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Gelesen: Vergiss Mein Nicht (von Karin Slaughter)

Der Roman lebt in erster Linie von den Polizisten und der Pathologin, deren Hintergrund bereits aus dem vorherigen Roman bekannt ist. Außerdem rätselt man, was für Beweggründe Jenny gehabt haben könnte, einen Jungen anzugreifen und wessen Baby ermordet wurde. Auf eine heiße Spur kommen die Polizisten erst im letzten Drittel des Romans.
Das ist dann auch der Teil, in dem “Vergiss Mein Nicht” richtig widerlich und beklemmend wird. Denn hinter der typisch amerikanischen Fassade des Südstaatenstädchens Grant agiert ein Kinderschänderring. Dieser wird jedoch nicht von pädophilen Männern betrieben, sondern von zwei Frauen. Da die Kriminalistik nur seltenst davon ausgeht, dass Frauen solchen Neigungen anhängen, konnte er jahrelang im Verborgenen agieren. Die am schlimmsten Betroffenen Opfer sind natürlich die Kinder der Frauen selbst. Aber auch andere Kinder sind unter den Betroffenen.
Das Leid der Opfer ist dabei so deutlich geschrieben, dass einem streckenweise schlecht wird. Außerdem sind sowohl die beiden Frauen als auch der örtliche Pastor, der natürlich typischerweise mit verwickelt ist, in ihrer Brutalität gut geschrieben.
Der Großteil der Handlung hätte jedoch klicheemäßig gewirkt, wenn die Beziehung zwischen den Hauptfiguren nicht so gut funktionieren würde. Tolliver und Linton versuchen neben den grausamen Ereignissen wieder eine Beziehung zueinander aufzubauen. Der Versuch eine heile Parallelwelt neben den grausamen Ereignissen zu schaffen, gelingt manchmal ein wenig, geht meist jedoch schief. Die Polizistin Lena Adams wurde im vorherigen Roman brutal vergewaltigt. Sie nimmt in diesem Roman zwei Rollen ein. Zum einen muss sie ihre Erfahrungen verarbeiteten, was ihr sehr schwer fällt und in die Nähe zweier Selbstmordversuche bringt. Zum anderen gelingt es aber gerade ihr eine Verbindung zu den vergewaltigten Kindern aufzubauen. Diese Szenen gelingen Slaughter sogar recht gut.
“Vergiss Mein Nicht” ist ein Thriller, der ungewöhnlich anfängt, dann lange Zeit vor sich hin plätschert und nur von den Beziehungen unter den Charakteren getragen wird und zum Schluss richtig anzieht. Der Roman vermittelt trotz drastischer Beschreibungen wahrscheinlich nur einen Bruchteil des Horrors, den Kinder in pädophilen Familien erleben.
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