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Montag, 31. Mai 2010
Überraschend...schlicht
Bundespräsident Horst Köhler ist heute zurückgetreten. Spiegel online schreibt einen unaufgeregten Artikel, der Stern schreibt auch nicht bewegter.

Vermutlich kommen in den nächsten Stunden noch ein paar Kommentare online. Der Rücktritt kommt in meinen Augen aber recht plötzlich, schließlich war die Kritik an Köhler jetzt nicht so wild, dass sie sein ganzes Amt beschädigt hätte.
Zumal auch ein Bundespräsident kritisierbar sein muss. In einer Demokratie ist schließlich jeder kritisierbar.

Man konnte in den letzten Monaten aber immer mal wieder im Spiegel lesen, dass in Bellevue nicht alles stimmte. Regelmäßig traten Mitarbeiter zurück und das Team spielte sicht nicht so richtig ein. Köhler tauchte erst lange Zeit ab, um dann die Regierung zu kritisieren und dann den Afghanistan-Einsatz zu rechtfertigen. Keine klare Linie oder?

Es ist aber interessant, dass gerade so ein beliebter Politiker (oder nicht-Politiker, wie er sich sieht) wie Köhler zurücktritt. Er belegt in Umfragen regelmäßig Spitzenplätze, die Menschen sehen ihn als authentisch an.
Dabei muss man sagen, dass Köhler sich seine Beliebtheit vor allem mit Sticheleien gegen die "etablierten" Politiker erkauft hat. Er wollte anders sein als der Politikbetrieb. Der eine Mag denken, dass das etwas gegen die Politikverdrossenheit getan hat, der andere, dass Deutschland einfach nur einen politikverdrossenen Präsidenten hatte.

Sein Rücktritt wird nun aber das Bild des authentischen nicht-Politikers noch einmal bestätigen. Die Frage ist, auf wen das zurückfällt. Auf Merkel, weil sie ihn nicht halten konnte? Auf Linke, Grüne und SPD, weil sie ihn kritisiert haben? Oder wieder auf alle Politiker, weil sie schlecht, böse und gemein sind?
Ich glaube ja, letzteres wird eintreten.

Und nun?

Nach der Bundestagswahl dürfte es in der Bundesversammlung eine bürgerliche Mehrheit geben. Nur der Kandidat fehlt noch.

Glücklicherweise gab es ja in letzter Zeit eine ausgeprägte Rücktritteritis. Koch hat vor kurzem sein Amt verlassen. Und ob Rüttgers noch lange Ministerpräsident bleibt, ist auch ungeklärt. Und Rüttgers hat sich vor gar nicht so langer Zeit selbst als zukünftiger Bundespräsident gesehen. Sollte das eintreten (was bei Merkels Vorliebe für die beiden Herren eher unwahrscheinlich ist) dann entsteht allerdings der Eindruck, das Bundespräsidentenamt wäre ein Restelager für gescheiterte CDU-Ministerpräsidenten.
Das würde das Amt wohl deutlich mehr beschädigen als die Kritik an Horst Köhler.

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