Neue Homepage: Ich habe eine neue Homepage, die man unter www.gedankenecke.com erreicht. Zur Zeit werden Stück für Stück die mittlerweile über 1 000 Beiträge dieses Blogs von mir rüberkopiert (bin bei Oktober 2008 angekommen) und die neuen Artikel seit "Homepagegründung" sind da ebenfalls zu finden. Der größte Vorteil, den die neue Seite bietet ist, dass endlich jeder kommentieren kann und man sich nicht mehr registrieren braucht.
Donnerstag, 24. Mai 2012
Gesehen: Even the Rain


Sebastián und Costa drehen einen Film über einen Chrstioph Kolumbus, in dem sie sich mit den negativen Folgen der spanischen Kolonisierung und des europäischen Goldrausches auseinandersetzen. Die Spanier drehen in Bolivien, da es dort am günstigsten ist.
Bereits das geplante offene Castin gerät aus dem Ruder, zu viele Bewerber tauchen auf. Dennoch werden alle überprüft, der Film nimmt Fahrt auf. Besonders Sebastián ist von der Wirkung des Films sehr überzeugt, der der ganzen Welt vor Augen führen soll, wie schlecht die Europäer die Indios behandelt haben.
Was dem europäischen Team dabei zunächst gar nicht auffällt: Sie nutzen selbst Indios aus. Und sie verschließen die Augen vor dem Leid der Indios, deren Wasserpreise gerade aufgrund einer Privatisierung um 300 Prozent gestiegen sind. Ein gewalttätiger Konflikt bahnt sich an.

Der Film stellt die Doppelmoral mit der zum Beispiel Westeuropäer oft an ihr koloniales Erbe herangehen, wunderbar dar. Natürlich weiß man über das Unrecht, dass man angerichtet hat, Bescheid. Dennoch gelingt es häufig, die noch immer herrschenden, ungerechten Verhältnisse auszublenden.

Der idealistische Regisseur Sebastián scheint zunächst am ehesten für die Probleme der Indios offen zu sein. Sein Produzent Costas hält ihn regelmäßig zurück, damit der Film reibungslos produziert werden kann. Am offensten tritt die Scheinheiligkeit Costas zutage, als er einen Indio-Darsteller, Daniel, überreden möchte, die Demonstrationen gegen die gestiegenen Wasserpreise zu verlassen. Costas befürchtet, seinem wichtigsten Indio-Darsteller könnte etwas geschehen und das wiederum würde die Dreharbeiten aufhalten. Während des Gesprächs wird er von seinen englischsprachigen Investoren angerufen. Da er Indios pauschal für ungebildet hat, besitzt er keine Hemmungen direkt vor Daniel darüber zu sprechen, dass die Indio sich mit „nur“ zwei Dollars am Tag für „fucking gods“ halten. Blöd nur, dass Daniel mehrere Jahre in den Vereinigten Staaten gearbeitet hat.

Dies ist die vielleicht beste Szene des Films, da sie auf witzige und gleichzeitig erschütternde Art zeigt, mit welcher Geringschätzung die Indios in einer Produktion behandelt werden, die sich doch gegen deren Ausbeutung aussprechen soll. Dem Film gelingt auch im weiteren Verlauf die Gratwanderung zwischen witzig-erschreckend und verharmlosend-übertrieben.

Der Wasserkrieg gerät immer weiter außer Kontrolle und die Spanier geraten selbst immer mehr in Gefahr. Es ist sehr überzeugend, dass ausgerechnet die Schauspieler, die sich zuvor lautstark für das Wohl der Indios eingesetzt haben, die ersten sind, die das Land verlassen wollen. Ausgerechnet der Zyniker aus der Truppe spricht sich dafür aus, zu bleiben, um den Film fertig zu drehen.

Die Vorgehensweise des bolivischen Staates gegen die Demonstranten und vor allem die Rechtfertigung der Gewalt wirken zynisch. Die Indios sind jarhhundertelang ausgebeutet worden, daher seien sie nun so von Misstrauen erfüllt, dass sie Wohltaten (eine 300 prozentige Wasserpreiserhöhung!) nicht mehr erkennen können. Das ist so eine dämliche Begründung, dass man unfreiwillig lachen muss. Das Lachen bleibt selbstverständlich im Halse stecken, wenn man bedenkt, dass der Kampf um die Privatisierung der Wasseranlagen in Bolivien tatsächlich ausgefochten wurde – mit den im Film gelieferten Begründungen.

Natürlich lebt der Film zusätzlich von den vielen Gegensätzen die sich auf tun. Die Demonstranten auf der einen, die Regierungsbeamten auf der anderen Seite. Die bolivischen Statisten auf der einen, die spanischen Schauspieler auf der anderen Seite. Der Film zeigt immer beide Lebenswelten, bei der eine Seite keine Ahnung hat, wie es in der anderen wirklich aussieht.

Der einzige weniger überzeugende Punkt an dem Film ist, dass dem knallharten Costas das Schicksal der Indios plötzlich nicht mehr egal ist und er das Leben eines kleinen Mädchen über dass des Films stellt. Das ist natürlich richtig. Und es sorgt für ein gelungenes Finale. Aber es geht halt doch etwas zu schnell, dass der „harte“ Costas, der zuvor kein Problem damit hatte, Daniel nur temporär von der Polizei auszuleihen, anstatt auf seine dauerhafte Freilassung zu drängen, sich ändert. Dem wird immerhin ein Sebastián entgegengesetzt, der in all dem Elend und vor allem nach der gerade erwähnten Entscheidung, sich Daniel von der Polizei „auszuborgen“, seinen Idealismus verloren hat.

„Even the Rain“ ist ein berührender, dabei doch witziger und oft nachdenklicher Film. Es gelingt ihm, ein ernstes und sehr verstörendes Thema größtenteils beinahe unterhaltsam zu vermitteln. So wird man unterhalten, ist gebannt von der unglaublichen Welt, die sich vor einem auftut und lernt viel. Ein guter Film.

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Samstag, 19. Mai 2012
Organisierter Widerstand?

In der vergangenen Woche schrieb ich in meiner "Sternenfaust"-Kolumne auf dem Zauberspiegel über die Erwartungen an den aktuellen "Sternenfaust"-Roman. Das Schiff und seine Besatzung treffen in diesem zum ersten Mal auf die Skianer. Dieses Volk könnte sich als der "große" Gegner erweisen, der in dem derzeitigen "Andromeda"-Zyklus noch nicht aufgetaucht ist.

Organisierter Widerstand?

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Mittwoch, 9. Mai 2012
Gesehen: American Pie - Das Klassentreffen


Dreizehn Jahre sind seit dem ersten Film vergangen. Das zehnjährige „High School“-Jubiläum ist ungenutzt verstrichen, doch jetzt wird ein Klassentreffen einberufen. Die originale Jungsrunde trifft sich einige Tage früher, um über ihr Leben zu reflektieren und wieder ein paar wilde Tage zu verleben.

Reflektieren und American Pie passen nicht wirklich zusammen. Und natürlich beginnen die Vier nicht damit, sich gegenseitig ihre Probleme zu erzählen. Auf geschickte Weise wird jedoch rasch deutlich, dass alle mit dem Verlauf ihres Lebens nicht ganz zufrieden sind. Einzig bei Finch wirkt es so, als sei er mit sich im Reinen. Sein neuer, wilder Lebensstil passt allerdings gar nicht zu seinem Charakter, sodass man schnell ahnt, dass etwas nicht stimmt.

Bevor jeder Protagonist seine Probleme (die letztendlich selbstverständlich eher profan als grundlegend sind) löst, müssen natürlich noch einige Gags abgeliefert werden. Das ist größtenteils wirklich witzig. Denn natürlich gibt es den typischen Teenie-Film Fremdschämfaktor, der nicht schwächer dadurch wird, dass die Charaktere keine Teenager mehr sind. Am gelungensten sind dennoch die Momente, in denen den Hauptpersonen ihr Alter bewusst wird. Wenn Stifler seinen alten Eltern-Ablenktrick startet, indem er bittet, das Telefon benutzen zu dürfen und als Antwort Unverständnis erntet – schließlich hat heute doch jeder ein Handy dabei - verschlägt es den (mit Stiffler) fünf Herren die Sprache. Der Fortschritt reißt nun einmal nicht jeden mit.

Sowieso wird Stifler in diesem Film zur tragischen Figur. Er hat sich überhaupt nicht verändert, sondern ist noch immer der Macho, der er am Ende der High School war. Doch das hat ihn im Leben nicht weit gebracht. Im Verlauf des Films sickert diese Erkenntnis langsam bis zu ihm durch. Seine Bewältigung des Themas ist Stiffler-typisch.

Die Schauspieler wirken in ihren Rollen sehr authentisch. Man nimmt ihnen ab, dass sie tatsächlich 13 Jahre Leben und (ein wenig) Entwicklung hinter sich haben. Gleichzeitig erkennt man immer noch die „High School“-Jungen aus dem ersten Teil wieder.

Der Film steigert seine obszönen und infantilen Witze immer weiter, bis er ein gelungenes Witzfinale im Vorgarten von Stifflers Haus erreicht. Nach diesem Finale scheint die Beziehung aller Hauptpersonen an einem Tiefpunkt angekommen. Danach gelingt natürlich eine Versöhnung und jeder erhält ein (kitschiges) Happy-End, was leider dem Ende des Films viel Witz nimmt. Aber die rührigen Enden gehören zu den Filmen der Reihe nun einmal dazu, inklusive vieler kitschiger und pathetischer Reden über Freundschaft zum Ende.

Nachdem die obligatorische Wertevermittlung in dem größtenteils wertefreien Film abgeschlossen ist, gibt es immerhin zu Beginn des Abspanns noch eine sehr originelle Szene, in der der aussagekräftigste Schauspieler eine Packung Popcorn ist. Sehr gelungen.

„American Pie – Das Klassentreffen“ erfüllt die Witz-Erwartungen an einen „American Pie“-Film und wartet darüber hinaus mit vielen Anspielungen auf die vorherigen drei Teile der Reihe auf. Zusätzlich gibt es einige, wirklich starke Szenen, die den Charakteren ihr eigenes Älterwerden vor Augen führen. Wenn man die vorherigen Teile kennt, ist es ein rundum unterhaltsamer Film. Das hätte ich vor dem Kinobesuch nicht gedacht.

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Freitag, 27. April 2012
Gesehen: Cartman finds love (South Park)

Ein neues Mädchen kommt auf die South Park Grundschule: Nichole. Nichole ist scharz, weswegen für den rassistischen Cartman klar ist, dass sie mit dem einzigen schwarzen Jungen der Schule, Token, zusammenkommen muss. Obwohl Kyle in Nichole verliebt ist und diese in ihn, sorgt er dafür, dass Token und Nichole zusammenkommen. Dabei wird er angetrieben, von einem Liebesengel, der aussieht wie er selbst. Dieser rät ihm zu drastischen Methoden, so gibt er sich zum Beispiel als schwul aus und suggeriert der Schule, Kyle sei es ebenfalls, nur um Nichole von Kyle fern zu halten.

"Cartman finds love" ist wieder eine stringent erzählte Episode ohne eine Nebenhandlung. Die hätte hier ganz gut getan. Die Haupthandlung ist zwar nicht schlecht, aber wieder einmal nicht besonders lustig. Die Folge hätte durch eine spritzige Zweithandlung deutlich aufgepeppt werden können.

Cartman enthüllt in dieser Episode seine romantische Seite. Er bringt an der Schule Pärchen, bei denen er dieselbe Abstammung entdeckt, zusammen. Dabei bedient er sich immer desselben Tricks, was aber natürlich niemandem auffällt. Kommt ihm jemand in den Weg, schreckt er nicht vor Falschbehauptungen zurück. Trotz dieser nicht geraden hehren Methoden, sind seine Gefühle wahrhaftig. Er ist außer sich vor Freude als Nichole und Tokang zusammenkommen und sein Liebeskummer bei der Trennung des Paares wirkt größer als der Liebeskummer der Beteiligten. Immerhin wird Cartman aber rührend von Butters umsorgt.

Cartman ist in vorherigen Folgen homophob aufgetreten. Sich selbst in die Nähe von Homosexualität zu bringen, müsste ihm daher fremd sein. Dass er das dennoch tut, zeigt, wie sehr er in seine Kupplerrolle vertieft ist. Die Episode zeigt auf subtile Weise, das Homosexualität noch immer nicht als Normalfall angesehen wird. Kyle wird nach Bekanntgabe durch Cartman von allen Mädchen der Schule anders behandelt als zuvor. Das ist zwar sicherlich gut gemeint, zeigt aber auch, dass die Mädchen automatisch annehmen, er sei nun ganz anders als zuvor. Geschickt gelingt es Cartman zudem Kyle der Homophobie zu bezichtigen, als dieser sich gegen die von Cartman verbreiteten Gerüchte wehrt. Insgesamt ist dieser Teil der Handlung neben der bisher undenkbaren Tatsache, dass Cartman ein (rassistischer) Romantiker ist, aufgrund der subtilen Gesellschaftskritik sehr gelungen.

Die Aussage der Folge hat diesmal keinen aktuellen Bezug. Sie ist zudem nicht ganz konkret und schwankt irgendwo zwischen "man sollte Beziehungen durchaus auch mal eine zweite Chance geben" und "die Hautfarbe ist bei Beziehungen egal". Wobei ersteres nur für das "kitschige" Ende sorgt und der Schwerpunkt auf letzterem liegt. Die Aussage ist dabei, dass Cartmans-Opfer, nachdem sie erkannt haben, dass sie sich wirklich gern haben, zusammenbleiben sollten, obwohl sie von Cartman als Stereotyp arrangiert wurden. Selbst in dem Fall soll die Hautfarbe egal sein. Das ist eine nette Aussage, sorgt jedoch nicht für Lacher

Während sich die Serie im letzten Jahr noch mit einer zutiefst depressiven Episode in die Sommerpause verabschiedet hat, tut sie das in diesem Jahr mit einer wärmeren, teilweise sogar kitschigen Episode. Die Liebe bekommt hier eine zweite Chance und ist über rassistische Vorurteile erhaben, Cartman bekommt zum Schluss noch eine eben so klischeehafte Strafe. So viel Wärme kennt man von der Serie gar nicht und wird somit etwas überrascht in die Pause entlassen.

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Mittwoch, 25. April 2012
Gesehen: Schweyk im zweiten Weltkrieg
Vor zwei Jahren las ich das Stück kurz vor Weihnachten. Die Aufführung des Berliner Ensembles auf der Probebühne des Theaters am Schiffbauerdamm in Berlin setzt das Stück unterhaltsam um. Der brave Weltkriegs-Veteran Schweyk sieht sich während des zweiten Weltkriegs einem schwierigen Problem ausgesetzt. Sein bester Freund ist verfressen und steht kurz davor sich freiwillig bei der Deutschen Armee zu melden, um mehr Essen zu erhalten. Das möchte Schweyk verhindern, indem er ihm Fleisch zukommen lässt. Doch dabei gerät er mit der SS aneinander, muss für sie Hunde klauen, Zwangsarbeit verrichten und landet zuletzt wieder als Soldat vor Stalingrad, wo er Hitler trifft.

Die Inszenierung ist an vielen Stellen komisch. Die Schauspieler sprühen vor Witz, an vielen Stellen lacht das komplette Publikum. Das Stück ist hinreichend absurd, um Vorlagen zu bieten. Die tolle Musik von Hans Eisler rundet das Ganze ab. Schweyk besitzt auch in dieser Inszenierung einen unerschüttlichen Optimismus, mit dem es ihm gelingt, die wiedrigsten Situationen zu überleben.

Brecht stellte mit dem Stück eine tragische Situation komisch dar. Die Handlung spielt in Prag, meistens in einer Kneipe. Niemand darf das sagen, was gedacht wird, schließlich lauern an allen Ecken Gestapo- und SS-Spitzel. Trotz der amüsanten Stimmung des Stückes wird dieser Aspekt an vielen Stellen erschreckend deutlich. Abgeschwächt wird das lediglich dadurch, dass die Nazis allesamt wie Karrikaturen wirken. Das ist zwar erschreckend, aber immer lustig.

Schweyks Freund ist kurz davor, zur Armee zu gehen, da ihm sonst nichts bleibt. Das wird mit einem sehr gelungenen Lied kommentiert. Darin wird beschrieben, wie ein deutscher Soldat von den verschiedensten europäischen Städten während des zweiten Weltkriegs Dinge nach Hause schickt. Nur aus Russland schickt er den Witwenschein. Wie in "Mutter Courage" wirkt der Krieg zunächst als ein Bereicherungsfeld für den "kleinen" Mann. In diesem Stück wird gleich zu Beginn festgestellt, dass an diesem Krieg niemand etwas gewinnen kann, außer der sicheren Führung. Nachdenklich stimmt, dass heute noch Jugendliche in der Armee eine Chance sehen, aus ihrem bisherigen, kärglichen Leben zu entfliehen. Eine Gesellschaft sollte vermeiden, dass junge Menschen in eine Lage kommen, in der das Militär der einzige Ausweg ist.

Dem Wahnsinn und der Grausamkeit der Nazi-Behörden wird zum Schluss das Leid der deutschen Soldaten gegenübergestellt. Freimütig berichten sie von ihren Raubzügen, nur um festzustellen, wie schlecht es ihnen in Russland geht. Dabei wird, deutlich, dass sie ausschließlich auf ihre Führung gehört haben und nun am Sterben sind. Das und eine Parodie des Horst-Wessel-Marsches sind zwei weitere gelungene, ernste Szenen des Stückes.

Die "Schweyk"-Inszenierung ist sehr lustig, unterhaltsam und führt - im Sinne des epischen Theaters - sowohl zum Nachdenken als auch zu einer kriegskritischen Haltung führt.

 

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Freitag, 20. April 2012
Gesehen: I Should Have Never Gone Ziplining (South Park)
Die Frühlingsferien nähern sich dem Ende und die Jungs sind depressiv. Denn sie haben die ganzen Ferien über nur Videospiele gespielt, sie haben nichts erlebt. Geschickt bringt Stan seine Freunde dazu, Ziplining zu gehen. Dabei handelt es sich um einen riesigen Klettergarten in den Bergen Colorados. Die Jungs sind begeistert und buchen einen Tag in dem riesigen Park. Schnell häufen sich jedoch die Enttäuschungen: Sie reisen in einer Reisegruppe, der Anfahrtweg dauert mehrere Stunden und zuletzt ist das Abseilen total öde. Als sie nach dem ersten Seilen erfahren, dass sie 16 Fahrten machen müssen, ist klar: Hier geht es um Leben und Tod.

Die Folge ist im Stil der amerikanischen Serie "I shouldn't be Alive" gehalten. Darin werden Überlebende von besonders gefährlichen Unfällen interviewt und die dramatischsten Szenen werden nachgespielt. In der Regel handelt es sich im Original um Schiffbrüche oder Flugzeugabstürze. In dieser Episode geht es darum, dass die Jungen einen besonders langweiligen Tag haben. Ein besonders langweiliger Tag müsste eigentlich zu einer besonders langweiligen Folge führen. Hier greifen die "dramatischen" Tricks aus dem zu parodierenden Original. Mit hektischer Musik, rasch geschnittenen Szenen und einem überzogenen Sprecher kann viel Dramatik erzeugt werden.

Die Folge ist so kurzweilig. Besonders putzig wird sie, als auf einmal Szenen nachgespielt werden. Dabei werden die Zeichentrickfiguren erstmals mit echten Menschen ersetzt. Das wirkt zwar schlecht geschaupielert (was wohl gewollt ist), sorgt aber für eine herrliche Schlusspointe. Denn als die Folge wieder in die Zeichentrickeinstellung wechselt, wird eingeblendet: Orignalbilder von der Rettung. Es steht natürlich außer Frage, dass die Jungen von einem Scheißehaufen gerettet werden. Wer soll einen denn sonst von einem besonders langweiligen Tag retten?

Die Story selbst, man merkt es wohl, ist absolut unterirdisch. Die Botschaft dahinter ist hingegen wichtig. Das Fernsehen macht aus banalen Dingen mit wenigen, immer gleichen Tricks angeblich daramatische Ereignisse, die einen zum dauerhaften Weitergucken verleiten. Die skurrilen Wendungen dieser Episode (die Jungs satteln noch auf Pferde und Schiffe um, die allesamt gleich langweilig sind) werden jedes Mal mit der typischen Werbeansage begleitet, die Spannung suggeriert, bei der dann doch nur Langeweile herauskommt. Die Tricks der Dokumentationsmacher sind hier gut satirisch dagestellt.

Außerdem gehen die wahren Probleme, Kennys Krankheit, bei Cartmans ungesunder Ernährungsweise völlig unter. Denn die Doku konzentriert sich ausschließlich auf Cartmans Probleme. Das wiederum macht deutlich: die wahren Probleme werden meist gar nicht thematisiert. Stattdessen kümmern sich Fernsehdokumentationen eher um die nebensächlicheren, aber spektakulärer wirkenden Themen. Das sollte man im Hinterkopf haben, wenn man sich das nächste Mal die N24-Werbung antut, weil angekündigt wurde, dass danach Hitlers manische Depression aufgeklärt wird.

"I Should Have Never Gone Ziplining" ist keine besonders lustige Episode. Die Lacher sind eher rar gesäht. Doch die Episode verdeutlicht auf einzigartige Weise, wie unsinnig die meisten TV-Dokumentationen (vor allem die von Privatfernsehsendern) geworden sind. Allein dafür lohnt es sich die Folge anzusehen. Wie alle "South Park"-Folgen ist "I Should Have Never Gone Ziplining" auf der deutschen Seite der Serie kostenlos ansehbar.

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Mittwoch, 18. April 2012
Gesehen: Die heilige Johanna der Schlachthöfe (im Deutschen Theater)
Der Fleischproduzent Pierpont Mauler in Chicago erhält regelmäßig Tipps aus New York, wie er sein Unternehmen zu führen hat. So verkauft er mal seine Fleischproduktion, nur um danach um so heftiger damit zu spekulieren. Darunter leiden vor allem die Arbeiter. Erst werden die Löhne gekürzt, danach stehen sie sogar ganz ohne Arbeit da. In diese Situation stößt Johanna Dark von den „schwarzen Strohhüten“. Dabei handelt es sich um eine religiöse Organisation, die das Wort Gottes verbreiten möchte. Johanna glaubt, Sitte und Anstand werden wieder Einzug halten, wenn es den Arbeitern besser geht. Daher versucht sie mit den Kapitalisten zusammenzuarbeiten, um gerechte Löhne und gute Arbeit zu beschaffen. Das geht natürlich schief.

Das Stück eignet sich prima für die heutige Zeit. Mauler verdient im Verlauf des Stückes unter anderem damit, dass Lebensmittel vernichtet werden, damit der Preis höher wird. Was in den 30er Jahren angesichts hungernder Arbeiter zynisch wirkt, ist heute ebenso zynisch angesichts des Hungers in der Welt und wird dennoch betrieben. Die Inszenierung bezieht sich häufig auf die Gegenwart. So wird die Anzahl der Hungertoten während der Aufführung eben so eingeblendet, wie starke Kursverfälle an der Börse.

Die Inszenierung ist sehr gelungen und ausgefeilt. Das beginnt mit der Bühne. Die dargestellten Szenen werden auf einer Leinwand mit Filmen begleitet. Zunächst wirkt es so, als sei extra ein Film gedreht worden. Im Lauf des Stückes stellt sich heraus, dass der Film während der Aufführung gedreht wird. Auf einem Tisch ist ein Miniaturchicago aufgebaut, das live gefilmt wird. Insgesamt kann man alle Bühnenfunktionen während des Stückes live miterleben. Dadurch wird immer wieder deutlich gemacht, dass es sich um eine künstlich geschaffene Welt handelt.

Dazu tragen auch die Schauspieler bei, die immer wieder aus ihrer Rolle fallen. Zunächst identifizieren sie sich kaum mit ihrer Rolle, sondern spulen ihren Text gelangweilt ab. Die Darstellerin von Johanna scheint rasch in ihre Rolle zu finden. Die drei anderen Schauspieler wiederum streiten sich lange darum, wer Mauler sein darf. Leider tun sie das etwas zu lang. Das ist jedoch auch der einzige Manko an dem Stück. Die fünfte Schauspielerin, eine arme Arbeitergattin, bleibt die ganze Zeit in ihrer Rolle.

Begleitet werden die fünf von einem Chor, der geschickt eingesetzt wird und für viel Atmosphäre sorgt. Einige instrumentale Stücke eurden extra für diese Inszenierung komponiert. Das alles trägt zu einer stimmungsvollen Kulisse bei.

Johannas Wandlung ist sehr gut dargestellt. Am Anfang arbeitet sie mit Mauler zusammen. Sie glaubt fest daran, dass man nur vernünftig mit der Kapitalseite sprechen muss, um zum Ziel zu gelangen. Erst durch Maulers Spekulationstricks merkt sie, dass dies nicht reicht. Als sie endlich bereit ist, offen zu aktivem Widerstand aufzurufen, ist es bereits zu spät. Ein erster Streik wurde blutig niedergeschossen. Außerdem wird sie heilig gesprochen und so mit Lob überschüttet, dass ihre Kritik gar nicht mehr bei den richtigen ankommt. Der Aufruf zu Gewalt zum Schluss ist zwar heute eine ungünstiger Schluss für ein Stück, ist von Brecht allerdings vorgegeben.

Insgesamt ist die Johanna-Inszenierung am Deutschen Theater eine mitreißende und nachdenkliche Aufführung, die dem Zuschauer zwar einen bewegenden und unterhaltsamen Abend beschert, ihn jedoch auch mit der Botschaft entlässt, dass es keine Gerechtigkeit gibt, solange das System noch Bestand hat.

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Freitag, 13. April 2012
Gesehen: Butterballs (South Park)
 

Butters wird zum dritten Mal in Folge von einem Mobber um sein Lunch-Paket gebracht. Alle finden das in Ordnung, nur Stan stört sich daran. Er gibt eine anonyme Beschwerde ab und kurz darauf erscheint ein Vertreter einer Anti-Mobbing-Initiative. Der Plan: Die Schüler sollen ein Video gegen Mobbing drehen (zu sehen in dem Clip oben) und sich auf diese Weise mit dem Thema auseinandersetzen. Niemand hat darauf Lust, also meldet Stan sich freiwillig. Unbewusst dreht er ein Video, dass die Mobbingstrukturen zementiert. Als dann ein wichtiges Filmunternehmen Interesse an dem Clip anmeldet, startet eine Bully-Kette.

Die Folge nähert sich auf amüsante Art und Weise einem ernsten Thema an. Als Stan ein Problem meldet, erscheint sofort eine Anti-Bully-Organisation. Selbstverständlich benutzt diese Organisation Bully-Methoden, um ihre Ziele durchzusetzen. So muss zunächst der Schulpsychologe so eingeschüchtert werden, dass er die Veranstaltung auch zulässt. In diesem Sinn geht die Folge weiter: Alle Charaktere erreichen ihre Ziele nur durch Bullying. Das findet meist auf dem Klo statt und gegen Ende gibt es eine nicht enden wollende Kette von Bully-Versuchen auf der Schultoilette. Bei der Ausrichtung der Serie ist es kein Wunder, dass auch Jesus zuletzt kräftig mitmischt.

Gut ist aber auch Stans Videokonzeption. Er benutzt Butters, um ein Mobbingopfer darzustellen. Damit stellt er Butters in den Mittelpunkt und offenbart vor allen dessen Schwächen. Das ist aber überhaupt nicht in Butters Sinn. In gewisser Weise setzt Stan das Mobbing somit fort, obwohl er ja eigentlich hehre Ziele verfolgt. Hier wird der schwierige Aspekt aufgegriffen, dass es immer schwierig ist, Mobbingopfer als Beispiele zu verwenden. Dabei besteht immer die Gefahr, diese weiter zu demütigen.

Alles in allem machen weder die Anti-Bully-Organisation noch Stan ein wirklich gutes Bild. Während Stan das am Ende aber immerhin wahrnimmt, bleibt die Organisation bei ihrer Verhaltensweise. An vielen Stellen wird zudem deutlich, dass Anti-Bully-Maßnahmen nicht das Hauptziel der Organisation sind. Viel wichtiger scheint es den Mitgliedern, den Status einer "nationalen" Organisation zu erlangen und nicht mehr nur die Organisation eines Bundesstaates zu sein. Diesem Ziel müssen sich andere unterordnen. Hier wird kritisiert, dass viele Hilfsorganisationen in erster Linie für sich selbst arbeiten und erst danach ihrer wahren Bestimmung nachgehen.

Sehr gelungen ist, dass der Zuschauer die ganze Zeit mitbekommt, wer Butters wahrer Mobber ist: Seine Großmutter. Das ist sehr absurd und sehr lustig. Dieser Handlungsstrang sorgt aber nicht nur für Amüsement, sondern bietet zum Schluss gar eine Lösung für das Problem an. Denn Butters wehrt sich mit den Methoden seiner Bedrängerin gegenüber einem audringlichen Fernsehmoderator, der ihn bezüglich seiner Rolle in Stans Film befragt. Dabei erkennt er, dass er sich mit Gewalt nicht wohlfühlt. Daraus leitet er ab, was für Gefühle seine Großmutter permanent empfinden muss und bemitleidet sie ein wenig. Bevor die Episode jedoch in Kitsch abgleiten kann, kommt Butters beste Erkenntnis: Nichts ist auf Dauer, irgendwann sind die Starken nicht mehr stark. Und in seinem Fall heißt das, seine Großmutter wird deutlich vor ihm sterben und dann wird er an ihrem Grab triumphieren.

Die Aussage, die Mobber sind die wahren Schwachen, kann natürlich nicht die Lösung sein. In dieser von Organisationswahnsinn geprägten, sehr amüsanten Folge erscheint es jedoch als die einzige Lösung. "Butterballs" ist eine gelungene Episode, die nicht nur unterhält, sondern auch ein ernstes, schwer zu lösendes Thema anspricht.

Die komplette Folge kann auf der deutschen Seite der Serie angesehen werden.

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Samstag, 7. April 2012
Gesehen: Jewpacabra (South Park)

Die jährliche Ostereiersuche steht an. Cartman hat in diesem Jahr einen Plan, wie er allein suchen darf. Er streut überall in der Stadt Gerüchte über ein jüdisches Monster mit dem Namen "Jewpacabra". Dies sei grausam, frisst kleine Kinder und hasst Ostern sowie das Christentum. Cartman überzeugt die Veranstalter der Ostereiersuche, dass das Risko für die Kinder zu groß sei. Doch er darf die Ostereier nicht allein suchen, stattdessen muss er das Jewpacabra töten. Kein Problem, denkt er zunächst, er hat es sich ja ausgedacht. Bis er auf Hinweise darauf stößt, dass das Jewpacabra tatsächlich existiert.

Die Episode ist langweilig und nicht lustig. Cartmans Antisemitismus wird in dieser Folge etwas zu stark bemüht. Zwar äußert er sich nicht direkt gegen das Judentum, doch sein Fantasiemonster lässt er auf dem jüdischen Glauben basieren. Das ist nicht witzig

Cartman muss in der Folge recht viel ertragen. Er wendet sich an Verschwörungstheoretiker, um das Unternehmen der Ostereiersuche davon zu überzeugen, dass das Jewpacabra existiert. Die Theoretiker überzeugen jedoch ausgerechnet Cartman. Daraufhin dreht dieser vollkommen durch, wird angeschossen und von der Firma auf die ein Osterhasenkostüm gesteckt, mit Blut beschmiert und dem Jewpacabra als Opfer hingelegt. Das ist so unlustig, wie die Grundidee der Episode.

Kyle rettet Cartman, obwohl er diesen gar nicht mag. Daraufhin bezeugt Cartman zum Schluss, jetzt an das Judentum zu glauben. Dabei gibt es noch einen kleinen gedanklichen Abstecher ins alte Ägypten, wo man Zeuge wird, wie Gott alle Erstgeborenen Ägypter tötet. In dieser Version wirken die Ägypter wie Christen, die an einen angeblich guten Gott glauben, während die Juden überzeugt sind, Gott wäre böse. Der Sinn dieses Einspielers wird nicht klar. Cartman betont am Ende lediglich, dass er nun an einen bösen Gott glaube. Es bleibt zu hoffen, dass Cartman in Zukunft keine Juden-Sprüche mehr in den Mund gelegt bekommt. Diese Folge zeigt, dass das Konzept überholt ist.

Die Folge wird nicht durch eine gelungenere Nebenhandlung aufgefangen. Es gibt gar keinen Handlungsstrang neben der misslungenen Jewpacabra-Story. Das ist für "South Park"-Episoden ungewöhnlich und hier sehr schade. Denn so besteht die Folge ausschließlich aus einer langweiligen und unlustigen Handlung.

Die Folge kann man - wie alle "South Park"-Episoden - auf der Homepage der Serie angucken.

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Mittwoch, 4. April 2012
Gesehen: Furcht und Elend des Dritten Reiches
Das Stück „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ hat Bertolt Brecht im Jahr 1937 begonnen, es wurde 1938 in Paris uraufgeführt. Es reiht mehrere Alltagsszenen aus Nazi-Deutschland aneinander. Das ist enorm beeindruckend. Denn dort werden die Szenen beklemmend umgesetzt, die der Geschichtsunterricht vielleicht theoretisch erklären, aber gefühlsmäßig nicht transportieren kann. Dass Brecht all dies bereits 1938 erkannt, zusammengefasst und präsentiert hat, ist stark. Schließlicht glaubten viele westliche Politiker zu dem Zeitpunkt noch an die Appeasement-Politik und noch nach dem Krieg haben viele Deutsche die Ausmaße des Terrorregimes runtergespielt.

Am Berliner Ensemble ist das Stück in dem anliegenden „Pavillon“ inszeniert. Das ist ein gute Wahl. Der Raum ist recht klein, das Publikum sitzt sich gegenüber. Dadurch bleibt lediglich eine kleine Bühne übrig, das ganze hat Wohnzimmeratmosphäre. Das ist für das Stück gerade richtig, sind doch alle Szenen in kleinen Räumen angesiedelt.

Die Wohnzimmeratmosphäre sorgt jedoch rasch für Beklemmung. Wenn wie in der ersten Szene ein falsches Wort ausreicht, damit der Nachbar verhaftet und gefoltert wird oder gegen Ende die Eltern eines HJ-Jungen befürchten müssen, bei einem falschen Wort von ihrem Sohn verraten zu werden, dann wirkt das auf der kleinen Bühne ganz besonders beklemmend. Die Bandbreite der möglichen Gefühle im Stück ist groß.

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