Das Berliner Ensemble inszeniert Wedekinds bekanntestes Stück sehr nah an der Vorlage. Es gibt keine gegenständliche Kulisse. Die einzige Ausnahme bildet der letzte Auftritt, der Friedhof wird mit Grabsteinen dargestellt. Die Bühne ist durch eine Wand getrennt. Die Wand ist in mehre Abschnitte geteilt, die sich um ihre eigene Achse drehen lassen. Dadurch kann die Bühne regelmäßig durchlässig gemacht werden und die einzelnen Wandteile in das Stück eingebunden werden. So sind sie mal Tür, mal Baum und eignen sich zudem in ihrer Drehgeschwindigkeit als Ausdruck der Gefühle der Protagonisten. Bis auf Wendla sind alle Schauspieler in schwarz oder weiß gekleidet. Farbe gibt es kaum.
Die Inszenierung verkürzt nicht die witzigen Elemente des Stückes. Trotz der zwei Tragödien des Stückes gibt es genügend Stellen zum Schmunzeln, sodass das die Aufführung trotz des ernsten Themas sehr kurzweilig ist. Vor allem die Ironie der Professorenrunde ist sehr gelulngen auf die Bühne gebracht worden. Aber auch in den anderen Auftritten wurden die humoristischen Ansätze beibehalten.
Dabei wird jedoch auch deutlich, dass allen Jugendlichen eine erfahrene Bezugsperson fehlt. Sie alle strotzen vor Experimentierlust. Sie wissen aber nicht, was sie wie tun können. Vieles, was mit ihnen geschieht, beschämt sie. Sie versuchen, sich gegenseitig anzuvertrauen. Aufgrund der dabei - gerade bei Jungen - unvermeintlichen Prahlerei und der gleichzeitigen Schamhaftigkeit führt das aber nicht zu der notwendigen Ernsthaftigkeit und Offenheit. Das merkt man auf der Bühne deutlich.
An einigen Stellen hätte das Stück allerdings etwas gestrafft werden können. Obwohl die Darstellerin von Melchiors MUtter sehr überzeugend ist, hätte die Rezitation ihres Briefes an Moritz Stiefel nicht sein müssen. Auch die Szene, in der der Gymnasiast Hans seine Wichsvorlage in der Toilette entsorgt, drückt aufgrund ihrer Länge zwar die gewollte Hemmnis gegen die Zerstörung des Bildes aus, ist aber nun einmal vor allem Lang. Das sonst hohe Tempo des Stückes wird in diesen Momenten unnötig gedrosselt.
Insgesamt schafft die Inszenierung den Spagat zwischen Unterhaltung und Ernsthaftigkeit sehr gut. Insbesonders der gewollt unglaubwürdige Schluss durch das plötzliche Auftauchen einer verständnisvollen, erwachsenen und gleichzeitig aufklärenden Bezugsperson ist trotz ihrer Kitschigkeit hier sehr gelungen.
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Vergleichbar ist das auf dem Album nur mit dem Eingangslied Wir sind am Leben. Doch während das Lied ein Aufruf zur Reflektion über bisher Geleistetes sowie die Vergewisserung der eigenen Handlungsfähigkeit ist, schreibt der Aufruf "Lebe" aus "Flugzeug" heraus.
Der Text ist dabei ähnlich vereinfacht wie der Rhythmus. In der ersten Strophe wird klar gemacht: Du hast nichts mehr zu verlieren. Ganz offensichtlich ist die Situation schwierig, zuvor wird mit Regen- und Sturmmetaphern gespielt. Nach dieser Feststellung dreht sich der Rest des Liedes um Start und Flug. Da man ja nichts zu verlieren hat, muss man ins Licht. Egal wie die Rahmenbedingungen sind (Auch wenn Dein Flugzeug keine Flügel hat) darf das nicht verhindern, den eigenen Weg, die eigenen Ziele, das eigene Glück - kurz: das Licht - zu finden (flieg los - und es hebt trotzdem ab). "Flugzeug" ist damit in erster Linie ein Lied gegen die Resignation.
Erst in den letzten Zeilen wird das Lied um einen weiteren Aspekt erweitert. Dort heißt es: Es tut gut, wenn wir uns sehn / ab und zu mal fliegen gehn / denn mit Dir flieg ich so weit / bist Du da, bin ich bereit. Nachdem zuvor dazu aufgefordert wurde, sich aus dem Trübsal zu erheben und einen eigenen, eventuell glücklicheren Weg zu gehen, zeichnet sich am Ende das Ziel ab. Wenn man mit sich selbst im Reinen ist, sich also aufgerafft hat, zu fliegen, dann ist man auch für Mitmenschen wieder erträglich. Das muss nicht heißen, alle Probleme zu ignorieren. Nur gelgentlich muss man sich bei aller Trauer einfach mit Freunden amüsieren. Das tun die gerne und hilft gleichzeitig.
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Nach dem enttäuschenden vorherigen Roman der Reihe wird die Handlung um den "Typhon Pact" fortgesetzt. David R. George III nimmt sich viele Themen vor, was zu einem hektischen, überladenen und zerfaserten Eindruck des Romans führt. Bei den Charaktern gelingt es ihm nicht Captain Sisko auf der Robinson und Prynn Tenmei auf Deep Space Nine überzeugende Handlungen zu verschaffen.
Aber: Der Roman bringt die Handlung um den Typhon Pact voran und ist für Leser, die die Geschichte der Föderation nach dem letzten "Star Trek"-Film in der originalen Zeitlinie ("Nemesis) weiterhin interessiert, unverzichtbar. Das ist aufgrund der vielen Themen nicht langweilig, aber auch nicht wirklich gut.
Die komplette Rezension findet man auf Trekzone:
Star Trek Typhon Pact: Plagues Of Night (von David R. George III)
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"Unter zwei Monden" ist der dritte Teil einer bisher handlungsarmen und inhaltlich unsinnigen Staffel. Erschreckenderweise ändert der Roman an diesen beiden Attributen gar nichts. Stattdessen wird der Leser mit einer Transit-Handlung, die die vielen "Ich geh von A nach B"-Handlungen der zweiten Staffel an Handlungsarmut noch unterbietet, und einer sterotypen Entführungsgeschichte samt Quoten-Wahnsinnigem gelangweilt.
Die komplette Rezension zu dem Roman findet man wie immer auf SF-Radio:
Perry Rhodan Neo Band 19 - Unter zwei Monden (von Marc A. Herren)
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Um diese drei Hauptcharaktere entfaltet Wedekind eine konservative Erziehungslandschaft, die lediglich von Melchiors Mutter gebrochen wird. Das ist an einigen Stellen komisch. Sowohl der Schrecken, der Wendlas Mutter befällt, als von ihr verlangt wird, sie aufzuklären, als auch das Lehrerkollegium, das an der Wand zwar bekannte Aufklärer hängen hat, sich selbst jedoch keine Gedanken über die richtigen Erziehungsmethoden macht. Freilich wird jeder Humor durch die tragischen Ereignisse des Stückes begrenzt.
Denn die Lehrer nehmen natürlich keine Rücksicht auf Moritz Situation. Er schafft es zwar gerade das Schuljahr zu bestehen, doch wird deutlich, dass er langfristig sitzen bleiben wird. Als Melchiors Mutter ihm ein Ticket nach Amerika versagt, bringt er sich um. Die Schuld wird Melchior zugeschrieben, da dieser Moritz schrifltich erklärt hat, wie der Geschlechtsakt funktioniert. Zu keinem Zeitpunkt wird an Melchiors Schuld gezweifelt, niemand kommt auf die Idee, sich über weitere Gründe für den Selbstmord des Jungen Gedanken zu machen.
Zu allem Überfluss schwängert Melchior Wendla durch eine Vergewaltigung. Diese weiß gar nicht, dass sie schwanger ist. Ihre Mutter bemerkt es und versucht ihrer Tochter zunächst Bleichsucht einzureden. Die Enthüllung der Schwangerschaft ist für Wendla dann natürlich erst einmal nicht zu glauben. Die Mutter nimmt eine Abtreibung vor, um die Familie vor der Schande zu bewahren. Die Abtreibung geht schief, Wendla stirbt.
Melchior macht sich zum Schluss daher ernsthafte Schuldvorwürfe. Das ist in beiden Fällen nicht unberechtigt. Weder konnte er seinen Freund stützten, noch hat er die Konsequenzen seines Tuns für seine Geliebte vorausgesehen. Denn bei Melchiors Kenntnisstand wusste er über die Auslöser für eine Schwangerschaft Bescheid. Aber das Stück zeigt deutlich, dass auch ein liberales Elternhaus allein nicht ausreicht, um einen Jugendlichen glücklich zu machen. Melchior ist nämlich selbst vor den Tragödien nicht durchgehend glücklich. Das gehört zu dem Lebensabschnitt aber dazu und Melchior hat als einziger Jugendlicher die Freiheit zu experimentieren, ohne von prüden Eltern behindert zu werden. Sein Unglück wird durch die ihn umgebenden Verhältnisse ausgelöst, er erkennt die Probleme offensichtlich gar nicht.
Melchior ist am Ende selbst am Verzweifeln, wird aber von einem vermummten Mann wieder ins Leben zurückgeführt. Das wirkt wie ein kleines Wunder, verlässt jeden Realismus. Doch in der verfahrenen Situation hätte Melchior wohl durch nichts anderes gerettet werden können.
"Frühlings Erwachen" ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was geschieht, wenn Erwachsene Jugendliche weder ernst nehmen, noch als Jugendliche betrachten. Mit dem Ziel, die Jugendlichen zu schützen, werden ihnen im Stück wichtige Informationen vorenthalten, während sie gleichzeitig enormen Repressionen im Schulbetrieb ausgesetzt sind. Selbst ein Jugendlicher aus liberalem Elternhaus kann dabei zur Verzweiflung gebracht werden und benötigt ein kleines Wunder, um zur Lebensfreude zurückgeführt zu werden. An dem Stück wird spannend deutlich, wie Jugendliche in einem repressiven Umfeld mit Sexualität experimentieren, von der sie keine Ahnung haben. Letztlich ist es ein Plädoyer dafür Jugendliche als solche und nicht als Kinder wahrzunehmen und sie aufzuklären, bevor sie sich aus Unwissenheit selbst schaden. Beachtlich, dass so etwas bereits 1890 verfasst wurde.
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Diese Reduzierung tut dem Stück richtig gut, denn sie lenkt den Fokus von den bürgerlichen Tugenden. Mit Sir William Sampson ist der gutmütigste und tugendhafteste Charakter aus dem Stück geschrieben. Freilich wird er erwähnt und sein Brief taucht auf, aber seine langen Vergebungszenen entfallen.
Sara wirkt weitaus weniger tugendhaft. Viel mehr verdeutlicht die Inszenierung stärker das naive Mädchen. Insgesamt spielt sie aber eher eine Nebenrolle. Denn die meiste Zeit steht Marwood auf der Bühne und ringt um ihre verflossene Liebe.
Natürlich ist auch hier Marwood dafür verantwortlich, dass Sara am Ende stirbt und Mellefont sich umbringt. Sie kann nicht akzeptieren, dass sie nun nicht mehr geliebt wird und führt alles ins Feld, um Mellefont zurückzuerobern. Dass zum Beispiel ihr Argument, die gemeinsame Tochter Arabella brauche einen Vater, nur vorgeschoben ist, wird dadurch deutlich, dass sich Marwood in keiner Weise um die Belange ihrer Tochter kümmert. Alles was sie im Stück sagt und tut, muss also als List verstanden werden.
Und dennoch wird durch die Straffung deutlicher als im Dramentext, dass sie nicht die alleinig böse ist. Sie ist nicht die einzige, die der bürgerlichen Tugend und damit der Hochzeit Mellefont und Sara im Weg steht. Mellefont selbst hat durch seinen Lebensstil das Unglück heraufbeschworen. Das erkennt er auch im Original und bringt sich daher um. Auf der Bühne aber wird deutlicher, welche Schäden seine Affären hinterlassen haben. Marwood ist zu einem großen Teil das Opfer ihrer eigenen Gutmütigkeit, die von Mellefont ausgenutzt wurde und die sich danach in einen Wahn gesteigert hat. Aber selbst wenn man ihren Liebeswahn ignoriert, bleibt die Tatsache, dass Mellefont sie ihrer gesellschaftlichen Stellung beraubt hat und zu einer entehrten Person gemacht hat. Das scheint ihn kaum zu kümmern, er denkt allein an sich. Dadurch wird noch klarer, dass Mellefont die egozentrische Person in dem Stück ist, die zwar die wahre Liebe gefunden hat, sie aber nicht verdient. Tragischerweise vernichtet eine alte Liebe seine wahre Liebe und damit auch ihn.
Die Darstellung Marwoods in der Inszenierung des Berliner Ensembles überzeugt und ist sehr eindringlich. Die Kürzungen und Veränderungen des Stückes tun ihr genau so gut, wie die behutsame Modernisierung durch das Verwenden von Mobiltelefonen. Sehr gelungen ist daüber hinaus, dass zu Beginn, in der Mitte und am Schluss Fabeln zitiert werden, die höchstwahrscheinlich an den bekannten lessingschen Fabeln angelehnt sind. In ihnen dreht es sich zunächst um einen alternden Wolf, der auf die Hartherzigkeit der Welt mit rasendem Wahn reagiert (Marwood), und später um ein Schaf, das erst von Zeus eine Verteidigung gegen Feinde erbittet und sie ablehnt als es erkennen muss, dass dies seinen Charakter verändern wird und sich zum Schluss (diesmal für Jupiter) bereitwillig opfern lässt. Diese beiden Fabeln werden natürlich von Sara zitiert.
Die Inszenierung macht aus dem etwas gemächlichen und umfangreichen Werk eine berührende, gefühlvolle und dramatische Aufführung. Dabei stehen nicht so sehr die heilsamen bürgerlichen Werte und die „reinen“ Möglichkeiten des Bürgertums im Mittelpunkt, sondern das Leid, das durch das Erlöschen einer Liebe und die darauf folgende Eifersucht ausgelöst werden kann. Das nimmt den Zuschauer mit und lässt ihn nicht nur mit dem gescheiterten Paar, sondern auch mit der rasenden, liebestollen Marwood leiden.
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"Ein klarer Fall" ist natürlich nicht klar. Stattdessen verdeutlicht der Radiotatort aus Bremen auf eindrucksvolle Weise, dass Technik keineswegs Polizeiarbeit ersetzt. Zu Beginn wird ständig von dem Täter gesprochen. Erst mit den ersten Zweifeln gelangt langsam das Wort "Verdächtiger" in den Tatort. Das macht klar, "im Zweifel für den Angeklagten" gilt in Zeiten von "Security DNA" nicht mehr. Hat jemand die richtige DNA, ist er schuldig. In diesem Fall nützt das vor allem dem wahren Täter.
Doch der Tatort ist nicht allein ein Lehrstück auf die moderne Fahndungstechnik. In einer Kurzschlussreaktion lässt sich Berding in ein Gefängnis einschleusen und Staatsanwalt Gröninger muss feststellen, dass es schwierig ist, gegen eine politisch gewollte Ermittlungsmethode vorzugehen. Das ist spannend und unterhaltsam.
In einer Nebenhandlung erfährt Kommissarin Everning, warum ihr Vatr ihre Berufswahl immer ablehnte. Er wurde als überzeugter, linker Pfarrer einst in der Strafvollzugsseelsorge entführt. Er teilte die Forderungen der Entführer, musste aber mit ansehen, wie die Verbrecher erschossen wurden. Das nimmt er der Polizei bis heute übel und gibt sich gleichzeitig eine Mitschuld an der Tragödie. Denn er ließ die Polizei in dem Glauben, die Entführer besäßen tatsächlich Waffen. Damit wollte er deren Verhandlungsposition stärken, verursachte im Endeffekt aber eine übertrieben Polizeiaktion. Everning erfährt das nicht direkt von ihrem Vater, zu einer Aussprache kommt es nicht, da sie Gröninger und Berding dabei helfen muss, den "Security DNA"-Fall aufzulösen.
Die spannende und erschreckend realistisch wirkende Handlung um eine unsinnige und gefährliche neue Ermittlungsmethode wird somit durch ein persönliches Schicksal abgerundet. Leider ahnt man von Anfang an, dass es zu der Aussprache zwischen Vater und Tochter nicht mehr kommen wird. Das hätte man zwar besser lösen können, es ist aber der einzige Kritikpunkt an einem außerordentlich gelungenen Radiotatort.
Die Folge kann noch bis zum 19. Juni auf der Homepage der Serie heruntergeladen werden.
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Nach "Watching The Clock" liefert Christopher L. Bennett einen weiteren sehr guten "Star Trek"-Roman um das "Department Of Temporal Investigations" ab. Ging es im ersten Band in erster Linie um die Zeitreisen an sich und den Kalten Krieg, der darum tobt, dreht sich im zweiten Band der Reihe alles um Geschichte. Die Agenten lernen anhand eines Zeitunfalls, dass die Zeitgeschichte der Föderation und vor allem des DTI selbst bei weitem nicht so makellos ist, wie sie gedacht haben. Der Roman verdeutlicht zu auf spannende Weise, wie Geschichte umgeschrieben und -gedeutet werden kann.
Darüber hinaus beschäftigt sich Bennett a mit den Classic-Charakteren. Ihm gelingt es aber nicht, Scott und Kirk neue Facetten abzugewinnen. Spock und Sulu hingegen haben Auftritte, die man so nicht erwartet hat, die aber dennoch zu den Charakteren passen.
Die komplette Rezension zu dem gelungenen Roman ist auf Trekzone nachzulesen:
Star Trek: Department Of Temporal Investigations - Forgotten History (von Christopher L. Bennett)
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Am vergangenen Dienstag beschäftigte sich meine "Sternenfaust"-Kolumne auf dem Zauberspiegel mit der Frage, wer oder was wohl der "starke" Gegner Im Andromeda-Zyklus sein wird. Dabei wird auch die Frage behandelt, ob ein Zyklus wirklich immer einen großen, übermächtigen, nicht zu besiegenden Gegner benötigt, der am Ende klein ist,nichtmehr mächtig ist und besiegt wurde.
Schwache Gegner? Oder braucht es keinen Gegner?
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Auf Trekzone habe ich einen knappe Meldung über die "Star Trek"-Neuerscheinungen im Monat Juni verfasst. Der deutsche Verlag "Cross Cult" veröffentlicht unter anderem den von mir im Dezember rezensierten Roman "Das jüngste Gericht" in einer deutschen Ausgabe. Die komplette Meldung findet man hier.
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Lessings „bürgerliches Trauerspiel“, das als erstes dieser Art gilt, trägt den Titel einer zerrissenen Hauptfigur. Sara Sampson wird von Mellefont in erster Linie für ihre Tugendhaftigkeit geliebt. Sie selbst sieht sich ebenfalls als tugendhaft und sieht es trotz der unangemessenen Flucht als nötig an, zu heiraten. Ihr Weltbild muss aber wanken, da sie ja mit ihrem Liebhaber durchgebrannt ist und damit ihren Vater schwer verletzt hat. Dadurch hat sie selbst das Gefühl, große Schuld auf sich geladen zu haben.
Auf den Leser wirkt das zunächst tragisch, da Mellefont dieses Opfer gar nicht zu schätzen scheint. Er wirkt zu Beginn als der Bösewicht des Stückes und man traut ihm nicht zu, dass er sich längerfristig an eine Person binden könnte. Das merkt dieser selbst und verzögert die Abreise und damit die Hochzeit.
Marwood wirkt gegenüber dem wankelmütigen Mellefont immerhin standfest. Sie wird zwar bei weitem nicht so tugendhaft wie Sara dargestellt, verfolgt aber ein klares Ziel: Mellefont. Dieser hat ihr übel mitgespielt und behandelt sie noch immer schlecht. So entreißt er ihr die gemeinsame Tochter, liebt diese über alles und bezeichnet sie gegenüber Marwood dennoch als Symbol deren Schande. Die Sympathien für Marwood verfliegen jedoch mit den Methoden, die sie wählt.
So versucht sie Mellefont zu töten und vergiftet zum Schluss Sara als sich ihr die Gelegenheit gibt. Dazwischen versucht sie in umfangreichen Dialogen und mit der Kontaktierung des Vaters die Beziehung zwischen Mellefont und Sara zu verhindern. Doch Mellefont und Sara erweisen sich als zu standfest und der Vater als zu gütig, als dass ihr Plan aufgehen könnte. Die bürgerlichen Werte, die ihre drei Kontrahenten verinnerlicht haben, lassen die Intrige im Sande verlaufen. Als sie erkennt, dass sie für sich keinen Erfolg haben wird, gönnt sie anderen kein Glück und greift zur Gewalt.
Das bietet Sara die Möglichkeit endgültig zur tragischen Person aufzusteigen. Ihr Fehler wurde ihr von ihrem Vater verziehen, alles schien gelöst und dann stirbt sie durch das Gift ihrer Nebenbuhlerin. Doch anstatt zornig zu werden, vertraut sie darauf, dass das Gewissen Marwood genügend quälen wird, Rache sei nicht nötig. Diese reife Entscheidung ist nach einem – häufig mit viel zu langen Dialogen ausgestatteten – Stück bewegend. Es ist somit nicht nur ein Stück, das allgemein die bürgerlichen Werte in den Mittelpunkt stellt, sondern zum Schluss vor allem das Gebot der Güte und Verzeihung betont.
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