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Gelesen: Mit Schimpf und Schande (von David Weber)
„Mit Schimpf und Schande“ ist der vierte Roman der Serie „Honor Harrington“ und schließt nahtlos an den Vorgänger "Ein schneller Sieg“ an.

Honor Harrington ist noch nicht einmal von ihrem letzten Schlachtfeld zurück, da sorgt sie bereits für politische Turbulenzen im Manticorianischen Sternenreich. Zu recht wird ein Offiziers aus Honors Kampftruppe der Fahnenflucht angeklagt. Er ist jedoch ein Adliger und das sorgt dafür, das die Konservativen aus der Regierungskoalition ausbrechen und zusammen mit den Fortschrittlichen den Fortgang des Krieges gegen Haven verhindern. Der anstehende Prozess ist sehr sensibel und Honor sieht sich auf einmal mit einem Feind konfrontiert, von dem sie dachte, er würde sicher verurteilt werden.

An „Mit Schimpf und Schande“ fällt zunächst auf, dass der Roman ein sehr archaisches Weltbild transportiert. Schaden muss gerächt werden. Das bedeutet in diesem Fall Gleiches mit Gleichem zu sühnen. Insofern stehen Instrumente wie die Todesstrafe und Selbstjustiz im Mittelpunkt des Romans. Das erste Mittel wird unreflektiert benutzt, beim zweiten gibt es immerhin eine Diskussion über die Sinnhaftigkeit dieser Methode. Gut ist daran lediglich, dass Honor Harrington zunächst eine starke Gegnerin des Ehrenduells um Leben und Tod ist. Sie wendet dieses Mittel jedoch selbst an, als sie einen geliebten Menschen durch dieses Instrument verliert. Diese Wandlung ist gut dargestellt.

Trotz des fragwürdigen Rechtsverständnisses ist der Roman sehr gelungen. Denn diese Ansichten decken sich mit der Ideologie, die hinter dem Manticorianischen Sternenreiches steht. Die Serie ist unter anderem deswegen faszinierend, weil sie nicht nur Raumschlachten behandelt, sondern weil bei jedem Roman ein Intrige im Sternenreich maßgeblich für die Handlung ist. Dieser Roman dreht sich ausschließlich um den politischen Intrigensumpf des Königreichs. In dem Roman erfährt man viel Neues über das politische System und obwohl es sich um Politik dreht, ist die Handlung äußerst spannend.

Dieser Roman spielt ausschließlich in Manticore. Und Weber gelingt es einmal mehr eine faszinierende Gesellschaft zu entwerfen, die moderne und altmodische Werte verbindet. Das System ist der britischen Monarchie nachempfunden, ist formal demokratisch, doch spielen alte Standeskräfte noch immer eine sehr starke Rolle. Dieses Setting nutzt Weber klug, um einen spannenden Thriller zu erzählen.

Denn der geschasste Offizier ist ein langer Feind Honors. Er wird nicht umgebracht, sondern erhält aus politischen Gründen lediglich eine Erlassung aus der Navi. Das macht ihn blind vor Zorn. Aufgrund seines Adelstitel hat er automatisch einen Platz bei der Konservativen Partei. Dies nutzt er aus, um sich geläutert zu geben und gleichzeitig Honors Ermordung zu planen. Honor schlägt ihn jedoch mit seinen eigenen Waffen.

Die Haupthandlung ist höchst spannend. Denn das Rechtssystem Manticores hat in diesem Fall versagt. Aus unserer Sicht ist die Todesstrafe keine Möglichkeit der Bestrafung. Dennoch muss das Justizsystem dafür sorgen, dass die Gesellschaft vor gefährlichen Menschen geschützt wird. Das ist mit einer simplen Entlassung aus der Navy nicht gegeben. Und so ist Honor dazu gezwungen, sich selbst zu schützen. Dieses Thema ist klug und spannend und wird für einen triviale Reihe wie „Honor Harrington“ überraschend stark angeschnitten.

Der Roman wird dadurch abgerundet, dass Webers Charaktere sehr authentisch wirken. Von Honor über die Königin bis hin zu einzelnen Besatzungsmitgliedern liest man gerne, was die Leute reden und denken. Bezeichnend ist, dass die eigentliche Handlung erst nach einem Drittel des Romans einsetzt. Bis dahin wird gelebt und geliebt. Dennoch wird es dank Webers Erzählweise nicht langweilig.

Auch das Manticorianische Königreich akzeptiert keine Selbstjustiz. Und so bleibt Honor zuletzt nichts anderes übrig, als ins Exil zu gehen. Dies eröffnet die Möglichkeit neuer, spannender Abenteuer abseits des nun seit vier Bänden thematisierten, gesellschaftlich strengen Manticorianischen Königreiches.

„Mit Schimpf und Schande“ verzichtet auf Raumschlachten und liefert einen höchst spannenden Politikthriller mit kritischen Rechtsvorstellungen, die aber ja gesellschaftlich bedingt sind und in dem Roman gelegentlich hinterfragt werden. Der Roman zeigt, dass die Serie auch ohne Krieg unterhaltsame Geschichten erzählen kann.

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