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Dienstag, 29. Mai 2012
Gehört: E.N.E.R.G.I.E. (von Rosenstolz)
Das Lied hat keine erkennbaren Strophen in einem wiederkehrenden Rhythmus, was den Refrain sehr in den Mittelpunkt stellt. Der sagt aber nicht viel mehr aus, als dass eine Person, an Energie wartet und glaubt. In der zweiten Hälfte des Liedes kommt ein Kinderchor dazu, der endgültig von dem Text des Liedes ablenkt.

Dabei ist die Grundidee gar nicht blöd und vielleicht die direkteste Anspielung auf Peter Plates Burnout-Erkrankung. Denn die englische Bezeichnung der Krankheit spielt ja darauf an, dass einfach keine Energie für den Alltag übrig ist.

Die ersten Zeilen zeigen, dass das Lied von einer Zweisamkeit ausgeht. Es gibt so viele schöne Worte / doch zu uns fiel mir keins ein / das war irgendwie bezeichnend / hab gedacht, das muss so sein. Diese scheint jedoch beendet zu sein, was bereits dadurch angedeutet wird, dass alle Aussagen im Präteritum formuliert sind. Die Gemeinsamkeit konnte nicht beschrieben werden, das wurde für normal gehalten und war wahrscheinlich einer der Gründe für das Scheitern.

Bereits die nächsten Zeilen sind dann eine reine Konzentration auf die eigenen Belange. Ich hab nichts mehr zu verschenken / Ich brauch den letzten Rest für mich. Das ist die Eröffnung, dass nun Zeit und Ruhe für die eigene Person gebraucht wird. Das fällt nicht leicht: Tut mir leid, ich kann nicht denken / nicht an Dich, nicht an mich. Die Situation ist also so verfahren oder so unbefriedigend, dass nicht einmal mehr die Zeit oder die Kraft bleibt, um über das eigene Wohlbefinden hinaus zu denken. Das eigene Leben muss erst geordnet werden, bevor an andere gedacht wird. Gleichzeitig deuten diese Zeilen auch an, dass die Situation so schwierig ist, dass an sich selbst ebenfalls nicht mehr gedacht werden kann.

Die Lösung wird im Refrain präsentiert. Das Zurückfahren der eigenen Aktivitäten, das konsequente Reduzieren aller Anstrengungen und das darauffolgende Warten auf Energie, also auf Kraft, sind die einzigen Optionen. Und ich schalt mich jetzt einfach aus / Und ich ziehe den Stecker raus / Und ich warte auf Energie / Glaube an Energie. Es bleibt also gar nichts anderes übrig, als innezuhalten und darauf zu hoffen, dass die Kraft wiederkehrt. Davon zeugt auch die zweite Refrainstrophe, die ähnlich ist, aber davon spricht, dass man sich stumm schalten muss und sich dabei ganz sicher nicht um drehen wird. Sie endet mit der Aussage: Ich bleibe stark und ich weiß auch wie / Ich glaube An Energie. Somit ist die einzige Möglichkeit während einer solchen Erschöpfungserscheinung stark zu bleiben, der starke Glaube daran, dass es besser werden kann.

Nach dem Refrain setzt der Kinderchor ein und buchstabiert das Wort Energie. Dabei fällt beim Aufbau des Liedes kaum auf, dass zu jedem Buchstaben ein Zusammenhang gesungen wird. Beim Hören klang es für mich eher wie eine Ansammlung zusammenhangsloser Worte. Doch wenn die Kinder zum ersten Mal E rufen heißt es für Ekstase und Exzentrik. Weiter geht es mit N – für ein Nein und nicht so schwer. So wird sich durch das ganze Wort Energie durchgearbeitet. Das ist vielleicht ein etwas alberner Einfall, aber durchaus sinnig. Denn neben den bereits zitierten Hinweisen, dass man auch mal über die Stränge schlagen muss, häufiger Nein sagen sollte, folgen noch die Ratschläge nicht alles an sich heranzulassen, sich auch mal Ruhe zu gönnen, gelassener durchs Leben zu gehen, auch mal Irrtümer und Idotien zu begehen und vor allem Euphorie erleben. Das ist ein schönes Konglomerat, das zusammen ist: ENERGIE und damit genau das, was fehlt, wenn man sich vom Leben erschöpft fühlt. Diese Ratschläge sind wohl nicht nur hilfreich, wenn man gerade an einem Burnout-Syndrom leidet, sondern allgemein nutzbar, wenn man von dem aktuellen Lebensalltag nicht zufrieden ist.

Abgerundet wird das Lied mit dem Hinweis: Bin zwar älter, doch nicht geläutert / Bin gefallen, doch nicht gescheitert. Dies ist ein kleines Plädoyer dafür, emotionale Schwächen auch zu zeigen und vor allem sich selbst gegenüber einzugestehen. Denn nur dadurch können Veränderungen erreicht werden. Das Lied endet mit der Entschuldigung aus der zweiten Strophe: Tut mir leid, ich will nicht denken / Nicht an Dich, nicht an mich. Gelegentlich nicht denken, sondern „nur“ leben – das ist ein wichtiger Bestandteil, der ENERGIE, die wir alle brauchen.

Leider ist die schöne Botschaft über den Umgang mit eigenen Ermüdungserscheinungen und den Auswegen daraus in ein Lied eingebettet, das den Text nicht leicht verständlich macht und sich zudem auch nicht angenehm zu hören ist.

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