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Gelesen: Nach der Bombe (von Philip K. Dick)
Die Geschichte beginnt mit einer Alltagssituation in einem Fernsehladen. Der Schwarze Stuart McConchie ist nicht erfreut darüber, dass sein Boss den Behinderten Hoppy einstellt. Er glaubt, sein Chef sei zu nachlässig mit Minderheiten. Der Psychater Dr. Stockstill erhält derweil Besuch von einem Mr. Tree, der sich als der Atomphysiker Dr. Bruno Bluthgeld entpuppt. Er hat Atomexperimente durchgeführt, die den dritten Weltkrieg ermöglichen. Und der startet kurz darauf, womit die eigentliche Geschichte des Romans beginnt: Nach der Bombe.
Zunächst ist man von dem Roman etwas irritiert. Schließlich erwartet man von dem Titel, dass man gleich nach der Bombe einsteigt. Stattdessen schildert Dick erst einmal Alltagssituationen aus Amerika, bevor er die Welt in einem Bombenhagel untergehen lässt.
Besonders irritierend ist, Dicks diskriminierende Darstellungsweise. Während Stuart McConchie aufgrund seiner Hautfarbe bedrängt wird, keilt er gleichzeitig gegen den behinderten, aber technisch äußerst versierten Hoppy aus. Die Betonung dieser Ungerechtigkeiten der amerikanischen Gesellschaft (der Roman entstand 1965) benötigt Dick, um zu zeigen, dass eine Nachkriegsgesellschaft diese selbstverständlich übernehmen wird.
In einem Nachwort kann man lesen, dass dies eines von Dicks optimistischen Werken ist. Das wirkt zunächst sehr irritierend. Denn ein Großteil der Menschheit stirbt und die bisher bekannte Zivilisation bricht zusammen. Andererseits bedeutet das nicht das Ende der Menschheit. Stattdessen entsteht eine sehr ländliche geprägte Selbstversorgergesellschaft, die alte Vorurteile und Rituale übernimmt, aber dennoch weiter existieren kann. Für die 60er Jahren, in denen in einem möglichen dritten Weltkrieg auch das Ende der Menschheit gesehen wurde, ist das tatsächlich eine relativ optimistische Vision.
Dick schildert die Nachkriegsgesellschaft anhand der Gemeinschaft in West Main County. Dort lebt es sich relativ gut. Zwar ist man von einem Großteil der Technik abgeschnitten, doch der Zigarettenfabrikant Gill hat sich dort niedergelassen und beschert der Stadt einen relativen Reichtum. Auch Hoppy hat es dorthin verschlagen. Er hat durch die radioaktive Strahlung jedoch enorme mentale Kräfte erhalten. Das Mädchen Edie Keller wurde am Tag des Bombenfalls gezeugt. Sie hat einen Zwillingsbruder, der in ihr wohnt und mit dem sie kommunizieren kann. Außerdem scheint Dr. Bluthgeld die Fähigkeit zu besitzen, jederzeit wieder Atomexplosionen auslösen zu können. Dazu kommt, dass ein Großteil der Tiere in der Gegend mutiert sind.
Dick erzählt das Leben der Menschen, das ständig bedroht ist und in deren Mitte sich die drei mächtigen aber gefährlichen Wesen aufhalten, kurzweilig. Es ist vergnüglich mitzuerleben, wie das Leben seinen Gang geht, Mängel behoben werden und vor allem getratscht wird. Dazu kommt, dass ein einziger bemannter Satellit noch funktioniert, über den ein Radio organisiert wird, was den gesellschaftlichen Mittelpunkt aller Menschen der Welt zu bilden scheint. Abends versammeln sich alle um das Radio.
Daher ist es vor allem für Hoppy eine Machtfrage, das Radio unter seine Kontrolle zu bekommen. Er versucht den bisherigen Sprecher zu ersetzen. Mit diesem Machtdrang beginnt der Konflikt zwischen den drei mächtigsten Menschen des Dorfes und der Rest der Bevölkerung merkt zunächst gar nicht, dass überhaupt ein Konflikt in Gange ist. Diese zweite Hälfte des Romans ist ebenfalls sehr gelungen. Denn natürlich wirken die Bluthgeld, Hoppy und das Mädchen Keller alle für sich überhaupt nicht gefährlich. Stattdessen erscheinen ihre Taten eher absurd komisch, was sich natürlich in dem Moment ändert, als man merkt, dass die Radioaktivität ihnen tatsächlich die Fähigkeiten, die sie behaupten gegeben hat.
"Nach der Bombe" ist ein kurzweiliger Roman, der das Bild einer Nachatomkriegsgesellschaft zweichnet. Obwohl sich in ihm viele verrückte Mutationen tummeln, wirkt der Roman vor allem wegen der menschlichen Handlungsweisen aller Charaktere sehr realistisch. Das ist jedoch zu keinem Zeitpunkt wirklich beklemmend. Denn der Roman vermittelt vor allem eine Aussage: Auch nach dem dritten Weltkrieg wird die Menschheit weiter existieren, mit ihren guten, aber auch mit ihren vielen schlechten Seiten.
Zunächst ist man von dem Roman etwas irritiert. Schließlich erwartet man von dem Titel, dass man gleich nach der Bombe einsteigt. Stattdessen schildert Dick erst einmal Alltagssituationen aus Amerika, bevor er die Welt in einem Bombenhagel untergehen lässt.
Besonders irritierend ist, Dicks diskriminierende Darstellungsweise. Während Stuart McConchie aufgrund seiner Hautfarbe bedrängt wird, keilt er gleichzeitig gegen den behinderten, aber technisch äußerst versierten Hoppy aus. Die Betonung dieser Ungerechtigkeiten der amerikanischen Gesellschaft (der Roman entstand 1965) benötigt Dick, um zu zeigen, dass eine Nachkriegsgesellschaft diese selbstverständlich übernehmen wird.
In einem Nachwort kann man lesen, dass dies eines von Dicks optimistischen Werken ist. Das wirkt zunächst sehr irritierend. Denn ein Großteil der Menschheit stirbt und die bisher bekannte Zivilisation bricht zusammen. Andererseits bedeutet das nicht das Ende der Menschheit. Stattdessen entsteht eine sehr ländliche geprägte Selbstversorgergesellschaft, die alte Vorurteile und Rituale übernimmt, aber dennoch weiter existieren kann. Für die 60er Jahren, in denen in einem möglichen dritten Weltkrieg auch das Ende der Menschheit gesehen wurde, ist das tatsächlich eine relativ optimistische Vision.
Dick schildert die Nachkriegsgesellschaft anhand der Gemeinschaft in West Main County. Dort lebt es sich relativ gut. Zwar ist man von einem Großteil der Technik abgeschnitten, doch der Zigarettenfabrikant Gill hat sich dort niedergelassen und beschert der Stadt einen relativen Reichtum. Auch Hoppy hat es dorthin verschlagen. Er hat durch die radioaktive Strahlung jedoch enorme mentale Kräfte erhalten. Das Mädchen Edie Keller wurde am Tag des Bombenfalls gezeugt. Sie hat einen Zwillingsbruder, der in ihr wohnt und mit dem sie kommunizieren kann. Außerdem scheint Dr. Bluthgeld die Fähigkeit zu besitzen, jederzeit wieder Atomexplosionen auslösen zu können. Dazu kommt, dass ein Großteil der Tiere in der Gegend mutiert sind.
Dick erzählt das Leben der Menschen, das ständig bedroht ist und in deren Mitte sich die drei mächtigen aber gefährlichen Wesen aufhalten, kurzweilig. Es ist vergnüglich mitzuerleben, wie das Leben seinen Gang geht, Mängel behoben werden und vor allem getratscht wird. Dazu kommt, dass ein einziger bemannter Satellit noch funktioniert, über den ein Radio organisiert wird, was den gesellschaftlichen Mittelpunkt aller Menschen der Welt zu bilden scheint. Abends versammeln sich alle um das Radio.
Daher ist es vor allem für Hoppy eine Machtfrage, das Radio unter seine Kontrolle zu bekommen. Er versucht den bisherigen Sprecher zu ersetzen. Mit diesem Machtdrang beginnt der Konflikt zwischen den drei mächtigsten Menschen des Dorfes und der Rest der Bevölkerung merkt zunächst gar nicht, dass überhaupt ein Konflikt in Gange ist. Diese zweite Hälfte des Romans ist ebenfalls sehr gelungen. Denn natürlich wirken die Bluthgeld, Hoppy und das Mädchen Keller alle für sich überhaupt nicht gefährlich. Stattdessen erscheinen ihre Taten eher absurd komisch, was sich natürlich in dem Moment ändert, als man merkt, dass die Radioaktivität ihnen tatsächlich die Fähigkeiten, die sie behaupten gegeben hat.
"Nach der Bombe" ist ein kurzweiliger Roman, der das Bild einer Nachatomkriegsgesellschaft zweichnet. Obwohl sich in ihm viele verrückte Mutationen tummeln, wirkt der Roman vor allem wegen der menschlichen Handlungsweisen aller Charaktere sehr realistisch. Das ist jedoch zu keinem Zeitpunkt wirklich beklemmend. Denn der Roman vermittelt vor allem eine Aussage: Auch nach dem dritten Weltkrieg wird die Menschheit weiter existieren, mit ihren guten, aber auch mit ihren vielen schlechten Seiten.
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