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Gelesen: Wächter des Zwielichts

Der ewige Kampf zwischen dem Licht und dem Dunkel verlagert sich ein wenig. Denn nun wird auch die Inquisition immer mehr in den Konflikt hineingezogen. Diese Institution soll eigentlich über den beiden Seiten und den beiden Wachen stehen und dafür sorgen, dass der große Vertrag, der das Gleichgewicht bewahren soll, eingehalten wird.
Doch nun scheint jemand eine Möglichkeit gefunden zu haben, normale Menschen in Andere zu verwandeln. Damit wäre das Gleichgewicht endgültig nicht mehr zu halten. Denn jeder, der über diese Macht verfügt, könnte sich und seine Seite beliebig oft verstärken. So jemand würde als erstes die Inquisition auslöschen, um die Alleinherrschaft zu erlangen. Daher hat die Inquisition ein berechtigtes Interesse daran, dass jemand mit einer solchen Macht gestoppt wird.

Nachdem nun jeweils drei Missionen aus Sicht der Tagwache und der Nachtwache geschildert wurden, dreht sich dieser Roman nun eher um die Wächter des Gleichgewichts. Schön ist aber, dass dennoch vor allem der Lichte Anton im Vordergrund steht, der auch schon die Hauptfigur in den anderen beiden Romanen war.
Dadurch ist es aber um so faszinierender, dass die Geschichten trotzdem die Sicht der Inquisition darstellen, obwohl das Geschehen hauptsächlich aus der Sicht eines Lichten beschrieben wird.
Immer deutlicher wird nämlich, dass der Kampf zwischen Licht und Dunkel beinahe nur vorgeschoben ist. Natürlich kämpfen beide Seiten um die Vorherrschaft. Letztendlich geht es beiden Seiten allerdings nur um das Ziel die Anderen vor einer Entdeckung durch die Menschen zu beschützen.

Überraschenderweise arbeiten die Tag- und die Nachtwache in dem dritten Teil der Wächter-Reihe also mit der Inqusition zusammen. Die große Konfrontation, die sich in den letzten Bänden durch viele Intrigen ankündigte, bleibt also aus.
Stattdessen werden wieder drei Geschichten erzählt, von denen man erst am Schluss merkt, dass sie alle etwas miteinander zu tun hatten und aufeinander aufbauten. Wieder beginnt die erste Geschichte sehr langsam, besticht aber durch eine sehr gut gelungene Darstellung einer russischen Mietwohnungssiedlung.

In dem zweiten und dritten Teil nimmt die Handlung dann richtig Fahrt auf. Zum Schluss steht sogar einmal wirklich das Schicksal der gesamten Menschheit auf dem Spiel und nur Anton kann die Welt davor retten, dass sie nur noch von anderen bevölkert ist - er muss dafür nur einen alten Freund, einen Dunklen, töten.

So überzeugt also auch der dritte Teil durch nicht unbedingt sympathische aber glaubwürdige Charaktere, eindrucksvolle Beschreibungen und raffinierten Geschichten. Außerdem wird immer mehr enthüllt, dass die großen Veränderungen des zwanzigsten Jahrhunderts (Kommunismus, Faschismus) alle von den Anderen als alternative Gesellschaftsformen geplant wurden. Interessanterweise übrigens allesamt von den Lichten.

Bleibt also eigentlich nur zu hoffen, dass der letzte Teil der Reihe eben so gut und spannend bleibt wie die letzten. Und - was nur schwer vorstellbar ist - das er vielleicht sogar ein Ende für den Konflikt zwischen Licht und Dunkel bringt. Schließlich ist das ein Konflikt, indem niemand siegen kann. Denn mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die Schaffung einer besseren Gesellschaft, wie die Lichten das planen, eine Entdeckung der Anderen und damit deren Auslöschung mit sich bringen würde. Also wird auch die Lichte Seite nie triumphieren können, ohne dabei ausgelöscht zu werden.
Fast schon tragisch ist es dann, dass es in der Nachtwache Kämpfer gibt, die teilweise seit über 800 Jahren für die Lichte-Sache kämpfen auch wenn sie wissen, dass es höchstwahrscheinlich zwecklos ist oder zum Untergang der eigenen Art führt. Andererseits ist es auch schön, wenn man sich seinen Idealismus so lange bewahren kann. Denn unter dem Gesichtspunkt des Idealismus wirkt sogar der manchmal recht kaltherzige lichte Chef der Nachtwache äußerst sympathisch.

Aber wie gesagt, spannend wird, was für eine Lösung der vierte und letzte Band bringt...

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