Neue Homepage: Ich habe eine neue Homepage, die man unter www.gedankenecke.com erreicht. Zur Zeit werden Stück für Stück die mittlerweile über 1 000 Beiträge dieses Blogs von mir rüberkopiert (bin bei Oktober 2008 angekommen) und die neuen Artikel seit "Homepagegründung" sind da ebenfalls zu finden. Der größte Vorteil, den die neue Seite bietet ist, dass endlich jeder kommentieren kann und man sich nicht mehr registrieren braucht.
Montag, 2. Mai 2011
Gelesen: Turanors Entscheidung


“Turanors Entscheidung” sorgt für eine wichtige Veränderung in der Serie: Der Bürgerkrieg der Alendei wird endlich beendet. Der Ausgang hat große Bedeutung für die Menschen. Die Alendei mögen zwar nicht so mächtig wie die Basiru-Aluun sein. Doch sie wurden schon einmal damit beauftragt, die Menschheit zu vernichten und wären durchaus in der Lage dazu.

Der Roman hat genügend Ansätze für eine interessante, spannende und vor allem dramatische Handlung. Leider sorgt ein langatmiger und in Teilen unverständlicher Start und eine eher überflüssige Rückschau dafür, dass der Roman nicht richtig in Fahr geräht.

Die ganze Rezension findet man wie immer auf sf-radio:

Sternenfaust Band 163 – Turanors Entscheidung (von Guido Seifert)

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Freitag, 29. April 2011
Gelesen: Indistinguishable From Magic (von David A McIntee)


Obwohl "Indistinguishable From Magic" in der Buchreihe "The Next Generation" spielt, hat es mit der Enterprise-E erst einmal wenig zu tun. Stattdessen verlässt Geordi La Forge die Enterprise recht zügig, um sich der Challenger anzuschließen. Dabei handelt es sich um ein Schiff voller Ingenieure um Scotty. So trifft man Nog, Leah Brahms und Guinan wieder.

Obwohl die Mischung durchaus interessant ist, wirkt die Challenger-Crew doch relativ künstlich. Die eigentlich Geschichte, das technische Problem, das an Magie grenzen soll, überzeugt ebenfalls nicht ganz.
So wird dem Leser zunächst eine typische Entführungs- und Zeitreisestory präsentiert, die in der Hälfte des Romans aufgelöst wird und den Weg für eine Reise hinter die galaktische Barriere bahnt. Das liest sich alles ganz nett, überzeugt aber nie ganz.

Die komplette Rezension findet man auf Trekzone:
Star Trek - The Next Generation: Indistinguishable From Magic (von David A McIntee)

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Dienstag, 26. April 2011
Gelesen: Krieg, Atom, Armut. Was sie reden, was sie tun: Die Grünen (von Jutta Ditfurth)
Was soll jemand über die Grünen zu sagen haben, der vor über zwanzig Jahren aus der Partei ausgetreten ist? Irgendwann muss doch mal Schluss mit dem Abrechnen sein. Diese Gedanken trug ich mit mir rum, als ich begann, das Buch zu lesen. Wohlbemerkt: Dies ist nicht das erste Buch Ditfurths über die Grünen. Zehn Jahre nach ihrem Parteiaustritt schrieb sie bereits “Das waren die Grünen: Abschied von einer Hoffnung”. Daher wirkt das Buch von außen wie ein verzweifeltes, zweites Nachtreten auf eine Partei, die die eigenen Werte nicht mehr teilt.

Die Lektüre des Buches belehrt jedoch eines Besseren. Denn Jutta Ditfurth macht nicht den Eindruck einer verbittert Nachtretenden, eher den einer enttäuscht Aufklärenden. Sicherlich ist der Unterschied zwischen den beiden Einordnungen subjektiv und die Grenze recht dünn. Doch die Autorin macht schnell deutlich, dass sie nur ein Ziel mit dem Buch hat. Sie will zeigen, dass die Grünen nur eins sind: Eine stinknormale Partei – mit allen Eigenschaften, die die etablierten Parteien in Deutschland mit sich bringen.

Wobei man hinzufügen muss, dass das für die Autorin bedeutet, dass die Grünen Teil eines groß angelegten “neokonservaitven Rollbacks” sind beziehungsweise in Teilen sogar deren “Motor”.

Das Buch ist – Überraschung – in thematische Kapitel eingeteilt.

Jutta Ditfurth beschäftigt sich zunächst mit der Scheinheiligkeit der Grünen bei den Castor-Protesten. Dabei geht sie weitaus tiefer auf die Widersprüche ein, als das sonst in den Medien (und in Satiren) getan wird. Sie lässt nämlich diejenigen zu Wort kommen, die auch während der rot-grünen Regierung protestiert haben und damals auf keine Unterstützung von den Grünen hoffen durften. Anhand der kriminalisierten Schotterer macht sie deutlich, wie die Grünen (aus ihrer Sicht) effektive Demonstrationen verhindern. Außerdem geht sie darauf ein, wie die Grünen der Polizei den Rücken stärken.

Danach reist sie bereits die Kernfrage an: Ist der Hype um die Grünen eigentlich gerechtfertigt? Steckt hinter der Forderung, möglichst bald aus der Atomkraft auszusteigen, ein Programm, dass den Menschen hilft?

Das dritte Kapitel hat mit den heutigen Grünen eigentlich nichts zu tun, denn Ditfurth schildert darin ihre Sicht auf die Anti-AKW-Bewegung der 70er Jahre. Dabei verweist sie auf eine interessante Tatsache: Es werde immer von den großen Anti-AKW Protesten der 80er gesprochen, dabei fing die Bewegung schon Anfang der 70er an. Nur gab es damals die Grünen noch nicht, weswegen die Erwähnung der Partei wenig nütze. Ihre Beschreibungen sind verständlicherweise subjektiv, da sie immer das selbst Erlebte wiederspiegeln.

Im folgenden Kapitel wird das natürlich etwas kritisch. Hier beschreibt sie wie der “Fundi”-Flügel von Frankfurt ausgehend, immer mehr an Einfluss verliert. Die “Realos” setzen sich bis 1990 durch. Das ist verständlicherweise eine sehr einseitige Beschreibung. Neben einigen interessanten Kleinigkeiten (z.B. der Hinweis dass “Fundi” ein durchaus abwertender Begriff ist, der von Realos platziert wurde) werden einem aber doch viel über Handlungs-und Wirkungsweise des rechten Flügels der Grünen deutlich. Vor allem die Passagen über die ersten Fraktionsreisen nach China sind geradezu wiederlich. Alle Aussagen, die Fischer und Co moralisch “belasten”, sind dabei dokumentiert.

Das Kapitel konzentriert sich aber vor allem darauf, wie die Forderung “Atomkraftwerke sofort abschalten” aufgeweicht wurde. Dabei ist interessant zu beobachten, wie schon an dieser Frage viele Grüne schnell ihre Prinzipien neu sortieren, sobald sie an Regierungen beteiligt sind.

Besonders gelungen ist Ditfurths Kapitel über Stuttgart 21, das sie als “Die Kunst des Verrats” bezeichnet. Denn in den Medien waren meist die Grünen im Zusammenhang mit Stuttgart 21 erwähnt und konnten insofern Popularität einheimsen. Das hat der Bewegung auf den ersten Blick nicht geschadet, im Gegenteil, sie erlangte so mehr Aufmerksamkeit. Doch gerade der Schlichtungsprozess, den die Grünen angestoßen haben, wird von Ditfurth sehr kritisch gesehen. Vermutlich zurecht, denn seitdem sind in Umfragen die meisten Bürger Baden-Würtembergs für den Bahnhof-Umbau. Außerdem ist die Frage, warum gerade die Grünen bei der Schlichtung so prominent vertreten waren, durchaus berechtigt. Ditfurth unterstellt vor allem Kretschmann, dass er einfach Angst hatte, die Demonstrationen könnten außer Kontrolle geraten. In diesem Fall war die Einleitung des Schlichtungsprojektes eine gute Sache, weil sie deeskalierend wirkte. Aber aus Ditfurths Perspektive sorgte die Aktion für eine Spaltung und eine Schwächung der Bewegung.

Der vorletzte Teil hätte auch schon im vorherigen Grünen-Buch, das 2000 erschienen ist, stehen können. Hier beschäftigt sich Ditfurth mit den Kriegen der Grünen. Gerade der erste Teil ist sehr interessant, denn hier wird die Wendung fundamentaler Pazifisten zu Ja-Sagern einer rot-grünen Bundesregierung dokumentiert. Das liest sich beinahe spannend und ist teilweise auf böse Art witzig, wenn Abgeordnete sagen, sie würden niemals für einen Krieg stimmen und wenig später die Hand bei “JA” heben. Inhaltlich pikanter sind dann aber die Analysen, wie der Kosovo-Krieg überhaupt zustande kommen konnte, wobei Ditfurth hier so viel konstruiert, dass man als Laie wohl nicht in der Lage ist nachzuprüfen, ob Ditfurth oder Fischer recht hat.

In einem letzten, kurzen Kapitel erinnert Ditfurth noch einmal daran, dass sich die Grünen eben so wenig um das Soziale in Deutschland verdient gemacht haben wie die SPD von 2003 bis 2005. Die Grünen hätten die Agenda sogar mit noch größeren Mehrheiten mitgetragen als die SPD. Außerdem zeigt sie anhand einiger Biografien, wie Grüne ihre Wege in die Raucherlobby, die Medizinlobby und sogar die Atomlobby (!) fanden.

Das Buch lässt also kein einziges gutes Haar an den Grünen. Im Gegenteil: Ditfurth wirft der Partei vor, sogar noch schlimmer zu sein, als die Konservativen. Die würden wenigstens zu ihren Inhalten stehen. Die Grünen wiederum täuschten durch ihr Image ein relativ soziales Wählerklientel, machten in ihrem Machtwahn aber genau dieselbe Politik wie die CDU.

“Was sie reden, was sie tun” ist deswegen besonders interessant, weil es eine kritische Abrechnung mit den Grünen ist, die noch Linker steht, als dieselben. Die billigen “Dagegen”-Kampagnen von CDU und FDP zur Zeit sind einfach nur peinlich. Ditfurth zeigt, dass die Grünen inhaltlich genau so viele Widersprüche aufweisen wie zum Beispiel die SPD.

Das Buch macht deutlich, dass die Grünen genau wie die FDP zur Zeit davon profiziert, am längsten in der Opposition gewesen zu sein. Es zeigt jedoch auch, dass die Grünen ihr “Image” am Besten bewahren können. Viele ihrer Aktionen widersprechen grundlegend dem Profil der Partei und werden von den Wählern nicht bestraft. Besonders erwähnenswert sollte dabei sein, dass noch im April 2010, also vor einem Jahr, die Grünen in der Hamburger Bürgerschaft gegen (!) eine Anti-AKW-Demonstration gestimmt haben, bloß um die Koalition mit der CDU nicht zugefährden. Gerade diese Aktion zeigt: Die Grünen haben gute Inhalte, wie die SPD in vielen Teilen auch. Aber genau wie die anderen Parteien in Deutschland sind auch sie gewillt, die Inhalte für die Macht über Bord zu werfen. Die Heilspartei, als die sie gerade wirken, sind sie nicht, sondern eine machtorientierte Partei wie die fünf anderen im Bundestag.

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Montag, 25. April 2011
Gelesen: Der heilige Eddy (von Jakob Ajourni)
Eddy ist Straßenmusikant und verdient seinen Lebensunterhalt, indem er Touristen betrügt und bestiehlt. Gerade durch einen Trick 10 000 Euro ergaunert hat, geschieht ihm ein denkbar ungünstiges Mitgeschickt. Sein Vermieter König, seines Zeichen meistgehassteste Heuschrecke Berlins, begegnet ihn im Treppenhaus und verdächtigt ihn, eine Beziehung mit seiner Tochter zu führen. Als König Eddy angreift rutscht er aus, fällt die Treppe hinunter und bricht sich das Genick. Eddy, der als Kleinkriminieller nichts mehr fürchtet, als dass die Polizei auf ihn aufmerksam wird, muss sich etwas einfallen lassen. Er entwirft einen Plan, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen, wird jedoch von Königs Tochter wieder aus der Bahn geworfen…

Der Roman ist ein typisches “Feel-Good”-Werk. Der Autor versucht nicht einmal, Mitleid mit Eddies Opfern aufzubauen. Der Computerladenbesitzer aus Bochum, dem Eddy mal eben 10 000 Euro abnehmen kann, wird als naiv beschrieben. Die Leibwächter, die Eddy austrickst, sind ebenfalls nicht die klügsten und König entpuppt sich als armes Schwein, das trotz seines Reichtums nie überwinden konnte, dass er in Neukölln in ärmlichen Verhältnissen geboren wurde.

Daher hat man als Leser eigentlich eine grenzenlose Sympathie für Eddy und kann sein Talent, sich auf die abwegigsten Situationen sofort einzustellen, eigentlich nur bewundern. Arjouni stattet den Roman noch mit einer Reihe skurriler Charaktere um Eddy aus. Neben Romy, Königs exentrischer Tochter, sind das noch der Schmierenjournalist, mit dem Eddy einst in einer Band spielte und Eddies russischer Bandpartner.

Der Klappentext behauptet, der Roman sei eine Art spielerische Sozialkritik. Das ist höchstens in den Hass-Passagen auf König zu spüren. Der möchte nämlich eine Deo-Fabrik, die er für einen Spottpreis gekauft hat, nach China umsiedeln, wogegen sich natürlich der Protest vieler Gewerkschafter richtet. Durch Romy erfährt man aber, dass der ganze Plan ursprünglich von der Politik entworfen wurde, die es Leid war, die Werke zu subventionieren.

Obwohl der Roman vielleicht die Skruppellosigkeit deutscher Führungsetagen ankratzt, ist er damit noch nicht gesellschaftskritisch. Schließlich beschreibt er höchstens, was eh die meisten vermuten. Gelungen ist wiederum die Skizze Kreuzbergs, das als Viertel dargestellt wird, indem es leicht ist, einen bestimmten Ruf darzustellen, der von allen erwartet wird, wo man aber auffällt, wenn man etwas von der “alternativen” Norm abweicht.

“Der heilige Eddy” ist also keinesfalls ein Roman, der kritisiert und nachdenklich macht. Stattdessen ist es eine typische Schelmengeschichte, in der ein sympathischer Kleinkriminieller zunächst Pech hat, um dann mit Cleverness, putzigen Ideen und viel Glück das Beste aus seiner Situation zu machen. Zum Schluss gibt es natürlich ein Happy-End, indem Eddy zwar in den Knast muss, aber er einen Plattenvertrag und Rumy gewinnt. Ein gutes, unterhaltendes Buch für einen sonnigen Tag, das aber wenig bleibenden Eindruck hinterlässt.

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Freitag, 22. April 2011
Gelesen: Dieser graue Geist (von Heather Jarman)


"Dieser graue Geist" ist der zweite Teil des "Mission Gamma"-Zyklus. "Zweiter Teil" ist in diesem Zusammenhang allerdings etwas unzureichend. Denn "Dieser graue Geist" setzt lediglich die Erkundungsmission der Defiant im Gamma-Quadranten fort, Vorkenntnisse aus dem vorherigen Roman werden für den Handlungsstrang nicht benötigt.
Bajor versucht jedoch der Föderation beizutreten, die Verhandlungen haben schon im letzten Roman begonnen. Insofern ist hier etwas Vorkenntnis nötig.

Ansonsten überzeugt der Roman sogar noch etwas mehr als der Vorgänger. Stimmten bei "Zwielicht" vor allem die Charaktere, während die Gamma-Story etwas abgedreht war, überzeugt "Dieser graue Geist" auf ganzer Linie.

Die Rezension findet man bei trekzone:
Star Trek Deep Space Nine: Mission Gamma - Dieser Graue Geist (von Heather Jarman)

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Montag, 18. April 2011
Gelesen: Angriff der Alpha-Genetic


"Sternenfaust" überrascht mit dem aktuellen Heft. Die Alpha-Genetic sind nicht nur ein plötzlich auftretender, neuer Feind, sondern die Handlung ist fast haargenau von der "Star Trek"-Episode "Grenzgebiet" abgeschrieben. Erst zum Ende des Heftes weicht der Roman etwas von dem "Star Trek"-Handlungsverlauf ab. So entsteht Spannung lediglich durch die Frage, welcher Sternenfaust-Charakter welche Aufgabe aus dem "Star Trek"-Universum übernimmt und wann die Handlung endlich vom "Original" abweicht. Letzteres passiert wie gesagt erst zum Schluss.

Die komplette Rezension findet man wie immer auf sf-radio:
Sternenfaust Band 162 - Angriff der Alpha-Genetic (von Sascha Vennemann)

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Mittwoch, 13. April 2011
Gelesen: Unter Linken (von Jan Fleischhauer)
Jan Fleischhauer ist Redakteur beim Spiegel und schreibt dort seit kurzem für die Kolumne “Der schwarze Kanal”. Dort hält er, was der Name verspricht: jeden Montag wird alles links von der Union kritisiert.

Das ist völlig berechtigt, wenn man dem Ganzen wenigstens ein eigenes Ziel, eigene Werte entgegensetzt. Denn sonst ist man eigentlich da, wo Union und Liberale die Grünen sehen: Beim penetrantischen Dagegen.

Fleischhauer wurde vermutlich aufgrund seines Buches als Autor für den “Schwarzen Kanal” ausgewählt. 2009 veröffentlichte er rechtzeitig für die Bundestagswahl das Buch “Unter Linken – von einem der aus Versehen konservativ wurde”. Das Buch schlug hohe Wellen, es folgte ein Fernsehfilm und jetzt eben der “scharze Kanal”, auf dem Fleischhauer die Linie aus dem Buch natürlich konsequent fortführt.

Das Buch liest sich leicht und schnell. Es gibt kaum Stellen die anstrengend wirken, das Buch wirkt wie eine angenehme Abwechslung zu den sonst so umständlichen, oft langweiligen deutschen Sachbüchern.

Das liegt aber an einem Vorteil den Fleischhauer mit sich bringt: Er weiß, wo gut und wo böse ist. Denn nicht umsonst sind es immer die polarisierenden Bücher, die in Deutschland Erfolg haben. “Unter Linken” kennt nur zwei Kategorien: Links (böse) und nicht-Links (gut).

Und das ist die größte Schwäche des Buches. Die Kritik der FAZ lautete, dass Fleischhauer die Lebenswelt der 80er Jahre beschreibe, in der es solch eine klare Trennung vielleicht noch gegeben habe. Noch vor kurzem waren nicht wenig Menschen schließlich auch der Meinung, man könne sich von Begriffen wie “links” und “rechts” eigentlich gänzlich verabschieden, man habe sich ja in der Mitte getroffen. Das ist auch falsch, die Wahrheit liegt dazwischen. Nicht aber für Fleischhauer. In einigen wenigen Passagen differenziert er zwar, dass einige Thesen “nicht auf den sozialdemokratischen Gewerkschaftsfunktionär” zutreffen. Aber schon die Einordnung hat einen tendenziell negativen Beigeschmack. Mittlerweile ist es aber ja tatsächlich die Frage, was eigentlich noch Links ist. Die SPD wird von vielen seit der Agenda-Politik nicht mehr wirklich als links gesehen. Die Grünen fühlen sich in schwarz-grünen-Bündnissen immer solange wohl, bis ihr eigenes Klientel es wirklich nicht mehr aushält. Und die Linke wird von nicht wenigen einfach nur als strukturkonservative Partei gesehen. Wen meint Fleischhauer von den Parteien dann noch beziehungsweise wie begründet er, dass diese Parteien noch links sind? Genau so könnte man bei gesellschaftlichen, linksverorteten Gruppierungen verfahren. Ein paar Abgrenzungsversuche wären notwendig gewesen.

Insofern ist es auch schwierig, sich mit Fleischhauers Positionen inhaltlich auseinanderzusetzen. Es ist nicht klar, wer das Konzept, das Fleischhauer angreift eigentlich repräsentiert. Mal ist es tendenziell sozialdemokratische Bildungspolitik, ein anderes Mal ist es die Israelfeindlichkeit, die nicht nur am linken Rand, sondern auch am rechten zu finden ist. Diese mangelnde Abgrenzung macht es schwierig, das Buch ernst zu nehmen.

Fleischhauer hat übrigens auch nur in den seltensten Fällen ein Gegenkonzept. In solchen Momenten ist er dann Klischee eines Konservativen. Denn er zerlegt die Ansätze linker Gruppierungen, bietet aber kein Gegenmodell an. Am schönsten ist dabei die Stelle über Chancengleichheit. Die könne es gar nicht geben, da sich das Hirn schon im Mutterleib entwickelt. Man müsse also strikt kontrollieren, dass keine einzige Mutter während der Schwangerschaft raucht und trinkt. Da man das nicht könne, werde es auch nie Chancengleichheit geben. Eine stichhaltige Ableitung, die dem Problem ungleicher Chancen im Bildungssystem aber keine neue Lösungsmöglichkeit präsentiert. Dafür ist Fleischhauer mit dem Buch auch nicht angetreten. Fleischhauer erwähnt, dass bei “Linken” alles immer gleich ein “Projekt” sein muss. Selbst wenn man auf ein Projekt verzichtet, sollte man aber ein Anliegen haben. Denn sonst müsste man ja begründen, warum so viele Änderungsbedarf verspüren, während man selbst auf der Position steht: “Alles ist gut”. Es bleibt also die Frage, ob es ausreicht, sich immer nur darüber zu definieren, dass man ausnahmslos alles, was nach “links” riecht, ablehnt oder ob man nicht wenigstens an einigen Stellen so etwas wie einen Gegenentwurf beziehungsweise ein konträres Wertesystem skizzieren sollte.

Gelungen sind die Passagen, in denen Fleischhauer seine Herkunft, gegen die er rebbelliert hat, beschreibt. Er kommt aus einem sozialdemokratischen Elternhaus und hat die Linie erst weitergeführt, bis er sich irgendwann davon abgewandt hat. Leider macht dieser Teil nur den knappen Anfang aus, danach wird es nur noch permanentes, teilweise etwas penetrantisch Wirkendes “Dagegen”-Sein. Außerdem spielen die Szenen aus seinem Elternhaus tatsächlich in der Zeit vor 1990. Und wie sehr sich diese Zeit von der unsrigen, mit eher unpolitischen Jugendkulturen, unterscheidet, kann man unter anderem in dem Buch von di Lorenzo und Hacke erlesen, das übrigens einen eigenen Werteentwurf mit sich bringt.

Interessant ist das letzte Kapitel, das sich knapp über “die Linke und der Humor” auslässt. Das Kapitel kommt zu dem Fazit, dass Linke eben diesen nicht besitzen. Interessant ist das Kapitel am Ende eines Buches, dass zwar locker geschrieben ist, aber nicht unbedingt auf Witz setzt, sondern sich eher auf penetrante Aufarbeitung und Anschuldigungen konzentriert. Wenn man dem noch Fleischhauers Kolumnen auf Spiegel Online entgegensetzt, in denen er nach der Wahl in Baden-Württemberg den Untergang des Landes sah oder er nach der Atomkatastrophe in Fukushima die Opfer der Katastrophe mit Verkehrsopfern in Verbindung gesetzt hat. Beide Reaktionen auf – für Konservative sicherlich verstörende Ereignisse – zeugen nicht gerade von einem Übermaß an Humor.

“Unter Linken” ist gut zu lesen, inhaltlich aber nur vom “Dagegen”-Sein und teilweise einer gewissen Hässigkeit geprägt. Das Buch krankt an Ungenauigkeit und eigener Kreativlosigkeit. Die lockere Aufarbeitung dominanten, linken Gedankenguts hat zudem das Problem, dass die Lebenswirklichkeit mittlerweile anders erscheint. Die meisten Medien beäugen das linke Lager mindestens so kritisch wie das rechte. Und auch im Alltag erscheint es nicht selbstverständlich, dass die “Linken” diese Gesellschaft tatsächlich dominieren. Denn Fleischhauer erinnert zurecht daran, dass die BRD gerade einmal 20 Jahre von tendenziell “Linken” regiert wurde. Die eigentliche politische Macht war also meistens woanders konzentriert. Von der wirtschaftlichen Macht im Land gar nicht zu sprechen. Insofern ist die Wichtigkeit des Buches unklar.

Das Ziel des Buches, eine einseitige, undifferenzierte Polemik, die frühere Erfahrungen einer damals vielleicht “linksdominierten” Gesellschaft verarbeitet, ist allerdings erreicht.

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Freitag, 8. April 2011
Gelesen: Zero Sum Game (von David Mack)


“Zero Sum Game” ist der Auftakt zu der vier-bändigen “Typhon Pact”-Reihe, die die Destiny-Reihe fortsetzt. Rezensionen der anderen drei Teile sind bereits von mir auf Trekzone erschienen, aus verschiedenen Gründen erscheint die Rezension zum Auftakt erst jetzt.

Der Roman beschäfitgt sich stark mit der Kultur der Breen. Dieses Volk, dass sich in “Deep Space Nine” dem Dominion anschloss, ist dem Zuschauer zwar als harter Gegner bekannt, über die Lebensweise weiß man aber nichts.

Das ändert David Mack mit diesem Roman, ohne dabei auf die für ihn typische action-reiche Handlung zu verzichten. Es gelingt ihm auf kurzweilige Art und Weise, eine authentische Kultur zu skizzieren. Dabei erzählt er eine solide Agentenstory, die an Spionage-Geschichten aus dem Kalten Krieg erinnert.

Außerdem greift Mack die “Sektion 31“"-Handlung aus der Anfangszeit des “Deep Space Nine”-Relaunch wieder auf. Das ist gut, aber gleichzeitig bringt das auch ein negatives Thema mit sich: Denn Mack beginnt mit diesem Roman den Relaunch zu zerstören. Seit der letzten Veröffentlichung sind mehrere Jahre vergangen, die Charaktere sind in andere Positionen gerückt, Erklärungen gibt es wenige. Auch in einem anderen Punkt bleibt der Roman hinter den Erwartungen zurück. Wer nach der epischen “Destiny”-Trilogie auf etwas vergleichbares gehofft hat, wird enttäuscht. Warum das so ist und welche Schwächen der Roman noch hat, liest man in der Zweitrezension auf trekzone: Star Trek Typhon Pact: Zero Sum Game (von David Mack)

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Donnerstag, 7. April 2011
Gelesen: Radetzkymarsch (von Joseph Roth)
“Radetzkymarsch” erzählt das Schicksal dreier Generationen der adligen Familie Trotta in der k.u.k. Monarchie Östterreich-Ungarn. Die Geschichte beginnt damit, dass Joseph Trotta dem Kaiser bei der Schlacht von Solferino das Leben rettet. Aus Dank wird er in den Adelsstand befördert. Joseph Trotta hat Schwierigkeiten diesen Statuswechsel zu verarbeiten, schließlich war noch sein Großvater ein einfacher Bauer und für ihn war es schon eine große Leistung überhaupt als Leutenant in der Armee dienen zu können. Josephs Trottas Lebensgeschichte wird rasch zu Beginn des Romans abgehandelt, das Augenmerk liegt auf seinem Sohn und vor allem seinem Enkel. Denn die beiden erleben nicht nur den Verfall Österreich-Ungarns und den Weg des Reiches Richtung erster Weltkrieg, sondern auch den Verfall der eigenen Familie.

Der Roman beginnt mit einem überraschend szenischen Einstieg. Lebhaft wird die Schlacht von Solferino erzählt, der Leser ist von Anfang an gepackt. Auch im weiteren Verlauf des Romans gelingt es Roth immer wieder spannende Passagen einzubauen, die das Lesen (besonders für ein Reclam-Buch) extrem kurzweilig machen. Das ist deswegen überraschend, weil der Roman zum größten Teil aus recht ausführlichen, immer auch etwas melancholisch-wehmütigen Passagen besteht. Denn Roth nimmt sich viel Zeit um Blicke auf die österreichisch-ungarische Gesellschaft zu werfen. An vielen Stellen treten Widersprüche auf, die Roth teilweise gar mit einem ironischen Unterton beschreibt. An vielen Stellen ist der Zerfall aber einfach spürbar.

Die meisten Zustände werden aus der Sicht des Militärs beschrieben, indem Josephs Enkel, Carl-Joseph, dient. Sein Sohn, Franz, ist Bezirkhauptmann. An ihm erlebt man noch die etwas würdevolle, starre und damit aber auch stabile Art, wie das Land verwaltet wird. Der Bezirkhauptmann plant alles und ist für Carl-Joseph eine etwas übermächtige Vaterfigur. Was allerdings auch daran liegt, dass die Frauen der Familie alle recht schnell sterben und die Männer keine gemeinsame Kommunikation findet. Briefe werden immer nach dem selben Standardformat verfasst, geredet wird nur in den seltensten Fällen. Das bessert sich etwas zum Schluss, aber da wirft der erste Weltkrieg schon seinen Schatten.

Das Militär ist kein schöner Ort. Die Offiziere sind alle gelangweilt und harren eines Krieges. In der Zwischenzeit wird gesoffen, gehurt und sich duelliert. Carl-Joseph ist diese Welt fremd und dennoch wird er in sie reingezogen. Nach einer unglücklichen Verwicklung in ein Bordell wird er an die Grenze versetzt. Dort muss er sich nicht nur mit einem sozialistischen Streik rumschlagen, sondern auch mit der Verlockung des Glückspiels. Er ist dabei furchtbar naiv und lässt sich in massive Schulden treiben, obwohl er selbst kaum spielt. Stattdessen übernimmt er regelmäßig für seine Kameraden Schulden, weil er deren Aufrichtigkeit beziehungsweise Solidität völlig überschätzt. Diese Naivität speist sich dabei aus verschiedenen Quellen. Da ist das – sehr gut dargestellte – schlechte Verhältnis zum Vater, aber auch die Berufswahl, die sich nach einer Erwartung und nicht nach einem eigenen Wunsch gerichtet hat. Außerdem hat Carl-Joseph ein etwas gestörtes Verhältnis zu Frauen. Schon in seiner Jugend hatte er eine Affäre mit der älteren Ehefrau eines Polizeikommissars. Nachdem er diese geschwängert hatte, starb sie im Kindbett, was ihn natürlich völlig aus der Bahn warf. Auch im Verlauf des Romans hat Carl-Joseph nicht Affären mit älteren Frauen, die seinem Gemütszustand nicht gerade zuträglich sind.

Der Roman ist daher in gewissem Maß auch die Verzweiflung Carl-Josephs an seiner Rolle im Leben. Erst zum Schluss kann er sich vom Militär, seinen Kameraden und der Geldsucht emanzipieren und lebt ein bescheidenes, aber glückliches Leben – bis ihn der erste Weltkrieg wieder zurückholt.

Am interessantesten ist aber wie Roth den Zustand der Monarchie beschreibt. Es gibt einige Szenen mit dem Kaiser, der der Familie Trotta natürlich gedanklich noch verbunden ist. Diese Passagen werden immer kindlicher, je älter der Kaiser wird und sorgen für angenehme Lockerung, ohne albern zu wirken. Aus den Gedankengängen des Kaisers kann man die deutlichsten Anspielungen herauslesen. Der Rest wird über die bereits erwähnten Landschafts- und Gesellschaftsbeschreibungen erreicht. Hier wird viel Wehmut transportiert, was interessant ist, das Roth selbst die Monarchie miterlebt hat, den Roman aber 1932 kurz vor dem Sieg des Nationalsozialismus über die Weimarer Republik geschrieben hat. Diese viel Platz einnehmenden Passagen sorgen für eine sehr berührende Stimmung, die deutlich macht, dass der unaufhaltsame und für die Charaktere unmerkliche Abstieg der Familie Trotta kein Einzelfall ist, sondern stellvertretend für das gesamte Reich steht.

Letztendlich ist der Tod ein Bestandteil des Werkes. Das Reich stirbt, die alten Trottas sterben und der junge Trotta stirbt natürlich auch. Bei seinen Beschreibungen streut Roth immer wieder Nebensätze ein, die andeuten, was den einzelnen Militärregimentern im ersten Weltkrieg alles droht. Dabei gleitet das Werk aber – wie auch bei den melancholischeren Passagen – nie ins Depressive ab, was eine gewisse Leistung ist.

Der Radetzkymarsch glänzt durch authentische Charaktere und eine besondere Stimmung. Das Lesen wird dadurch nie langweilig, man mag das Buch kaum aus der Hand legen. Lange hat mich kein Buch mehr so berührt wie dieses.

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Dienstag, 5. April 2011
Cyber-Tod


Die Sternenfaust muss rechtzeitig in das Zyrgon-System gelangen, da die dortige Sonne die menschlichen Kolonisten zu verstrahlen droht. Die Crew rechnet schon mit dem Schlimmsten, doch im System finden sie einen Schutzschild und eine Reihe eingefrorener Menschen.
Unglücklicherweise ist die Auftaufunktion nicht aktiviert. Stattdessen scheinen sich die Kolonisten in einer virtuellen Realität zu befinden. Einige Crew-Mitglieder begegeben sich ebenfalls in den Cyberspace und erleben eine unangenehme Hetzjagd und eine Sammelintelligenz.

Der Roman baut unnötigerweise einige Parallelen zu den “Borg” aus “Star Trek” auf, greift sogar wörtlich deren “Widerstand ist zwecklos”-Parole auf. Das ist unnötig, denn der Roman könnte auch so überzeugen.

Warum er das tut, liest man wie immer auf Sf-Radio:

Sternenfaust Band 161 – Cyber Tod (von Andreas Suchanek)

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