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(Kurz)Gelesen: Das Spiel mit den Kugeln (von Philip K. Dick)
Die Menschheit beschäftigt sich mit Kugeln. Nachdem die Erforschung des Sonnensystems kein neues Leben gefunden hat, ist die Menschheit desillusioniert. Außerdem haben die Menschen zu viel Freizeit, denn die Roboter übernehmen alle Aufgaben. Gegen Langeweile hilft seit über 100 Jahren ein Gerät einer Firma: Die Weltkugel. Nachdem man sie gekauft hat, wird auf subatomarer Ebene eine Welt erstellt. Durch die richtige Feinjustierung kann man dadurch ganze Zivilisationen erschaffen. Doch auf Dauer lenkt das die Menschen auch nicht ab. Mittlerweile ist es ein neuer Trend, die Zivilisationen zu erschaffen, um sie danach zu zerstören.

Nathan Hull stört das, denn er leidet mit den vielen, kleinen Zivilisationen, die vernichtet werden. Daher versucht er die Weltkugeln zu verbieten, scheitert im Parlament jedoch kläglich. Überraschenderweise ist das Verbot nach der Parlamentssitzung jedoch gar nicht mehr nötig. Denn die Erde hat endlich Kontakt mit Außerirdischen aufgenommen und neue besiedelbare Planeten entdeckt, wodurch die Menschheit wieder einen Sinn hat.

Die Geschichte wirkt ungewohnt belehrend. Anstatt Phänomene im Rahmen einer Geschichte kennezulernen, werden einem die Geheimnisse der Weltkugeln in einem langen Gespräch zwischen Nathan Hull, seiner Freundin und einem Freund beigebracht. Dadurch lernt man zwar deutlich mehr Zusammenhange kennen als in anderen Geschichten Dicks, doch das Ganze wirkt halt dozierend und belehrend.

Das Direktorium, das basisdemokratische Parlament der Zukunft ist sehr interessant. Hier werden demokratische Methoden angewandt, die zum Erscheinen der Kurzgeschichte äußerst kühn sein dürften und auch heute nicht alle möglich oder gewollt sind. Zwar geht dieser Politikansatz von einer krassen „rational choice“ aus, die es so nicht geben dürfte und kann, interessant sind jedoch die Abstimmungsmodi und die direkte Einteilung in Interessensgruppen anstatt Parteien. Es ist zwar nicht klar, ob man dadurch einen Einblick in Dicks Politikvorstellungen der 50er Jahre bekommt oder ob es sich hier um ein Anti-Beispiel handelt, lesenswert ist es dennoch.

Der letzte Abschnitt der Kurzgeschichte verwundert zunächst. Die Stimmung ist ungewohnt optimistisch. Nathan hat seinen Antrag zwar nicht durchbringen können, doch mit der Entdeckung von Außerirdischen ist der Faszination der Weltkugeln erst einmal ein Ende gesetzt. Es herrscht Aufbruchstimmung, alles erscheint positiv. Das wäre für eine Dick-Kurzgeschichte geradezu merkwürdig.

Doch auf der letzten Seite, als Nathan seine Freundin nach Hause bringen möchte, ereignet sich ein heftiges Erdbeben, das den Pazifik erschüttert.Nathans Reaktion lässt vermuten, dass der Erde und der Menschheit ein schlimmes Schicksal bevorsteht. Denn warum sollten die Menschen, die in der Lage sind, kleinere Weltkugeln zu bauen, nicht ebenfalls in einer solchen stecken?

Diese Idee, dass viel Welten ineinander verschachtelt sind und sich halt in erster Linie durch die Größe unterscheiden, ist sehr gelungen. Zwar wird dieses Konzept zunächst sehr dozierend vermittelt, doch das überraschende Ende entschädigt dafür völlig.

“Der Ärger mit den Kugeln”,25 Seiten, 1953, von Philip K. Dick, aus der Anthologie “Variante zwei”.

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