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Gelesen: Barrayar (von Lois McMaster Bujold)
"Barrayar" ist chronologisch gesehen der zweite "Barrayar"-Roman und spielt nur wenige Monate nach dem chronologisch ersten Roman .

Cornelia Naismith, Captain der Beta-Kolonie, ist jetzt mit Aral Vorkosigan, einem barrayaranischen Count, verheiratet. Aral ist im letzten Roman zum Regenten Barrayars aufgestiegen und das sorgt für einige Probleme. Barrayar ist keine Demokratie, sondern hat einen Imperator. Dieser ernennt die Regenten und Ministerpräsidenten. Aral Vorkosigan ist so lange Regent bis Prinz Gregor alt genug ist, um den Imperatorposten auszuüben. In der barrayarnischen Logik ist es jetzt relativ einfach, Herrscher über den Planeten zu werden: Man muss lediglich Aral und Gregor töten.

Die erste Hälfte des Buches nutzt Bujold um dem Leser noch mehr von der barrayanischen Kultur zu zeigen. Barrayar war viele Jahrhunderte von den anderen Planeten der Galaxis abgeschnitten und ist in diesem Zeitraum wieder in eine feudale Agrarwirtschaft zurückgefallen. Erst seit 80 Jahren ist das Imperium wieder in Kontakt mit der Außenwelt und mittlerweile schon eine starke, außenpolitische Macht. Allerdings ist die Gesellschaft selbst noch recht rückständig und reagiert sehr sensibel auf Veränderungen. Und Cordelia und Aral sind eine sehr heftige Veränderung.

In dieser ersten Hälfte hängt über der jungen Familie permanent eine Bedrohung. Ständig werden Anschläge auf Aral verübt. In diesem Teil fragt man sich zwar noch, in welche Richtung der Roman eigentlich möchte, doch wie schon in Scherben der Ehre kann Bujold auch hier eine recht banale Geschichte in etwas lesenswertes verwandeln. Zumindest langweilt man sich nicht.

In der Mitte überschlagen sich dann die Ereignisse. Cordelias ungeborenes Baby wird durch einen Giftangriff stark beschädigt, kurz darauf kommt es zu einem Bürgerkrieg und Cordelia muss mit Aral Vorkosigan und seinen Truppen in die Berge fliehen. Bujold nimmt nie einen Perspektivwechsel vor. Die ganze Geschichte ist strikt aus der Sicht Cordelias geschrieben. Dadurch bekommt man verhältnismäßig wenig von den Schlachten des Bürgerkrieges mit.

Dennoch ist der Roman ab dem Ausbruch des Bürgerkrieges richtig spannend. Bujold gelingt es auch da noch, die Konflikte zwischen den Charakteren herauszustellen. Gerade mit Arals Vater hat Cordelia große Probleme, denn er lehnt die ganze Zeit ihr gengeschädigtes Baby ab. Dennoch riskiert sie viel, um Miles, wie sie ihr Baby genannt hat, aus den Händen der gegnerischen Partei zu befreien. Dabei wird Cordelia ungewollt zur Kriegsheldin.

Auf der "Befreiungsmission" vergisst Bujold auch all die nicht-adligen Nebencharaktere nicht und verpasst jedem mindestens eine gelungene Szene. Zum Schluss verdichtet sich die Handlung enorm und der Bürgerkrieg wird auf überraschend unorthodoxe Weise beendet.

"Barrayar" besticht durch bekannte Charaktere, die nicht mehr wie Protagonisten in einer Seifenoper wirken. Natürlich ist die Serie immer noch als "Space-Opera" angelegt und hat daher viele persönliche Elemente. Gerade dadurch ist "Barrayar" aber sehr gelungen. Denn hier stehen nicht die Schlachten im Mittelpunkt, sondern die Menschen die davon betroffen sind. Dadurch wird "Barrayar" zu einer spannenden und unterhaltsamen Lektüre, die einem die politischen Irren und Wirren einer extrem rückständigen Welt in weiter Zukunft aus den Augen einer fortschrittlichen Frau zeigt.

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