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Sonntag, 3. Juli 2011
Gelesen: Cetaganda (von Lois McMaster Bujold)
Drei Jahre sind vergangen, seitdem Miles durch einen gelungenen Einsatz in den imperialen Sicherheitsdienst Barrayars gelangte. Diesmal wird er mit seinem Cousin Ivan nach Cetaganda geschickt, dort sollen sie Barrayar bei der Beerdigung der verstorbenen Imperatorin vertreten. Cetaganda hatte einst Barrayar besetzt und konnte erst nach einem blutigen Widerstandskampf vertrieben werden. Seitdem haben die Cetagandaner verschiedene Versuche unternommen, Barrayar zurückzuerobern. Miles misstraut den Cetagandanern daher. Es scheint, als läge er damit nicht falsch. Denn schon bei der Anreise wird sein Shuttle in eine falsche Andockbucht gelockt, in der es zu einem Feuergefecht kommt. Miles und Ivan geraten so an eine seltene Waffe und einen merkwürdigen Gegenstand. Um einen diplomatischen Skandal zu verhindern, verschweigen die beiden den Vorfall. Doch bald werden sie in eine Intrige hineingezogen, die sowohl für Cetaganda als auch für Barrayar fatale Auswirkungen haben könnte.

Leider berühren diese fatalen Auswirkungen den Leser nicht wirklich. Denn dafür kommt in dem Roman zu wenig Spannung auf. Bujold nimmt sich nämlich zu viel Zeit, die Cetagandanische Gesellschaft zu beschreiben. Die ist zwar faszinierend, trägt alleine aber noch nicht den Roman.

Die Cetagandaner sind Meister im Klonen. Ihre Gesellschaft kann nur noch begrenzt als menschlich bezeichnet werden. Denn ihre Fortpflanzung ist nach strengen Vorgaben geregelt, natürliche Reproduktion findet kaum statt. Für die Fortpflanzung gibt es einen Genpool. Miles muss feststellen, dass der merkwürdige Gegenstand der Schlüssel zu diesem Genpool ist. Die verstorbene Imperatorin wollte den Schlüssel kopieren und an Gouverneure verteilen, um wieder mehr Vielfalt in der cetagandanischen Gesellschaft zu sorgen. Der Plan hätte jedoch dafür gesorgt, dass aus den acht Gouverneuren, acht Konkurrenten entstehen. Somit hätten acht Imperien entstehen können, von denen mindestens drei Barrayar gefährlich werden könnten.

Bis Miles das erfährt, vergeht jedoch viel Zeit. Die meiste Zeit stochert er nämlich ziemlich ahnungslos bei irgendwelchen Cetagandanischen Adligen nach Informationen. Die Adelsgespräche sind sehr förmlich, die Gesellschaft wirkt trotz ihres fremdartigen Aufbaus nicht grundlegend neu. Hinzu kommt, dass Miles und Ivan von starken spätpupertären Wellen erfasst sind. Während Ivan reihenweise Frauen abschleppt, träumt Miles permanent davon. Das nervt auf Dauer.

Die Gefahr, die durch die Verschwörung ausgeht, ist nie wirklich akut. Immer sind noch Mechanismen im Spiel, die eine wirkliche Gefahr für Barrayar und meist auch für Miles verhindern. Dadurch und durch die langsame Informationsverbreitung kommt der Roman nicht wirklich in Fahrt.

Der Roman endet mal wieder mit einem augenzwinkernden Epilog, der auch der beste Teil, an dem sonst doch eher durchwachsenen Buch ist. Mit "Cetaganda" wird die Gesellschaft von Barrayars größtem Feind geschildert. Das ist leider etwas langatmig geraten, die Kritik an den genetischen Exessen der Cetagandaner kommt viel zu kurz. "Cetaganda" ist der erste "Barrayar"-Roman, der nicht überzeugt.

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