stärker zutage treten. Joey bekommt häufig Gespräche von Soldaten mit, die sich fragen, wofür sie eigentlich kämpfen. Das bieten andere Romane jedoch auch. An einigen Stellen versucht Joey die Geschehnisse jedoch einzuordnen, was aus seiner Sicht auch misslingt. Der Krieg aus den Augen eines Pferdes wirkt dabei noch dämlicher als aus der Perspektive eines Soldaten. Joey wechselt zudem mehrmals die Seiten. Wenn bei unsinnigen Kavallerieattacken Joeys Reiter verletzt werden, gerät er in die Hand der jeweils anderen Seite. Für Joey macht das überhaupt gar keinen Unterschied, denn auf beiden Seiten werden Pferde und Soldaten schlecht behandelt und auf beiden Seiten gibt es sowohl Männer, die mit Pferden gut, als auch Männer, die mit Pferden schlecht umgehen können. Diese Seitenwechsel macht erzählerisch deutlich, dass es zwischen den Kämpfenden keinen Unterschied gab.
Der Roman fokussiert das Schicksal der Pferde. Das Nachwort weist darauf hin, dass vor allem die britische Armee zu Beginn des Krieges noch sehr auf traditionelle Kriegsführung setzte. Das änderte sich zwar mit der Zeit, doch bis dahin waren schon deutlich mehr als eine Million Pferde im Einsatz, die nach dem Krieg meist so geschwächt waren, dass sie an Schlachter verkauft wurden.
Joey bleibt im Roman nie lange bei einer Bezugsperson. Lediglich ein Pferd begleitet ihn eine ganze Weile. Ansonsten illustrieren die vielen und oft berührenden Episoden des Romans aus der Sicht eines Pferdes deutlich und teils drastisch die Sinnlosigkeit des ersten Weltkriegs. Der Roman kommt nun unter der Regie von Steven Spielberg mit dem deutschen Titel "Gefährten" ins Kino. Nach der Lektüre des Buches und dem zweifelhaften "Genuß" Spielbergs letzten Films würde ich jedoch - ganz subjektiv - empfehlen, das Buch zu lesen und danach zu überlegen, ob man die schöne Geschichte unbedingt als Hollywood Streifen sehen muss.
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Gelesen: Gegen die Welt (von Jan Brandt)
"Gegen die Welt ist ein großer deutscher Roman: über die Wende in Westdeutschland, über Popkultur in der Provinz und über Freundschaften, die nie zu Ende gehen", verspricht der Buchrücken von Jan Brandts Debutroman. Wenig Informationen für einen mehr als 900-Seiten starken Roman. Dieser beginnt mit einem anonymen Brief an Gerhard Schröder. Das Schreiben warnt vor einer Invasion Außerirdischer. Nach diesem merkwürdigen Einsteig wird die Geschichte Daniel Kupers von Geburt an erzählt. Daniel wächst in dem ostfriesischen Dorf Jericho als Sohn eines Drogisten auf. Die Eltern sorgen sich zwar um den Jungen, finden jedoch nie einen Zugang zu ihm. Daniel selbst erscheint eher schwächlich und lebt in Romanwelten, was ihn zu einem idealen Opfer älterer Schüler macht. Eines Tages kehrt er verwundet und beinahe nackt von der Schule zurück. Er ist unansprechbar, doch der Kornkreis auf seinem Weg lässt alle vermuten, er denke, er sei von Außerirdischen entführt worden. Ab da an wird Daniel für fast alles verantwortlich gemacht, was in Jericho schief geht.
Der Roman ist weitesgehend in einfacher, klarer Sprache geschrieben. Die meisten Szenen des Buches wirken sehr anschaulich, da Brandt viel beschreibt. Langeweile kommt trotz des Umfangs nie auf. Den Brandt erschafft mit Jericho einen Mikrokosmos, der ihm viele Figuren bietet. Das beginnt mit Daniels Familie, setzt sich mit den lokalen Einzelhändlern fort und schließt zum Schluss alle Köpfe, die man in einem ostfriesischen Dorf nun einmal vermutet, mit ein. Die vielen Nebenstränge lenken immer wieder von Daniels Schul- und Leidensgeschichten ab. Sie erzeugen auch den Bezug zu der angekündigten "Wende in Westdeutschland". Denn die reiche Einzelhändlerlandschaft in Jericho sieht sich seit langem der starken Konkurrenz bundesweit agierender Ketten ausgesetzt. Jeder Händler geht dagegen auf seine Art vor, leiden tun jedoch alle.
Die Handlung wird an zwei Stellen gebrochen. Als klar wird, dass ein Mitschüler, Peter Peters, den Daniel mit seinen gymnasialen Freunden mobbt, sich an einem Bahnübergang selbst umbringt, wird der Text in zwei Hälften gebrochen. Über hundert Seiten lang verfolgt man die Gedanken eines Zugfahrers auf der unteren Hälfte. Dabei entsteht ein gelungenes Portrait eines einsamen Mannes, der seinen Beruf zwar liebt, doch sehr unter den Selbstmördern leidet, die er vermeintlich auf dem Gewissen hat. Derweil findet Daniel vermeintlich gute Freunde, die sich jedoch in dem Moment von ihm abwenden als er das Gymnasium verlässt. In diesem Teil wird die Ankündigung "Popkultur in der Provinz" wahr gemacht. Nach Daniels Abgang vom Gymnasium wird die Handlung zum zweiten Mal unterbrochen. Denn Brandt nimmt sich wieder über hundert Seiten Platz, um zu beschreiben, wie Daniels Freunde vom Gymnasium alle einen grausamen Tod finden. Dieser Teil bricht mit der bisher zwar schrägen, aber hauptsächlich harmlosen Dorfbeschreibung. Die Tode sind allesamt grausam und doch an einigen Stellen auf tragische Art komisch, weil sie sehr ungewöhnlich sind.
Der letzte Teil ist am fesselndsten. Daniel leidet teils bewusst teils unbewusst daran, dass er sich für den Selbstmord Peter Peters verantwortlich macht. Zudem ist er immer wieder von Ideen besessen. Er beschuldigt einen Bauunternehmer, der Bürgermeister werden möchte, ein Nazi zu sein und wird gleichzeitig selbst dafür verantwortlich gemacht, dass überall im Dorf Hakenkreuze auftauchen. So hängt er mit jeder Anschuldigung, die die Dorfgemeinschaft ihm macht, einer weiteren Idee besessen an. Gleichzeitig gerät er in einen Freundeskreis, der sich hauptsächlich auf Alkohol und Drogen stützt, sodass es keinen Ausweg für ihn zu geben scheint. In der ganzen Zeit gibt es für Daniel, der vor allem in seinen Gedanken zu leben scheint, keine einzige Bezugsperson, mit der er sich wirklich unterhalten kann. Es gibt niemand, der ihn versteht und somit auch niemand, der ihm mit Rat zur Seite steht. Wahre Freunde sucht man in seinem Umfeld vergebens. Zwar gibt es ein paar Mal einen Hoffnungsschimmer am Horizon, auf die auch der Leser setzt, doch wird immer klarer, dass es für Daniel kaum einen Ausweg aus der ihn umgebenden feindlichen Atmosphäre gibt.
Das Ende überrascht mit einem krassen Perspektivwechsel. Die Stimmung im Dorf verwandelt sich gerade in offene Feindschaft gegenüber Daniel, da entschleunigt Brandt die Handlung und verlegt sie in die Zukunft. Für einen Moment scheint es so, als erführe man nun die Geschichte über "Freundschaften, die nie zu Ende gehen". Doch stattdessen erfährt man von einer Liebe, die ein dramatisches Ende nimmt. Das Ende ist - wie gesagt - überraschend, traurig, aber wohl auch der einzig mögliche Abschluss für Daniels Situation.
Bis zum Schluss geizt der Roman nicht mit kleinen Experimenten. Das bereits erwähnte trennen zweier Handlungsstränge durch einen Querbalken, die anonymen Briefe (zum Beispiel an Gerhard Schröder) oder eine verbleichende Schrift, wenn es Daniel mal nicht gut geht. Diese Kleinigkeiten sind nicht notwendig, um den Roman am Laufen zu halten, sorgen aber von Anfang an für eine schräge Atmosphäre, die den ganzen Roman durchzieht.
"Gegen die Welt" überzeugt mit einem eindringlichen Dorfportrait, in das sich ein Junge nicht einfügen kann. Der Roman ist dabei reich an überzeugenden und doch meist tragischen Nebenfiguren, die immer wieder von der eigentlichen Handlung ablenken. "Gegen die Welt" hält zwar nur in Teilen, was der magerer Text auf dem Buchrücken verspricht, ist aber dennoch ein unterhaltsamer, überraschender und eindringlicher Roman.
Der Roman ist weitesgehend in einfacher, klarer Sprache geschrieben. Die meisten Szenen des Buches wirken sehr anschaulich, da Brandt viel beschreibt. Langeweile kommt trotz des Umfangs nie auf. Den Brandt erschafft mit Jericho einen Mikrokosmos, der ihm viele Figuren bietet. Das beginnt mit Daniels Familie, setzt sich mit den lokalen Einzelhändlern fort und schließt zum Schluss alle Köpfe, die man in einem ostfriesischen Dorf nun einmal vermutet, mit ein. Die vielen Nebenstränge lenken immer wieder von Daniels Schul- und Leidensgeschichten ab. Sie erzeugen auch den Bezug zu der angekündigten "Wende in Westdeutschland". Denn die reiche Einzelhändlerlandschaft in Jericho sieht sich seit langem der starken Konkurrenz bundesweit agierender Ketten ausgesetzt. Jeder Händler geht dagegen auf seine Art vor, leiden tun jedoch alle.
Die Handlung wird an zwei Stellen gebrochen. Als klar wird, dass ein Mitschüler, Peter Peters, den Daniel mit seinen gymnasialen Freunden mobbt, sich an einem Bahnübergang selbst umbringt, wird der Text in zwei Hälften gebrochen. Über hundert Seiten lang verfolgt man die Gedanken eines Zugfahrers auf der unteren Hälfte. Dabei entsteht ein gelungenes Portrait eines einsamen Mannes, der seinen Beruf zwar liebt, doch sehr unter den Selbstmördern leidet, die er vermeintlich auf dem Gewissen hat. Derweil findet Daniel vermeintlich gute Freunde, die sich jedoch in dem Moment von ihm abwenden als er das Gymnasium verlässt. In diesem Teil wird die Ankündigung "Popkultur in der Provinz" wahr gemacht. Nach Daniels Abgang vom Gymnasium wird die Handlung zum zweiten Mal unterbrochen. Denn Brandt nimmt sich wieder über hundert Seiten Platz, um zu beschreiben, wie Daniels Freunde vom Gymnasium alle einen grausamen Tod finden. Dieser Teil bricht mit der bisher zwar schrägen, aber hauptsächlich harmlosen Dorfbeschreibung. Die Tode sind allesamt grausam und doch an einigen Stellen auf tragische Art komisch, weil sie sehr ungewöhnlich sind.
Der letzte Teil ist am fesselndsten. Daniel leidet teils bewusst teils unbewusst daran, dass er sich für den Selbstmord Peter Peters verantwortlich macht. Zudem ist er immer wieder von Ideen besessen. Er beschuldigt einen Bauunternehmer, der Bürgermeister werden möchte, ein Nazi zu sein und wird gleichzeitig selbst dafür verantwortlich gemacht, dass überall im Dorf Hakenkreuze auftauchen. So hängt er mit jeder Anschuldigung, die die Dorfgemeinschaft ihm macht, einer weiteren Idee besessen an. Gleichzeitig gerät er in einen Freundeskreis, der sich hauptsächlich auf Alkohol und Drogen stützt, sodass es keinen Ausweg für ihn zu geben scheint. In der ganzen Zeit gibt es für Daniel, der vor allem in seinen Gedanken zu leben scheint, keine einzige Bezugsperson, mit der er sich wirklich unterhalten kann. Es gibt niemand, der ihn versteht und somit auch niemand, der ihm mit Rat zur Seite steht. Wahre Freunde sucht man in seinem Umfeld vergebens. Zwar gibt es ein paar Mal einen Hoffnungsschimmer am Horizon, auf die auch der Leser setzt, doch wird immer klarer, dass es für Daniel kaum einen Ausweg aus der ihn umgebenden feindlichen Atmosphäre gibt.
Das Ende überrascht mit einem krassen Perspektivwechsel. Die Stimmung im Dorf verwandelt sich gerade in offene Feindschaft gegenüber Daniel, da entschleunigt Brandt die Handlung und verlegt sie in die Zukunft. Für einen Moment scheint es so, als erführe man nun die Geschichte über "Freundschaften, die nie zu Ende gehen". Doch stattdessen erfährt man von einer Liebe, die ein dramatisches Ende nimmt. Das Ende ist - wie gesagt - überraschend, traurig, aber wohl auch der einzig mögliche Abschluss für Daniels Situation.
Bis zum Schluss geizt der Roman nicht mit kleinen Experimenten. Das bereits erwähnte trennen zweier Handlungsstränge durch einen Querbalken, die anonymen Briefe (zum Beispiel an Gerhard Schröder) oder eine verbleichende Schrift, wenn es Daniel mal nicht gut geht. Diese Kleinigkeiten sind nicht notwendig, um den Roman am Laufen zu halten, sorgen aber von Anfang an für eine schräge Atmosphäre, die den ganzen Roman durchzieht.
"Gegen die Welt" überzeugt mit einem eindringlichen Dorfportrait, in das sich ein Junge nicht einfügen kann. Der Roman ist dabei reich an überzeugenden und doch meist tragischen Nebenfiguren, die immer wieder von der eigentlichen Handlung ablenken. "Gegen die Welt" hält zwar nur in Teilen, was der magerer Text auf dem Buchrücken verspricht, ist aber dennoch ein unterhaltsamer, überraschender und eindringlicher Roman.
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