Gehört: Fischers Fall (ARD-Radiotatort)
Rainer Prahm ist ein Schwerverbrecher und wurde vor einigen Jahren von Kommissar Fischer verhaftet, weil er eine Kronzeugin hatte. Nun ist Prahm auf freiem Fuß und die Kronzeugin fühlt sich bedroht. Fischer weiß nicht, was er tun soll. Letztendlich versucht er Prahm in einer Gegenübstellung dazu zu bringen, ihn anzugreifen, um ihn dann erschießen oder verhaften zu können. Doch das Experiment geht schief, Fischer wird von Prahm gefangen genommen. Kurz darauf taucht auch die Kronzeugin Ute auf, die von Prahm grob misshandelt wird. Während der gefesselte Fischer versucht, Prahm zu beruhigen, wundert sich seine Kollegin Annika de Beers darüber, dass er so häufig in den Urlaub fährt.
Es braucht eine gewisse Zeit, bis man verstanden hat, worum es in diesem Tatort überhaupt geht. Fischers Motivation ist zwar schnell klar, doch sein Verhältnis zu der zunächst nur als Ute vorgestellten Kronzeugin und natürlich der Hintergrund von Prahms Straftat bleiben zunächst im dunkeln. So kann sich dadurch etwas Spannung entwickeln. Denn man rätselt, was eigentlich in dem Hörspiel gerade vorgeht.
Eigentlich handelt es sich bei dem Hörspiel aber um einen reinen Wettlauf gegen die Zeit. Denn die Kronzeugin wird von Prahm lebensgefährlich verletzt. Nun kommt es auf Fischers ahnungslose Kollegin an, dass sie das Rätsel löst und Fischer findet. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Denn de Beers weiß nur, dass Fischer im Urlaub ist. Da braucht es erst einmal eine gesunde Portion Misstrauen, um überhaupt aktiv zu werden.
Es ist zunächst durchaus spannend, de Beers Rechercheversuche zu verfolgen. Doch zum Ende lässt die Spannung deutlich nach. Der Zuhörer weiß schließlich, was mit Fischer passiert ist. Daher sind die vielen Finten, auf die de Beers reinfällt, irgendwann nicht mehr interessant.
Zum Ende wird der Radiotatort jedoch noch einmal richtig gut. Denn de Beers entwickelt nicht nur eine kreative Idee, um an Prahm ranzukommen, sondern es kommt auch zu einer Tragödie. Das sorgt nicht nur für ein überraschendes Ende, sondern auch für ein offenes. Denn es ist nicht klar, was Fischer nun erwartet. Er hat eigenmächtig gehandelt und damit mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Leider gibt es eine Reihe von Radiotatorteinsatzorten, sodass man vorraussichtlich erst in einem Jahr wieder etwas aus Magedburg hören wird. Trotzdem sind solche persönlichen Schicksalsschläge bzw. Fehlentscheidungen für Kommissare eine interessante Sache.
Insgesamt zeichnet sich "Fischers Fall" nicht durch eine übermäßig spannende oder kreative Handlung aus, weiß aber durch die ungewöhnlich klare Ausgangslage und das gelungene Ende zu überzeugen.
Das Hörspiel ist noch bis zum 17. Oktober auf der Radiotatort-Seite runterladbar.
Es braucht eine gewisse Zeit, bis man verstanden hat, worum es in diesem Tatort überhaupt geht. Fischers Motivation ist zwar schnell klar, doch sein Verhältnis zu der zunächst nur als Ute vorgestellten Kronzeugin und natürlich der Hintergrund von Prahms Straftat bleiben zunächst im dunkeln. So kann sich dadurch etwas Spannung entwickeln. Denn man rätselt, was eigentlich in dem Hörspiel gerade vorgeht.
Eigentlich handelt es sich bei dem Hörspiel aber um einen reinen Wettlauf gegen die Zeit. Denn die Kronzeugin wird von Prahm lebensgefährlich verletzt. Nun kommt es auf Fischers ahnungslose Kollegin an, dass sie das Rätsel löst und Fischer findet. Das ist natürlich leichter gesagt als getan. Denn de Beers weiß nur, dass Fischer im Urlaub ist. Da braucht es erst einmal eine gesunde Portion Misstrauen, um überhaupt aktiv zu werden.
Es ist zunächst durchaus spannend, de Beers Rechercheversuche zu verfolgen. Doch zum Ende lässt die Spannung deutlich nach. Der Zuhörer weiß schließlich, was mit Fischer passiert ist. Daher sind die vielen Finten, auf die de Beers reinfällt, irgendwann nicht mehr interessant.
Zum Ende wird der Radiotatort jedoch noch einmal richtig gut. Denn de Beers entwickelt nicht nur eine kreative Idee, um an Prahm ranzukommen, sondern es kommt auch zu einer Tragödie. Das sorgt nicht nur für ein überraschendes Ende, sondern auch für ein offenes. Denn es ist nicht klar, was Fischer nun erwartet. Er hat eigenmächtig gehandelt und damit mehr Schaden als Nutzen angerichtet. Leider gibt es eine Reihe von Radiotatorteinsatzorten, sodass man vorraussichtlich erst in einem Jahr wieder etwas aus Magedburg hören wird. Trotzdem sind solche persönlichen Schicksalsschläge bzw. Fehlentscheidungen für Kommissare eine interessante Sache.
Insgesamt zeichnet sich "Fischers Fall" nicht durch eine übermäßig spannende oder kreative Handlung aus, weiß aber durch die ungewöhnlich klare Ausgangslage und das gelungene Ende zu überzeugen.
Das Hörspiel ist noch bis zum 17. Oktober auf der Radiotatort-Seite runterladbar.
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Gehört: Wir sind am Leben (von Rosenstolz)
Rosenstolz -- Wir sind am Leben - MyVideo
Heute erscheint nach drei Jahren Pause das neue Rosenstolz Album "Wir sind am Leben". Die gleichnamige Single ist bereits seit zwei Wochen draußen, das Lied selbst wird schon seit mehreren Wochen im Radio gespielt. Stand das Vorgängeralbum "Die Suche geht weiter" im Zeichen der Reflektion über Vergangenes und den hoffnungsvollen Blick auf die Zukunft, wurde das neue Lied vor allem unter dem Blickwinkel von Peter Plates Burn-Out-Syndrom betrachtet.
Diese Betrachtung mag gar nicht mal so weit hergeholt wirken. Denn obwohl das Lied ruhig anfängt, wirkt der Rhythmus spätestens ab dem ersten Refrain fröhlich und bei den ersten Höhrgängen sogar etwas zu knallig. Die Dynamik des Liedes wirkt zunächst etwas Rosenstolz untypisch, da AnNas Stimme hinter den Klängen beinahe etwas zurückbleibt. Das anfänglich deutlich hörbare und immer mal wiederkehrende Klavierspiel wirkt da eher "rosenstolztypisch". Dafür macht das Lied trotz eines eher nachdenklichen Themas gute Laune.
Der Text wirkt zunächst verdammt platt und enttäuschend. AnNa haucht die ersten Passagen eher, ihre Stimme wirkt bei weitem nicht so kraftvoll wie in früheren Liedern. Von den acht Zeilen des Refrains ist die Hälfte die ewige Wiederholung des Satzes "Du bist am Leben". Das wir wird - ähnlich wie bei "Ich bin Ich (Wir sind wir)" - erst ganz zum Schluss eingeführt. Im Gegensatz zu der ersten Single-Auskoppelung von 2006 steht das "wir" hier jedoch ganz im Titel, weswegen die größere Betonung des "wirs" gelungener gewesen wäre.
Außerdem sorgt dei zuvor schon beschriebene, teilweise krachige Hintergrundmusik, in der das Klavierspiel fortgesetzt wird und ein aufdringliches Schlagzeug hinzukommt, dass man der Inhalt zweitrangig wirkt. Das ist erst enttäuschend und bei mehrmaligem Hören schade. Denn der Text hat durchaus Beachtung verdient.
Die ersten zwei Strophen dienen als Aufrüttelung und bestehen hauptsächlich aus Fragen. Hast Du alles probiert? [...] Wenn nicht fang an. Hier wird in erster Linie auf mögliche Versäumnisse hingewiesen und das gleichzeitig mit der Aufforderung verbunden, diese möglichst rasch zu beseitigen. Dabei zielen die Fragen nicht auf konkrete Dinge oder Handlungen ab, sondern eher auf generelle Zustände. Hat man "probiert", "versucht", "getan", "gelebt" und "gedreht" was man wollte beziehungsweise wie man wollte. Diese Fragen sind gar nicht mal so einfach zu beantworten und sicherlich hat nicht jeder sich mit jeder auseinandergesetzt. Daher fungiert die dritte Strophe als Aufforderung zur Zielbestimmung. Eine Reihe von "W"-Fragen fügt sich zu einer Strophe zusammen, die eine Reihe von wichtigen Lebensfragen abdeckt. Auch hier geht es darum, dass sich der Hörer nach den Fragen, ob man genug getan hat, darüber im Klaren wird, was er eigentlich tun will. Der erste Teil vor dem Refrain fordert den Hörer auf, sich damit auseinanderzusetzen, was man im Leben erreichen möchte, wie man sein Leben lebt und ob man diesen Zielen tatsächlich folgt.
Der Refrain folgt dann einem anderen Schema. Hier wird nicht dazu angeregt, den eigenen Lebensstil zu hinterfragen, sondern es wird allgemein ermutigt. Keiner wird Dich zerstören, folgt dabei der ultimativen Bestätigung des Lebens, dem Herzschlag. Solange "Feuer" sprich Elan und "Liebe" vorhanden seien, sei das Herz dann auch über die biologische Funktion hinaus am Leben. Das ist nett, aber wie bereits erwähnt, etwas zu stark auf eine Zeile (Du bist am Leben) fixiert.
Der zweite Teil beschäftigt sich in drei Strophen dann mit den Grenzen der eigenen Ziele. Sie drehen sich um "glauben", Betrug und natürlichem Widerstand. Jeder Mensch glaubt an irgendetwas. Das wird hier hinterfragt. An was willst Du glauben, oder glaubst Du an Dich, verrät dabei genau so eine kritische Einstellung gegenüber Glaubensmodellen, die über den Glauben an Selbstverwirklichung hinausgehen, wie die spätere Zeile Und für wen wirst Du beten, weißt Du wirklich warum. Keinen Glauben einfach hinnehmen, sondern auch einmal zu hinterfragen, ist die Aufforderung dieser Zeilen. Dabei ist auch der Glauben an die eigenen Fähigkeiten nicht zu unterschätzen.
Auch das Thema des Betruges dreht sich nicht nur um das "betrogen werden". Wie oft belügst Du Dich, weißt auch darauf hin, dass es durchaus beliebt ist, sich selbst etwas vorzumachen. Oft merkt man gar nicht, in welchen Situationen man sich selbst etwas vormacht.
Es hilft nun aber nichts, alles erreichen zu wollen. Jede Zielsetzung bedarf auch einer vorherigen Überprüfung, was überhaupt machbar ist. Wie viel Tür'n wirst Du öffnen, welches Schloss knackst Du nie, drückt genau das aus. Denn es hilft auch, wenn man sich bewusst ist, welche Schlösser einem verschlossen bleiben beziehungsweise vor was man "in die Knie" geht. Die letzte Strophe des zweiten Teils konzentriert sich dann darauf, an welchen Dingen man "weint" beziehungsweise "stumm" bleibt. Hierein fällt auch die oben genannten "beten"-Zeilen. Sie wird abgeschlossen mit der Aufforderung darüber nachzudenken, mit wem man eigentlich lebt. Bei wem will man "schlafen", vor wem "rennt" man weg, für eine Lebsensführung ist es auch wichtig, sich mit seinen Mitmenschen zu arrangieren.
Insgesamt, das wird glaube ich aus den obigen Ausführungen sehr deutlich, bestehen die Strophen vor allem aus Fragen, die zum Nachdenken auffordern. Das wird leider nicht durch die Melodie unterstützt. Die Fragen wirken beim Hören des Liedes kaum wie Fragen. Vielleicht ist das aber auch ein Vorteil, schließlich will man sich nicht häufiger ein Lied anhören, das sich wie eine Ansammlung von Aufforderungen anhört.
So ist das Lied gut anzuhören. Es besitzt zudem die typische "Rosenstolz"-Eigenschaft, dass es mit jedem Mal hören etwas besser wird. Denn erst dann fällt einem der Text so auf, dass man auch darüber nachzudenken anfängt. Die Instrumentalik sorgt dafür, dass das eher reflektierende Thema in ein aufbrechendes, fröhliches Lied verwandelt wird. Dieser Widerspruch wirkt aber nicht besonders merkwürdig. Stattdessen sorgt die Unterschiedlichkeit dafür, dass man das Lied auch gerne hört.
Nach mehrfachem Hören in den vergangenen Wochen wirkt das Lied auf mich jetzt beinahe sehr gut. Es kommt nicht an viele sehr gute Rosenstolz-Lieder heran. Doch der interessante Unterschied zwischen Text und Melodie, der teilweise sehr gelungene Text und das nachdenkliche und doch den Höhrer fordernde Thema überzeugen durchaus.
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Gehört: Ehrbare Töchter (ARD-Radiotatort)
Eine junge muslimische Frau wird ermordet. Sie hat sich wenige Tage zuvor ihr Jungfernhäutchen wieder herstellen lassen, um „rein“ in die für das Wochenende geplante Hochzeit zu gehen. Die Familie ist entsetzt, ihr Verlobter wusste von dem Eingriff natürlich nichts, hält ihn aber für unnötig. Den Ermittlern fehlt jede Spur. Kurz darauf wird eine weitere Muslimin getötet, diesmal wird sie kurz vorher sogar noch vergewaltigt. Das Opfer hat sich ihr Jungefernhäutchen bei dem selben Arzt wiederherstellen lassen wie das erste Opfer. Außerdem hat sie ihr Brautkleid in demselben Geschäft gekauft. Die Ermittler haben also schon zwei Spuren...
Dieser Radiotatort erzählt eigentlich eine spannende und gut konstruierte Geschichte, leidet jedoch an zwei starken Schwächen.
Die Geschichte ist gut inszeniert und wir differenziert dargestellt. Einer der Ermittler ist zwar in Deutschland geboren, fühlt sich auch in Deutschland, hat aber einen Migrationshintergrund. Er wird von seinen Kollegen sofort als „Experte“ für den Fall gehandelt, obwohl er von muslimischen Riten und Ehrenmorden überhaupt gar keine Ahnung hat. Die Ignoranz der angeblichen Leitkultur, die sofort alles verallgemeinert ist recht gelungen.
Außerdem baut dieser Radiotatort viel Spannung auf. Mal wieder ist kein Ermittler in direkter Gefahr. Da jedoch nie eine Beweisspur wirklich erfolgversprechend wirkt, rätselt man permanent mit.
Dem Tatort fehlen jedoch die zehn bis fünfzehn Minuten, die zum Beispiel der Berliner Tatort mehr hatte. Denn die Ermittler haben kaum eigene Auftritte. Ein Stotterer darf ein wenig über seine gescheiterten Beziehungen berichten und bei dem Hauptermittler wird HIV diagnostiziert. Eigentlich ist das schon viel Beziehungsgefüge für ein 45-minütiges Höhrspiel. Doch beide Handlungsstränge werden nicht zu einem vernünftigen Ende geführt. Stattdessen hängen zum Schluss beide ein wenig in der Luft, was ärgerlicher ist als wenn man gleich darauf verzichtet hätte.
Und zum Schluss ist die Auflösung einfach zu zufällig. In ihrer Hilflosigkeit wenden sich die Polizisten an einen ehemaligen Polizisten, der jetzt auf einer Hochzeitsmeile einen Laden betreibt. Von ihm, der ebenfalls einen Migrationshintergrund aufweist, erhoffen sich die Ermittler Insider-Informationen über die Szene. Das ist sehr stereotyp, schließlich wird hier genau so verallgemeinert wie bei dem vorhin angesprochenen Ermittler. Und dann ist dieser ehemalige Polizist überraschenderweise auch noch der Täter. Das ist etwas überkonstruiert und schadet dem Tatort.
„Ehrbare Töchter“ geht differenziert an ein heikles Thema heran, scheitert aber an der zu kurzem Zeit, die dem Hörspiel gewährt wurde und kann die aufgebaute Spannung zudem zum Schluss nicht vernünftig auflösen.
Das Hörspiel ist noch bis zum 11. September hier "downloadbar".
Dieser Radiotatort erzählt eigentlich eine spannende und gut konstruierte Geschichte, leidet jedoch an zwei starken Schwächen.
Die Geschichte ist gut inszeniert und wir differenziert dargestellt. Einer der Ermittler ist zwar in Deutschland geboren, fühlt sich auch in Deutschland, hat aber einen Migrationshintergrund. Er wird von seinen Kollegen sofort als „Experte“ für den Fall gehandelt, obwohl er von muslimischen Riten und Ehrenmorden überhaupt gar keine Ahnung hat. Die Ignoranz der angeblichen Leitkultur, die sofort alles verallgemeinert ist recht gelungen.
Außerdem baut dieser Radiotatort viel Spannung auf. Mal wieder ist kein Ermittler in direkter Gefahr. Da jedoch nie eine Beweisspur wirklich erfolgversprechend wirkt, rätselt man permanent mit.
Dem Tatort fehlen jedoch die zehn bis fünfzehn Minuten, die zum Beispiel der Berliner Tatort mehr hatte. Denn die Ermittler haben kaum eigene Auftritte. Ein Stotterer darf ein wenig über seine gescheiterten Beziehungen berichten und bei dem Hauptermittler wird HIV diagnostiziert. Eigentlich ist das schon viel Beziehungsgefüge für ein 45-minütiges Höhrspiel. Doch beide Handlungsstränge werden nicht zu einem vernünftigen Ende geführt. Stattdessen hängen zum Schluss beide ein wenig in der Luft, was ärgerlicher ist als wenn man gleich darauf verzichtet hätte.
Und zum Schluss ist die Auflösung einfach zu zufällig. In ihrer Hilflosigkeit wenden sich die Polizisten an einen ehemaligen Polizisten, der jetzt auf einer Hochzeitsmeile einen Laden betreibt. Von ihm, der ebenfalls einen Migrationshintergrund aufweist, erhoffen sich die Ermittler Insider-Informationen über die Szene. Das ist sehr stereotyp, schließlich wird hier genau so verallgemeinert wie bei dem vorhin angesprochenen Ermittler. Und dann ist dieser ehemalige Polizist überraschenderweise auch noch der Täter. Das ist etwas überkonstruiert und schadet dem Tatort.
„Ehrbare Töchter“ geht differenziert an ein heikles Thema heran, scheitert aber an der zu kurzem Zeit, die dem Hörspiel gewährt wurde und kann die aufgebaute Spannung zudem zum Schluss nicht vernünftig auflösen.
Das Hörspiel ist noch bis zum 11. September hier "downloadbar".
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Gehört: 13 (ARD-Radiotatort)
Der Bauunternehmer Siegmar Reimann plant in Berlin-Kreuzberg ein großes Wohnungsprojekt, das sein Unternehmen aus der Krise führen soll. Er will die ehemalige Hausbesetzerszene zerschlagen und das Viertel bereit für zahlungskräftigere Bürger machen. Doch ein Subunternehmer, über den er die Inhaber der Gebäude in der Tokioer Straße zum Verkauf überedet, versucht ihn zu erpressen. In der Nacht darauf geht Reimanns Mercedes in Flammen auf. Im Kofferraum findet man eine Leiche. Wer ist die Leiche? Wer hat den Wagen angezündet? Sind es die ehemaligen Hausbesetzer, ein Theaterschauspieler, Reimann selbst oder etwa jemand ganz anderes?
Der Verdacht wird gleich zu Beginn auf Reimann gelenkt. Denn der Radiotatort beginnt mit dem Erpressungsversuch des Subunternehmers. Während die Polizei also noch rätselt, wer die Leiche sein könnte, hat der Hörer längst eine Ahnung. Das sorgt leider dafür, dass in der ersten Hälfte des Falls keine wirkliche Spannung aufkommen will.
Das ist aber zunächst gar nicht so schlimm. Denn der Tatort zeichnet ein intensives Bild des "Szene"-Bezirks Kreuzberg. Es werden Gegensätze, soziale Problemlagen und eben Szeneorte skizziert. Das gelingt in vielen, kurzen Szenen. Während sich die ehemaligen Hausbesetzer in einer permanenten Dagegen-Position festgefahren haben, ziehen um sie herum immer mehr Reiche ein und gentrifizieren den Bezirk. Der Tatort lässt dabei sowohl Nutznießer der Gentrifizierung, die sich noch mehr reiche Menschen für ihre Cafés wünschen und die Verlierer, die in ärmere Randbezirke Berlins ziehen müssen, dar. Dieses ausgewogen wirkende Bild von Berlin Kreuzberg trägt den ersten Teil.
Nach einem kurzen Hänger nach der Hälfte der Hörspielzeit, zieht die Handlung an. Die Hauptkommissarin bekommt immer mehr Hinweise, ihr Helfer wird sogar entführt. Letztendlich entpuppt sich jedoc der Anfangsverdacht als wahr und der Immobilienhai Reimann steckte hinter der Verbrenunng der Autos und somit auch dem Mord an der Leiche, die tatsächlich die des Subunternehmers ist. Dabei macht sich jedoch auch ein ehemaliger Hausbesetzer - wenn auch ohne all zu böse Absichten - mitschuldig. Es ist schade, dass sein Schicksal zum Ende des Krimis unerwähnt bleibt.
Neben dem Fall, der zwar vorhersehbar ist, aber ein interessantes Bild von Kreuzberg zeichnet, bestechen bei diesem Tatort wieder die Figuren. Scheinbar hat man ihnen in vorherigen Folgen schon einen gewissen Hintergrund mit ein paar Figuren aufgebaut. Das kommt dieser Folge zugute. Denn so dreht sich nicht alles nur um den Fall, sondern auch ein wenig um das Privatleben der Ermittler. Und das ist es ja schließlich, was eine Serie zu einer Serie macht.
"13" ist ein zwar vorhersehbar, aber doch sympathischer Krimi. Obwohl die Spannung zum Ende anzieht, bleibt nicht der Fall, sondern das dargestellte Kreuzberg-Bild in Erinnerung.
Das Hörspiel ist noch bis zum 15. August auf der Seite des Radiotatorts "downloadbar".
Der Verdacht wird gleich zu Beginn auf Reimann gelenkt. Denn der Radiotatort beginnt mit dem Erpressungsversuch des Subunternehmers. Während die Polizei also noch rätselt, wer die Leiche sein könnte, hat der Hörer längst eine Ahnung. Das sorgt leider dafür, dass in der ersten Hälfte des Falls keine wirkliche Spannung aufkommen will.
Das ist aber zunächst gar nicht so schlimm. Denn der Tatort zeichnet ein intensives Bild des "Szene"-Bezirks Kreuzberg. Es werden Gegensätze, soziale Problemlagen und eben Szeneorte skizziert. Das gelingt in vielen, kurzen Szenen. Während sich die ehemaligen Hausbesetzer in einer permanenten Dagegen-Position festgefahren haben, ziehen um sie herum immer mehr Reiche ein und gentrifizieren den Bezirk. Der Tatort lässt dabei sowohl Nutznießer der Gentrifizierung, die sich noch mehr reiche Menschen für ihre Cafés wünschen und die Verlierer, die in ärmere Randbezirke Berlins ziehen müssen, dar. Dieses ausgewogen wirkende Bild von Berlin Kreuzberg trägt den ersten Teil.
Nach einem kurzen Hänger nach der Hälfte der Hörspielzeit, zieht die Handlung an. Die Hauptkommissarin bekommt immer mehr Hinweise, ihr Helfer wird sogar entführt. Letztendlich entpuppt sich jedoc der Anfangsverdacht als wahr und der Immobilienhai Reimann steckte hinter der Verbrenunng der Autos und somit auch dem Mord an der Leiche, die tatsächlich die des Subunternehmers ist. Dabei macht sich jedoch auch ein ehemaliger Hausbesetzer - wenn auch ohne all zu böse Absichten - mitschuldig. Es ist schade, dass sein Schicksal zum Ende des Krimis unerwähnt bleibt.
Neben dem Fall, der zwar vorhersehbar ist, aber ein interessantes Bild von Kreuzberg zeichnet, bestechen bei diesem Tatort wieder die Figuren. Scheinbar hat man ihnen in vorherigen Folgen schon einen gewissen Hintergrund mit ein paar Figuren aufgebaut. Das kommt dieser Folge zugute. Denn so dreht sich nicht alles nur um den Fall, sondern auch ein wenig um das Privatleben der Ermittler. Und das ist es ja schließlich, was eine Serie zu einer Serie macht.
"13" ist ein zwar vorhersehbar, aber doch sympathischer Krimi. Obwohl die Spannung zum Ende anzieht, bleibt nicht der Fall, sondern das dargestellte Kreuzberg-Bild in Erinnerung.
Das Hörspiel ist noch bis zum 15. August auf der Seite des Radiotatorts "downloadbar".
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Gehört: Wer sich umdreht oder lacht (ARD-Radiotatort)
Ein alte Frau stürzt die Treppe hinunter und stirbt. Ein mysteriöser Anrufer weist die Polizei darauf hin. Der Unfall wird zur Kenntnis genommen, alles scheint ein Routinefall zu sein. Doch dann meldet sich eine junge Jura-Studentin bei Staatsanwalt Gröninger. Sie ist die Tochter der Toten und behauptet, ihr Bruder hätte ihre Mutter getötet. Und nun sei er hinter ihr her...
Der Juni-Radiotatort wirkt weitaus realistischer als der Tatort aus dem Mai. Das liegt in erster Linie daran, dass der Tatort außerhalb von Opergebäuden spielt und eher bodenständige Settings hat, die sich auch in einem Hörspiel gut darstellen lassen.
Auffallend ist in erster Linie der schüchterne und verunsicherte Staatsanwalt Gröninger. Er scheint Aufmerksamkeit nicht gewohnt zu sein. Katharina Pleve, die Tochter der Toten, kann ihn leicht um den Finger wickeln. Er stößt die Ermittlungen erst wirklich an, obwohl das nicht in seinem Kompetenzbereich liegt. Dabei deutet zunächst alles auf den Bruder als Mörder, was in Krimis in der Regel ja ein Zeichen dafür ist, dass der Bruder unschuldig ist.
Tatsächlich wartet der Radiotatort mit einer beinahe unvorhergesehenen Wendung auf. Doch das Gelungenste an dem Hörspiel ist, dass man die Position der drei Hauptakteure Gröninger und der Geschwister Pleve nie genau einschätzen kann. Zunächst wirkt alles klar, werden Gröninger und Katharina Pleve doch als intelligente, gebildete Menschen dagestellt, die über Rechtsfälle diskutieren. Im Verlauf des Hörspiels werden jedoch für beide Charaktere Zweifel an ihrer Integrität aufgebaut. Katharina Pleve entwickelt sich zur eifersüchtigen und rachsüchtigen Stalkerin, während es zuletzt gar so aussieht, als hätte der brave Gröninger Katharina Pleve etwas angetan.
Gerade das ungeschickte Verhalten des eigentlich so integren Staatsanwalt Gröninger macht das Hörspiel etwas spannend. Dabei ist die Betroffenheit, die Kommissarin Evernich befällt, als Gröninger ins Visier der Ermittlungen gerät, sehr gut inszeniert. Sie scheint an seine Unschuld zu glauben, muss aber Fakten veröffentlichen, die ihn belasten. Das macht ihr zu schaffen und das wird in dem Stück gut vermittelt.
Die Auflösung ist sowohl gut als auch schlecht. Gut, weil die Motive Katharina Pleves aufgeklärt werden. Das geschieht sogar auf etwas überraschende Art und Weise. Schlecht ist das Ende, weil nicht genau geklärt wird, ob es sich bei dem "Grundfall" nun um Mord handelte oder nicht. Dafür fehlte dem Hörspiel vermutlich einfach die Zeit. Es ist zwar schön, dass man zum Schluss noch etwas spekulieren kann, schöner wäre es aber, dass Hörspiel wäre zu einem kompletten Ende gebracht worden.
Noch kann man sich den Juni-Radiotatort auf der ARD-Seite herunterladen.
Der Juni-Radiotatort wirkt weitaus realistischer als der Tatort aus dem Mai. Das liegt in erster Linie daran, dass der Tatort außerhalb von Opergebäuden spielt und eher bodenständige Settings hat, die sich auch in einem Hörspiel gut darstellen lassen.
Auffallend ist in erster Linie der schüchterne und verunsicherte Staatsanwalt Gröninger. Er scheint Aufmerksamkeit nicht gewohnt zu sein. Katharina Pleve, die Tochter der Toten, kann ihn leicht um den Finger wickeln. Er stößt die Ermittlungen erst wirklich an, obwohl das nicht in seinem Kompetenzbereich liegt. Dabei deutet zunächst alles auf den Bruder als Mörder, was in Krimis in der Regel ja ein Zeichen dafür ist, dass der Bruder unschuldig ist.
Tatsächlich wartet der Radiotatort mit einer beinahe unvorhergesehenen Wendung auf. Doch das Gelungenste an dem Hörspiel ist, dass man die Position der drei Hauptakteure Gröninger und der Geschwister Pleve nie genau einschätzen kann. Zunächst wirkt alles klar, werden Gröninger und Katharina Pleve doch als intelligente, gebildete Menschen dagestellt, die über Rechtsfälle diskutieren. Im Verlauf des Hörspiels werden jedoch für beide Charaktere Zweifel an ihrer Integrität aufgebaut. Katharina Pleve entwickelt sich zur eifersüchtigen und rachsüchtigen Stalkerin, während es zuletzt gar so aussieht, als hätte der brave Gröninger Katharina Pleve etwas angetan.
Gerade das ungeschickte Verhalten des eigentlich so integren Staatsanwalt Gröninger macht das Hörspiel etwas spannend. Dabei ist die Betroffenheit, die Kommissarin Evernich befällt, als Gröninger ins Visier der Ermittlungen gerät, sehr gut inszeniert. Sie scheint an seine Unschuld zu glauben, muss aber Fakten veröffentlichen, die ihn belasten. Das macht ihr zu schaffen und das wird in dem Stück gut vermittelt.
Die Auflösung ist sowohl gut als auch schlecht. Gut, weil die Motive Katharina Pleves aufgeklärt werden. Das geschieht sogar auf etwas überraschende Art und Weise. Schlecht ist das Ende, weil nicht genau geklärt wird, ob es sich bei dem "Grundfall" nun um Mord handelte oder nicht. Dafür fehlte dem Hörspiel vermutlich einfach die Zeit. Es ist zwar schön, dass man zum Schluss noch etwas spekulieren kann, schöner wäre es aber, dass Hörspiel wäre zu einem kompletten Ende gebracht worden.
Noch kann man sich den Juni-Radiotatort auf der ARD-Seite herunterladen.
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Blutoper (ARD-Radiotatort)
Nachdem ich vor einiger Zeit schon einmal einen ARD-Radiotatort gehört habe, wollte ich es nun noch einmal versuchen. Damals überzeugte mich der Kriminalfall nicht wirklich. Die aktuelle Folge des Radiotatorts heißt „Blutoper“, wurde vom SWR produziert und spielt somit in Stuttgart. Den Fall kann man zwar nicht mehr im Radio hören, aber man kann ihn noch bis zum 15. Juni hier runterladen.
Wie der Titel schon verrät, dreht sich in dem Fall alles um die Oper. „Blutoper“ ist ein zeitgenössisches Stück, das bei den SWR-Radiofestspielen aufgeführt werden soll. Dafür wurde extra eine weltbekannte Opernsängerin angeheuert, die sich jedoch ungewohnterweise mit einer Zweitbesetzung versehen sieht, was sie in ihrer Ehre doch kränkt. Pikanterweise ist die zweitbesetzte Sängerin die Tochter des Hauptsponsors, einem Mannheimer Wurstherstellers namens Krieg. Bei den Veranstaltern gehen Drohbriefe an die Hauptsängerin ein, während die Zweitbesetzung einen verliebten Stalker am Telefon abwimmeln muss. Irgendwann wird die Festivalleitung ob der Drohbriefe nervös und verständigt die Polizei...
Positiv fällt auf, dass in diesem Radiotatort viel Lokalsprache gesprochen wird. Eigentlich hat jeder Charakter einen gewissen Akzent. Nicht baden-württembergisch klingt lediglich die Opernsängerin, die nun einmal einen italienischen Akzent hat. Lokale Eigenarten wurden bei den meisten Fernseh-Tatorts längst ausradiert. Der Radiotatort ist in dieser Hinsicht also eine schöne Abwechslung.
Allerdings sorgt der Akzent natürlich auch dafür, dass einige Sprecher nur schwer zu verstehen sind. Verstärkt wird das dadurch, dass die Podcast-Mp3-Datei ungewöhnlich leise ist. Ich musste meinen MP3-Player deutlich lauter stellen als sonst, um gut hören zu können.
Interessant und unterhaltend sind die beiden Polizisten. Der Kriminalkommissar enthüllt in dieser Folge seine Liebe zur Oper durch allerlei Detailwissen. Da er ansonsten scheinbar eher proletenhaft wirkt, erstaunt das sein Umfeld. Seine Kollegin ist sehr direkt und energisch und kann vor allem mit der Oper nichts anfangen. Das sorgt für einige gute Gespräche.
Der Fall selbst ist leider nicht besonders überzeugend. Das liegt in erster Linie daran, dass der Zuschauer den Täter von vornherein kennt. In dem Fall wird einfach zu früh enthüllt, wer sowohl die Drohbriefe als auch die Liebestelefonate schreibt beziehungsweise führt. Das nimmt der Geschichte natürlich viel Spannung. Da in einem solchen Fall der Zuhörer zum Schluss noch mit einem weiteren „Schuldigen“ überrascht werden muss, überrascht es auch nicht wirklich, dass im Laufe des Krimis eine weitere Person sich „schuldig“ macht. Interessant ist an dem Fall eigentlich nur die Verquickung mit dem „Hauptsponsor“, die sich aber relativ schnell als unergiebig herausstellt.
Etwas ungenutzt blieb leider das Potential der Mutter des verrückten Täters. Die psychischen Probleme des Täters wurden sehr gut erklärt, die Telefonate mit seiner Mutter sind emotional die Highlights der Folge. Hier hätte man die Dramatik durch das Zurschaustellen der Trauer der Mutter noch etwas verstärken können.
Zwischen den Sprechszenen sind immer wieder Opernausschnitte eingebunden. Allerdings keine Zitate aus bekannten Opern, sondern entweder Momente aus der „Blutoper“ oder aber opernähnliche Zusammenfassungen der bisherigen Handlung. Das ist schnittmäßig gut gemacht und passt klanglich halt gut in das Hörspiel, hat mich persönlich aber eher gestört. Es wirkt dadurch so, als habe man den Fall künstlich etwas in die Länge ziehen wollen. Nun ist es bei Radiohörspielen natürlich irgendwie nötig, für Atmosphäre zu sorgen. Aber ein Opernhaus und die Thematik dazu kann man sich gut vorstellen, ohne ständig Opern-Zusammenfassungen zu erhalten.
„Blutoper“ ist recht unterhaltsam anzuhören und überzeugt vor allem durch das Polizeiduo und den Täter. Der Täter ist gleichzeitig jedoch auch die größte Schwäche, da durch seine frühe Enthüllung viel Spannung verloren geht. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Personen gut getroffen wurden und leider für einen schlechten Fall herhalten mussten.
Wie der Titel schon verrät, dreht sich in dem Fall alles um die Oper. „Blutoper“ ist ein zeitgenössisches Stück, das bei den SWR-Radiofestspielen aufgeführt werden soll. Dafür wurde extra eine weltbekannte Opernsängerin angeheuert, die sich jedoch ungewohnterweise mit einer Zweitbesetzung versehen sieht, was sie in ihrer Ehre doch kränkt. Pikanterweise ist die zweitbesetzte Sängerin die Tochter des Hauptsponsors, einem Mannheimer Wurstherstellers namens Krieg. Bei den Veranstaltern gehen Drohbriefe an die Hauptsängerin ein, während die Zweitbesetzung einen verliebten Stalker am Telefon abwimmeln muss. Irgendwann wird die Festivalleitung ob der Drohbriefe nervös und verständigt die Polizei...
Positiv fällt auf, dass in diesem Radiotatort viel Lokalsprache gesprochen wird. Eigentlich hat jeder Charakter einen gewissen Akzent. Nicht baden-württembergisch klingt lediglich die Opernsängerin, die nun einmal einen italienischen Akzent hat. Lokale Eigenarten wurden bei den meisten Fernseh-Tatorts längst ausradiert. Der Radiotatort ist in dieser Hinsicht also eine schöne Abwechslung.
Allerdings sorgt der Akzent natürlich auch dafür, dass einige Sprecher nur schwer zu verstehen sind. Verstärkt wird das dadurch, dass die Podcast-Mp3-Datei ungewöhnlich leise ist. Ich musste meinen MP3-Player deutlich lauter stellen als sonst, um gut hören zu können.
Interessant und unterhaltend sind die beiden Polizisten. Der Kriminalkommissar enthüllt in dieser Folge seine Liebe zur Oper durch allerlei Detailwissen. Da er ansonsten scheinbar eher proletenhaft wirkt, erstaunt das sein Umfeld. Seine Kollegin ist sehr direkt und energisch und kann vor allem mit der Oper nichts anfangen. Das sorgt für einige gute Gespräche.
Der Fall selbst ist leider nicht besonders überzeugend. Das liegt in erster Linie daran, dass der Zuschauer den Täter von vornherein kennt. In dem Fall wird einfach zu früh enthüllt, wer sowohl die Drohbriefe als auch die Liebestelefonate schreibt beziehungsweise führt. Das nimmt der Geschichte natürlich viel Spannung. Da in einem solchen Fall der Zuhörer zum Schluss noch mit einem weiteren „Schuldigen“ überrascht werden muss, überrascht es auch nicht wirklich, dass im Laufe des Krimis eine weitere Person sich „schuldig“ macht. Interessant ist an dem Fall eigentlich nur die Verquickung mit dem „Hauptsponsor“, die sich aber relativ schnell als unergiebig herausstellt.
Etwas ungenutzt blieb leider das Potential der Mutter des verrückten Täters. Die psychischen Probleme des Täters wurden sehr gut erklärt, die Telefonate mit seiner Mutter sind emotional die Highlights der Folge. Hier hätte man die Dramatik durch das Zurschaustellen der Trauer der Mutter noch etwas verstärken können.
Zwischen den Sprechszenen sind immer wieder Opernausschnitte eingebunden. Allerdings keine Zitate aus bekannten Opern, sondern entweder Momente aus der „Blutoper“ oder aber opernähnliche Zusammenfassungen der bisherigen Handlung. Das ist schnittmäßig gut gemacht und passt klanglich halt gut in das Hörspiel, hat mich persönlich aber eher gestört. Es wirkt dadurch so, als habe man den Fall künstlich etwas in die Länge ziehen wollen. Nun ist es bei Radiohörspielen natürlich irgendwie nötig, für Atmosphäre zu sorgen. Aber ein Opernhaus und die Thematik dazu kann man sich gut vorstellen, ohne ständig Opern-Zusammenfassungen zu erhalten.
„Blutoper“ ist recht unterhaltsam anzuhören und überzeugt vor allem durch das Polizeiduo und den Täter. Der Täter ist gleichzeitig jedoch auch die größte Schwäche, da durch seine frühe Enthüllung viel Spannung verloren geht. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Personen gut getroffen wurden und leider für einen schlechten Fall herhalten mussten.
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Gehört: Wie Gladiatoren (von den fantastischen Vier)
Den Songtext findet man unter anderem hier.
Das neue Album der fantastischen Vier ist mittlerweile schon eine ganze Weile draußen. Die fantastischen Vier und ihre Label schienen diesmal aber eine rigide Internetpolitik zu vertreten. Immer wenn ein Lied des Albums Youtube erreicht, wird es wenige Tage und manchmal sogar wenige Stunden später wieder von der Seite genommen. Das macht es natürlich schwierig, einen Eindruck der Lieder zu vermitteln.
Interessanterweise nehmen sie die Live-Aufnahmen mit eher schwacher Qualität nicht aus dem Netz. So eine Live-Aufnahme kann man sich in dem Video-Kasten oben anhören.
"Wie Gladiatoren" sorgt für einen guten Einstieg in das Album "Für Dich immer noch Fanta Sie".
Der "Trommelwirbel" zu Beginn bringt Schwung in das Lied. Zwar erinnert der Rhythmus an Marschmusik, aber hier sorgt das nur für Dynamik und erinnert nur im Entfernten an Militärische Paraden.
Der Text ist vernachlässigenswert. Die Fantas beweihräuchern sich einmal selbst. Wie Gladiatoren steigen sie mit jedem neuen Album in die Arena, der Ausgang ist immer ungewiss. Dramatisch, aber auch irgendwie unnötig.
Dafür gibt es hin und wieder Anspielungen auf ihre Karriere. Da reiht sich Lauschgift genau so in die Reihe ein, wie eine zunächst perplexe Presse. Sowieso sind die Selbstweihräucherungen der Fantis immer angenehmer als die anderer Rap-Stars, dafür nehmen sich die Vier zu wenig ernst.
"Wie Gladiatoren" ist ein schwungvolle Einstieg mit einem gelungenen Beat und einem typisch inhaltslosen Rap-Openertext. Das ist zwar nicht tiefsinnig, sorgt aber dafür, dass man den Anfang des Albums gern hört. 3,5 von 5 Punkten.
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Gegen den Wind bis der Wind sich dreht
Heute habe ich auf laut.de die Rezension zu Reinhard Mays neuer Platte gelesen. Ich habe noch keine einzige seiner CDs gehört und die einzigen Lieder, die ich von May kenne sind "Über den Wolken" und die geniale Version von Waders 'No man's land'-Cover mit Hannes Wader und Konstantin Wecker. In der Laut-Rezension kommt May gar nicht mal so schlecht weg. Dafür, dass seine letzte Platte einen von fünf Punkten bekommen hat, sind drei von fünf geradezu großzügig.
Besonders gelobt wurde das Lied "Gegen den Wind" als "überdurchschnittliche Chanson-Kunst, fein verwoben mit sanften Melodien, Akkorden und Erkenntnissen, wie der über eine heute oft anzutreffende, allzu rasch einsetzende Verzagtheit". Das machte mich neugierig und ich wanderte sofort zu Youtube.
Nach zweimaligem Hören bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob mir das Lied gefällt. Ich weiß aber schon, dass mir der Text im Grundsatz gefällt.
Heutzutage laufen tatsächlich viel zu viele Menschen mit dem Wind. Zur Zeit planen Lehrer, Eltern und Schüler an meiner Schule einen Streik. Wenn man Schüler davon begeistern möchte, dann gucken die einen an, als wäre man von einem anderen Stern. Streik? Kann man das Essen? Auf jeden Fall ist das so etwas von uncool.
Etwas mehr "gegen den Wind" wäre auf jeden Fall nicht schlecht.
Gleichzeitig fiel mir aber auch ein Lied von Pur ein, das auch etwas mit dem Wind zu tun hat. Das Lied passt aber besser zu Meys Zeilen Und wenn sich alle arrangieren/ohne Widerspruch und Sturm/mitlaufen und parieren/dann steh Du auf und dreh Dich um/Gegen den Wind....
Ich fürchte aber, dass kaum einer der Leute, die May eigentlich ansprechen will, das Lied überhaupt hört. Tja...
Anmerkung: Das "Bis der Wind sich dreht" aus einer Phase kommt, da Pur scheinbar ganz wiederliche Live-Aufnahmen gemacht hat, ist diese Version von dem 2004er Album "Klassisch - Live auf Schalke".
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Für Dich immer noch Fanta Sie
Seit Samstag höre ich nun schon das neue Fanta-Album. Zur Musik lässt sich noch nicht viel sagen, die Stücke sind nicht unbedingt die eingängigsten der Vier.
Zu dem Making-of auf dem Digipack lässt sich aber definitiv etwas sagen: Es ist eine reine Verarschung.
Das einstündige Video hat keinen Zusammenhang, erzählt keine Hintergründ zu Songs, sondern zeigt 60 Minuten lang, wie die Vier in irgendwelchen Studios herumlungern. Das hat eine Aussagekraft, die bedenklich in den negativen Bereich abdriftet. Während beim "Fornika"-Making-of wenigstens noch die Entstehung jedes einzelnen Songs gezeigt wurde, wird diesmal nur am Rande erwähnt, wie der letzte Track enstand. 60 Minuten verschwendet...
Allerdings ist das Digipack wirklich schön gemacht. Das Cover ist zwar durch den FSK-0-Sticker verschandelt, dafür erhält man aber ein kleines Büchlein mit Ausschnitten aus dem Cover. Das ist einfach schöner als eine schnöde CD-Hülle.
Wer aber 2€ mehr für das Making-of ausgeben möchte, sollte davon die Finger lassen. So ein Stuss habe ich lange nicht mehr gesehen!
Zu dem Making-of auf dem Digipack lässt sich aber definitiv etwas sagen: Es ist eine reine Verarschung.
Das einstündige Video hat keinen Zusammenhang, erzählt keine Hintergründ zu Songs, sondern zeigt 60 Minuten lang, wie die Vier in irgendwelchen Studios herumlungern. Das hat eine Aussagekraft, die bedenklich in den negativen Bereich abdriftet. Während beim "Fornika"-Making-of wenigstens noch die Entstehung jedes einzelnen Songs gezeigt wurde, wird diesmal nur am Rande erwähnt, wie der letzte Track enstand. 60 Minuten verschwendet...
Allerdings ist das Digipack wirklich schön gemacht. Das Cover ist zwar durch den FSK-0-Sticker verschandelt, dafür erhält man aber ein kleines Büchlein mit Ausschnitten aus dem Cover. Das ist einfach schöner als eine schnöde CD-Hülle.
Wer aber 2€ mehr für das Making-of ausgeben möchte, sollte davon die Finger lassen. So ein Stuss habe ich lange nicht mehr gesehen!
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Gehört: Gebt uns ruhig die Schuld (den Rest könnt ihr behalten) (die fantastischen vier)
Seit einigen Tagen ist das neue Lied der "Fantastischen Vier" im Radio zu hören. Der Titel "Gebt uns ruhig die Schuld" beschreibt leider schon einen Großteil des Liedes. Denn die meiste Zeit über hört man nichts anderes als die Zeile mit ihrer Fortsetzung "den ganzen Rest könnt ihr behalten".
In den "Strophen", falls man die gerappten Einwürfe so nennen kann, beschreiben die Fantis wie sie Energieverbrauchen, zu viel Auto fahren und beim Zähneputzen das Wasser laufen lassen. Die Frage ist dabei nur, was sie uns damit sagen wollen.
Die letzten Singles der Fantas machten eher gute Laune, als dass sie irgendwelche gewichtigen Themen aufgriffen. Der Refrain des neuen Liedes geht schon ins Ohr, auch wenn er nicht der Originellste ist.
Diesmal scheint es jedoch, als wollte die Gruppe dem Höhrer auch noch eine Botschaft mit auf den Weg geben.
Sind die Vier genervt vom Umweltschutz?
Möchten sie mal wieder darauf hinweisen, dass Menschen die Schuld gerne auf andere schieben?
Wollen sie durch dieses Lied die Zuhörer dazu bewegen, mehr für den Klimaschutz zu tun?
Genervt werden sie wohl nicht sein. Gerade Thomas D. lebt zum Beispiel auf einem Bauernhof, der sich MARS nennt. Das steht für 'Moderne Anstalt rigoroser Spacken'. Die Bewohner sind hauptsächlich Veganer. In der Regel keine Klimawandelleugner.
Die Idee, den Zuhörer dazu zu bringen, das Gegenteil von dem, was gerappt wird, zu machen, wird wohl eher in die Hose gehen.
Und wirklich einfallsreich ist das Lied zu dem Thema nicht. Auch die Rappassagen sind eher durchschnittlich.
Das beste an dem Lied bleibt dann doch der gut- bis durchschnittliche Refrain. "Gebt uns ruhig die Schuld", wird wohl hängen bleiben. Und wenn man den Fantis die Schuld für die schlechten Passagen des Liedes gibt, "dann könnt alles, einfach sein".
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