Neue Homepage: Ich habe eine neue Homepage, die man unter www.gedankenecke.com erreicht. Zur Zeit werden Stück für Stück die mittlerweile über 1 000 Beiträge dieses Blogs von mir rüberkopiert (bin bei Oktober 2008 angekommen) und die neuen Artikel seit "Homepagegründung" sind da ebenfalls zu finden. Der größte Vorteil, den die neue Seite bietet ist, dass endlich jeder kommentieren kann und man sich nicht mehr registrieren braucht.
Montag, 19. Dezember 2011
Gelesen: Der Schattenbote


Landru kehrt nach Sydney zurück. Er hat seine Einstellung gegenüber Lilith verändert. Er möchte sie nun nicht mehr sofort töten, sondern sie zum Finden des Kelches benutzen. Somit gesteht er sich auch ein, dass er bei der Suche nach dem Kelch versagt hat. Lilith hat derweil jedoch ganz andere Probleme: Ihre beste und einzige Freundin Beth möchte nichts mehr von ihr wissen.

"Der Schattenbote" weist drei Handlungsebenen auf, was für eine recht dichte Handlung sorgt. Leider bringt keiner der Handlungsabschnitte die Gesamtgeschichte wirklich voran. Stattdessen wirken die Vampire dämlich wie eh und je und benötigen jetzt auch noch die absolut tollpatschig vorgehende Lilith, um den Kelch zu finden.

Immerhin verspricht der Schluss der Geschicht, dass der bisher beste Charakter der Serie zurückkehren könnte. Die komplette Rezension findet man auf SF-Radio:
Vampira Band 17 - Der Schattenbote (von Adrian Doyle)

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Sonntag, 18. Dezember 2011
Weltwort zum Sonntag
Die Welt überzeugt am Samstag mit einem Wortbeitrag zum Sonntag. Zunächst werden die größten politischen Sünden der Zeit aufgezählt: Plagiieren, manipulieren und güngstige Kredite abstauben. “Warum tun die das?”, fragt der Autor entsetzt. Die Antwort liegt selbstverständlich auf der Hand: “Da ist kein Geländer, das Halt in heiklen Lagen gewährt. [...] [Es] fehlt ganz offenbar der innere Kompass.” Amen.mehr

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Samstag, 17. Dezember 2011
Gelesen: Zwei Schicksale für Shesha'a

"Zwei Schicksale für Shesha'a" beschreibt die Auswirkungen des Gemini-Überfall auf die Shisheni in der alten und der neuen Zeitlinie des "Sternenfaust"-Universum. Dabei ist dem Leser sofort klar, dass es deutliche Unterschiede geben muss. Leider funktioniert der "Wendepunkt", der hier konstruiert werden soll, nicht wirklich. Die Schuld an einem langwierigeren Gemini-Krieg in der neuen Zeitlinie soll Dana Frost in die Schuhe geschoben werden, dabei gibt es in der alten Zeitlinie eine Megawaffe.

Nichtsdestotrotz unterhält der Roman sehr gut, auch wenn die verwobenen Zeitlinien etwas Verwirrung verursachen. Die komplette Rezension findet man wie immer auf SF-Radio:

Sternenfaust Band 179 - Zwei Schicksale für Shesha'a

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Freitag, 16. Dezember 2011
(Kurz)Gelesen:Umstellungsteam (von Philip K. Dick)
Eine seltsame Unterhaltung: Ein Kanzleisekretär bittet einen Hund, zu bellen, damit ein Mann früher zur Arbeit erscheint. Der Hund verschläft diese Aufgabe, der Mann, Ed Fisher, kommt zu spät zur Arbeit. Dort erlebt er, wie sich alles in Staub auflöst. Nur mit Mühe und Not gelingt Fisher die Flucht. Als er Nachmittags zurückkehrt ist alles wieder da, nur Kleinigkeiten haben sich geändert. Fisher flüchtet und wird kurz darauf von den Kammersekretären entführt. Ihm wird enthüllt, dass regelmäßig Gegenden der Erde neu programmiert werden müssen, um gewisse Entwicklungen möglich zu machen. Damit Fisher nicht ebenfalls reprogrammiert wird, muss er schwören, über sein neu erworbenes Wissen zu schweigen.

In "Umstellungsteam" erfährt ein einzelner Mensch, dass die Welt, in der er lebt eine große Inszenierung ist. Wann immer es den wahren Machthabern im Hintergrund nicht passt, werden einzelne Sektoren umprogrammiert, sodass sich alles anders entwickeln kann. Dick schreibt hier also bereits im Jahr 1953 eine Kurzgeschichte, die enorm an die Handlung von Matrix erinnert.

Dabei lebt die Kurzgeschichte davon, dass man zunächst überhaupt nicht versteht, was eigentlich passiert. Wie soll ein Hund dafür sorgen können, dass jemand früher zur Arbeit kommt? Erst später versteht man, dass selbst Hunde mehr über die Realität wissen als die Menschen.

Die Kurzgeschichte hat also zwei Themen. Erstens ist die Welt lediglich von fremden Wesen programmiert. Zweitens sind die Menschen bei weitem nicht die Wesen mit dem meisten Wissen auf dem Planeten. Dieses frühe Hinterfragen vermeintlicher Selbstverständlichkeiten ist sehr beachtlich.

Interessant ist dabei, dass die Wesen im Hintergrund deutlich herere Ziele haben als die Menschen selbst. Denn während die Menschheit in den 50er Jahren in erster Linie in der Blockkonfrontation fest hing, arbeiten diese Wesen daran, Frieden zu erschaffen. Das heißt, die Menschheit ist nicht nur fremdbestimmt, sie ist auch noch von moralisch besseren Wesen geleitet.

"Umstellungsteam" ist eine frühe "Matrix"-Version, die zwar nicht so spannend, dafür deutlich nachdenklicher ist.

“Umstellungsteam", 32 Seiten, 1953, erschienen in der Zweitausendeins Anthologie “Variante Zwei”.

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Donnerstag, 15. Dezember 2011
Flucht ins All
Die Seite SF-Radio hat, ohne es direkt zu erwähnen, das perfekte Mittel geliefert, die derzeitige Krisenpolitik unserer Bundesregierung zu ertragen. Bei all der Hektik und den dennoch in der Regel unzureichenden Entschlüssen wünscht man sich ganz weit weg. Doch wohin man derzeit auf der Erde auch guckt: Überall gibt es Probleme. Denn wenn die Europäische Union es zulässt, dass eine Finanzkrise in Amerika, ein europäisches Land in den Ruin treibt, das wiederum die gesamte Union an den Rand des Abgrund bringt, dann ist es natürlich kein Wunder, dass es nicht einmal gelingt, bei der Rettung des gesamten Planeten in Durban voranzukommen. Letzte Möglichkeit zur Flucht ist da nur noch das All. Wäre das nicht wunderschön?

Nein und das verdeutlicht ein Video, auf das SF-Radio hinweist. Das Video verdeutlicht, was absolute Ruhe zum Beispiel auf der Enterprise-D bedeutet. Und weil das so schön entspannend ist, kann man sich diese meditativen Klänge gleich 24-Stunden anhören. Das dürfte ein wahrer Segen sein, nachdem man sich über das politische Hickhack wieder freuen wird.

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Mittwoch, 14. Dezember 2011
Damit Deutschland vorankommt (von Hubertus Heil und Armin Steinbach)

Einen "Kompass für eine progressive Wirtschaftspolitik" wollen die beiden Autoren mit dem etwa 160 Seiten starken Büchlein vorlegen. Daher ist das Buch klar strukturiert und folgt durchgehend der Kompass-Metaphorik. Zunächst legen die Autoren dar, warum es nötig ist, die Wirtschaftspolitik neu auszurichten, dann beschreiben sie fünf "Segel", die man ausrichten müsse.

Dass sich die Wirtschaft in einem Wandel befindet, dürfte zur Zeit klar sein. Ständig wird von der Eurokrise geredet, da ist klar, dass etwas passieren muss. Um so überraschter ist man zunächst, dass sich die Einleitung kaum um die Finanzkrise dreht. Stattdessen werden die Veränderungen in der Bevölkerungszusammensetzung (demographischer Wandel), die immer noch fortschreitende Globalisierung, der verstärkte Bedarf nach Fachkräften sowie die Ressourcenknappheit und die Probleme des Ressourcenverbauchs genannt. Das wirkt erst einmal wie Realitätsverweigerung. Nach der Lektüre der Einleitung ist man jedoch angenehm überrascht. Zwar wird viel Bekanntes wiederholt, doch da sich die Wirtschaftsberichtserstattung wie die Wirtschaftspolitik derzeit einzig darauf konzentriert, die Finanzkrise zu begleiten, ist das eine angenehme Abwechslung.

Außerdem setzen die Autoren damit auch ein Zeichen. Die Finanzmärkte gehören für sie nur indirekt zu einer progressiven Wirtschaftspolitik. Hier ist die Wirtschaft durch Betriebe repräsentiert die etwas erschaffen oder eine reale Dienstleistung anbieten. Dies - verbunden mit einer soliden Haushaltspolitik - sorgt für gesundes Wachstum. Die Finanzmärkte, das wird in einem der folgenden "Segel" erläutert, müssten dabei reguliert werden, um diese Entwicklung nicht zu stören. Somit erteilen die Autoren langjährigen Anhängern eine reinen Finanzmarktwirtschaftspolitik eine klare Absage.

Die fünf Handlungsfelder sind aus der Sicht der Autoren die Strukturpolitik, die Förderung von Investitionen und Binnenachfrage, die Qualifizierung von Arbeitnehmern sowie die Aufwertung der Arbeit, eine "kluge" Staatsfinanzierung sowie zuletzt eine Intensivierung der europäischen Integration als Antwort auf die Krise.

Dabei spricht aus allen Ansätzen der Gestaltungswille. Politik soll und darf nicht nur zuschauen. Stattdessen müssen aktiv Strukturen geschaffen werden. Das kann bekanntlich ordentlich schief gehen. Die Politik hat in der Wirtschaftspolitik desöfteren Millionen versenkt. Daher ist es gut, dass die Autoren auch immer wieder darauf hinweisen, dass politische Steuerung Grenzen hat. So entsteht der Eindruck eines durchdachten Mittelweges zwischen Marktüberlassung und staatlicher Steuerung.

Das Buch bietet tatsächlich einen Kompass für eine mögliche Wirtschaftspolitik. Das ist gleichzeitig aber auch die einzige Schwäche des Buches. An vielen Stellen muss es vage bleiben. Das ist keine Schande, schließlich sind auch Wahlprogramme grundsätzlich vage gehalten. Leider liest es sich an vielen Stellen jedoch wie ein Partei- bzw. ein Wahlprogramm. Es vieles grundsätzlich geklärt. Das hat jedoch den Vorteil, dass die Darstellung an vielen Stellen auch einen Überblick über die derzeitige Lage bietet. Das Buch bennent eine Vielzahl von Problemen, die vermutlich nicht einmal in zwei Legislaturperioden angegangen werden könnten. Daher weht mit den vorgeschlagenen Ausrichtungen "Segel" auch ein leicht utopischer Wind mit. Andererseits ist dies auch eine Grundbotschaft des Buches: Es ist viel zu tun, aber das bedeutet, dass auf jeden Fall etwas getan werden muss.

Das Buch verfällt an einigen Stellen in Allgemeinplätze und ist oft recht vage gehalten. Dabei formuliert es zumeist Positionen, die im "mitte-linken" Bereich wohl konsensfähig sind - von durchaus sinnigen Steuerhöhungen bis hin zu dem Versuch, im "internationalen Wettbewerb um Fachkräfte" mitzumischen (das konnten sich die Autoren leider nicht verkneifen). Beachtlich ist, dass die Diskussion hier nicht mit der Währungs- und Finanzkrise startet. Dadurch wird das Buch zu einer lohnenswerten Lektüre, die aufzeigt, was jetzt abseits der vielen Krisengipfel in Deutschland getan werden könnte - wenn wir denn eine andere Regierung hätten.

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Dienstag, 13. Dezember 2011
Pech-Expertise
Wenn Politiker etwas durchsetzen wollen, was keine möchte, helfen Studien. Mit etwas wissenschaftlichem Rat kann man fast alles prima verkaufen. Es ist zudem praktisch, dass man zwar für viel Geld Studien anfertigen kann, aber niemand gezwungen ist, diese auch zu veröffentlichen. Auf diese Idee sind auch Außenminister Guido Westerwelle und Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Dirk Niebel gekommen.mehr

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Montag, 12. Dezember 2011
Gelesen: Die dunklen Zwillinge


Der sechste Roman der "Perry Rhodan"-Neuerzählung setzt den Stillstand aus dem vorherigen Roman fort. Perry Rhodan ist aufgrund fehlender Auftritte endgültig höchstens als Statist zu bezeichnen, die Handlungsfortschritte der 160 Seiten sind marginal. Das ist enttäuschend, denn die Serie ist überraschend gut gestartet.

Nun scheinen sich die Autoren lediglich an der Erstauflage zu orientieren, die in der Regel ebenfalls nur mäßige Handlungsfortschritte aufweisen kann. Dem Roman ist immerhin zugute zu halten, dass die Charaktere relativ authentisch wirken. Da der größte Teil des Romans aber wie im vorherigen fünften Band Rückblenden sind, hilft das wenig.

Die komplette Rezension findet man auf SF-Radio:

Perry Rhodan Neo 6 - Die dunklen Zwillinge (von Frank Borsch)

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Sonntag, 11. Dezember 2011
Gesellschaftsprobleme

"Sternenfaust" erzählt auch im neuen Zyklus spannende und somit unterhaltsame Geschichten. Dabei ist es überraschend, dass selbst fantastische Handlungsstränge äußerst authentisch wirken. Ledigilich in einem Punkt ist die Serie unglaubwürdig: Ihre menschlichen Gesellschaftsentwürfe sind meist sehr merkwürdig. Während die Solaren Welten in dem letzten Zyklus politisch etwas näher erläutert wurden, ist das für die Genetics nicht der Fall.
Der aktuelle Roman beschäftigt sich jedoch mal wieder mit den internen Problemen der Genetics. Dabei wird auf einen alten, unlogischen Ansatz aufgebaut, der nicht weiter erklärt wird. Welcher Ansatz das ist und was das für Probleme mit sich bringt, ist das Thema der "Sternenfaust"-Kolumne auf dem Zauberspiegel:

Gesellschaftsprobleme

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Samstag, 10. Dezember 2011
Gelesen: What Judgments Come (von Dayton Ward & Kevin Dilmore)


"What Judgments Come" ist der vorletzte Roman der Star Trek Romanserie "Vanguard". Doch anstatt die Haupthandlung um das mysteriöse Volk in der Taurus Region voranzutreiben und mehr Informationen über das merkwürdige Meta-Genom zu enthüllen, beschäftigt sich der Roman zum größten Teil mit dem Schicksal Diego Reyes. Der ehemalige Kommandant der Station ist von der Sternenflotte verurteilt und befindet sich derzeit als Asylant und Gefangener auf dem Schiff der Orioner, das an der Station angedockt ist.

Das liest sich gut und ist durchaus unterhaltsam. Es ist aber auch ärgerlich, denn die äußerst gut gestartete Reihe hängt seit einigen Romanen etwas fest und kann die Haupthandlung nicht vorantreiben. Dieser Roman ändert diesen Trend nicht.

Die komplette Rezension findet man auf Trekzone:
Star Trek Vanguard: What Judgments Come (von Dayton Ward & Kevin Dilmore)

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Freitag, 9. Dezember 2011
Bayerische Pädagogik
>Bayern ist bekannt für sein exellentes Schulsystem, das viele intelligente Kinder hervorbringt und in jeglichen Bildungstests überdurchschnittlich abschneidet. Putzig ist dabei, dass die pädagogische Seite des Systems etwas merkwürdig anmutet. Der Freistaat lässt nicht die Eltern entscheiden, auf welche Schule ihr Kind gehen darf. Stattdessen entscheiden allein die Grundschulnoten, welche weiterführende Schule besucht werden darf. Das sorgt regelmäßig für überforderte Kinder und Eltern. Die Performance in der vierten Klasse bestimmt meist über die weitere schulische Karriere. Auch ist es für die Schulbehörde ein Problem, wenn der Schnitt einer Klasse zu gut ist. Aus solchen Gründen werden durchaus mal Lehrkräfte versetzt.mehr

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Donnerstag, 8. Dezember 2011
Flauer Stone
Seit zwei Tagen ist der SPD-Bundesparteitag nun beendet. Der Parteitag beschloss eine Reihe inhaltlicher Anträge und Grundsatzbeschlüsse. Allein die Auflistung der wichtigsten Beschlüsse auf der SPD-Homepage ist beachtlich. Das Ergebnis stellt den "Arbeitsparteitag" des letzten Jahres, der relativ wenig Resultate erzeugte, in den Schatten. Die Medien interessiert das jedoch relativ wenig. Parteitage sind für sie reine Inszenierungen. Da mögen sie recht haben. Doch gerade die Fokussierung der Medien auf die Kanzlerkandidatenfrage macht den Parteitag zu einer Insznierung.mehr

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Mittwoch, 7. Dezember 2011
Gelesen: Neinsagerland (von Rainer Knauber)
"Wege zu einem Konsens für Fortschritt" ist der Untertitel dieses Werkes, das sich vor allem mit der scheinbar neuen Erscheinung des "Wutbürgers" beschäftigt. Doch anstatt wirklich neue Wege aufzuzeigen, greift der Autor gerade einmal zu zwei Mitteln: Er appelliert an eine vermeintliche Vernunft und setzt auf handlungsfähige Politik mit bestenfalls überregionalen Volksentscheiden. Das ist verbunden mit einer äußerst undifferenzierten Herangehensweise an die Thematik, die es gar nicht zulässt, dass praktische Lösungen gefunden werden.

Es gibt Bürgerinititativen gegen viele Dinge. Die meisten lehnen Infrastrukturprojekte ab. Dabei gibt es große Bewegungen wie die um Stuttgart 21 aber auch viele kleine Bewegungen, die mal eine Stromtrasse mal eine Umgehungsstraße verhindern wollen. Sie alle eint, dass sie etwas ablehnen. Damit liefern sie die Munition für den Titel dieses Buch: "Neinsagerland". Sie ermöglichen aber auch, dass die Partei von der sie am häufigsten unterstützt werden, mit dem Attribut "Die Dagegen Partei" bezeichnet werden kann. Häufig finden sich in diesen Bürgerinitiativen Menschen, die die Zeit großer staatlicher (aber auch privater) Bauprojekte beendet sehen wollen.

Knauber vertritt die gegenteilige Position. Deutschlands Wohlstand ruhe auf der Leistungskraft der Industrie. Damit die weiter produzieren kann, bedürfe es einer funktionierenden Infrastruktur. Um diese in Zeiten der Energiewende zu erhalten beziehungsweise rasch auszubauen braucht es möglichst schnelle Prozesse. Hier verhinderten aber eine unüberschaubare Anzahl von "Neinsager"-Bürgerinitativen, dass der Fortschritt vorangehen könne. Knauber argumentiert dabei genau so einseitig wie seine Gegner. Denn während die einen keinerlei Sinn in Bauprojekten sehen, sieht Knauber keinen Sinn in der Kritik daran. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit gegenseitigen Argumenten geschieht auch in diesem Buch nicht.

Knauber beschreibt in dem ersten Teil mit dem Titel "Ortstermin im Neinsagerland" welche Blüten die Protestkultur im Land bereits erreicht hat. Dabei wären viele Beobachtungen sehr interessant, wenn sie nicht so einseitig formuliert wurden. Selbst der Journalismus muss Kritik einstecken, da er protestierenden Bürgern Platz einräumt und somit einer Minderheit zu viel Raum gibt. Das sei früher anders gewesen. Diese Kritik ist hanebüchen und deplaziert, schließlich sind gerade die neuen Kommunikationsmöglichkeiten aller Bürger (!) ein demokratischer Vorteil.

Auch das Argument, dass Umweltorganisationen oft mehr Mittel zur Hand haben, als die Bauunternehmen zieht nicht. Denn die meisten Umweltorganisationen sind zwar mittlerweile wie Unternehmen aufgebaut. Dennoch können sie nicht in jede Bürgerinitative gleich viel Geld reinstecken. Auch Umweltorganisationen orientieren sich daran, wo sie Mitglieder einwerben können. Das sind bei einem kleinen Projekt dementsprechend weniger. Da Knaubers häufig wiederholtes Argument, Umweltorganisationen hätten meist mehr Mittel zur Hand als die Unternehmen, nicht belegt wird, ist es nicht besonders glaubwürdig.

Im zweiten Teil beschreibt Knauber dann, warum Fortschritt auch heute noch wichtig für Deutschlands Wohlstand ist. Seine These ist dabei, dass wir heute zu verwöhnt sind, um Infrastrukturmaßnahmen noch schätzen zu können. Daher bedürfe es - und das legt er im dritten Teil dar - einer neuen Vertrauenskultur. Diese müsse vor allem neue Werte schaffen, aber auch Politiker hervorbringen, die Projekte wieder aktiv vertreten. Dann könne man - im Zusammenspiel mit verbesserten Kommunikationsverfahren bei den Projekten und im Notfall überregionaler Volksentscheide - erreichen, dass das "Gemeinwohl" wieder im Mittelpunkt stehe und der "Fortschritt" voran komme. Interessant dabei ist, dass Infrastrukturmaßnahmen fast ungefragt dem Gemeinwohl dienen und Fortschritt darstellen.

Insofern zieht sich auch in der zweiten Hälfte des Buches eine undifferenzierte Sicht auf Infrastrukturmaßnahmen. Knauber arbeitet für ein Energieunternehemen, daher sieht er auch jede Investition in Energie bzw. ihre Transportwege als grundsätzlich positiv. Das ist kein Wunder, aber eine winzige Grundlage für ein Buch wie dieses.

Positiv zu vermerken ist in erster Linie, dass Knauber darauf hinweist, dass Projekte nicht an Minderheiten scheitern dürfen. Natürlich muss ein Dorf beteiligt werden, wenn eine Energietrasse in der Nähe gebaut wird. Aber dieses Dorf darf nicht Ursache dafür sein, dass in ganzen Landesteilen kein Strom ankommt. Das Beispiel Stuttgart 21 - Knauber konnte den Volksentscheid leider nicht mehr in das Buch einarbeiten - zeigt, dass überregionale Abstimmungen durchaus andere Mehrheiten als angenommen zutage bringen können.

Das Beispiel zeigt aber auch, dass die These des "Neinsagerlands" selbst zu hinterfragen ist. Knauber geht von dieser These wie selbstverständlich aus. Dafür bringt er eine Reihe von Beispielen an, die durch die Berichterstattung in den Medien verstärkt werden. Die Abstimmung zum Bahnhofprojekt in Stuttgart zeigt aber, dass mit der richtigen (und aufwendigen) Kommunikation durchaus Mehrheiten für Infrastrukturprojekte zu gewinnen sind. Sogar in Stuttgart stimmten die Mehrheit der Wähler dem Projekt zu. Daher ist auch Knaubers Hinweis auf das Abstimmungssystem in der Schweiz interessant. Dort ist nämlich noch kein Volksentscheid auf Bundesebene erfolgreich gewesen, der gegen die Interessen der Wirtschaft gerichtet ist. Auch aus diesem Grund sind Volksabstimmungen kritisch zu sehen. Denn auch wenn Knauber behauptet Umweltorganisationen hätten die höheren Budgets, bei Großprojekten sieht das anders aus. Und Wahlkampf braucht in erster Linie nun einmal Geld.

Knauber legt mit "Neinsagerland" also ein populistisches Werk vor, dass die Grundthese unkritisch anhand einiger Beispiele dramatisiert. Dabei ist das Buch an den besten Stellen ein eindringliches Plädoyer für einen starken Industriestandort Deutschland mit einer gemäßigten politischen Kultur, die zum Konsens fähig ist und am Gemeinwohl orientiert ist. An den schlimmsten Stellen hetzt das Buch gegen alle großen und kleinen Initiativen, die es wagen, ein Bauprojekt zu verzögern.

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Dienstag, 6. Dezember 2011
Gehört: Lied von den Vergessenen (von Rosenstolz)
"Lied von den Vergessenen" ist das dritte Lied auf dem neuen Rosenstolz-Album "Wir sind am Leben". Vor kurzem wurde angekündigt, dass dieses Lied die zweite Single des Albums sein wird.

Das Lied ist sicherlich radiotauglich. Es ist nicht besonders sperrig, Klavier und Schlagzeug sorgen für eine angenehmer Hintergrundkulisse und der Refrain ist eingängig. Dabei ist es leider wieder etwas ärgerlich, dass der Refrain mehr Platz als die Strophen einnimt. Da er sehr lang ist, bleibt gerade einmal Platz für zwei inhaltliche Strophen sowie ein Zwischenspiel.

Der Titel skizziert das Thema des Liedes bereits sehr gut. Und wie beim Lied zuvor wird ein eigentlich nachdenkliches und eher trauriges Thema in einen fröhlichen Rhythmus gegossen. Denn während AnNa im Refrain von denen singt, die von ewig gestern, die, die längst schön schlafen sind, nimmt das Lied Fahrt auf, das Schlagzeug setzt richtig ein. So lebt auch dieses Lied wieder davon, das Rhytmik und Text nicht ganz zusammenpassen.

Das lenkt etwas von dem durchschnittlichen Text ab. Denn während es ja eigentlich ein "Lied für die Vergessenen" ist, besingt AnNa ein Verhältnis, das extrem gut ist: Wo ich auch bin, bist Du dabei. Die Erklärung dafür ist lediglich, dass zwei Vergessene sich fragen, ob irgendjemand sie nicht vergessen hat, was dann der Inhalt des Refrains ist. Allerdings kann man die Frage einfach beantworten, schließlich fragen sich dies zwei Menschen, die einander nicht vergessen haben.

Besser ist da die Botschaft des Zwischenspiels zum Schluss. Dort werden verschiedene Signale gegeben, dass einer den anderen wieder zurück ins Leben heben kann. Dann würde das Lied aussagen, dass es für jeden (gefühlt) Vergessenen auch jemanden gibt, der ihn aus diesem Zustand wieder zurückholen kann. Für diejenigen ist dann das Lied gewidmet.

Trotz der kleinen Schwierigkeiten mit dem Text ist "Lied von den Vergessenen" kein schlechtes Lied, es ist halt nur eine typische Single, bei der der Text im Hintergrund steht. Denn beim ersten Durchhören des etwas sperrigen Albums ist dieses Lied eines der wenigen, das sofort ins Ohr geht. Leider ist der Text dann hauptverantwortlich dafür, dass man sich das Lied auch dann noch anhört, wenn andere Lieder längst mit Worten überzeugt haben. Und das kann "Lied von den Vergessenen" nicht leisten. Insofern handelt es sich bei dem dritten Track des Albums um ein gutes Lied und leider nicht mehr.

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