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Gesehen: Herr Puntila und sein Knecht Matti (im Deutschen Theater)
Puntila säuft seit zwei Tagen, da unterbricht ihn sein Knecht Matti. Er hat keine Lust mehr zu warten. Puntila erkennt in ihm „einen Menschen“, möchte sich mit seinem Knecht anfreunden. Kurz darauf hält er es sogar für möglich, Matti seine einzige Tochter, die eigentlich einem verschuldeten Attaché versprochen ist, zur Frau zu geben. Die Stimmung ändert sich schlagartig, als Puntila wieder nüchtern wird.Dann ist er ein strenger Herr, der alles sehr genau nimmt. Doch dabei sehnt er sich immer wieder den Rausch herbei, in dem er zumindest die Möglichkeit sieht, den Menschen näher zu kommen.
Das Stück ist auf einer spartanischen Bühne inszeniert. Gegenstände gibt es kaum, stattdessen hohe Wände, die zu einer Drehbühne arrangiert sind. Dazu erklingt laute Musik, die die Boxen teilweise überdehnt. Die begrenzten Möglichkeiten der Charaktere und der Lärm des Rausches werden so gut dargestellt.
Zu Beginn sieht man einen Säufer, der viele Male hintereinander auf die Bühne kotzt. Sofort vermutet man, das ist Puntila. Doch es stellt sich heraus, dass der zweite, zu dem Zeitpunkt noch ruhigere Schauspieler der Puntila ist. Die andere Person taucht nicht wieder auf, ist einfach nur ein Säufer, der zum Schluss sogar zusammenbricht. Das ist ein geschickter Einfall. Denn das Stück suggeriert an vielen Stellen, dass der Alkohol zwar nichts an den gesellschaftlichen Verhältnissen ändern kann, bei einem Kapitalisten wie dem Puntila aber wenigstens das Gute im Menschen zutage fördern kann. Diese Inszenierung beginnt mit den gefährlichen, den zerstörerischen Auswirkungen des Alkohols.
Darüber hinaus ist das Stück an vielen Stellen natürlich lustig. Puntilas Stimmungsschwankungen sorgen für manche komische Szene. Er verlobt sich zum Beispiel im Schnelldurchgang mit drei Frauen an einem Nachmittag. Das wird freilich von zwei ernsten Komponenten flankiert. Erstens erfährt man von jeder Frau, was für ein karges und ausgebeutetes Leben sie führen. Zweitens löst Puntila die Verlobung sofort wieder auf, als er nüchtern ist. Die Frauen werden somit in dem Moment ihrer Hoffnung beraubt, als sie gerade zum ersten Mal seit langem so etwas wieder entwickelt haben.
Stark ist Mattis scheinbar teilnahmslose Darstellung. Wenn er mit Puntila redet, bemüht er sich immer, seine Meinung nach hinten zu stellen. Er akzeptiert das System, akzeptiert, dass auf dem Markt Arbeiter wie Waren gehandelt werden. Er drängt Puntila, wenn dieser besoffen ist, das Notwendige zu tun. Gelegentlich aber bricht er aus seiner Rolle heraus. Dann macht er einen Spaß und meist fällt das zusammen mit Puntilas nüchternen Phasen, was schief gehen muss. Am weitesten bricht er gegenüber Puntilas Tochter aus seiner zurückhaltenden Position, hier erlaubt er sich viel. Das geht jedoch nicht so weit, dass er sie tatsächlich heiraten könnte. Natürlich will er es, er weiß aber, dass die Standesunterschiede zu groß sind, die Lebensrealitäten zu weit voneinander entfernt, als dass hier Liebe oder gar eine Ehe gelingen könnten.
Das ist zum Schluss auch die Hauptaussage. Obwohl Matti ein zurückhaltender, häufig angepasster Knecht ist, der sich vieles gefallen lässt, reicht selbst ein halb guter Herr nicht, um die Verhältnisse erträglich werden zu lassen. Die Kluft zwischen Herr und Knecht kann auch im Rausch nicht überwunden werden. Die Verhältnisse sind im herrschenden System nicht zu überwinden, auch nicht durch Alkohol.
Das Stück ist auf einer spartanischen Bühne inszeniert. Gegenstände gibt es kaum, stattdessen hohe Wände, die zu einer Drehbühne arrangiert sind. Dazu erklingt laute Musik, die die Boxen teilweise überdehnt. Die begrenzten Möglichkeiten der Charaktere und der Lärm des Rausches werden so gut dargestellt.
Zu Beginn sieht man einen Säufer, der viele Male hintereinander auf die Bühne kotzt. Sofort vermutet man, das ist Puntila. Doch es stellt sich heraus, dass der zweite, zu dem Zeitpunkt noch ruhigere Schauspieler der Puntila ist. Die andere Person taucht nicht wieder auf, ist einfach nur ein Säufer, der zum Schluss sogar zusammenbricht. Das ist ein geschickter Einfall. Denn das Stück suggeriert an vielen Stellen, dass der Alkohol zwar nichts an den gesellschaftlichen Verhältnissen ändern kann, bei einem Kapitalisten wie dem Puntila aber wenigstens das Gute im Menschen zutage fördern kann. Diese Inszenierung beginnt mit den gefährlichen, den zerstörerischen Auswirkungen des Alkohols.
Darüber hinaus ist das Stück an vielen Stellen natürlich lustig. Puntilas Stimmungsschwankungen sorgen für manche komische Szene. Er verlobt sich zum Beispiel im Schnelldurchgang mit drei Frauen an einem Nachmittag. Das wird freilich von zwei ernsten Komponenten flankiert. Erstens erfährt man von jeder Frau, was für ein karges und ausgebeutetes Leben sie führen. Zweitens löst Puntila die Verlobung sofort wieder auf, als er nüchtern ist. Die Frauen werden somit in dem Moment ihrer Hoffnung beraubt, als sie gerade zum ersten Mal seit langem so etwas wieder entwickelt haben.
Stark ist Mattis scheinbar teilnahmslose Darstellung. Wenn er mit Puntila redet, bemüht er sich immer, seine Meinung nach hinten zu stellen. Er akzeptiert das System, akzeptiert, dass auf dem Markt Arbeiter wie Waren gehandelt werden. Er drängt Puntila, wenn dieser besoffen ist, das Notwendige zu tun. Gelegentlich aber bricht er aus seiner Rolle heraus. Dann macht er einen Spaß und meist fällt das zusammen mit Puntilas nüchternen Phasen, was schief gehen muss. Am weitesten bricht er gegenüber Puntilas Tochter aus seiner zurückhaltenden Position, hier erlaubt er sich viel. Das geht jedoch nicht so weit, dass er sie tatsächlich heiraten könnte. Natürlich will er es, er weiß aber, dass die Standesunterschiede zu groß sind, die Lebensrealitäten zu weit voneinander entfernt, als dass hier Liebe oder gar eine Ehe gelingen könnten.
Das ist zum Schluss auch die Hauptaussage. Obwohl Matti ein zurückhaltender, häufig angepasster Knecht ist, der sich vieles gefallen lässt, reicht selbst ein halb guter Herr nicht, um die Verhältnisse erträglich werden zu lassen. Die Kluft zwischen Herr und Knecht kann auch im Rausch nicht überwunden werden. Die Verhältnisse sind im herrschenden System nicht zu überwinden, auch nicht durch Alkohol.
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