(Kurz)Gelesen: Menschlich ist... (von Philip K. Dick)
m-dis | 02. Dezember 11 | Topic '(Kurz)Gelesen'

Der Titel der Kurzgeschichte sagt bereits viel über den Inhalt aus. Die Menschheit hat sich "weiterentwickelt". Sie ist deutlich rationaler geworden, Gefühle spielen nur noch eine sekundäre Rolle. Daher hat der Leser das Gefühl, bei dem außerirdischen Geist handelt es sich eigentlich um einen Menschen. Zumindest sind in diesem Charakter ideale menschliche Eigenschaften wie Güte, Lebensfreude und Rücksichtsnahme dargestellt.
Denn natürlich ist die hier dargestellte Mehrheitsmeinung mindestens genau so menschlich. Die Geschichte hat gezeigt, dass viel "unmenschliches" mit erschreckender Regelmäßigkeit von Menschen begangen werden kann. Insofern wäre es zu leicht zu sagen, dass hier eine unmenschliche Gesellschaft mit den menschlichen Eigenschaften eines Außerirdischen konfrontiert wird.
Zuletzt ist auch Jill Herricks nicht über alle Zweifel erhaben. Ihre Situation wird dabei jedoch nicht als ein Dilemma entschieden. Denn eine Lebewesen hätte sie ohnehin töten müssen. Sie verurteilt ihren eigenen Gatten zum Tode und nimmt mit dem freundlicheren Außerirdischen im Körper ihres Mannes vorlieb. Sie entscheidet sich für die vorübergehend angenehmere Alternative, moralische Zweifel scheint sie nicht zu haben.
Dick zeigt also auf wenigen Seiten wie viele Eigenschaften "menschlich" sein können. Da er Herricks Entscheidung in keiner Weise kritisiert, zeigt er, dass Freundlichkeit die vielleicht wichtigste und belohnenswerte Eigenschaft ist. Und wenn sie vorhanden ist, ist es eigentlich auch egal, dass die freundliche Person gar kein Mensch ist.
"Menschlich ist...", 18 Seiten, 1954, erschienen in der Zweitausendeins Anthologie "Variante Zwei".