Neue Homepage: Ich habe eine neue Homepage, die man unter www.gedankenecke.com erreicht. Zur Zeit werden Stück für Stück die mittlerweile über 1 000 Beiträge dieses Blogs von mir rüberkopiert (bin bei Oktober 2008 angekommen) und die neuen Artikel seit "Homepagegründung" sind da ebenfalls zu finden. Der größte Vorteil, den die neue Seite bietet ist, dass endlich jeder kommentieren kann und man sich nicht mehr registrieren braucht.
Mittwoch, 27. Juni 2012
Gesehen: Die schmutzigen Hände (im Deutschen Theater)
Hugo, ein junger Intellektueller, schließt sich während des zweiten Weltkriegs der kommunistischen Partei Illyriens an. Die Rote Armee ist auf dem Vormarsch, die Deutsche Armee wird bald fallen. Die kommunistische Sache scheint damit der Sieg sicher zu sein. Bisher ist Hugo Redakteur der Parteizeitung, er möchte aber endlich aktiv werden. Nach einigem Flehen erhält er den Auftrag, den Generalsekretär der Partei, Hoederer, zu ermorden. Hoederer möchte mit den Liberalen und den herrschenden Faschisten eine gemeinsame Front bilden, um den Einfluss der Kommunistischen Partei nachhaltig zu sichern. Für Hugo und einen Großteil der Partei ist das ein Verrat an den Idealen der Revolution. Also wird Hugo mit seiner Frau Jessica als Sekretär bei Hoederer eingeschleust. Er kann sich jedoch nicht dazu durchringen, Hoederer umzubringen. Erst als sich dieser seiner Frau nähert, gelingt es Hugo, ihn im Affekt zu erschießen. Nach mehereren Jahren im Gefängnis kehrt Hugo zur Partei zurück. Seine Gewissensbisse rühren von der Tatsache, dass er Hoederer nicht sofort erschießen konnte. Bei der Partei erlebt er jedoch, dass Hoederers Ziele mittlerweile von der Partei vertreten werden, auch er soll sich dieser Linie nun anschließen. Er weigert sich und begeht - in dieser Inszenierung - Selbstmord.

Das Stück beginnt mit der Rückkehr Hugos zu der Partei. In diesem ersten Auftritt wird der Fortgang der Geschichte bereits zusammengefasst. Dem Zuschauer ist somit klar, was geschehen wird. Lediglich das Mordmotiv bleibt etwas im Unklaren. Hugo sagt im Nachhinein, er hoffe, er habe den Mord aus politischen Gründen begangen. Wirklichen Aufschluss gibt auch der Hauptteil, die Rückblende nicht.

Die Inszenierung wartet mit einem beeindruckenden Bühnenbild auf. Auf der Bühne befinden sich mindestens vier Kreuze, die starke Steinwände darstellen. Sie sind all um sich selbst drehbar und gleichzeitg kann die ganze Anlage gedreht werden. Das sorgt für viel Bewegung im Szenenübergang. Wie bereits bei der Puntila-Inzenierung wird während der Übergänge viel mit Musik gearbeitet. Teilweise wird sie auch während der Szenen zur Dramatikunterstützung eingesetzt. Auch ander mediale Effekte, wie zum Beispiel Videokameras, die die Schauspieler auf die Wände projizieren, werden häufig eingesetzt. Das sorgt für einen stimmungsvollen Gesamteindruck. Außerdem entstehen dabei viele Highlights, wie zum Beispiel einen Übergang, in dem viele "-ismen" (von Dogmatismus über Terrorismus bis zum "Finale" dem Humanismus) unter lauter Musik auf der Bühne erscheinen.

Mit Hugo erlebt der Zuschauer jemanden, der sich unbedingt für seine Ideologie nützlich machen möchte. Zumindest redet er es sich ein, denn gleichzeitig verklärt er den Tod, sucht ihn gelegentlich sogar. Dazu kommt aber eine unpolitische Komponente, die Beziehung zu seiner Frau Jessica. Das Paar kann nicht offen miteinander reden, ein Großteil der Beziehung besteht aus inszenierten Streiten. Gleichzeitig nehmen sich die beiden in den seltensten Fällen gegenseitig Ernst. Das Ehepaar sorgt so für einige lustige Szenen, insgesamt wirkt die Beziehung aber äußerst angestrengt. Die ständigen Rituale und Inszenierungen bilden häufig die Überleitung zu Gedanken darüber, was real sei und was nur gespielt.

Hoederer ist das Musterbeispiel für einen pragmatischen Machtpolitiker. Er analysiert die Situation und versucht anhand seiner Ergebnisse das Beste für sich, seine Partei und die Arbeiter (und zwar in der Reihenfolge) herauszuholen. Das widerspricht natürlich Hugos Idealismus. Nichtsdestotrotz scheint Hugo Hoederer zu bewundern, zumindest aber ist er nicht in der Lage diesen einfach umzurbingen. Nach Hoederers Konferenz mit den Liberalen und Faschisten, die Hugo durch sein Attentat eigentlich verhindern sollte, kommt es zu einem wilden Wortgefecht zwischen den Beiden. Hoederer gelingt es dabei nicht, Hugo von seiner Sicht zu überzeugen. Dabei stellt sich aber heraus, dass Hugo wenig Mitleid für die hunderttausenden Bürger hat, die im Krieg, in der Revolution und in der Nachfolgenden Errichtung einer Diktatur stebern würden. Wenn es das zum Erreichen der Ideale benötigt, müsse es eben so sein. Auf diese Weise wirkt der Pragmatiker Hoederer weniger berechnend und kalt, da er im Gegensatz zu dem flammenden Intellektuellen Hugo offensichtlich das Leben zu schätzen weiß.

Der Umschwung Hugos kommt in dieser Inszenierung äußerst plötzlich. Hoederer bietet Hugo die Chance, ihn zu töten, nachdem er herausgefunden hat, dass dies Hugos Auftrag ist. Hugo nutzt sie nicht. Als Hoederer von Jessica, die sich in dem Unterschlupf ganz offensichtlich langweilt, verführt wird, platzt Hugo ins Zimmer und massakriert Hoederer. Diese Wendung wirkt aufgrund ihrer Plötzlichkeit etwas unbefriedigend.

Ebenfalls unbefriedigend wirkt das Handeln Jessicas. Sie entstammt offensichtlich bürgerlichen Schichten und nimmt weder Hugo noch die Partei ernst. Damit sorgt sie für viele lustige Momente in dem Stück. Warum sie Hugo gelegentlich unterstützt, letztendlich aber Hoegerer verführt, wird nicht deutlich. Ihr Handeln ist willkürlich und launenhaft. Die Aussage dahinter bleibt schleierhaft.

Interessanter ist da eher die Rolle der Parteigenossin Olga. Sie unterstützte Hugo dabei, einen Auftrag zu erhalten. Währenddessen warnt sie ihn davor, dass die Partei unruhig wird, da er das Attentat nicht sofort verübt. Sie hängt offensichtlich an Hugo und versucht immer wieder ihn zu schützen. Aber sie vertritt treu die Parteilinie. Anders als Hugo, der in der Partei eine idealistische Organisation ohne Lüge sieht, folgt sie dem was vorgegeben ist. Damit ist sie unfähig, Hugo am Ende des Stückes eine Perspektive zu geben. Sie ist in dem Stück aus Hugos Sicht die einzige Person, die ihm "vertraut". Da sie zum Schluss in seinen Augen ebenfalls lügt und täuscht, verliert er alle Hoffnung und bringt sich um.

Die Inszenierung des Stückes ist sowohl bewegend als auch an einigen Momenten unterhaltsam-komisch. Das Stück bringt den perspektivlosen Bürger auf die Bühne, der sich dank seines Weltschmerzes einer revolutionären Ideologie bemächtigt und sie scheinbar idealistisch nach außen trägt. In Wirklichkeit verachtet er aber nur sich und sein Leben, die Perspektive, die er in der Partei zu finden meint, ist nur Trug. Seine Radikalität macht ihn zum Werkzeug, einen Pragmatiker umzubringen. Wirklich gelingen kann das aber erst, als dieser sich des einzigen bemächtigt, was er aus seinem alten Leben lieb gewonnen hat. Im Gefängnis beruhigt er sich mit seinen Idealen, nur um bei seiner Rückkehr endgültig seine Illusionen über die Partei zu verlieren. Das Stück ist somit ein Appell daran, bei allen Zielen, die man hat, nicht ideologisch zu werden und übermäßig idealisierte Institutionen regelmäßig kritisch zu hinterfragen.

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Dienstag, 26. Juni 2012
Gehört: Touristen (ARD-Radiotatort)
Die Berliner Kommissarin Katharina Holz hat sich umgebracht, ein schwerer Schlag für ihren Ermittlungspartner Andreas Polanski. Doch er weigert sich, seine Trauer erst einmal zu verarbeiten, sondern stürzt sich in einen Fall. Ein Amerikaner wurde in Berlin ermordet. Zunächst gibt es keine Hinweise. Doch dann wird Andreas von einem zwielichtigen, aber berühmten Boulevardjournalisten angesprochen. Der bietet ihm einen Deal an. Wenn Andreas ihm Dokumente liefert, die beweisen, dass seine Partnerin durch Mobbing zum Selbstmord getrieben wurde, werden ihm Informationen zum Mordfall geliefert.

"Touristen" ist ein sehr düsterer Tatort. Dabei gibt es keine grausamen Fall, doch die Rahmenbedingungen stimmen bis zum Ende nicht. Andreas leidet schwer unter dem Selbstmord seiner Kollegin. Leider ist dieser etwas unverständlich. Der vergangene Tatort aus Berlin hat darauf nicht hingewiesen. Der Selbstmord kommt daher überraschend, bis zum Schluss wirkt er nicht glaubwürdig. Dieser Radiotatort leidet darunter, denn auch Andreas Trauer überzeugt dadurch nicht. Das Unverständnis des Zuhörers ist ein anderes als der Unglauben von Andreas. Schade.

Der Fall selbst ist klug konstruiert. Der Boulevardjournalist führt Andreas zu einem alten Ehepaar. Die Frau ist die Tochter eines ehemaligen KZ-Kommandanten. Ihr Mann aber ist jüdischer Herkunft, der seine komplette Familie in den Lagern der Nazis verloren hat. Daher hat sie ihm in 53 Ehejahren nicht verraten, wer ihr Vater wirklich war. Sie wird von einem amerikanischen Ermittler, der eigentlich alte Nazi-Kriegsverbrecher jagen soll, erpresst. Dieser Ermittler ist das Mordopfer. Hieraus entsteht zwar keine Spannung, aber der Hörer hat Mitgefühl mit der alten Frau.

Letztlich ist sie nicht die Täterin. Doch Andreas kann die Ermittlung nicht ganz zu Ende bringen. Er hat dem Boulevardjournalisten nämlich nicht die Daten geliefert, die dieser gerne gehabt hätte. Daher zettelt der Journalist eine Intrige an, durch die Andreas sich in einem Bürojob wiederfindet. Zwar hat sich Andreas nicht ganz richtig verhalten - er ignorierte Anweisungen, ermittelte rücksichtslos allein - doch die Strafversetzung ist ungerechtfertigt.

Dieser Handlungsstrang soll die Macht des (Boulevard)Journalismus verdeutlichen. Der Fall kann nur mit den Hinweisen des Journalisten aufgedeckt werden. Andreas ist also auf ihn angewiesen. Da er keine falschen Gerüchte in die Welt setzen will, belügt er den Journalisten. Der zahlt es ihm mit der Anzettlung einer Strafversetzung heim. Andreas hat somit alles in seiner Macht stehende getan, um den Fall aufzulösen. Doch bei dem Versuch an die Informationen zu gelangen und gleichzeitig sein Gewissen rein zu halten, hat er seine Stellung innerhalb der Polizei aufgegeben. Das ist eine interessante Handlung, mit einer überzeugend tragischen Komponente.

"Touristen" ist ein müder Tatort, der keinen wirklich spannenden Fall bietet. Der große Handlungsstrang um den Suizid Katharina Holz wirkt unglaubwürdig. Diese Geschichte hätte man lieber nicht erzählt. Die einzig gelungene Komponente des Falls ist die Handlung um den Einfluss des Journalismus auf die Polizeiarbeit. Das Potential dieser Erzählebene wird jedoch bei weitem nicht ausgereizt, sie reicht nicht für einen guten Tatort.

Der Radiotatort ist noch bis zum 16. Juli auf der Homepage der Reihe herunterladbar.

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Montag, 25. Juni 2012
Kita-Ausbau: Zum Vertrauen verdammt?
Kristina Schröder beklagte gestern in der "WELT am Sonntag", dass die Bundesländer mit dem Kitaplatzausbau nicht schnell genug vorankommen. Vor allem die (allesamt rot-grün regierten) Bundesländer Nordrhein-Westfahlen, Bremen und Baden-Württemberg hätten bisher 150 Millionen Euro Fördermittel des Bundes nicht abgerufen. Nun drohe die Verteilung der Mittel an andere Bundesländer, wenn sie nicht bis zum 30. September beantragt werden.mehr

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Sonntag, 24. Juni 2012
Glesen: Unterwegs im Namen des Herrn (von Thomas Glavinic)
Der österreichische Schriftsteller Thomas Glavinic nimmt mit einem befreundeten Fotografen an einer Wallfahrt nach Medjugorje in Bosnien-Herzogowina teil. Galvinic möchte damit sein Verhältnis zum Glauben testen. Der Test geht schief, Glavinic und sein Freund halten es nur wenige Tage auf der Wallfahrt aus. Mithilfe von Galvinics in der Nähe lebenden Vater flüchten sie und geraten in das Heim eines gastfreundlichen Drogendealers, der auf wilde Feiern besteht.

An vielen Stellen wirkt das Buch bemüht komisch. Die Teilnehmer der Wallfahrt werden größtenteils ins Lächerliche gezogen und wirken wie Karikaturen. Zu keinem Zeitpunkt wird versucht, die Teilnehmer differenziert zu beschreiben. Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass bei solchen Wallfahrten ausschließlich Schablonen teilnehmen. Ein Telefonat am Ende des Buches deutet aber auf das Gegenteil hin.

Der zweite Teil ist abgedreht. Zumindest Glavinic beschreibt sich da bereits als gesundheitlich angeschlagen und nimmt Medikamente. Dadurch vernebeln sich seine Sinne. Dennoch wird sehr deutlich, dass er und sein Freund bei einem Drogendealer untergekommen sind, der rasch beleidigt ist, wenn man seine Gastfreundschaft in Frage stellt. Dieser Teil wirkt nicht mehrrealistisch. Hier ist schwierig, dass nicht ganz klar ist, ob es sich nun um Fiktion handelt oder um einen Tatsachenbericht.

Auf jeden Fall gerät die Situation hier außer Kontrolle. Die zwei Reisenden wollen schnell weg, pumpen sich aber mit Alkohol und Tabletten so voll, dass sie kaum mitbekommen, was um sie vorgeht. Dass Glavinic dem ständig Ausschnitte aus religiösen Broschüren gegenüberstellt, macht das Ganze nicht erträglicher.

„Unterwegs im Namen des Herren“ bietet somit zum Start eine klischeehafte Beschreibung einer Wallfahrt und endet in einem mittelschweren Alkohol-, Medikamenten- und Drogenexzess. Das muss man nicht gelesen haben.

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Samstag, 23. Juni 2012
Gelesen: Die schwimmende Stadt


"Die schwimmende Stadt" weist einen faszinierenden Wasserplaneten auf und bietet die Chance, Perry Rhodan einen großen Brocken tragische Schuld anzulasten. Dieses Potential finden die Macher der Serie aber zu gewaltig, daher wird es ignoriert.

Stattdessen wird dem Leser die Hälfte des Romans eine Zeitbestimmung präsentiert, deren Antwort er längst kennt. In der zweiten Hälfte versucht Rhodan dann die Geschichte zu verändern und scheitert kläglich. Dabei ist sein Plan unüberlegt und entbehrt jedem Sinn. Aber Rhodan hatte in "Perry Rhodan Neo" bisher eh nur wenig gescheite Einfälle.

Die komplette Rezension zu dem zwanzigsten Roman der Reihe findet man auf SF-Radio:
Perry Rhodan Neo Band 20 - Die schwimmende Stadt (von Hermann Ritter)

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Freitag, 22. Juni 2012
Parteikonvent: Selbstverhüllung
In der letzten Woche kritisierte ich, dass die SPD ihren parteitagsähnlichen Parteikonvent medial weder vorbereitet noch aufbereitet. Mittlerweile habe auch ich erfahren: Zumindest die mangelnde Aufbereitung, die zum Beispiel über Livestreams geschehen könnte, ist gewollt. Die Basis wollte das so. Gut, aber unüberlegt. Denn die Süddeutsche Zeitung mag laut SPD.de behaupten, dass die Delegierten hauptsächlich ehrenamtlich arbeitende GenossInnen waren. Das mag im Teil so gewesen sein, bei 250, in der Regel von Landesparteitagen gewählten Delegierten, wird es sich mehrheitlich um Funktionäre handeln. Alles andere wäre im Angesicht der normalen Parteitagsauswahl eher merkwürdig.mehr

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Donnerstag, 21. Juni 2012
Gelesen: A Streetcar Named Desire (von Tennessee Williams)
Blanche DuBois ist eine Südstaatlerin, die erleben musste wie ihre gesamte Familie verstarb und die Familienfarm (Belle Reve) aufgrund finanzieller Unregelmäßigkeiten verloren ging. Zuflucht sucht sie bei ihrem letzten verbliebenen Familienmitglied: Ihrer Schwester Stella Kowalski. Die hat den polnisch-stämmigen Stanley Kowalski geheiratet. Blanche taucht in feinen Kleidern in dem zwei-Zimmer-Appartement ihrer Schwester in New Orleans auf. Sie gibt sich gehoben und zeigt sich entsetzt über die Zustände, die bei Stella herrschen. Den zur Trunksucht, Machismus und gelegentlich sogar Gewalt neigenden Stanley kann sie nicht leiden. Das macht sie mehr als deutlich, was für Stanley natürlich nicht akzeptabel aus. Je mehr von Blanches Selbstaussagen, begonnen von ihrem Alter, endend bei ihrer angeblich feinen Art, sich als Lüge herausstellen, desto mehr nähert sich das Stück einer Katastrophe. Am Ende ist Blanche nicht mehr in der Lage, die Realität wahrzunehmen und wird in eine Nervenheilanstalt eingewiesen.

Am auffälligsten an dem Stück ist die relativ ausführliche Beschreibung der Umgebung und der Lebensverhältnisse. Blanche macht immer wieder deutlich, dass sie den erlebten Lebensstil ablehnt und nicht führen könnte. Für sich wünscht sie sich etwas anderes. Aus ihren Augen erlebt der Leser, wie die beiden Frauen des Hauses (Stella und die Hauseigentümerin Eunice) regelmäßig von ihren Männern geschlagen werden. Anstatt dies als Grund für ein Beziehungsende anzusehen, kehren die Frauen immer wieder zu ihren Gatten zurück. Blanche empfindet das als schrecklich und kann das Verhalten nicht verstehen.

Der Leser ist damit hin- und hergerissen. Einerseits ist Blanches offen zur Schau gestellter Snobismus ekelhaft. Andererseits benennt sie richtig Probleme, vor denen die anderen Frauen die Augen verschließen, beziehungsweise, die diese aus Liebe ignorieren. Zudem scheint Blanche wenig für das Konzept eines alles dominierenden Mannes übrig zu haben. Genau das vertritt Stanley mit seiner übertrieben zur Schau gestellten Männlichkeit aber. Daher ist es kein Wunder, dass Blanche sich gerade zu dem nachdenklichsten, reflektiertesten Mann aus Stanleys Freundeskreis hingezogen fühlt.

Im Laufe des Stücks verliert der Leser aber seinen glauben an Blanche. In New Orleans scheint sie nur eine Fassade auszuleben, die bisher ihr Traum gewesen ist. Es kommen immer mehr Details ans Licht, die zeigen, dass Blanche bisher ein ganz anderes Leben führte. Damit verstößt sie Mitch, von dem sie sich eine Hochzeit und damit Stabilität erhofft hat. Anstatt ihre Lügen zuzugeben, flüchtet Blanche aber in stärker zur Schau gestellten Snobismus und weitere Traumwelten. So ist sie fest davon überzeugt, ein texanischer Millionär werde ihr schon helfen.

Stanley wird dadurch immer wütender und vergreift sich zuletzt gar an ihr. Bereits der Dramentext lässt die Dynamik und das Tempo erahnen, das das Stück gen Ende entfalten kann. Stanleys Entscheidung, Blanche in eine Nervenheilanstalt zu überweisen, wird von Stella mitgetragen. Es ist für sie die einzige Chance, in ihr altes Leben zurückzukehren. Denn mit Blanches Auftritt wurde auch sie skeptisch gegenüber Stanleys Verhalten, zeigte auch sie arrogante Züge. Insofern kann das Paar nun - übrigens mit Kind - zur alten, teilweise durchaus kritischen Normalität zurückkehren.

Neben dieser oberflächlichen Geschichte stecken weitere bedeutende Themen in der Handlung. Der alleinstehende Mitch muss sich um seine kranke Mutter kümmern. Beispielhaft zeigt das Stück wie so ein Verhalten in "männlichen" Runden aufgefasst wird. Blanche wird immer wieder als latent Trunksüchtig dargestellt - was allerdings auf viele Charaktere des Stückes zutreffen könnte. Außerdem hat Blanche in ihrer Jugend große Schuld auf sich geladen, als sie bei ihrem ersten Ehemann homosexuelle Neigungen feststellte und ihm mitteilte sie fände das abstoßend. Damit trieb sie ihn in den Selbstmord. Viele ihrer Psychosen scheinen von diesem Fehler entstanden zu sein.

In "A Streetcar Named Desire" treffen sich ein schlichter Macho und eine lügende Snobistin auf engstem Raum. Das führt zu einer für den Leser angenehmen Dynamik und zur Katastrophe. Dass sich in diesem Konflikt zweier kritikwürdiger Menschen letztlich der Macho durchsetzen kann, ist einerseits der Tatsache geschuldet, dass Blanche es sich mit allen Protagonisten verscherzt hat. Andererseits dürfte es leider in solchen Konflikten die Regel sein.

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Mittwoch, 20. Juni 2012
Antoni/Karge: Brecht (im Berliner Ensemble)
Ein Abend mit Brecht-Liedern, -Balladen und -Zitaten. Präsentiert von zwei langjährigen Schauspielern. Das klingt vergnüglich und ist es auch. Dabei kommt dem Programm zugute, dass die ausgewählten Werke nicht zu Brechts bekanntesten gehören. Auf diese Weise lernt man Lieder des Künstlers kennen, die ansonsten auf Bühnen und Platten selten vorkommen.

Es gibt eine lose Rahmenhandlung, die sich um die Beziehung der beiden Schauspieler zueinander dreht. Hier will der Funke nicht richtig rüberspringen. Ein Eingangsstück, das von Band abgespielt wird, ist gut gesprochen. Und es ist eine gute Idee, offen zu legen, wie sich die Antoni und Karge kennengelernt haben. Aber - und das gilt auch für die anderen Zwischentexte - es wirkt nicht so spontant wie es wirken sollte. Stattdessen merkt man, dass alles geplant ist. Das ist nicht verwunderlich, aber das Whiskey trinken wirkt genau so gewollt wie das Protestieren darüber, ein bestimmtes Lied singen zu müssen (was im Programm bereits angekündigt ist). In solchen Fällen hätte man das Beiwerk auch einfach weglassen können.

Die Auswahl an Liedern ist meistens unterhaltsam. Erst gegen Ende wirken sieben, rasch heruntergeratterte Geschichten von Herrn Keuner etwas lieblos. Vorher aber arbeiten Antoni und Karge einen kritischen, politischen und dabei aber doch unterhaltsameren, revueartigen Brecht heraus. Das sorgt für unterhaltsame 75 Minuten.

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Dienstag, 19. Juni 2012
Gehört: Irgendwo in Berlin (von Rosenstolz)
Das vorletzte Lied auf dem Album "WIr sind am Leben" ist eine Liebeserklärung an Berlin. Zu einem dezenten Rhythmus, der anfänglich aus Klavierklängen, später auch aus Bass und Gitarre besteht, singt AnNa R. erst leise, später mit mehr einsetzenden Instrumenten lauter, die anhimmelnden Zeilen.

Obwohl Berlin durch den Krieg geteilt, nach der Wende mit Bausünden ausgestattet und dadurch heute ohne Zentrum dasteht (Hat Dein Herz auch Narben) , ist es doch eine offenherzige Stadt (Deine Tür bleibt immer auf), die niemanden wieder loslässt. Obwohl man regelmäßig etwas Abstand zu der Stadt braucht, bestätigt dieser doch immer wieder nur, wie gut Berlin tut (doch damit ich sicher bin, muss ich immer wieder fliehn). Die Stadt kann dem Bewohner ein Gefühl von Heimat geben (Irgendwo in Berlin, gehör ich hin).

Daher transportiert der erste Teil des Refrains mehrere Erinnerungen an Berlin (In dieser Stadt da lernt ich küssen). Der zweite Abschnitt dreht sich hingegen um die Gegenwart in Berlin (sie spielen unser Lieblingslied, in den Straßen von Berlin). Mit dem Refrain wird in dem Stück relativ frei umgegangen. Er wird nach der zweiten Strophe noch einmal wiederholt, dann fällt der erinnernde Teil weg. Stattdessen fokussiert sich die zweite Hälfte des Stückes allein auf die Wiederholung der Aufforderung: Lass uns tanzen. Eine Aktivität zu der Berlin wohl geradezu einlädt.

In der zweiten Strophe werden noch drei weitere Besonderheiten Berlins genannt. Das Alter und die Geschichtsträchtigkeit stehen der Stadt gut (Du bist älter geworden und das steht Dir ziemlich gut). Zweitens ist die Stadt trotz aller Widrigkeiten schön (Du weißt Dich so gut zu kleiden) und zeigt das vor allem nachts (richtig schön bist Du bei Nacht). Zuletzt ist die Stadt von überzeugender Ehrlichkeit gezeichnet (Und Du sagst, was Du meinst).

"Irgendwo in Berlin" ist ein Liebeslied an die Bundeshauptstadt. Dabei ist die größte Schwäche des Liedes, dass es tatsächlich konkret eine Stadt benennt. Aus demselben Text ohne konkreten Berlinbezug wäre ein Lied geworden, dass auf viele (Heimat)Städte und sogar auf Personen bezogen werden könnte. Aber als Berliner Band ist es natürlich verständlich, dass Rosenstolz ihre Heimatstadt konkret preisen wollen.

Trotz der mangelnden Projektionsfähigkeit auf persönliche Themen gehört "Irgendwo in Berlin" mit seiner ruhigen und melancholischen Art zu den Highlights der Platte. Es wirkt weniger sperrig als "E.N.E.R.G.I.E" und weniger beliebig wie das inhaltlich gute "Marilyn". Damit ist es ein eingängiges, bewegendes Lied, das man aber wohl erst richtig fühlen kann, wenn man lange Jahre in Berlin gewohnt hat.

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Montag, 18. Juni 2012
Frankreich: Sozialistische Mehrheit, ohne Republikanische Front gegen Rechtsextremisten
Frankreich hat gestern im zweiten Wahlgang die letzten Plätze der Nationalversammlung gewählt. Für die Sozialisten um François Hollande war die Wahl ein Triumph: Sie holten die absolute Mehrheit. Die konservative UMP musste eben so eine Niederlage einstecken wie die extrem Linke Front de Gauche. Anders sieht es bei den Rechtsextremisten aus. Der Front National ist erstmals seit 1986 wieder mit Abgeordneten in der Nationalversammlung vertreten.mehr

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Sonntag, 17. Juni 2012
Gelesen: Träumen Androiden von elektrischen Schafen (Blade Runner) (von Philip K. Dick)
Der dritte Weltkrieg hat die Erde beinahe unbewohnbar gemacht. Wer nicht auf den Mars fliehen kann, riskiert auf der Erde gesundheitliche Schäden durch atomare Strahlung. Da Tiere während des Krieges knapp geworden sind, ist es in der post-Kriegsreligion ein wichtiges Element, ein Tier zu halten. Der Blade Runner Rick Deckard kann sich derzeit aber nur ein elektrisches Tier leisten. Um ein echtes Tier zu erlangen, muss er Erfolg in seinem Job haben: Für jeden Androiden, die Menschen mittlerweile täuschend ähnlich sind, den er fasst, erhält er 1 000 Dollar.

Dieser spannende Roman fesselt den Leser von Anfang bis Ende. Dick gelingt es wieder einmal, den Leser bereits nach wenigen Sätzen in eine dystopische Zukunftswelt zu entführen. Wenig wird erklärt und doch hat man die Postkriegswelt sofort vor Augen.

Glorreich ist dabei der Widerspruch zwischen der merceristischen Menschheit und ihrem Verhalten gegenüber den Androiden. Nach dem Krieg sagte der Mercerismus, dass die Menschheit sich auf ihre Gefühle, ihre Empathie konzentrieren sollte. Mord ist die größte Sünde und wird streng geahndet. Mittlerweile können die Menschen ihre Gefühle mittels Maschinen kontrollieren, tun sich gegenseitig kein Leid mehr an und lieben ihre Tiere. Allein die Vorstellung, einem Tier könnte etwas zuleide geschehen, ist für die meisten Menschen unerträglich.

Androiden werden an Menschen vergeben, die sich entschließen, die Erde zu verlassen. Sie dienen auf dem Mars als Sklaven, obwohl sie von Menschen mittlerweile nicht mehr zu unterscheiden sind. Einige Androiden rebellieren dagegen, töten ihre Besitzer und fliehen zurück zur Erde. Dort werden sie von Blade Runnern wie Deckert gejagt. Androiden können nur durch ihren empathischen Mangel erkannt werden. Sie reagieren nicht so schnell auf Tierquälerei wie Menschen.

Hier bricht der beißende Sarkasmus Dicks durch. Allein die Tatsache, dass Androiden ein paar zehntel Sekunden weniger empathisch als Menschen sind, reicht für Menschen aus, um sie kalt und effizient zu töten. Jedes Tier wird besser behandelt als die menschengleichen Androiden, obwohl die Androiden ihre Wünsche und Hoffnungen sogar artikulieren können. Besonders paradox wirkt dies, angesichts der Tatsache, dass Menschen ihre Gefühle mithilfe von Maschinen steuern. Gleichzeitig haben sie kein Problem gefühlsbesitzende Maschinen zu zerstören.

Im Laufe des Romans beschreibt Dick anhand des „Sonderfalls“ Isodore wie die post-Kriegsgesellschaft mit Strahlenschäden umgeht. Außerdem dekonstruiert Dick das zunächst so offensichtlich erscheinende Szenario.

Ausgiebig wird mit der Frage, was eigentlich menschlich ist, gespielt. Als die Androiden-Testmethode nicht mehr über alle Zweifel erhaben ist, kann auf einmal jeder ein Android sein. Aber Dick streut auch Zweifel darüber, ob es auf dem Mars wirklich besser ist als auf der Erde, wer eigentlich Mercer ist und das führt zu einem spannenden, aufwühlenden und nachdenklichen Finale. Diese Eigenschaften passen auf das gesamte Buch, das spannend zu lesen ist und so unterhaltsam, spöttisch und doch anregend die Frage, was eigentlich das Menschsein ausmacht, thematisiert.

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Samstag, 16. Juni 2012
Gelesen: Romanas Entscheidung


"Romanas Entscheidung" ist ein routinierter Roman, der ein weiteres Akoluthorum zutage bringt. Dabei wird die Einsamkeit der Wanagi Romana Hel'gara unter den Menschen etwas beleuchtet und eine Volks, das nur aus Frauen besteht erforscht. Leider wird dabei vergessen, dass man zu Beginn mit dem Volk Kontakt aufgenommen hat. Am Ende aber scheint die Möglichkeit, Außerirdische befinden sich auf der Welt, eine wirkliche Überraschung zu sein. In dem Fall hätte erklärt werden müssen, dass die isolationistische Kultur dazu geführt hat, dass die "normalen" Bürger der Welt mit Außerirdischen nun einmal nicht rechnen.

Die ganze Rezension findet sich wie immer auf SF-Radio:
Sternenfaust Band 192 - Romanas Entscheidung (von Gerry Haynaly)

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Freitag, 15. Juni 2012
Parteikonvent: Viel Inhalt ohne Publikum?
Morgen findet von 11 bis 17 Uhr der SPD-Parteikonvent im Willy-Brandt-Haus statt. Die Agenda kann sich sehen lassen. Die als kleiner Parteitag konzipierte Institution soll sich in erster Linie mit den Themen "Kommunal-", "Jugend-" und "Außen- und Sicherheitspolitik" beschäftigen. Vorraussichtlich wird eine Debatte zu dem Fiskalpakt hinzugefügt. Der Parteikonvent wurde auf dem letzten ordentlichen Bundesparteitag in das Organisationsstatut geschrieben. Angelehnt an den "Arbeitsparteitag" 2010, der sich nicht mit Wahlen, sondern ausschließlich mit Inhalten beschäftigte, sollte so ein beschlussfassendes Gremium entstehen, das sich zwei Mal im Jahr (wenn es keinen Parteitag gibt) und einmal im Jahr (wenn es dazu einen Parteitag gibt) um das inhaltliche Profil der Partei kümmert. Eine schöne Idee.

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Donnerstag, 14. Juni 2012
Gelesen: Friedrich Ebert (von Peter-Christian Witt)
Dieses Werk ist neben dem geschichtswissenschaftlichen Mammutwerk von Walter Mühlhausen, das ebenfalls im Dietz-Verlag erscheint, das einzige, noch verlegte Überblickswerk zu Friedrich Ebert. Das erstaunt ein wenig, schließlich liegt die Deutungshoheit über den durchaus umstrittenen ersten Reichskanzler der Weimarer Republik damit ausschließlich bei einem Verlag, der im Besitz der sozialdemokratischen Friedrich-Ebert-Stiftung ist.

Es verwundert daher nicht, dass dies keine kritische Betrachtung des Wirken Eberts ist. Überraschenderweise ist es aber auch keine reine Lobpreisung. Der Autor legt stattdessen großen Wert auf die biographischen und politischen Wurzeln Eberts. Der Zeit bis 1918 widmet er die Hälfte des Buches. Das ist überwiegend interessant und spannend. Eberts Zeit als Wirt in Bremen, seine Gewerkschafts- und Parteiaktivitäten sowie seine ersten Studien sind Details, die mir zuvor nicht geläufig waren.

In der zweiten Hälfte über Eberts Wirken während der Novemberrevolution sowie seiner Jahre als Reichspräsident bemüht sich der Autor um einen differenzierten Ton. Dabei lässt sich jedoch nicht verhehlen, dass Witt immer bemüht ist, Eberts Position nachvollziehbar zu machen. So macht er deutlich, dass Ebert als Verteidiger eines parlamentarischen Systems gar keine andere Wahl hatte, als sich gegen linksradikale Kräfte zu stellen und dass das 1918/19 nur mithilfe der Armee ging. Gleichzeitig verschweigt Witt jedoch nicht, dass sich Eberts Pläne in vielen Punkten nicht erfüllt haben und die von ihm erhoffte Republikanisierung vor allem der Armee nicht gelang.

In diesem Abschnitt beschreibt Witt nicht nur das Handeln Eberts, sondern skizziert darüber hinaus die jeweiligen Reichsregierungen, die aktuellen politischen Diskussionen und das Verhalten der SPD in den Jahren 1918 bis 1925. Dadurch wirkt der zweite Abschnitt sehr überladen. Außerdem dreht sich nicht mehr alles um Ebert selbst, wie es in der ersten Hälfte des Buches noch der Fall ist. Das ist schade, denn nach der neutralen Beschreibung von Eberts Lebensweg ist man nun auf die Wertungen des Autors angewiesen. Der gibt mal den Sozialdemokraten, mal den bürgerlichen Parteien die Schuld daran, dass Eberts Kompromissstrategie letztendlich scheiterte. Andererseits wäre Eberts wirken ohne einen Rückgriff auf die ihn umgebende Politik nicht zu verstehen.

Dennoch hätte es dem Buch gut getan, wäre der zweite Abschnitt noch ausführlicher. Es bleibt dem Autor genügend Raum, um immer wieder darauf hinzuweisen, dass Ebert alles Erdenkliche tat, um für eine kompromissbereite politische Kultur zu sorgen. Das Projekt scheiterte, Ebert sah sich am Ende aufgrund seiner Kompromisstrategie politischen Angriffen aus dem eigenen Lager ausgesetzt und erlag schließlich einer verschleppten Blinddarmentzündung.

Witts Buch, das im Fließtext der Lesbarkeit wegen selten mit Quellen arbeitet und diese lieber an das Ende des Kapitels stellt, gibt einen guten Überblick über das Leben Eberts, seinen Taten und Handlungsmöglichkeiten während seiner Präsidentschaft und seiner Bewertung durch Zeitgenossen. Das geschieht überraschend differenziert, wobei im Zweifel eher dem Umfeld und auch der SPD als Ebert die Schuld an dem Misslingen seiner Bemühungen um eine soziale Demokratie gegeben wird. Die ausgewogene Bewertung und die Details aus Eberts Leben vor Präsidentschaftszeit machen das Buch lesenswert.

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